National Geographic Germany - 10.2019

(vip2019) #1

P


aul Bowles hatte eine Idee.
Er wollte die Klänge Ma -
rokkos festhalten, bevor
sie von fremden Einflüs-
sen verwässert würden.
Ende der Fünfzigerjahre
zog der Autor („Himmel
über der Wüste“) durch
das Land und nahm auf, was ihm vors
Mikrofon kam: Tänze, den Rhythmus
der Trommeln, die Rufe der Muezzins.
Schon bald nach meiner Ankunft
in Marrakesch wird mir klar, warum
Bowles von den Tönen Marokkos so
begeistert war. Auf dem Hauptplatz
Djemaa el Fna spielen Musiker auf
sonderbaren Instrumenten und be-
schwören Männer mit Gesängen ihre
Schlangen. Das Knattern der Motor-
roller in den engen Straßen erinnert
mich an einen wilden Trommelwirbel.
Die Altstadt von Marrakesch ist ein
Gewirr von Gassen; es dauert Tage,
bis man sich hier zurechtfindet. Ich
treffe Mohammed Sudani, einen Gna-
wa-Meister. Er sitzt auf einem Teppich

EINWOHNERetwa eine Million

SPRACHENFranzösisch, Arabisch,
Berbersprachen

GUT ZU WISSENDas Musée de
Mouassine in einem alten Riad
zeigt Artefakte der Berber und
bringt regelmäßig Livemusik.
museedemouassine.com

Der Klang


der Ghaita


SPHÄRISCHE MUSIK,
SCHLANGENBESCHWÖRER
UND HARTE BEATS:
MARRAKESCH IST EIN
FEST FÜR DIE OHREN.

Zum Sonnenuntergang ist auf dem
Platz Djemaa el Fna im Zentrum von
Marrakesch der Markt aufgebaut.

FOTO: PAOLO GIOCOSO/SCHAPOWALOW MARRAKESCH 151


0 km 200

MAROKKO


Marrakesch

Rabat
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