sche Sportwagenhersteller Porsche
vor wenigen Tagen bekanntgegeben,
gemeinsam einen elektrischen Senk-
rechtstarter entwickeln zu wollen.
„Porsche will seinen Ruf als Sportwa-
genhersteller erweitern und eine füh-
rende Marke für Premium-Mobilität
werden“, begründete Detlev von Pla-
ten, Vorstand für Marketing und Ver-
kauf bei Porsche, den Vorstoß: „Mit
unseren kombinierten Stärken kön-
nen wir einen möglichen Schlüssel-
markt der Zukunft erreichen.“
Auch den anderen Anbietern fehlt
es nicht an Selbstbewusstsein: „Nie-
mand ist so weit wie wir“, behauptet
etwa EHang-Gründer Hu. Die Herstel-
lung seiner bemannten Drohnen soll
noch in diesem Jahr in Serienproduk-
tion gehen. Dazu hat EHang eine
Partnerschaft mit dem österrei-
chischen Flugzeugzulieferer FACC ge-
schlossen. Auch mit der deutschen
DHL wurde ein Pilotprojekt gestartet.
Auf einer Teststrecke in Südchina
fliegen automatisierte Lieferdrohnen
eine rund acht Kilometer lange Ver-
bindung ab. Pro Flug können die
Drohnen laut dem Unternehmen bis
zu fünf Kilo schwere Pakete in einer
Art überdimensionaler Packstation
abliefern. Die Erfahrungen sieht Hu
als hilfreich, um die Konkurrenz im
Rennen um die ersten regulären
Flugtaxi-Einsätze zu schlagen: „Die
anderen haben noch einen langen
Weg vor sich“, glaubt Hu.
Doch auch Volocopter, das Daimler
und den chinesischen Autobauer
Geely zu seinen Investoren zählt, un-
terstreicht in Singapur, wie weit man
schon ist. Neben dem Testflug stellt
das Unternehmen dort diese Woche
erstmals einen Prototyp der Infra-
struktur vor, an die die Flugtaxis in
Zukunft angebunden sein sollen. Da-
zu gehört eine 625 Quadratmeter
große Wartelounge, in der sich Passa-
giere künftig selbstständig per App
einchecken sollen.
Taxi-Apps als Partner
Die Taxis heben von einer angren-
zenden Außenlandefläche ab. Volo-
port nennt Volocopter seine Start-
und Landestationen, an denen auch
die Batterien des Fluggeräts geladen
werden sollen. Entwickelt wurden sie
in Zusammenarbeit mit dem briti-
schen Unternehmen Skyports. Fir-
menchef Reuter verspricht Komfort:
„Passagiere müssen nicht erst an ei-
ner rostigen Feuerleiter auf ein Hotel-
dach klettern, wie das heute noch bei
Helikopterflügen der Fall ist.“
Um sein Angebot in den Verkehrs-
mix zu integrieren, erwägt Reuter
Kooperationen mit lokalen Taxi-Start-
ups – in Südostasien etwa mit Grab
aus Singapur oder Go-Jek aus Indone-
sien: „Natürlich wird es in Zukunft
Routen geben, auf denen sich die
Passagiere über verschiedene Ver-
kehrsträger hinweg bewegen – etwa
mit einem E-Scooter losfahren, dann
mit dem Volocopter fliegen und mit
einem Ride-Hailing-Anbieter bis ans
Ziel kommen“, sagt er. „Ich gehe des-
halb davon aus, dass wir entspre-
chende Allianzen schließen werden.“
Er dürfte damit auf offene Ohren
stoßen. Kaum ein Mobilitätsanbieter
traut sich noch, das Thema Flugtaxi
völlig auszublenden. „Da muss man
mit am Tisch sitzen, auch wenn es
nach wie vor viel Skepsis bei dem
Thema gibt“, bringt ein Luftfahrt-Ma-
nager die Stimmung auf den Punkt.
Der Flughafenbetreiber Fraport
hat bereits eine Partnerschaft mit Vo-
locopter geschlossen, um Einsatz-
möglichkeiten der Drohnen zu unter-
suchen. „Es gibt einen gewissen Hy-
pe, aber der hat Substanz“, sagt der
zuständige Fraport-Vorstand Pierre
Dominique Prümm. Bestehende Ver-
kehrsträger stießen zunehmend an
ihre Grenzen. „Wir sehen deshalb in
Flugtaxis mittelfristig ein großes Po-
tenzial.“
Doch es gibt noch einige Hürden.
„Für den kommerziellen Einsatz von
Passagierdrohnen müssten grund-
sätzlich dieselben Vorschriften gelten
wie für die kommerzielle Luftfahrt“,
sagt Gerald Wissel vom Luftfahrtbe-
ratungsunternehmen Airborne Con-
sulting. Das bedeute strenge Aufla-
gen beim Betrieb und auch bei der
Wartung der Fluggeräte. Angesichts
des großen Aufwands werden die
fliegenden Taxis anfangs wohl zu-
nächst hohe Ticketpreise aufrufen.
Doch laut einer Studie des Bera-
tungsunternehmens Roland Berger
wird es dabei nicht bleiben: Das Kon-
zept könnte „nicht sehr weit in der
Zukunft“ gängige Praxis werden.
Diese Prognose teilt aber längst
nicht jeder: „Ob Flugtaxis jemals ein
Verkehrsmittel für die Massen wer-
den, wage ich mal zu bezweifeln“,
sagt ein Luftfahrtmanager. Auch in
der deutschen Bevölkerung über-
wiegt Skepsis. In einer Studie des Be-
ratungsunternehmens Bearing Point
sprachen sich 53 Prozent der Befrag-
ten im Sommer gegen einen Einsatz
der neuen Flugvehikel in Städten
aus, vor allem mit dem Verweis auf
die Gefahr von Abstürzen.
Auch bei dem pilotierten Flug von
Volocopter in Singapur gehen die Be-
teiligten lieber noch auf Nummer si-
cher. Er soll über der Marina Bay Wa-
terfront stattfinden, also über Wasser.
Volocopter-Chef Florian Reuter sieht
keinen Grund für Nervosität: „Wenn
ich nicht absolut überzeugt wäre, dass
wir sicher fliegen können, dann wür-
den wir das nicht tun“, sagt er. „Da
darf nichts schiefgehen, das ist schon
vollkommen klar.“
Florian Reuter:
Der Volocopter-Chef
sieht Perspektiven
für Flugtaxis vor allem
in Asien.
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MONTAG, 21. OKTOBER 2019, NR. 202
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