FRANKFURTER ALLGEMEINE SONNTAGSZEITUNG, 6. OKTOBER 2019, NR. 40 sport 31
BUNDESLIGA
ZWEITE BUNDESLIGA
Freiburg.Vor der in den vergangenen
Jahren so gut wie aussichtslosen Begeg-
nung mit Borussia Dortmund hatte
Christian Streich den Vergleich mit der
Tour de France bemüht. Der Freiburger
Trainer, wohl wissend, dass der dritte
Platz des Sport-Clubs nach sechs Spielta-
gen auch dem Umstand zu verdanken
war, dass die Südbadener ihre Erfolge
ausschließlich gegen Mannschaften zwi-
schen dem zwölften und achtzehnten Ta-
bellenplatz holten, blickte nach den ers-
ten „Flachetappen“ schon mal nach
oben. „Es ist noch wenig absehbar, ob
du auch noch vorne bist, wenn du den
Tourmalet herauffährst.“ Gerade gegen
den als Tabellenachten angereisten BVB
war die Bilanz der jüngsten Zeit eher
niederschmetternd: kein Tor in den zu-
rückliegenden sechs Heimspielen, kein
Sieg in den vorangegangenen 16 Bundes-
liga-Begegnungen. Und diesmal? Blieb
Dortmund zwar unbesiegt gegen Frei-
burg, kam aber nach den Toren von Wit-
sel (20. Minute) und Kübler (67./Eigen-
tor) nicht über ein 2:2 hinaus, nachdem
Waldschmidt (55.) und der Dortmunder
Akanji per Selbsttor (90.) jeweils ausge-
glichen hatten. Die Freiburger rückten
damit auf Platz zwei vor, während Dort-
mund als Siebter die Rückkehr auf einen
Spitzenplatz verschieben musste.
Bevor der Ball rollte, verabschiedete
der SCF seinen langjährigen Präsiden-
ten Fritz Keller, der seit rund einer Wo-
che Präsident des Deutschen Fußball-
Bundes ist, mit Applaus und Sprechchö-
ren. Der gab die Sympathiebekundun-
gen gern mit dem Satz, „mein Herz
wird immer hierbleiben“, zurück. Dann
endlich wurde es ernst im Schwarzwald-
stadion, und 24 000 Zuschauer in der
ausverkauften Arena bekamen ein vor
der Pause ausgeglichenes Duell auf
knapp überdurchschnittlichem Niveau
zu sehen. Dass der BVB bei Halbzeit 1:0
durch Witsels Volleytreffer nach Ha-
zards Eckball führte, lag auch daran,
dass der Belgier in diesem Moment all-
zu freie Schussbahn hatte.
Gelegenheiten zu mehr Toren boten
sich beiden Teams: den forschen Freibur-
gern durch Waldschmidt, der einmal
über, einmal neben das Dortmunder Tor
schoss (17./40.), und Günter, der sein
Ziel ebenfalls knapp verfehlte (25.). Die
Westfalen, gestärkt durch den 2:0-Aus-
wärtssieg in der Champions League bei
Slavia Prag, hätten beim nicht genau ge-
nug plazierten Kopfball des früh für den
am Oberschenkel verletzten Piszczek ein-
gewechselten Brandt (34.) und Hazards
Gewaltschuss, den Torhüter Schwolow
parierte (45.+1), erhöhen können. So
aber versprach auch die zweite Hälfte
spannend zu werden.
Nachdem Waldschmidt seine dritte
Torgelegenheit (50.) auch noch vergeben
hatte, schlug der Torschützenkönig der
U-21-Europameisterschaft dieses Som-
mers endlich zu: spektakulär mit einem
halbhohen Schuss aus 17 Metern ins rech-
te Toreck, der allerdings nicht unhaltbar
für Bürki anmutete. Es war der Lohn für
den unermüdlichen Vorwärtsdrang der
Breisgauer gegen den schlecht aus der
Pause gekommenen Favoriten. Der Dort-
munder Trainer Favre reagierte und
wechselte den zuletzt schwächelnden San-
cho anstelle des braveren Hazard ein, auf
dass die Freiburger Abwehr mal wieder
aufgemischt werde. Streichs Spieler aber
zeigten sich unbeeindruckt und drängten
weiter auf das 2:1. Das erzielten sie dann
auch – aber ins eigene Netz. Kübler
fälschte Hakimis Schuss zur abermali-
gen, inzwischen glücklichen, Führung
der Borussen ab. Mit einem leidenschaft-
lichen Endspurt glich der SCF doch
noch aus, nachdem Grifos Schuss aufs
kurze Eck von Akanji zum 2:2 abgefälscht
wurde. Eine Schlusspointe, die sich die
Freiburger verdient hatten.
München.Die Stimmung beim gemein-
samen Ausflug des FC Bayern auf das Ok-
toberfest an diesem Sonntag dürfte ziem-
lich getrübt sein. Die TSG Hoffenheim
sorgte dafür, dass der Rekordmeister
auch ohne Biergenuss einen Kater hat.
Die mit nur fünf Punkten aus den ersten
sechs Bundesligaspielen in die Saison ge-
starteten Kraichgauer brachten den
Münchnern die erste Niederlage bei. 1:2
verloren die zu nachlässig agierenden Bay-
ern am Samstag – und verdarben die bis
dahin makellose Wiesn-Bilanz. Match-
winner war Sargis Adamyan, der beide
Tore für die TSG erzielte (54. und 79. Mi-
nute). Robert Lewandowski hatte mit
dem Ausgleich, seinem elften Treffer im
siebten Bundesligaspiel, kurzzeitig für
Hoffnung bei den Münchnern gesorgt
(73.). Bayern-Trainer Niko Kovac sprach
von einem verdienten Sieg der Hoffenhei-
mer. „Wir haben es nicht geschafft, in der
ersten Halbzeit die Überlegenheit in
Tore umzumünzen, da hat der letzte Wil-
le, der letzte Impuls gefehlt. Wir sind an-
scheinend noch nicht so weit, dieses gute
Spiel alle vier Tage zu bringen. Es ärgert
mich, dass wir die Euphorie, die gute
Stimmung nicht mit reingenommen ha-
ben heute“, sagte Kovac in Anspielung
auf den fulminanten Sieg unter der Wo-
che gegen Tottenham Hotspur.
Für David Alaba, der wegen der in
London erlittenen Rippenverletzung pau-
sieren musste, kehrte Thiago in die Start-
elf zurück. Der Spanier hatte wegen unge-
nügender Leistung in Paderborn gegen
Tottenham einen kleinen Denkzettel be-
kommen, zunächst auf der Bank Platz
nehmen müssen und war erst in der zwei-
ten Hälfte eingewechselt worden. Da hat-
te er allerdings eine überzeugende Vor-
stellung geboten. „Deswegen ist er wie-
der dabei“, sagte Kovac bei Sky.
Nicht nur von Thiago, die gesamte
Mannschaft sollte im Bundesliga-Alltag
an den glänzenden Auftritt in der Cham-
pions League anknüpfen, aber das miss-
lang gründlich. Gehörte bisher in der
Bundesliga die Anfangsphase meist den
Bayern, setzte am Samstag der Gegner
das erste Ausrufezeichen. Adamyan hätte
in der vierten Minute die Kraichgauer,
die mit nur einem Sieg aus sechs Spielen
bisher weit hinter den eigenen Ansprü-
chen zurückgeblieben sind, beinahe in
Führung gebracht, aber Jerome Boateng
konnte im letzten Moment klären. Die
Münchner ließen es zunächst – entspre-
chend der Oktoberfest-Zeit – ziemlich ge-
mütlich angehen, es fehlte ein wenig der
Biss, um Hoffenheims Defensive in Verle-
genheit zu bringen. In der 24. Minute lag
der Ball dennoch plötzlich im Netz –
dank Serge Gnabry, der sich nach seiner
Vier-Tore-Gala in London einen Friseur-
besuch gegönnt hatte und mit neuer
Haarpracht auflief. Aber zuvor war Vorla-
gengeber Joshua Kimmich im Abseits ge-
standen, weshalb Schiedsrichter Tobias
Stieler den Treffer aberkannte.
Auch in der zweiten Hälfte begannen
die Bayern lässig – und wurden schnell be-
straft. Tolisso ließ sich in der eigenen
Hälfte den Ball abluchsen, der landete bei
Adamyan, und dieses Mal machte es der
Armenier besser: Er tunnelte Boateng
und traf zum überraschenden 1:0 für die
TSG. Kovac brachte kurz darauf Tho-
mas Müller (für Coman) und Ivan Perisic
(für Tolisso), der FC Bayern spielte fort-
an mit Dreierkette, weil Kimmich wieder
ins Zentrum rückte – aber richtig
Schwung ins Spiel des Rekordmeisters
brachte diese Umstellung zunächst nicht.
Stattdessen hätte zehn Minuten nach der
Führung Stefan Posch für seine Mann-
schaft fast das 2:0 erzielt. Die Bayern
könnten sich zwar auf Lewandowski ver-
lassen, der Pole traf auch im zehnten
Pflichtspiel in Serie, aber die Hoffnung
nach seinen Kopfballtreffer zum 1:1 war
nur kurz, denn Adamyan narrte die
Münchner Defensive abermals und traf
zum 2:1. Es begann ein Sturmlauf der Bay-
ern, zwischendurch mit Manuel Neuer
als Angreifer – ohne Erfolg: Hoffenheim
feierte den ersten Sieg in München – und
das zur Wiesn-Zeit.„Ich bin natürlich
sehr, sehr stolz auf unsere Leistung“, sag-
te Trainer Alfred Schreuder: „Ich glaube,
wir haben Geschichte geschrieben.“
Gelsenkirchen (dpa). Der FC
Schalke 04 hat die große Chance
verpasst, erstmals seit Ende März
2010 die Bundesliga-Tabellenfüh-
rung zu erobern. Nach vier Siegen
in Serie musste sich das Team von
Fußball-Lehrer David Wagner mit
einem 1:1 gegen den in den vergan-
genen Wochen schwächelnden 1.
FC Köln begnügen. Jonas Hector
gelang erst in der Nachspielzeit der
Ausgleich für die Kölner, nachdem
Schalke durch Suat Serdar (72.) in
Führung gegangen war.
Der Revierklub liegt mit 14 Zäh-
lern auf Platz vier und damit nach
Punkten gleichauf mit dem Spitzen-
reiter FC Bayern München. Anders
als die Schalker werteten die Kölner
das Remis nach zuletzt drei Nieder-
lagen als Erfolgserlebnis. Der FC
bleibt mit vier Zählern aber Tabel-
lenvorletzter.
Die im Vergleich zum überra-
schenden Sieg bei RB Leipzig auf
zwei Positionen veränderte Schalker
Startelf tat sich mit der Favoritenrol-
le im Duell mit dem bisherigen Vor-
letzten zunächst schwer. Die erste
Torchance hatten die Kölner. Doch
dabei zeigte Kingsley Ehizibue Ner-
ven und köpfte den Ball nach Flan-
ke von Florian Kainz in der 21. Mi-
nute aus kurzer Distanz genau auf
Schalke-Keeper Alexander Nübel.
Zwar erhöhten die Schalker bis
zur Pause das Tempo, blieben aber
den Nachweis einer Spitzenmann-
schaft weiter schuldig. Bei allen Be-
mühungen war ihr Spiel gegen die
kampfstarken Kölner zu einfallslos
und fehlerhaft. Immerhin sorgte
Serdar, der nach Vorarbeit von Salif
Sané aus kurzer Distanz per Kopf
für das 1:0 der Schalker. Dieser Tref-
fer versetzte das Stadion in ein Toll-
haus und beflügelte das königsblaue
Team merklich. Burgstaller traf da-
bei den Pfosten (88.). Doch in der
Nachspielzeit schlug Köln durch ei-
nen Kopfball von Hector doch
noch zu.
dat.Leverkusen.Es war eine grotes-
ke Situation, die sich für Bayer Le-
verkusen Mitte der zweiten Halbzeit
in der Partie gegen RB Leipzig er-
gab. Die Werkself hatte lange Zeit
bescheiden Fußball gespielt, ein 0:2
oder 0:3 für Leipzig wäre zur Pause
angemessen gewesen, als Kevin Vol-
land nach einem sauberen Querpass
von Charles Aranguiz zum 1:0 traf
(67. Minute). Bayer führte nicht nur,
sondern thronte in der Blitztabelle
auf Platz eins. Am Ende mussten sie
sich allerdings nach einem Tor des
eingewechselten Christopher Nkun-
kumit mit einem 1:1 begnügen..
Paderborn(sid.) Aufsteiger SC Pa-
derborn hat das Duell gegen den
FSV Mainz 05 1:2 verloren und
bleibt mit einem einzigen Punkt
nach sieben Spielen Tabellenletzter
der Bundesliga. Der FSV verschaff-
te sich vor der Länderspielpause
durch seinen zweiten Saisonsieg,
den Robin Quaison (8. Minute) und
Daniel Brosinski (32., Foulelfmeter)
herausschossen, etwas Luft im Ab-
stiegskampf. Die 05er verwandelten
dabei ihren 25. Strafstoß nacheinan-
der und sind nun Bundesliga-Re-
kordhalter vor dem VfL Bochum.
Für die Paderborner traf Ben Zolin-
ski (14.) vor 14 217 Zuschauern.
Hertha BSC – Fortuna Düsseldorf 3:1
Bayern München – 1899 Hoffenheim 1:2
Bayer Leverkusen – RB Leipzig 1:1
SC Freiburg – Borussia Dortmund 2:2
SC Paderborn – FSV Mainz 05 1:2
FC Schalke 04 – 1. FC Köln 1:1
Mönchengladbach – FC Augsburg So., 13.30 Uhr
VfL Wolfsburg – Union Berlin So., 15.30 Uhr
Eintracht Frankfurt – Werder Bremen So., 18.00 Uhr
Verein S. g. u. v. Tore P
1 Bayern München 7 4 2 1 20:8 14
2 RB Leipzig 7 4 2 1 15:7 14
3 SC Freiburg 7 4 2 1 15:7 14
4 FC Schalke 04 7 4 2 1 14:7 14
5 Bayer Leverkusen 7 4 2 1 12:8 14
6 Mönchengladbach 6 4 1 1 10:5 13
7 Borussia Dortmund 7 3 3 1 19:11 12
8 VfL Wolfsburg 6 3 3 0 9:4 12
9 Eintracht Frankfurt 6 3 1 2 9:8 10
10 Hertha BSC 7 3 1 3 12:12 10
11 1899 Hoffenheim 7 2 2 3 6:11 8
12 Werder Bremen 6 2 1 3 10:14 7
13 FSV Mainz 05 7 2 0 5 7:17 6
14 FC Augsburg 6 1 2 3 7:14 5
15 Fortuna Düsseldorf 7 1 1 5 9:14 4
16 Union Berlin 6 1 1 4 6:12 4
17 1. FC Köln 7 1 1 5 5:16 4
18 SC Paderborn 7 0 1 6 9:19 1
LChampions LeagueLEuropa LeagueLQualifikation Euro-
pa LeagueLRelegationLAbsteiger
VfB Stuttgart – SV Wehen 1:2
Darmstadt 98 – Karlsruher SC 1:1
Hamburger SV – SpVgg Gr. Fürth 2:0
Dynamo Dresden – Hannover 96 0:2
SV Sandhausen – Erzgebirge Aue 2:2
- FC Nürnberg – FC St. Pauli So., 13.30 Uhr
- FC Heidenheim – VfL Bochum So., 13.30 Uhr
Holstein Kiel – Jahn Regensburg So., 13.30 Uhr
VfL Osnabrück – Arminia Bielefeld Mo., 20.30 Uhr
Verein S. g. u. v. Tore P
1 Hamburger SV 9 6 2 1 21:7 20
2 VfB Stuttgart 9 6 2 1 15:9 20
3 Arminia Bielefeld 8 4 3 1 19:11 15
4 Erzgebirge Aue 9 4 3 2 14:13 15
5 1. FC Heidenheim 8 3 3 2 13:10 12
6 FC St. Pauli 8 3 3 2 13:11 12
7 1. FC Nürnberg 8 3 3 2 14:13 12
8 SV Sandhausen 9 3 3 3 10:10 12
9 Karlsruher SC 9 3 3 3 13:15 12
10 SpVgg Gr. Fürth 9 3 2 4 9:14 11
11 Hannover 96 9 3 2 4 9:14 11
12 VfL Osnabrück 8 3 1 4 10:8 10
13 Dynamo Dresden 9 2 3 4 12:17 9
14 Jahn Regensburg 8 2 2 4 15:13 8
15 Holstein Kiel 8 2 2 4 9:12 8
16 Darmstadt 98 9 1 5 3 9:13 8
17 SV Wehen 9 2 1 6 13:24 7
18 VfL Bochum 8 0 5 3 13:17 5
LAufstiegsplätzeLRelegationLAbstiegsplätze
Freiburg bewältigt
die erste Bergetappe
Nach dem verdienten 2:2 gegen Dortmund rücken die
Breisgauer auf Platz zwei vor.Von Roland Zorn
Der Freiburger Trainer Streich bejubelt eine
faustdicke Überraschung. Foto EPA
Ernüchterung nach
der Tottenham-Gala:
Die nachlässigen Bayern
verlieren 1:2 gegen
Hoffenheim.
Von Elisabeth Schlammerl
Vergeblich gestreckt: Manuel Neuer kann den Treffer von Adamyan zum 0:1 nicht verhindern. Foto firo
Kater ganz ohne Bier
RB verschenkt
Punkte bei Bayer
Mainz siegt
in Paderborn
Schalke verpasst
Sprung an die
Tabellenspitze
Nächste Spiele:Fr., 18.10.: Frankfurt – Leverkusen (20.30 Uhr);
Sa., 19.10.: Leipzig – Wolfsburg, Bremen – Hertha, Düsseldorf –
Mainz, Augsburg – München, Union Berlin – Freiburg (alle
15.30 Uhr), Dortmund – Mönchengladbach (18.30 Uhr); So.,
20.10.: Köln – Paderborn (15.30 Uhr), Hoffenheim – Schalke
(18 Uhr).
Nächste Spiele:Fr., 18.10.: Fürth – Dresden, Aue – Nürnberg
(beide 18.30 Uhr); Sa., 19.10.: Regensburg – Sandhausen,
St. Pauli – Darmstadt, Wehen – Heidenheim (alle 13 Uhr); So.,
20.10.: Stuttgart – Kiel, Hannover – Osnabrück, Bochum –
Karlsruhe (alle 13.30 Uhr); Mo., 21.10.: Bielefeld – Hamburg
(, 20.30 Uhr).
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