Focus - 28.09.2019

(Jacob Rumans) #1
Fotos: (c) Bad Aibling, Standl/laif

16 FOCUS-GESUNDHEIT


dass neben der tiefen Erwärmung
auch die biochemischen Prozesse
wohltuend wirken – und lindernd bei
Rücken- und Gelenkschmerzen. Die
reichlich im Moor enthaltenen Hu-
minsäuren wirken entzündungshem-
mend. Sie beruhigen die Nervenen-
den und regen die Zellfunktion an.
Schmerzen lassen nach oder ver-
schwinden. „Zigtausende feinstoff-
liche Substanzen sind da am Werk“,
sagt Loew. „Viele von ihnen stärken
die Reparaturprozesse.“
Der Effekt macht sich binnen we-
niger Tage bemerkbar. Nach einem
Moorbad und zwei Packungen, bei
denen die warme Torfpaste auf die
jeweiligen Autsch-Zonen aufgetra-
gen und man wie eine Roulade in
Folie und Tücher gewickelt wird,


sind meine Meniskusschmerzen
kaum mehr spürbar. Auch der Hal-
lux, mein Weh-Wimmerling am Fuß,
hat sich deutlich beruhigt.
Der restliche Körper auch: Moor
macht herrlich müde. Wie gut, dass
man das anschließende Nickerchen
angeordnet bekommt und guten Ge-
wissens mitten am Tag wegdösen
darf. Bei der darauffolgenden Was-
sergymnastik im Thermalwasserbe-
cken sind meine Bewegungen spür-
bar verlangsamt. Gut so.
„Viele Gäste kommen auch, weil
sie hier in einer intakten Natur ent-
schleunigen wollen“, sagt Karl Zettl,
Geschäftsführer der Römberbad-
und der Kaiser Trajan-Klinik in Bad
Gögging. Wie aus der Zeit gefallen
wirkt hier manches Naturidyll: die

auf der Kirche nistenden Störche, die
Auen der oberen Donau, wo man bei
einer morgendlichen Zillenfahrt Eis-
vögel, Fischreiher und Biber beob-
achten kann, und die endlosen Hop-
fengärten. Fahrradwege mäandern
durch das Bilderbuchland, sie führen
nach Regensburg und zum berühm-
ten Kloster Weltenburg.

Heilung für die computer-
geschädigte „Maus-Hand“

Ursula Homburg ist das alles
schon abgeradelt. Die 75-Jährige
kommt seit 23 Jahren jedes Jahr nach
Bad Gögging. Vielleicht sieht sie des-
halb zehn Jahre jünger aus? Homburg
leidet an allerlei Gelenkgebrechen.
Arthrose, Arthritis und Fibromyalgie.
Diszipliniert absolviert die nach wie
vor berufstätige Werbekauffrau täg-
lich vier bis fünf Anwendungen.
Schwefelbäder, Wassergymnastik und
dreimal die Woche Moor. „Ich merke,
wie ich jeden Tag beweglicher werde“,
sagt sie. Zu Hause halte die Wirkung
mindestens sechs Monate lang an.
„Es ist die Mischung der drei
Heilmittel“, ist Klinikchef Karl Zettl
überzeugt. Kürzlich schrieb ihm ein
weiblicher Kurgast begeistert, dass
die Schmerzen in ihrer durch Com-
puterarbeit bedingten „Maus-Hand“
dank des Moores verschwunden sei-
en. Zuvor hatte sie diese erfolglos
über zwei Jahre bekämpfen lassen.
In Bad Gögging durchwalkte sie
Moorpaste mit den Händen. Eine
Anwendung, die Ärzte auch bei Ar-
throse empfehlen.
Den mentalen Effekt der Heilmit-
telanwendungen erforscht aktuell
eine Studie der Münchner Ludwig-
Maximilians-Universität in Zusam-
menarbeit mit der Kaiser Trajan-Kli-
nik. Die Teilnehmer durchlaufen ein
knapp zweiwöchiges Programm, das

MOOR I RÜCKEN & GELENKE


Packung für die
Schmerzzonen:
Moor entwickelt
eine angenehme
Wärme und lindert
Beschwerden
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