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von christiane schlötzer
Istanbul –MontagmorgenimPräsidenten-
palast von Ankara. Türkische Journalisten
warten, ein Auftritt des Regierungschefs
und militärischen Oberbefehlshabers ist
angekündigt. Ein grauer Vorhang öffnet
sich, wie im Theater, gibt kurz den Blick
frei auf goldglänzendes Interieur, Recep
Tayyip Erdoğan tritt ans Mikrofon, Vor-
hang zu. Erdoğans Stimme klingt rau, wie
bei einem, der in den letzten Stunden zu
viel geredet hat. Und was er sagt, macht
auch nichts wirklich klar: „An einem
Abend, plötzlich“, also ohne weitere Vor-
warnung, könne der neue türkische Ein-
marsch in Syrien beginnen, sagt Erdoğan.
Und fügt dann hinzu – als gebe es doch
noch viel Zeit: Er werde in der ersten No-
vemberhälfteinWashingtonmitUS-Präsi-
dent Donald Trump die Entwicklungen in
der Region besprechen. Vorhang auf, Ab-
tritt Erdoğan, Vorhang zu. Der Präsident
bricht danach Richtung Serbien auf.
Ein paar Stunden zuvor hatte das Weiße
Haus bereits mitgeteilt, dass die USA den
„lange geplanten Einsatz“ im umkämpften
syrischen Gebiet, den die Türkei „bald“ be-
ginnen werde, nicht unterstützen werden.
Der Rückzug der US-Truppen aus der sy-
risch-türkischen Grenzregion begann
dann sofort. Damit lässt US-Präsident Do-
nald Trump Erdoğan freie Hand, gegen die
Kurdenmilizen vorzugehen, die bislang
Partner Washingtons im Kampf gegen den
„IslamischenStaat“(IS)waren. Mitdenvon
US-Truppen und Kurden in den vergange-
nen zwei Jahren gefangenen IS-Terroris-
ten müssten sich dann auch die Türken be-
fassen, ließ das Weiße Haus noch wissen.
Die Rolle der Kurden bei der Bekämp-
fung des IS wollte Ankara nie anerkennen.
Für die türkische Regierung sind die sy-
risch-kurdischen „Volksverteidigungsein-
heiten“ (YPG) ebenfalls „Terroristen“, weil
sie mit der türkisch-kurdischen PKK ver-
bündet sind, die in der Türkei seit 40 Jah-
ren einen blutigen Kampf gegen Staat und
Armee führt. Die PKK gilt auch in Europa
und in den USA als Terrororganisation, für
die YPG gilt dies nicht.
Der frühere amerikanische Verteidi-
gungsminister James Mattis und Ex-Si-
cherheitsberater John Bolton hatten, als
sie noch im Amt waren, immer wieder ver-
sucht, Trump von einem Truppenrückzug
aus Syrien abzuhalten, um die kurdischen
Milizen zu schützen, die auch der bestim-
mende Teil der Syrisch-Demokratischen
Kräfte (SDF) sind. Deren Sprecher, Musta-
faBali,bestätigteviaTwitterdenUS-Rück-
zug. Bali schrieb, die USA ließen damit zu,
dass die Gegend zum Kriegsgebiet werde.
Die Entscheidung von Trump ruiniere das
Vertrauen in die USA, twitterte Bali.
Trump twitterte auch: Eine weitere Un-
terstützung der von Kurden geführten Re-
bellengruppen wäre zu teuer. „Die Kurden
habenmitunsgekämpft,abersiehabenda-
für extrem viel Geld und Ausrüstung be-
kommen.“ Es sei Zeit, so Trump, für einen
Ausstieg der USA „aus diesen lächerlichen,
endlosen Kriegen, von denen viele Stam-
meskriege sind“. Tatsächlich werden laut
derNew York Timesgerade einmal 150 bis
200 Soldaten innerhalb Syriens verlegt.
Aus Ankara hieß es, der US-Rückzug
könneeineWochedauern.Dasklangso,als
sei zumindest in den nächsten Tagen nicht
mit dem Angriffzurechnen. BrettMcGurk,
einst Trumps Sondergesandter für den
Kampf gegen den IS, nannte Trumps Ent-
scheidung„impulsiv“,siegefährdeVerbün-
dete, und dies alles nur wegen eines „har-
schen Telefonats“. Trump und Erdoğan
hattenamSonntagtelefoniert.McGurkhat-
te schon in einem Artikel fürForeign Af-
fairsgewarnt,dieTürkeiwolleihrStaatsge-
biet ummehrals 30 KilometernachSyrien
hinein ausdehnen.
Zehn oder 35 Kilometer, wie tief werde
die Türkei nach Syrien vorstoßen, für ihre
„Sicherheitszone“? Darüber diskutierten
nach dem Erdoğan-Auftritt türkische Ex-
pertenimTV-SenderHabertürküberStun-
denhinweg.VorderUN-Generalversamm-
lung hatte Erdoğan jüngst Karten gezeigt,
mit einem 480 Kilometer langen und etwa
30 Kilometer breiten Korridor, der allein
von der Türkei beherrscht werden sollte.
In dem Telefonat mit Trump sagte er nach
AngabendesPräsidialamtsinAnkara,zen-
trales Ziel der Militäroperation sei „die
NeutralisierungderBedrohungdurchPKK-
YPG-Terroristen“.ZudemwollemanBedin-
gungenschaffen,dieeine Rückkehrvonsy-
rischen Flüchtlingen ermöglichen. Trump
gegenüber habe Erdoğan seine „Frustrati-
on“darüber deutlichgemacht, dasseinge-
plantes gemeinsames Vorgehen mit den
USAinSyrienvom US-Militärundderame-
rikanischen Sicherheitsbürokratie verhin-
dert worden sei. Gemeinsame Patrouillen
vonamerikanischenundtürkischenSolda-
tenhatteErdoğanzuvorbeieinerParteiver-
sammlung als Augenwischerei bezeichnet.
Pläne zur Umsiedlung von Flüchtlingen
in neue Musterstädte in Syrien hatten tür-
kische Gesprächspartner auch Bundesin-
nenministerHorstSeehoferbeiseinemBe-
such in der vergangenen Woche in Ankara
präsentiert, und zwar „ausführlich“, wie
Seehofer der SZ sagte. Erdoğan erhofft
sich einen finanziellen Beitrag der EU für
den Bau neuer Städte in Nordsyrien.
DieEUkönnteallerdingskaumeinerBe-
satzungsmacht in Syrien mit Finanzhilfen
zur Seite springen, was Ankara offenbar
übersieht. Das Washington Institut for
Near East Policy rechnete jüngst vor: In
dem fraglichen Gebiet lebten derzeit etwa
850000 Menschen, 650000 davon seien
Kurden. Konflikte seien daher bei einer
großen Umsiedlungsaktion von sunniti-
schensyrischenFlüchtlingenunausweich-
lich, warnt der türkische Journalist Cengiz
Çandar. Der linke türkische Autor Ahmet
Aziz Nesin schrieb in einem Tweet, Erdo-
ğan führe mit einem Angriff auf Syrien die
Türkei „in den Selbstmord“. Jemand muss
„Halt“ sagen, forderte Nesin.
Regierungskritische türkische Medien
warnten auch vor den inhaftierten „Zehn-
tausend“ IS-Kämpfern und deren Fami-
lien im syrischen Kurdengebiet, mit denen
sichdieTürkeidannbefassenmüsse.Erdo-
ğan nannte diese Zahl bei seinem kurzen
Auftritt am Montag „übertrieben“.
Der Präsident kann bei einem Ein-
marsch auf die mit seiner AKP verbünde-
tenUltranationalistenzählen.DerenRheto-
rik ist teils noch schriller als die der AKP.
Die größte Oppositionspartei, die säkulare
CHP, vertritt dagegen die Position, Ankara
sollte wieder mit dem Diktator in Damas-
kus, mit Baschar al-Assad, reden, da ohne
ihn kein Frieden möglich sei. Diese Positi-
on wird nicht von der gesamten Oppositi-
ongeteilt.AlsdietürkischeArmeeimJanu-
ar 2018 bereits die kurdische Provinz Afrin
einnahm, ließ Ankara Hunderte türkische
Kritiker der Operation festnehmen.
München –DieListederkurdischenTrau-
mata ist lang; das Gefühl, von allen Mäch-
ten dieser Welt alleingelassen und verra-
ten zu werden, dominiert weite Teile ihrer
Geschichte. Speziell die syrischen Kurden
müssen nicht tief in die Vergangenheit bli-
cken:ImJanuar2018marschiertedietürki-
sche Armee auf Befehl ihres Präsidenten
RecepTayyipErdoğan inAfrinein,dem bis
dahin westlichsten Kanton des kurdischen
Autonomieprojektes im Norden Syriens.
Die im Kampf gegen die Terrormiliz IS ge-
stählten Truppen der Kurden leisteten er-
bittertenWiderstand: Dietürkische Armee
war wegen der Massenentlassungen nach
dem Putschversuch von 2016 geschwächt,
brauchte fast zwei Monate, um das kleine
Afrinzuerobern,underlittdabeiteilspein-
liche Verluste. Doch gegen eine Nato-Ar-
mee, die mit deutschenLeopard-Panzern
und syrischen Söldnern als Fußsoldaten in
das hügelige Gebiet einrückte, waren die
kurdischen Kämpfer letztlich machtlos.
Mit der von der Türkei „Operation Oli-
venzweig“ genannten Offensive griff der
Syrienkrieg auf eines der letzten Gebiete
über, in denen bis dahin kein Schuss gefal-
len war – gleichzeitig zerplatzte mit dem
türkischen Einmarsch die Vision der syri-
schen Kurden, ein zusammenhängendes
Gebiet mehrerer Kantone von der iraki-
schen Grenze im Osten bis fast ans Mittel-
meer im Westen zu kontrollieren. Basie-
rendaufdenIdeendesinderTürkeialsTer-
roristzulebenslangerHaftverurteiltenAb-
dullah Öcalan wollte die syrische Kurden-
partei PYD eine „staatenlose Demokratie“
aufbauen: Eine Art Rätesystem, in dem die
einzelnen Viertel, Kommunen und Regio-
nen möglichst viele Entscheidungen auf
möglichst lokaler Ebene treffen.
Mit diesen basisdemokratischen Ele-
menten, ihrem strikten Säkularismus und
derdemonstrativgelebtenGleichberechti-
gungderGeschlechter–allepolitischePos-
ten müssen paritätisch mit einem Mann
undeinerFraubesetztsein,nebendenSol-
daten der Miliz YPG kämpften auch die
Frauen der YPJ gegen den IS – fand die
syrisch-kurdische Autonomiebewegung
auchvieleBewundererimWesten.Dasspo-
litische Gegner aber auch in dem „Rojava“
genanntenPseudostaatschnell inHaftlan-
deten und die Bewohner vieler arabischer
Gebiete unter kurdischer Kontrolle nach
der Vertreibung des IS über Diskriminie-
rung klagten, wurde oft übersehen.
Die Einrichtung der von Erdoğan ange-
strebten „Sicherheitszone“ gefährdet nun
nicht nur die politischen Ambitionen der
Kurden auf noch fundamentalere Art. Das
Beispiel Afrin ist für sie auch aus anderen
Gründen abschreckend: Den fast 200000
vor den Kämpfen geflohenen Bewohnern
des Gebiets wurde nach kurdischen Anga-
ben meist die Rückkehr in ihre Häuser und
Wohnungen verweigert. Sie wurden vom
türkischenStaatanSyrervergeben,diezu-
letzt in der Rebellenenklave Idlib lebten –
meist Familien islamistischer Milizionäre.
Neben Berichten von Menschenrechtsver-
letzungen, Plünderungen, der Zerstörung
kurdischer Kulturgüter und einer zuneh-
menden erzwungenen Islamisierung des
öffentlichen Lebens, ist es vor allem diese
Angst vor ethnisch motivierter Vertrei-
bung, die kurdische Vertreter heute vor-
bringen. Zumal Erdoğan ankündigt, in sei-
ner „Sicherheitszone“ Siedlungsraum für
bis zu zwei Millionen Syrer aus anderen
Landesteilen schaffen zu wollen.
Kurz nachdem in der Nacht zum Mon-
tag die dürre Mitteilung aus dem Weißen
Haus publik wurde, mit der Trump Erdo-
ğan freie Hand bei der Umsetzung seiner
Pläne lässt, waren die ersten Stützpunkte
der US-Armee in Nordsyrien schon ver-
waist.EtwainTelAbjad,gegenüberdertür-
kischenStadtAkçakaleanderGrenzegele-
gen,warendieUS-Soldatenbereitsabgezo-
gen.DieBewohnerfühlensichdoppeltver-
raten: Nicht nur haben ihre Milizen unter
enormen Opfern den Kampf gegen den IS
fürdenWestenausgefochten.Auf eineVer-
sicherung der USA hin, durch gemeinsame
Patrouillen mit der Türkei eine Offensive
abzuwenden,habensichdieKurdenaufei-
ne weitere Forderung Ankaras eingelas-
sen: Sie haben in den vergangenen Wo-
chen Befestigungsanlagen entlang der
Grenzeabgebautunderstkürzlichfertigge-
stellte Bunker gesprengt. Die ersten Be-
wohnerpacktenlokalenMedienzufolgebe-
reits am Montag Pick-up-Trucks und
Kleintransporter, um zu fliehen.
Dennoch geben sich Kurdenvertreter
kämpferisch: „Wir verteidigen Nordostsy-
rien um jeden Preis“, sagte Mustafa Bali,
derSprecher dervondenKurdendominier-
ten Syrischen Demokratischen Kräfte. Ein
Preis, den manche wohl bereit wären zu
zahlen, wäre ein Teilverlust der Autono-
mie. Schon während der Afrin-Offensive
verhandeltenAbgesandtederKurdenhek-
tisch in Damaskus und Moskau, luden
Truppen des syrischen Machthabers in ih-
re Gebiete ein, um ein Leben unter türki-
scher Hoheit zu verhindern. 2018 kam die-
ser Zug zu spät. 2019 könnte der wahre Ge-
winnervonErdoğansOffensive Bascharal-
Assad heißen. moritz baumstieger
Berlin – Ein Sprecher von Bundesinnen-
mister Horst Seehofer (CSU) sah sich am
Montag zu einer Klarstellung veranlasst.
„Militärische Aktivitäten“, sagte er, lägen
„nicht im Zuständigkeitsbereich des Bun-
desinnenministers“. Für geboten hielt er
dieseKlarstellung,nachdemzuvordieFra-
geaufgetauchtwar,inwieweitdiebevorste-
hende militärische Offensive der Türkei in
Nordsyrien bei den Gesprächen Seehofers
vorige Woche in Ankara eine Rolle gespielt
habe.DasseinichtderFallgewesen,beton-
teder Sprecher;wohl aberseiman vontür-
kischer Seite auf das Vorhaben zu spre-
chen gekommen, Schutzzonen für Flücht-
lingeim Norden Syrienseinzurichten. See-
hofer habe daraufhin signalisiert, „dass
die Bundesregierung mit diesen Überle-
gungen derzeit ihre Probleme hat“.
Abgesehen davon, dass dies eine leichte
Untertreibung sein dürfte, zeigt die Ant-
wort, dass Militärisches und Humanitäres
nicht wirklich zu trennensind. Größte Sor-
ge des Innenministers ist derzeit, dass die
Flüchtlingszahlen wieder steigen. Das tür-
kische Vorhaben, einen Teil Syriens zu-
nächst militärisch unter Kontrolle zu brin-
genunddanndortnacheigenenVorstellun-
gen einen Zufluchtsraum für Flüchtlinge
zu schaffen, trägt sehr zu dieser Sorge bei.
Zumeinen,weilsichjeneaufdenWegnach
Europa machen könnten, die Angst haben,
gegen ihren Willen aus der Türkei in eine
syrische Schutzzone verbracht zu werden.
Zum anderen, weil neue militärische Ge-
walt weitere Menschen in die Flucht trei-
ben dürfte. Dieses eigentliche Problem ha-
be Seehofer in Ankara „mit keinem Wort
angesprochen“,beklagtdennauchderGrü-
nen-Außenpolitiker Omid Nouripour. Das
sei „Wahnsinn“.
MannehmedietürkischenAnkündigun-
gen, „eine einseitige Militäroperation in
Nordsyrienzustarten,sehrernst“,sagteVi-
ze-Regierungssprecherin Ulrike Demmer.
„Ein solches militärisches Eingreifen wür-
de zu einer weiteren Eskalation in Syrien
führen und zu einer fortgesetztenDestabi-
lisierung des Landes beitragen“, beklagte
sie. Dies werde „natürlich auch fatale si-
cherheitspolitischeundhumanitäreKonse-
quenzen“nachsichziehen.Wirklichverär-
gern will die Bundesregierung den türki-
schen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan,
dem stets zugetraut wurde, Flüchtlinge
auch als Druckmittel einzusetzen, aller-
dings auch wieder nicht. Der besonderen
„sicherheitspolitischen Lage“ an der tür-
kisch-syrischen Grenze sei man sich sehr
bewusst,sagteDemmer.Alsunmittelbarer
NachbarseidieTürkei„inbesondererWei-
se vonder Gewalt in Syrien und den daraus
resultierendenFlüchtlingsströmenbetrof-
fen“. Das Bundesverteidigungsministeri-
um stellte immerhin klar, dass die Türkei
Erkenntnisse der Bundeswehr im Rahmen
der Anti-IS-Mission nicht gegen Kurden
einsetzendürfe.DasBundeswehr-Engage-
mentsei„ausschließlichaufdenKampfge-
gen den IS ausgerichtet“.
Insgesamt aber erlebt die Bundesregie-
rung, nachdem US-Präsident Donald
Trump Erdoğan telefonisch freie Hand im
Norden Syriens gegeben hat, wieder ein-
mal,wiebegrenztihrEinflussaufEntwick-
lungen ist, die potenziell großen Einfluss
auf die Geschicke in Deutschland haben.
Es dürfe nun der Erfolg im Kampf gegen
die Terrormiliz „Islamischer Staat“ nicht
gefährdet werden, der ganz wesentlich mit
Hilfe der syrischen Kurden erkämpft wor-
den sei, bat Demmer. Direkte Kritik an der
Entscheidung Trumps, die mit den USA
verbündeten Kurden ihrem Schicksal – al-
so der Türkei – zu überlassen, vermied sie.
Nach dem Telefonat Trumps mit Erdo-
ğan wiederholte das Weiße Haus den Vor-
wurf, insbesondere auch Deutschland ver-
säumees,ausDeutschlandstammendege-
fangene IS-Kämpfer aus Nordsyrien zu-
rückzunehmen. Seehofers Sprecher wies
das zurück: Es gebe „keine generelle Ver-
weigerungshaltung unsererseits, diese
Leute zurück nach Deutschland zu neh-
men.“ Das könne man aber „nicht vorbe-
haltlos“machen.SomüsseinjedemEinzel-
fall die Identität der Personen zweifelsfrei
geklärt sein; und auch, dass von ihnen kei-
ne Gefahr für die deutsche Bevölkerung
ausgehe. daniel brössler
Syrien-Krieg Die USA ziehen sich aus dem Norden des Landes zurück – und hinterlassen ein Pulverfass
US-Truppen ziehen sich am Montagmorgen aus der syrisch-türkischen Grenzregion zurück. Ankara steht dort offenbar kurz vor einem Militäreinsatz. FOTO: ANHA, AP
Der nächste Verrat
Die Kurden im Norden Syriens fürchten ethnische Vertreibungen. Schon jetzt verwehrt die Türkei fast 200000 Menschen die Rückkehr in ihre Häuser
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Verärgern will Berlin
Präsident Erdoğan aber auch nicht
DEFGH Nr. 232, Dienstag, 8. Oktober 2019 (^) POLITIK 7
50 km
SZ-Karte/Maps4News.com/©HERE;
Quelle: IHS Conflict Monitor
Gebiete unter Kontrolle von
kurdischen Truppen
syrischer Regierung
anderen Rebellen
türkischer Armee und
syrischer Opposition
Mittel-
meer IRAK
TÜRKEI
SYRIEN
Euphra
t
Kobane/Ain al-Arab
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geplante Sicherheitszone (30km)
Früher oder doch später
Präsident Trump zieht die US-Truppen aus dem syrischen Grenzgebiet ab, die bislang einer Offensive der Türkei
gegen die Kurdenmilizen entgegenstanden. Doch das letzte Wort scheint noch nicht gesprochen zu sein
Bundesinnenminister Horst Seehofer
und der türkische Außenminister Mevlüt
Çavuşoğlu am Freitag in Ankara. FOTO: DPA
Eine kurdische Polizistin begleitet einen Demonstrationszug in al-Qahtaniyya, einer Stadt im Norden Syriens. Die Menschen
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Viele Bewunderer „Rojavas“
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Die „Schutzzonen“
machen Angst
Bundesregierung warnt
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