Focus - 05.10.2019

(Ron) #1
NATURSCHUTZ

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F


robel ist in seinem Element.
Durch sein Swarowski-Fern-
glas, 8 x 25, hat er einen
Roten Milan entdeckt, wenig
später frische Marderspuren
und eine äußerst seltene
Fließwasser-Libellenart. Jetzt
bahnt er sich durch Brenn-
nesseln, Wiesenknopf und Springkraut
den Weg ins Flussbett der Föritz. Seine
Schuhe sind durchnässt, als er mit den
Händen den Grund des Flusses absucht.
Mit unterdrücktem Freudenschrei zieht
er schließlich eine Bachmuschel heraus.
Das Tier steht auf der Roten Liste der
besonders gefährdeten Arten.
Wenn Kai Frobel durch den ehemaligen
Grenzfluss nahe dem oberfränkischen Ort
Mitwitz watet, bewegt er sich auf den
Spuren seiner Jugend. Schon als 15-Jäh-
riger lief er im Morgengrauen unter arg-
wöhnischen Blicken von NVA-Soldaten,
Zoll und Bundesgrenzschutz in seinem
grünen Parka den Eisernen Vorhang
entlang und zählte Graureiher, Mäuse-
bussarde und Ziegenmelker. Viele der
Vögel nutzten den Grenzzaun als Ansitz
und Singwarte. Damals erschien ihm das
„als Sinnbild dafür, dass die Natur keine
Grenzen kennt“.

Wiedervereinigung in Grün: Die Natur kennt keine Grenzen


Gedächtnis-Lücke
Die Stadt Salzwedel hat
ihren Forst am Grenz­
streifen an einen privaten
Investor verkauft

Er erfand
das Grüne Band
Geoökologe
Kai Frobel, Arten­
schutzreferent
beim BUND Bayern,
trieb das
Projekt voran


Wildwuchs
Drüsiges Springkraut,
selbst ein Migrant
aus Indien, macht
sich entlang des eins­
tigen Grenzflusses
Föritz breit
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