Süddeutsche Zeitung - 07.10.2019

(Michael S) #1

Dachau – Der „Zillertaler Hochzeits-
marsch“ ist entgegen seines Namens regel-
mäßig im Bierzelt im Einsatz und auch ei-
ne beliebte Torhymne: Der FC Bayern Mün-
chen verwendete das Stück in früheren Zei-
ten und auch der TSV 1865 Dachau beju-
belt seine Heimtreffer an der Jahnstraße
mit Blasmusik. Am letzten Wiesn-Wochen-
ende mussten die Zuschauer aber schon
zur Theresienwiese fahren, um die Musik
spielen zu hören: Gegen den TSV 1861 Nörd-
lingen gab es keinen einzigen Treffer im
Spiel, 0:0 trennten sich die Mannschaften.
Genau eine Sekunde lang konnten die
Dachauer Fans zumindest dem Anfang des
Marsches lauschen. Zu Beginn der zweiten
Halbzeit spielte ihn der Stadionsprecher
versehentlich an – einer der wenigen Mo-
mente mit Rhythmus und Tempo in einem
zähen Spiel. „Das war nicht so schön anzu-
schauen“, sagte Dachaus Spielertrainer Fa-
bian Lamotte nach der Partie. Die Nördlin-
ger waren als Tabellenletzter und mit 33
Gegentreffern angereist, allerdings war
das eine verzerrte Momentaufnahme, wie
Lamotte und sein Co-Trainer Alexander
Weiser sagten. „Klar hätten wir gerne ge-
wonnen, aber wir wussten auch, dass Nörd-
lingen mit Sicherheit besser ist, als es der
Tabellenplatz im Moment aussagt“, fand
Lamotte. „Dass das ein schwieriges Spiel
wird, das wussten wir schon von vornher-
ein. Wenn man die Tabelle anschaut, dann
weiß man, dass die unbedingt punkten
mussten und dass sie dann vermutlich
auch über den Kampf kommen“, sagte Wei-
ser. In der Rückrunde der letzten Saison ha-
be man auch in Nördlingen ein „chancenar-
mes Spiel“ gesehen.


Das Spielertrainer-Team Lamotte/Wei-
ser bildete zwei Drittel der neuen Dreier-
kette, mit der Dachau den Nördlingern be-
gegnete. „Wir wussten, dass sie mit zwei
Stürmern kommen, da bietet sich eine Drei-
erkette eigentlich an, sowohl defensiv als
auch offensiv“, erklärte Lamotte. In der
Spieleröffnung hatte Dachau dadurch tat-
sächlich fast immer viele Optionen nach
vorne, die Gäste aus dem Ries attackierten
allerdings auch nicht hoch. Die Dachauer
konnten den Ball dadurch direkt ins An-


griffsdrittel durchspielen. Dort verteidigte
Nördlingen aber „konzentriert und defen-
siv gut“, wie Lamotte anerkannte.
1865-Stürmer Robin Volland mit dem Rü-
cken zum Tor, immer ein Gegenspieler eng
am Körper; ein kleines Foul; ein verlorener
zweiter Ball: die Dachauer Offensive kam
nicht wirklich dahinter, wie sie die Nördlin-
ger knacken sollte. Nur wenige Situatio-
nen, in denen man in den freien Raum auf
den Außenbahnen gekommen sei, hatte La-
motte während des Spiels gesehen. Und
beim Gehakel im dichten Zentrum waren
die Dachauer oft zu langsam, sagte Alexan-
der Weiser: „Man muss erkennen, wo
kommt der Ball hin. Ein bisschen antizipie-
ren und eben dann schon gut stehen, dass
man auch griffig im Zweikampf ist. Da wa-
ren wir oft einen Schritt zu spät.“ Offensiv
tat sich deswegen in der ersten Halbzeit
nur wenig auf beiden Seiten. Ein Schuss
von Dachaus Sechser Alexander Weiss
strich über den Kasten (12.), auf Nördlinger
Seite machte Rechtsaußen Daniel Holz-
mann einige Male Ausflüge nach vorne.
In der zweiten Hälfte gab es etwas mehr
Geschwindigkeit, ein Jota mehr Offensive
im Spiel, zumindest vereinzelt kreierten
die beiden Teams jetzt Abschlüsse. Mit
mehr Effizienz hätte Dachau einen Knock-
out setzen können. „Wenn du dann zwei gu-
te Bretter hast, dann musst du halt eines
reinmachen“, sagte Weiser. Beide Chancen
hatte Nickoy Ricter, zweimal wurde der Ja-
maikaner mit einer Flanke von links einge-
setzt, zweimal kam er im Fünfer zum Kopf-
ball, einmal stand Nördlingens Torwart
Andre Behrens richtig (54.), einmal köpfel-
te Ricter am langen Pfosten vorbei (71.).
Weiser selbst setzte einen direkten Frei-
stoß auf die Latte (86.). Trotz der Schlag-
lichter in Hälfte zwei: „Offensiv war es zu
wenig“, sagte Lamotte. Defensiv ließ nur
einmal Verteidiger Franz Hübl einen Ball
beim Stoppen durchrutschen, Dachaus
Torwart Maximilian Mayer war beim
Schuss von Alexander Schröter aber mit
den Fäusten zur Stelle (66.).
Im nächsten Spiel geht es für Dachau
auswärts gegen einen Gegner, der sich mit-
ten im Abstiegskampf befindet, und mehr
Initiative zeigen wird: Der momentan auf
Platz neun stehende TSV muss zur Reserve
von Jahn Regensburg. „Ich hoffe es, dass
ist eine Mannschaft, die offensiver spielt
uns dann ein paar mehr Räume lässt“, sag-
te Lamotte. fabian dilger

München– Michael Wendler hatte sich
viel anhören müssen, vor gut einer Woche
auf der Wiesn. An einem viel zu nahen
Tisch grölten irgendwelche jungen Leute
ständig „FC Bayern Amatöööre...“, gemeint
ist damit die U23 des FC Bayern. Wendler
fühlte sich offensichtlich belästigt. Was er
aber nicht wusste: Die jungen Leute besan-
gen sich selbst, es handelte sich um die
Spieler des Drittligisten. In den sozialen
Medien wurde das Video vom genervten
Schlagersänger ein echter Schlager. Und
wenn es so weitergeht wie am vergange-
nen Wochenende – Wendler sagte ein Kon-
zert ab, die Bayern Amatöööre gewannen
schon wieder – dann könnte es bald umge-
kehrt laufen: Dann werden die Nachwuchs-
profis der Bayern erkannt, Wendler viel-
leicht nicht mehr so oft.

Sicher ist, dass der Aufsteiger als einzi-
ge Zweitvertretung in der dritten Liga gera-
de sehr positiv von sich reden macht. Am
Sonntag bezwangen sie Eintracht Braun-
schweig 2:0 (1:0), eine Mannschaft, die mit
einem Sieg an die Tabellenspitze geklet-
tert wäre. Für die Mannschaft von Sebasti-
an Hoeneß war es der dritte Sieg in Serie,
sie steht auf dem achten Tabellenplatz.
Und neben den abgestellten Profis wie Mi-
chael Cuisance und Alphonso Davies konn-
te auch der eine oder andere aus dem Nach-
wuchs-Kader auf sich aufmerksam ma-
chen. „Es läuft gut, ich freue mich“, sagte
Leon Dajaku, der beide Tore zum Sieg ge-
schossen hatte. „Das war ein richtig star-
kes Spiel, und es war wichtig, dass wir das
erste Tor machen.“
Den spektakulären, offenen Schlagab-
tausch der ersten Halbzeit gewannen die
Münchner allerdings ein wenig glücklich,
auch wenn sie zunächst drei gute Kopfball-
Möglichkeiten liegenließen, die beste hat-
te Kapitän Nicolas Feldhahn nach einem
Eckball, Braunschweigs Keeper Jasmin Fej-
zic fischte den Ball aus dem Kreuzeck (6.).
Danach rauften sich die Gäste die Haare:
Bayerns Torwart Christian Früchtl legte Pa-
trick Kammerbauer den Ball vor die Beine,
dieser verzog aber (10.). Zwei Minuten spä-
ter verpasste Manuel Schwenk nach einem
starken Angriff knapp das ferne Eck (12.),
dann klärte Früchtl sehenswert gegen Ben-
jamin Kessel (13.). Die Führung fiel dann
nach einer der vielen guten Einzelaktionen
der Bayern: Kwasi Wriedt spielte sich im
Strafraum frei und legte quer auf Dajaku.
Der Sommer-Zugang traf zwar Fejzic noch,
der konnte den Ball aber nur noch ins Tor
lenken (15.). Auch danach blieb es ein unter-
haltsames Spiel, in dem die Bayern mit ih-
ren Tempovorstößen immer wieder Ge-
fahr ausstrahlten, allen voran Alphonso Da-
vies. Nach der Pause ging den Dauerantrei-
bern aber ein wenig der Schwung verloren,
Braunschweig griff früher an und nahm so

das Tempo aus dem Spiel. „Gefühlt wird
das Spiel so anstrengender“, sagte Trainer
Hoeneß später, der sich hernach den Profi
Cuisance noch zur Brust nehmen musste:
Dieser hatte bei seiner Auswechslung Gelb
wegen Zeitverzögerung gesehen und dar-
aufhin geklatscht – beinahe hätten die Bay-
ern in Unterzahl gespielt.
Über Dajaku sagte der 37-jährige Coach
noch: „Es ist überragend, wie er für die
Mannschaft arbeitet.“ Die Einstellung und
die Körpersprache seien prima, auch arbei-
te er besonders gut gegen den Ball. Der
18-Jährige war im Sommer vom VfB Stutt-
gart nach München gewechselt, damals
hatte er gesagt, dass ihm der Transfer auch
kurzfristig weiterhelfen werde. Gemeint
hatte er damit die Einsätze in der dritten Li-
ga. Zumindest vorerst hat er sich, trotz star-
ker Konkurrenz auch aus dem Profikader,
auf der rechten Angriffsseite einen Stamm-
platz erspielt. Besonders auffällig war
dann noch sein 2:0, ein 60-Meter-Schuss
aus der eigenen Hälfte, nachdem Braun-
schweigs Keeper Fejzic in der Nachspiel-
zeit mit nach vorne geeilt war.
Was Hoeneß mindestens genauso freu-
te wie die individuelle Leistung: Seine
Mannschaft hat zwar bisher in jeder Partie
getroffen, nun aber erstmals zu Null ge-
spielt. Und das, abgesehen von der kurzen
Phase der Unsicherheit, die Früchtl mit sei-
nem „Bock“ (Hoeneß) einleitete, auch ver-
dient. „Ich finde, die Mannschaft hat männ-
lich verteidigt“, sagte der Trainer, und der
Nachwuchs-Leiter des FC Bayern Campus,
Jochen Sauer, merkte an: „Man sieht ein-
fach die Fortschritte. Wir werden von Spiel
zu Spiel einen Tick stabiler.“
Als Dajaku seine ersten Interviews im
Bayern-Dress gab, ging der zurzeit verletz-
te Alexander Nollenberger an ihm vorbei
und hielt ihm kurz seine Jacke hin: „Darf
ich ein Autogramm haben?“ Dajaku lachte
darüber. Es dürfte nicht mehr allzu lange
dauern, ehe die ersten ernst gemeinten An-
fragen kommen, und das nicht nur bei Da-
jaku. christoph leischwitz

von christoph leischwitz

Unterhaching– DominikStahl war gera-
de alles „egal“. Am Samstagnachmittag
war die SpVgg Unterhaching trotz allem im-
mer noch Tabellenführer, aber dieser Tat-
sache setzte der Kapitän sogar noch ein
„sch...“ davor. Und er war auch sonst sehr
kurz angebunden. Warum die Mannschaft
irgendwann aufgehört habe, Fußball zu
spielen? „Weiß ich nicht.“ Er verwies auf ei-
ne spätere Videoanalyse, dann wisse er es
bestimmt. Und was könne man aus diesem
Spiel gegen Preußen Münster an Erfah-
rungswerten mitnehmen? „Erst mal
nichts“, sagte er und ging in die Kabine.
Stahl war angefressen, da war er nicht
der einzige nach dem 2:2 (2:0) gegen Preu-
ßen Münster. Er persönlich hatte auch
noch einen guten Grund, denn er hatte in
der Nachspielzeit den Siegtreffer auf dem
Fuß, der fast alles vergessen gemacht hät-
te. Eine weite Freistoßflanke, eine Ablage
von Stephan Hain, dann stand Stahl allein
vor dem Tor, mindestens die Hälfte des
Kastens stand ihm offen, doch er traf den
Ball nicht richtig, der landete beim Tor-
wart. So endete diese Begegnung remis, ob-
wohl Unterhaching bis zur 67. Minute 2:0
geführt hatte, gegen einen vermeintlich
harmlosen Gegner.


Eigentlich schien es danach nur zwei Ha-
chinger zu geben, die keinen dicken Hals
hatten. Stephan Hain schlich einfach nur
schweigsam und mit dem Blick auf den Bo-
den gerichtet in die Kabine. Der eingewech-
selte Angreifer hatte mit einer unwirschen
Grätsche den Elfmeter zum 2:2-Ausgleich
verschuldet (82.), er dürfte vor allem mit
der eigenen Leistung gehadert haben. Trai-
ner Claus Schromm schien den Ärger
schon heruntergeschluckt zu haben, er
steckte nur 20 Minuten nach dem Spiel in
einem rationalen Analyse-Modus: „Die
Grundordnung, in der Münster gespielt
hat, hat absolute Stärken“, sagte er, „und
wir haben es gegen diese Grundordnung
zu wenig oft gut gespielt“. Mit anderen Wor-
ten: Die Hachinger hatten es schon vor der
Pause verpasst, ein höheres Zwischener-
gebnis herauszuarbeiten.
In den vergangenen Wochen hatte sich
die SpVgg mit einer sehr guten Chancen-
auswertung an die Tabellenspitze gespielt.
Mit einem gut aufgelegten Jim-Patrick
Müller, mit dem abgezockten Sturm-Zu-
gang Dominik Stroh-Engel und insgesamt
schon neun verschiedenen, nervenstarken
Torschützen geht Schromms Taktik einer-
seits ganz gut auf: „Wenn wir hinter die Ket-
te kommen und gut positioniert sind, sind
wir in der Box sehr viel präsenter als frü-
her“, sagt der 50-Jährige im Taktik-Neu-
deutsch. Genau zweimal klappte das ge-
gen Münster in den ersten 45 Minuten: bei


den beiden Toren. Müller traf aus zentraler
Position nach einer Spielverlagerung (8.),
Stroh-Engel ebenfalls (30.), beide Treffer
hatte Sascha Bigalke aufgelegt. Das Pro-
blem ist nur: Haching kommt generell sehr
viel seltener hinter die besagte Kette und
ist deshalb generell seltener präsent im
gegnerischen Strafraum als früher. Die
Mannschaft hat gerade einmal 19 Tore in
elf Partien geschossen, weil die Spielanla-
ge risikoloser ist. Haching greift in dieser
Saison meist nur in Unterzahl an, es
herrscht nun Geduld anstatt kompromiss-
loser Attacke. „Wenn wir das Spiel unter
Kontrolle haben, ist ja alles in Ordnung“,
sagte Müller. Diese ging aber verloren –
warum, konnte hernach keiner so genau sa-
gen. In solchen Fällen eignet sich das Okto-
berfest als Ausrede. Nach einem guten Be-

ginn der zweiten Halbzeit „hatte man das
Gefühl, dass das ganze Stadion schon auf
dem Weg zur Wiesn ist, sowohl die unten
als auch die oben“ auf den Rängen, sagte
Schromm. Man könnte auch sagen: Die
Spieler hatten die Lage wohl unterschätzt.
Beiden Gegentoren waren ziemlich ge-
nau eine Minute vorher Riesenchancen der
Gäste vorausgegangen. Unmittelbar vor
dem 1:2 durch den eingewechselten Luca
Schnellbacher hatte Torwart Nico Mantl
unter Druck einen Pass in die Beine des
Gegners gespielt, dann allerdings gegen
Rufat Dadashov im Eins-gegen-eins die
Nerven bewahrt (65.). Mantl gehört diese
Woche zum Kader der U20-Nationalmann-
schaft, deren Trainer Manuel Baum, übri-
gens ein ehemaliger Realschullehrer
Mantls und zudem ehemaliger Haching-

Coach, weilte am Samstag im Stadion. Und
unmittelbar vor dem verwandelten Foulelf-
meter durch Dadashov hatte Christoph
Greger mit einem Sprung einen gefährli-
chen Schuss abgewehrt. In dieser Phase
schwamm die Hachinger Abwehr.
Diese Szenen deuteten an, dass die Ver-
unsicherung, die die Mannschaft in der ver-
gangenen Rückrunde über Monate heim-
gesucht hatte, offenbar jederzeit wieder zu-
rückkehren kann. Und dass es eben oft
nicht ausreicht, zwei Tore zu schießen.
„Das müssen und werden wir mitneh-
men“, sagte Schromm, „wir sind heute
nicht belohnt worden, und vielleicht auch
zu Recht.“
Am Freitag treten die Hachinger im Po-
kal gegen 1860 München an. Da ist dann
wenigstens die Wiesn schon vorbei.

Kirchheim– LukasRiglewski beeilte sich,
um den Ball aus dem Netz zu holen. Der Ka-
pitän des SV Heimstetten hatte gerade
nach feinem Pass von Severin Müller das
1:4 im Regionalligaheimspiel gegen den FV
Illertissen erzielt, nun drückte er aufs Tem-
po, weil noch fast 40 Minuten zu spielen
waren. „Wir haben auch da noch daran ge-
glaubt, dass wir das noch drehen können,
weil es einfach so ein vogelwildes Spiel
war“, sagte SVH-Trainer Christoph
Schmitt später. Dieser Plan ging dann trotz
des offenen Visiers, das beide Teams an die-
sem nasskalten Nachmittag im Sportpark
zur Schau trugen, doch nicht auf. Es blieb
beim 1:4, womit die Serie der Heimstettner
in der Liga gerissen ist – zuletzt hatte man
drei Siege eingefahren.

„Der Grund für die Niederlage ist ganz
einfach“, analysierte Coach Schmitt nach
den äußerst unterhaltsamen 90 Minuten:
„Wir waren in beiden Strafräumen zu sorg-
los, es gab auf beiden Seiten unglaublich
viele Chancen, wir hatten alleine über 15
Ecken, das ist für ein Regionalligaspiel ei-
gentlich Wahnsinn.“ Außerdem war seine
Elf beim Ausnutzen der Fehler des Geg-
ners nicht so effektiv wie die Gäste aus Mit-
telschwaben. „Unglaublich, was uns in die-
sem Spiel alles vom Gegner serviert wurde.
Es wäre ein Leichtes gewesen, hier mehr
Tore zu erzielen“, so Schmitt, der anderer-
seits einräumte, dass das auf der Gegensei-
te eben genauso gegolten habe.
Der Reigen an Gelegenheiten hatte
schon frühzeitig begonnen: Illertissens Sta-
nislaus Herzel scheiterte gleich zweimal an
Heimstettens Keeper Maximilian Riedmül-
ler (9./11.). Dann waren die Hausherren
dran: Einen Schuss von Moritz Hanne-
mann machte FVI-Torwart Kevin Schmidt
unschädlich (13.), dann scheiterte Tim
Schels nach einem Eckball per Volleyab-
nahme aus sechs Metern an der geballten
Verteidigung der Gäste (18.). Vier Minuten
später jubelten die Heimstettner dann,
doch der Linienrichter hatte den Torschüt-
zen Fabian Cavadias bei einem weitergelei-
teten Freistoß von der rechten Seite im Ab-
seits gesehen. Weitere fünf Minuten da-
nach scheiterte Severin Müller zunächst

freistehend am FVI-Schlussmann und wur-
de beim Versuch, den Abpraller über die Li-
nie zu drücken, von einem Abwehrspieler
geblockt.
Dann kamen die Gäste plötzlich zu ih-
rem Führungstreffer, weil Hannemann die
Kugel bei einem Eckball ins eigene Tor bug-
sierte (30.). „Unglücklich“, nannte Schmitt
den Treffer. „Das 0:1 hat den Spielverlauf
völlig auf den Kopf gestellt.“ Kurz danach
scheiterte Müller abermals in aussichtsrei-
cher Position (33.) und leistete sich wenig
später auch noch einen Ballverlust in der
Vorwärtsbewegung, den Kai Luibrand
nutzte, weil sich die Heimstettner Abwehr
auftat wie das Rote Meer für Moses in der
Bibel (38.). Und noch vor der Pause legte
Moritz Nebel das 0:3 nach, als zunächst
Yannick Günzel ausrutschte, der FVI-Kapi-
tän danach mit etwas Glück im Strafraum
einen Pressball gegen Cavadias gewann
und aus sechs Metern an Riedmüller vor-
bei ins Tor traf (44.).
„Und trotzdem hatten wir das Gefühl,
dass da noch etwas drin war“, so Trainer
Schmitt. „Doch dann schlägt Yannick Gün-
zel ein Luftloch und es steht 0:4.“ Vorange-
gangen war eine Hereingabe von Herzel,

der bis zur Grundlinie durchgekommen
war und bei seinem Zuspiel für den Tor-
schützen Maurice Strobel Glück hatte,
dass der Heimstettner Verteidiger den Ball
verfehlte (48.).
Es folgten das 1:4 durch Riglewski (52.)
und weitere Großchancen für die Gastge-
ber, etwa als Hannemann gleich zweimal
an Torwart Schmidt scheiterte (55.) oder
Riglewski die Querlatte traf (60.). Irgend-
wann schwand der Glaube an die große
Wende dann doch. „Das was mich um-
treibt ist, dass wir uns die Punkte in den
letzten Wochen so brutal hart erarbeiten
mussten und es diesmal bei diesem Schei-
benschießen so leicht gewesen wäre“, so
Coach Schmitt.
Ein paar positive Aspekte gab es dann
doch noch, etwa das Comeback von Daniel
Steimel nach mehr als einem Jahr – den All-
rounder hatte Schmitt zur Halbzeit einge-
wechselt. „Er hat das ganz ordentlich ge-
macht, einen Ball hat er in die Wolken ge-
droschen, aber es waren auch zwei, drei gu-
te Aktionen dabei“, fand der Trainer. Wo-
möglich darf der 27-Jährige schon am kom-
menden Samstag in Nürnberg von Beginn
an spielen. stefan galler

Zu früh gefreut: Fabian Cavadias (Mitte) nutzt einer der vielen Heimstettener
ChancengegenIllertissen, soll aber im Abseits gestanden haben. FOTO: CLAUS SCHUNK

Doppelter


Dajaku


Stuttgart-Zugang verhilft Bayern II zum 2:0 über Braunschweig


Nicht mehr ganz da


Die SpVgg Unterhaching lässt sich gegen Preußen Münster eine 2:0-Führung abjagen. Den plötzlichen Kontrollverlust
kann sich keiner so recht erklären, zumal die Spielweise der Schromm-Elf mittlerweile deutlich risikoärmer ist

Stijepic schlägt Schmöller
Ismaning mit 3:1-Erfolg gegen 1860 München II

Aus dem Takt


1865 Dachau sucht beim 0:0 gegen Schlusslicht Nördlingen vergeblich kreative Ideen


Angriffe in Unterzahl: Sascha Bigalke (li.) bereitet zwei Tore vor, doch es wären mehr möglich gewesen. FOTO: CLAUS SCHUNK

Sorglos ins Verderben


In einemwilden Spiel lässt Heimstetten gegen Illertissen viel liegen und verliert 1:4


Nur zweimal kommt Haching


in der ersten Halbzeit hinter


die Kette: bei den beiden Toren


„Es ist überragend, wie er für die
Mannschaft arbeitet“, sagt Coach
Hoeneß über den 18-Jährigen

„Unglaublich, was uns in diesem
Spiel alles vom Gegner serviert
worden ist“, sagt Coach Schmitt

„Man muss erkennen, wo der Ball


hinkommt. Da waren wir oft


einen Schritt zu spät“ sagt Weiser


Aus 60 Metern treffen kann er auch: Leon
Dajaku machtdas Spiel gegen Braun-
schweig sichtlich Spaß. FOTO: LACKOVIC/IMAGO

„Nicht schön anzuschauen“: Das fin-
den auch Dachaus Robin Volland (li.)
und Johannes Rothgang. FOTO: JÖRGENSEN

Frank Schmöller und Mijo Stijepic pflegen
ein „freundschaftliches Verhältnis“, sagt
Schmöller, diese Freundschaft ruhte aller-
dings am Sonntag zwischen 16 und 18 Uhr.
Da nämlich spielte der frühere Trainer des
FC Ismaning mit seinem neuen Team, der
U21 des TSV 1860, gegen seinen ehemali-
gen Klub. Sein 13 Jahre jüngerer Trainerkol-
lege war einst einer seiner wichtigsten
Spieler. Der Zögling gewann: Stijepics
Team setzte sich mit einem wichtigen 3:1
(2:0)-Auswärtssieg vom Tabellenende ab
und überholte sogar noch die jungen Lö-
wen. Die Tore in der ersten Halbzeit erziel-
te der 23-jährige Peter Schädler bei sei-
nem ersten Einsatz für den FC, nach dem
Anschlusstreffer durch Marco Metzger
(62.) sorgte Andreas Brandstetter kurz vor
Schluss für die Entscheidung. Auf die
Freundschaft soll sich dieses Ergebnis
indes nicht ausgewirkt haben.CAL

R12 (^) SPORT LOKAL Montag, 7. Oktober 2019, Nr. 231 DEFGH

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