Frankfurter Allgemeine Zeitung - 04.10.2019

(lily) #1

FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG Feuilleton FREITAG, 4. OKTOBER 2019·NR. 230·SEITE 13


SAN SEBASTIÁN, Anfang Oktober
Wie sehr Filmfestspiele den jeweiligen
Zeitgeist widerspiegeln, zeigte sich ein-
mal mehr beim Filmfestival von San Se-
bastián. In der Pressekonferenz mit dem
Schauspieler Donald Sutherland, der den
Ehrenpreis des Festivals bekam, wurden
die Journalisten ermahnt, ausschließlich
Fragen zu seiner beruflichen Laufbahn
zu stellen. Doch damit war der Holly-
woodstar überhaupt nicht einverstanden:
„Ich will hier auch über den Klimawan-
del reden“, polterte er in einem Ton, der
stark an den tyrannischen Präsidenten
Snow erinnerte, den Sutherland in der
„Tribute von Panem“-Filmreihe verkör-
pert hatte. „Ich habe Kinder und Enkel –
und in der Welt, die wir ihnen hinterlas-
sen, werden sie nicht leben können“,
fuhr er wütend fort. „Die Haltung der Ver-
einten Nationen gegenüber dem Klima-
wandel ist totale Scheiße!“
Ein weiteres großes Thema in San
Sebastián war der Umgang mit Frauen –
nicht nur im Filmbusiness. Penélope
Cruz, die zweite Ehrenpreisträgerin des
Festivals, nutzte ihre Dankesrede dazu,
denMachismoihrer Landsleute und das
gravierende Ausmaß häuslicher Gewalt
in ihrer spanischen Heimat anzupran-
gern. Diskutiert wurde auch der Anteil
von Regisseurinnen im Festivalpro-
gramm. „Ich bin strikt gegen irgendwel-
che Frauenquoten“, stellte Festivalchef
José Luis Rebordinos klar, „und richte
mich bei der Auswahl der Filme nur nach
deren Qualität.“
Immerhin konnte er darauf verweisen,
dass diesmal sechs der sechzehn Wettbe-
werbsbeiträge von Regisseurinnen
stammten, womit der Frauenanteil deut-
lich höher war als bei anderen A-Festi-
vals wie Cannes oder Venedig.
Tatsächlich gehörten diese sechs
Beiträge zu den Höhepunkten des Wett-
bewerbs, etwa die mit dem Spezialpreis
der Jury ausgezeichnete deutsch-französi-
sche Koproduktion „Proxima“.
Eva Green spielt darin eine alleinerzie-
hende Astronautin, die in einen Gewis-
senskonflikt gerät, als sie für eine Missi-
on im All ausgewählt wird, für die sie ein
Jahr lang von ihrer siebenjährigen Toch-
ter getrennt wäre. Die Pariser Drehbuch-
autorin und Regisseurin Alice Winocour
interessiert sich im Gegensatz zu vielen
männlichen Kollegen mehr für die
schwierige Mutter-Tochter-Beziehung
und die rauhe Raumfahrer-Realität als
für Science-Fiction-Schnickschnack.
„Von Astronautinnen verlangt man ge-
radezu übermenschliche körperliche Fä-
higkeiten“, meinte sie in San Sebastián.

„Darum sind sie für mich fast wie Super-
heldinnen – nur mit dem Unterschied,
dass Comic-Heldinnen natürlich nie Kin-
der haben, um die sie sich kümmern
müssten.“
Wie sehr sich der weibliche Blick
auf das Geschehen von der männlichen
Sicht der Dinge unterscheidet, zeigt sich
eindrucksvoll beim direkten Vergleich
der drei Sozialdramen im diesjährigen
Wettbewerb. Zwei wurden von Frauen in-
szeniert, eines von einem Mann. Der te-
xanische Regisseur Paxton Winters, der
seit Jahren in Brasilien lebt, erzählt in
„Pacificado“ von einem einflussreichen
Drogenhändler, der nach vierzehn Jah-
ren Knast in seine Favela in Rio de
Janeiro zurückkehrt und dort mit bruta-
len Machtkämpfen und seiner angebli-
chen Tochter konfrontiert wird.
Die Beziehung zwischen ihm und dem
Mädchen ist indessen nur halbherzig aus-
gearbeitet; der von Darren Aronofsky
produzierte Film folgt vielmehr der ge-
wohnten Hollywood-Dramaturgie und
mündet in die üblichen Drogenexzesse
und Gewaltausbrüche – konventionelle
Kino-Konfektionsware, die man eine
Stunde später schon wieder vergessen
hat.
Ganz anders dagegen „Rocks“ der briti-
schen Regisseurin Sarah Gavron (die mit
„Brick Lane“ international bekannt wur-
de): Im Mittelpunkt steht hier eine fünf-
zehnjährige Schülerin, die plötzlich die
Verantwortung für ihren siebenjährigen
Bruder übernehmen muss, als ihre allein-
erziehende, depressive Mutter auf Nim-
merwiedersehen verschwindet. Obwohl
man dem Mädchen alle möglichen Knüp-
pel zwischen die Beine wirft, sind Wut,
Hass, Brutalität, Rache, Um-sich-Schla-
gen oder das Abrutschen in Drogenab-
hängigkeit hier überhaupt kein Thema.
Stattdessen bietet der hoffnungsfrohe
Film diverse alternative Lösungsansätze:
Er handelt von Frauenfreundschaft, von
weiblicher Solidarität, vom gemeinsa-
men Überwinden von Hindernissen –
und ist trotz (oder gerade wegen) des völ-
ligen Verzichts auf Gewaltdarstellung be-
sonders packend.
Dasselbe gilt auch für „La hija de
un ladrón“ („Die Tochter eines Diebes“),
die größte Überraschung des Wettbe-
werbs und der Favorit in allen Kritiker-
umfragen. In ihrem verblüffend reifen,
präzise inszenierten und bis ins kleinste
Detail stimmigen Regiedebüt erzählt die
Katalanin Belén Funes von einer alleiner-
ziehenden jungen Mutter, die sich mit Ge-
legenheitsjobs durchschlägt, um sich und
ihr Baby zu ernähren. Als ihr verantwor-
tungsloser, unzuverlässiger Vater aus

dem Gefängnis entlassen wird, kämpft
sie um das Sorgerecht für ihren kleinen
Bruder. Für ihre furiose Verkörperung
dieser furchtlosen Frau wurde Greta Fer-
nández als beste Darstellerin ausgezeich-
net. Ihr Vater Eduard Fernández, der
auch im Film ihren Vater spielt, hatte
selbst vor drei Jahren in San Sebastián
den Darstellerpreis gewonnen.
Weil es diesmal im Wettbewerb so
viele interessante Frauenrollen und groß-
artige schauspielerische Leistungen gab,
verlieh die Jury den Preis für die beste
Darstellerin ex aequo noch an eine weite-
re Aktrice: an Nina Hoss. Sie spielt in Ina
Weisses zweiter Regiearbeit „Das Vor-
spiel“ eine perfektionistische, nach au-
ßen hin disziplinierte, aber innerlich zu-
tiefst zerrissene und frustrierte Geigen-
lehrerin, die sich auf Kosten ihrer Fami-
lie mehr und mehr auf den Erfolg ihres
Lieblingsschülers fixiert.
Dabei trifft Nina Hoss jede Note dieser
komplexen, zwiespältigen Filmfigur
exakt. Als sie auf der Bühne ihre Trophäe
entgegennahm, freute sie sich über die
Doppelung der Auszeichnung für die Dar-
stellerinnen: „Wir Frauen bekommen nie
genug Preise!“
Wie recht sie damit hatte, zeigte
sich später, als die Jury den Hauptpreis
des Festivals, die Goldene Muschel, nicht
etwa an einen der herausragenden Beiträ-
ge der Regisseurinnen vergab, sondern
an „Pacificado“, dem sie aus unerfindli-
chen Gründen zudem die Preise für den
besten Schauspieler und die beste Bildge-
staltung hinterherwarf. Die Entschei-
dung sorgte für Rätselraten: Konnte sich
Jurypräsident Neil Jordan etwa deshalb
für diese schablonenhafte, überra-
schungsarme, plakative Favela-Fabel er-
wärmen, weil er selbst zuletzt mit „Gre-
ta“ einen schablonenhaften, überra-
schungsarmen, plakativen Psychothriller
fabriziert hatte? Hatte das üppige Essen
in der baskischen Küstenstadt den Juro-
ren vielleicht die Hirne verklebt? Oder
war das Ganze ein verunglückter Akt der
Solidarität für das brasilianische Volk,
das unter einem Präsidenten leidet, der
die Kulturausgaben radikal kürzt und
den Klimawandel leugnet? Was auch im-
mer die Jury geritten haben mag: Jeden-
falls hat sie eine große Chance vertan,
ein Zeichen zu setzen. Höchste Zeit, dass
der weibliche Blick angemessen gewür-
digt wird! MARCO SCHMIDT

A


dolf Hitlerwar, kein Witz, nie
in Frankfurt! Das weiß sein
Doppelgänger ganz genau:
Hans Zippert steht am frühen
Mittwochabend in seinem
schienbeinlangen, grauen Ledermantel
und mit dem schwarz-quadratischen Iso-
lierband auf der Oberlippe (Hitlerbart)
backstage hinter der Bühne am Mainkai
und bereitet sich sprücheklopfend auf sei-
nen Führerauftritt vor, der einer der Hö-
hepunkte des vierzigjährigen Festakts,
äh, des Festakts für vierzig Jahre „Tita-
nic“ werden wird, auf die das Frankfurter
Satiremagazin den halben Tag lang ohne
erkennbare Sentimentalität, vielmehr
frech und lehrreich wie eh und je zurück-
blickt. Adolf Hitler war aber, hitlert der
einstige „Titanic“-Chefredakteur (
bis 1995) weiter, einmal wenigstens in
der Nähe, nämlich bei der Eröffnung der
Autobahn Frankfurt–Darmstadt im Jahre
1933, in welchem auch sonst. Auf der Büh-
ne hält man derweil ein älteres Titelblatt,
nicht das einzige von zeitloser Gültig-
und Witzigkeit, zu natürlich wieder ver-
worfenen Überlegungen der Bundesregie-
rung zu Tempo 100 auf deutschen Auto-
bahnen hoch: „Wenn das der Führer wüss-
te!“ Er musste es nicht mehr erleben, und
wir müssen’s wahrscheinlich auch nicht
mehr.
Es war aber nicht alles eine Hitlerei an
diesem Festtag und in der Magazin-Ge-
schichte, obwohl der Führer auf den nun
480 Titelblättern angeblich 32 Mal vertre-
ten war, wie sein Doppelgänger dann
noch leichtsinnig log, sich später aber in
Richtung symbolisch passenderer 33 im-
merhin korrigierte. Wer es genau wissen
will, zähle im von Tim Wolff, Martina
Werner, Hardy Burmeier und Leonard
Riegel im Schweiße ihres Angesichts bei

Kunstmann herausgegebenen Pracht-
band „Titanic – Das endgültige Titel-
Buch“ nach, das zur abends eröffne-
ten Ausstellung im Caricatura-Muse-
um erschienen ist.
Sonst war viel von dem die Rede,
was aus der Hitlerei, die „Titanic“
bleibt davon überzeugt: verdienter-
maßen folgte und was seit nun auch
schon dreißig Jahren, also drei Vier-
tel der Heftgeschichte hindurch
und wohl bis in alle Ewigkeit, als
Motto vorne in jedem Heft steht:
„Die endgültige Teilung Deutsch-
lands – das ist unser Auftrag.“
(Chlodwig Poth, auch schon, wie
die anderen Gründer Robert Gern-
hardt, F. K. Waechter und F.W.
Bernstein, tot; von den anderen
vier noch Lebenden waren anwe-
send Bernd Eilert, siebzig, und
Pit Knorr, achtzig.)
Der Tag begann gutbürgerlich
mit einem Empfang im Römer
durch Oberbürgermeister Peter
Feldmann. Flink drehte dabei
der jetzige Chefredakteur Mo-
ritz Hürtgen den Spieß um und
spielte den Hausherrn: „Ges-
tern lud ich Sie bei der Presse-
konferenz des Caricatura-Muse-
ums offiziell von dieser Veran-
staltung hier im Kaisersaal aus.
Wie ich jetzt feststellen muss,
weigerte sich die Ihnen ergebe-
ne Lokalpresse, diese Mel-
dung auszugeben. Respekt,
dass Sie also anscheinend al-
les ganz gut im Griff haben in dieser gro-
ßen, europäischen Stadt.“ Daraufhin hän-
digte Hürtgen dem OB den goldenen
Schlüssel der Stadt aus, nicht ohne den
Rat, sich auch in Zukunft gut mit dem Ma-
gazin zu stellen, das so viel Gutes wie die
Stadt, das Land und den Erdkreis getan
habe, vorausgesetzt, er, Feldmann, wolle
noch vierzig Jahre im Amt bleiben, wofür
die Chancen prinzipiell gut stünden.
Draußen warteten die Getreuen und
hielten Titel-Plakate in die Luft („So ist
der Russe wirklich“, verschiedene Päpste
und die schwer notorische Zonen-Gaby

mit ihrer Banane beziehungsweise Gur-
ke). Dann setzen sich alle in Bewegung
und schritten gemessen, ohne das Missfal-
len der Obrigkeit zu erregen, den histori-
schen Kaiserkrönungsweg aus dem Heili-
gen Römischen Reich Deutscher Nation
ab; so etwas hatte es, wie gescherzt wur-
de, seit Tausenden von Jahren nicht mehr
gegeben.
Ja, nun ist die „Titanic“ schon so alt,
wie die DDR wurde. Ein gewisser Genos-
se Erich Maria Schmittecker alias Oliver

Maria Schmitt (Chefredakteur von 1995
bis 2000) trieb dem in Bier- und Brat-
wurstdunst eingehüllten und nun erheb-
lich zahlreicheren Publico am Main dann
mit einer in jeder Hinsicht erstklassigen
Honecker-Parodie nicht versiegen wollen-
de Lachtränen in die Augen: „Im Kapita-
lismus, so heißt es, lacht der Mensch den
Menschen aus – im Satirismus jedoch ist
es umgekehrt!“ Vierzig Jahre „Titanic“,
so war der tonangebende Genosse zu ver-
stehen, bedeuten vierzig Jahre Mangelver-

waltung. Das hat man immerhin
mit der DDR gemein: „Die Kriti-
ker des Satirismus behaupten ger-
ne, durch unsere veraltete Produk-
tionsweise, durch analog arbeiten-
de werktätige Witzarbeiter und ab-
hängig Beschäftigte in den Poin-
tenbergwerken, durch kostspieli-
gen Vierfarbdruck auf proes... pro-
peskiv... auf zukünftige fossile
Brennstoffe ..., dass dadurch die
dauerhafte Versorgung der Bevölke-
rung mit Pointen, Cartoons und
Witzen nicht zu allen Zeiten ge-
währleistet ist. Aber ich kann Ihnen
allen aus langjähriger Erfahrung sa-
gen: Gute Witze sind immer knapp.
Manchmal gibt es sogar gar keine.“

K


aum war dann Hitler-
Darsteller Zippert auf
der Bühne, fuhr auch
schon die Polizei am
Mainkai vor. Für einen
Moment musste man befürchten, der
Führer würde nun abgeführt, aber die
Beamten hatten offenbar anderes zu
tun und verschwanden sofort wieder.
Der Führer hatte, weil die Verkehrspo-
litiker mit der Gnade der späten Ge-
burt die Autobahnen hätten verrotten
lassen, die „SS-Bahn“ nehmen müssen
und bedankte sich nun mit mannhaft
ertragener Rührung über sich selbst bei
dieser „Publikation, die mich immer
ernst genommen hat“. Dank ging natür-
lich auch an den anderen, noch öfter ver-
tretenen Posterboy aus der Pfalz, dem
es, anders als Hitler, nachhaltiger gelun-
gen sei, „Lebensraum im Osten zu schaf-
fen“.
Wenn sich die „Titanic“, das Motto ei-
nes ihrer Gründerväter ernst nehmend, ei-
nes vorwerfen lassen muss, dann, dass es
ihr nicht gelungen ist, den nun schon seit
dreißig Jahren währenden „Anschluss der
Ostgebiete“ noch nicht wieder gekappt zu
haben. Man bleibt dran und rechnet al-
lenthalben damit, dafür noch tausend Jah-
re Zeit zu haben. EDO REENTS
40 Jahre Titanic – Die endgültige Titel-Ausstel-
lung.Caricatura Museum Frankfurt, bis 2. Februar


  1. Das bei Kunstmann erschienene Titelbuch
    kostet 40 €.


Wenn der Darsteller des Filmbösewichts


mit Kraftausdrücken Klimapolitik predigt


Menschliche Sorgen und Nöte statt Science-Fiction-Schnickschnack: Das Filmfestival


von San Sebastián ist deutlich politischer ausgerichtet als in vergangenen Jahren


Bis ins hohe Alter hinein blieb Rudolf Ste-
phan der geistreiche, der wache Zeitge-
nosse, der die Geschehnisse um die Mu-
sik mit nie nachlassender Aufmerksam-
keit verfolgte. Seine funkelnden Augen,
seine so oft staunend hochgezogenen
Brauen verrieten die unermüdliche Neu-
gier eines typischen Vertreters der „skepti-
schen Generation“. Geboren im Ruhrge-
biet, aufgewachsen in Heidelberg, gelang-
te er nach dem Krieg in das legendäre
Göttinger Seminar von Rudolf Gerber, zu-
sammen mit Ludwig Finscher, Carl Dahl-
haus, Alfred Dürr oder Joachim Kaiser.
Gerber galt als unverdächtig, erst Jahr-
zehnte später wurde seine NS-Vergangen-
heit bekannt. Die Dissertation (1950)
und die vergleichsweise späte Habilitati-
on (1963) waren mediävistischen The-
men gewidmet.
Dazwischen entdeckte er die Musik sei-
nes Jahrhunderts und schrieb ein legendä-
res Bändchen über Neue Musik (1958)
und einen wunderbaren Musik-Band im
Fischer-Lexikon. Rasch gerieten Schön-
berg, Mahler und Berg ins Zentrum sei-
nes Interesses und richtungsweisender Ar-
beiten. Adorno hat ihn tief beeindruckt,
von ihm sprach er auch dann noch vereh-
rungsvoll, als er ihm innerlich fremd ge-
genüberstand. 1967 wurde er als Ordinari-
us an die Freie Universität Berlin gerufen,
und er blieb der Stadt treu, auch nach der
Emeritierung, unmittelbar nach dem
Mauerfall. Es waren die großen musikwis-
senschaftlichen Jahre Berlins, mit ihm an
der FU und Carl Dahlhaus an der TU.
Dass beide Institute inzwischen Geschich-
te sind, kann als besonders eigenwilliger
Leistungsausweis gegenwärtiger Wissen-
schaftspolitik gelten.
Stephans Wirken in Berlin hatte immer
auch, etwa in seinem Engagement für
Schönberg oder Hindemith, mit der Ge-
schichte der Stadt zu tun, mit dem ent-
schiedenen Willen, sich ihr zu stellen.
Der zunehmenden Ideologisierung der
„Neuen Musik“ stand er schließlich ableh-
nend gegenüber. Sein eigenes Urteil hielt
er offen, es unterlag fortwährenden
Wandlungen, von denen die späte Bewun-
derung für Pfitzner die vielleicht bemer-
kenswerteste ist. Er liebte die anregenden
Gespräche, seine von Leidenschaft ge-
prägte Bibliothek – jeder Band mit Erin-
nerungen oder Kommentaren behaftet –,
die stets faszinierende Offenheit. Vorein-
genommenheiten jeder Couleur blieben
ihm fremd. Am 29. September ist Rudolf
Stephan, der für sein Wirken vielfach ge-
ehrt wurde, im Alter von 94 Jahren in Ber-
lin gestorben. LAURENZ LÜTTEKEN

Diese Satire ist

unaufhaltsam

Ewiges Musikwissen
Zum Tod von Rudolf Stephan
Der Anfang vom Ende sah
schon so aus, als könnte
alles nur schlechter
werden: Erstes „Titanic“-
Titelbild 1979 Foto Caricatura

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Vierzig Jahre komische


Mangelverwaltung: Das


Magazin „Titanic“ feiert


sich frech selbst.

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