Focus - 05.10.2019

(Ron) #1

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Vicki Couchman/Shutterstock, Michael Gruber/dpa

34 FOCUS 41/2019


rin Rovana Plumb wird ein Privatkredit
zur Wahlkampffinanzierung vorgehal-
ten. Sie hatte sich 170 000 Euro geliehen
und ihrer Partei PDS gespendet, um als
EU-Kandidatin aufgestellt zu werden –
was sie dem EU-Parlament verschwieg.
Der ungarische Kandidat Laszlo Trocsa-
nyi ist an einer Anwaltskanzlei beteiligt,
die Regierungsaufträge erhielt. Bleibt
das EU-Parlament bei seiner Ablehnung,
müssen Rumänien und Ungarn neue Kan-
didaten vorschlagen.
Unter verschärfter Beobachtung steht
ferner der Pole Janusz Wojciechowski,
dem das Europäische Amt für Betrugsbe-
kämpfung Olaf Unregelmäßigkeiten bei


Reisespesen vorwarf; er hat inzwischen
11 000 Euro zurückgezahlt. Gegen die
Französin Sylvie Goulard ermittelt die-
selbe Behörde wegen der Scheinbeschäf-
tigung eines Assistenten auf Kosten des
EU-Parlaments. Sie fiel am Mittwoch in
der ersten Anhörung prompt durch. Erklä-
ren muss nicht zuletzt die Kroatin Dubrav-
ka Suica die Herkunft ihres privaten Ver-
mögens in Höhe von fünf Millionen Euro.
Für Vorbehalte im EU-Parlament sorgte
ferner die 2018 erfolgte Verurteilung von
Josep Borrell wegen Insider-Handels; der
Spanier soll neuer Außenbeauftragter der
EU werden. Auch wenn am Ende nicht
alle Kandidaten bei den Anhörungen
scheitern, so wird Ursula von der Leyen
bis zur Entscheidung des Parlaments am



  1. Oktober noch eine Menge Überzeu-
    gungsabeit für ihr Team leisten müssen.
    Überzeugen will Heinz-Christian Stra-
    che nicht mehr. Der über die „Ibiza-Af-


färe“ gestürzte frühere österreichische
Vizekanzler und Parteichef der FPÖ
erklärte nach der Nationalratswahl am
Dienstag in Wien seinen Rückzug aus
der Politik. Die FPÖ hatte nur noch 16,2
Prozent erreicht und damit mehr als neun
Prozentpunkte verloren. Hauptgrund
für Straches Abtritt von der politischen
Bühne dürften aber die Ermittlungen der
Staatsanwaltschaft Wien gewesen sein.
Strache wird vorgeworfen, mit Schein-
belegen die FPÖ zur Finanzierung seiner
privaten Ausgaben zu bewegen. Der ORF
berichtet zudem, dass Strache über ein
„Spesenkonto“ von 10 000 Euro monat-
lich verfüge und von seiner Partei einen

„Mietzuschuss“ von 2500 Euro erhalte.
Alles zusätzlich zu seinem Abgeordne-
tengehalt.
Auch Briten-Premier Boris Johnson
wird vorgeworfen, er habe in seiner
Zeit als Bürgermeister von London der
US-amerikanischen Unternehmerin Jen-

nifer Arcuri unrechtmäßig Fördergelder in
Höhe von rund 30 000 Euro zukommen
lassen. Johnson soll mit dem ehemali-
gen Model ein Verhältnis gehabt haben.
Arcuri, die heute wieder in den USA lebt,
betrieb seinerzeit in London soziale Netz-
werke und ein Institut für Cyber-Sicherheit
namens Hacker House. Sie begleitete
Johnson auf Kosten des Steuerzahlers auf
mehreren Dienstreisen, obwohl sie die
formalen Voraussetzungen nicht erfüllte.
Johnson wies Anfang der Woche den Vor-
wurf des Amtsmissbrauchs zurück, muss
aber mit Ermittlungen der Justiz rechnen.
Donald Trump sieht sich möglicherwei-
se mit einem Amtsenthebungsverfahren

konfrontiert, weil er am Telefon den ukrai-
nischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj
unter Verweis auf Hilfszahlungen dazu
gedrängt hat, den Beratervertrag von
Hunter Biden mit einer ukrainischen Gas-
firma zu untersuchen. Der frühere US-Vi-
zepräsident Joe Biden, aussichtsreichster
Kandidat der Demokraten für die US-Wahl
2020, hatte seinem Sohn Hunter einen mit
50 000 Dollar monatlich dotierten Job ver-
schafft und Korruptionsuntersuchungen
in Kiew mit der Drohung stoppen lassen,
US-Gelder nicht auszuzahlen. Noch ist
offen, wer von dem Skandal härter getrof-
fen wird: Trumps demokratischer Gegen-
spieler Biden oder der Präsident selbst.
Aber egal, ob Trump, Johnson oder Stra-
che: Nach Einschätzung von bpb-Präsi-
dent Krüger tritt hier ein „Typus toxischer
Männlichkeit zutage, der das von den
Populisten einst geschürte Negativbild
der etablierten Politik selbst übertrifft“. n

Ein toxischer Typus von Männlichkeit – erst kommt das Ego, dann die Moral


Förderung der Freundin Die Firma des Ex-Models Jennifer Arcuri erhielt
vom damaligen Londoner Bürgermeister Boris Johnson öffentliche Gelder


Unterschlagung von Parteigeldern? Ex-FPÖ-Parteichef Heinz-Christian
Strache, hier mit Ehefrau Philippa Strache, zieht sich aus der Politik zurück

In unserem Meinungsforum debattieren unsere
Leser das Thema der Woche. Eine Auswahl der
Texte drucken wir nächste Woche auf der
Leserdebatten-Seite ab. Bedingung: Sie schrei-
ben unter Ihrem echten Namen.
Beiträge: http://www.focus.de/magazin/debatte
Mails an: [email protected]

Wie kann die Politik das
Vertrauen zurückgewinnen?

Die Leserdebatte
von FOCUS ONLINE

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