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Fotos:
Florian Generotzky für FOCUS-Magazin (4), Beate Strobel
116 FOCUS 41/2019
(^1) Barocktraum Die Piazza Grande
von Palmanova, einst als „Idealstadt“
errichtet.^2 18 Prozent Steigung Steil
ist der Weg hinauf nach Bad Gastein.
3 Orientierung Die Alpe Adria ist
bestens beschildert.^4 Dem Wasser folgend, geht es in Richtung
Mittelmeer.^5 Radler-Jause auf italienisch Pizza mit Bierchen
W
enn Sie kurz vor Grado
sind“, sagte Marion
Hagleitner vor der
Tour, „dann blicken Sie
zurück in Richtung
Berge. Und sagen sich
voll Stolz: Ja, ich habe
die Alpen überquert.“ Alpenüberque-
rung. Das klingt nach stählernen Mus-
keln und eiserner Disziplin. Nach Men-
schen, deren Fahrrad kaum mehr als eine
Daunenfeder wiegt. Mein E-Bike dage-
gen ist so stromlinienförmig wie ein Lkw.
Andererseits hat Hannibal die Alpen ja
auch nicht mit Gazellen überquert, son-
dern mit Elefanten.
„Mit dem E-Bike schafft jeder die Alpe
Adria“, hat Hagleitner versprochen. Und
sie muss das wissen, schließlich geleitet
ihr Radreisen-Service Hagleitner Touris-
tik seit der Eröffnung der Ciclovia Alpe
Adria 2012 jedes Jahr mehr Menschen
Richtung Grado. Mit Akku sei die Tour
Genuss pur, schwört die Unternehmerin.
Na dann.
Tag 1: Salzburg–St. Johann (65 km)
Der Radweg führt an der Salzach ent-
lang und durch Wälder, über Felder
und zwischen Gehöften hindurch. Bei
jedem Hügel schalte ich großzügig die
Akku-Unterstützung höher. Alpenüber-
querung? Kinderkram, denke ich pfei-
fend. Dann überholen mich die Regen-
wolken kurz hinter Golling. Zeitgleich
beginnt der unschöne Teil der Alpe Adria:
17 Kilometer entlang der B 159. Das Tal
schnurrt hier so zusammen, dass nur noch
Bundesstraße und Bahngleise zwischen
die Felswände passen. Kopfhörer raus,
Playlist an. „Ain’t No Mountain High
Enough“, höhnt Diana Ross. Die mor-
gendliche Stromverschwendung rächt
sich jetzt: Turbo ist nicht mehr drin, ich
muss treten. Auf dem allerletzten Lade-
balken erreiche ich St. Johann im Pongau,
nass bis unter die Radlerhose und mit
brennenden Beinen. Genuss-Tour? Der
größte Genuss an diesem Abend ist die
heiße Dusche.
Tag 2: St. Johann–Bad Gastein (46 km)
Tief hängen die Wolken über den Gip-
feln, und wenn sie sich lichten, ist Schnee
zu sehen. Die geplante Tagesetappe ist
kurz, aber heftig. Straßen mit bis zu
18 Prozent Steigung führen schließlich
nach Bad Gastein, das sich an die Alpen-
hänge klammert, Prachthotels vor Berg-
panorama. Man könnte nun noch auf den
Stubnerkogel gondeln. Dort spannt sich
Europas höchstgelegene Hängebrücke
über einen Abgrund. Aber es regnet,
Stolz und wehmütig
Unsere Autorin
Beate Strobel wäre gern
noch weitergeradelt
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