Die anderen Biosimilars-Anbie-
ter haben bereits langjährige Er-
fahrung in der Produktion und
dem Vertrieb von Biotechmedika-
menten. Amgen und Biogen sind
beispielsweise seit Jahrzehnten
als Anbieter von innovativen Bio-
pharmazeutika aktiv. Sandoz und
Mylan sind etablierte Player im
Generikamarkt. Die Novartis-
Tochter Sandoz hat vor 13 Jahren
mit ihrem Produkt Omnitrope das
erste Biosimilar weltweit über-
haupt auf den Markt gebracht
und gilt mit ihrem breiten Portfo-
lio als Branchenführer. Mylan
formt gerade mit einem Teil des
US-Konzerns Pfizer einen neuen
Generikakonzern.
Im Gegensatz zu den klassi-
schen chemischen Generika sind
Biosimilars komplizierte Eiweiß-
moleküle, die mithilfe genmodifi-
zierter Zellkulturen produziert
werden. Die Entwicklung und
Produktion ist daher für die Fir-
men aufwendig und teuer, auch
weil eigene klinische Studien
durchgeführt werden müssen.
Die Kosten für die Entwicklung ei-
nes Biosimilars werden in der
Branche auf 100 bis 300 Millio-
nen Dollar veranschlagt.
Um die Akzeptanz der Biosimi-
lars bei Ärzten zu erhöhen, muss-
te die Branche in der Vergangen-
heit viel Überzeugungsarbeit leis-
ten. Auch deswegen ist die gute
Marktdurchdringung der Humira-
Kopien für die Anbieter eine gute
Nachricht.
„Die Rheumatologen haben
mittlerweile einige Jahre Erfah-
rung mit Biosimilars gemacht. Da-
von profitieren auch die Herstel-
ler der Adalimumab-Nachfolge-
produkte“, sagt Bork Bretthauer,
Geschäftsführer des Branchenver-
bands Pro Generika. Das erste
Biotech-Nachahmerprodukt für
Rheumapatienten (Wirkstoff Infli-
ximab) war bereits Anfang 2015
auf den Markt gekommen.
Rabattverträge mit den
meisten Krankenkassen
„Infliximab war ein Türöffner,
denn es wurde gezeigt, dass das
Konzept der Biosimilars auf Ebe-
ne der monoklonalen Antikörper
funktioniert. Die älteren Biosimi-
lars waren nicht so komplexe Mo-
leküle, insofern wurde mit Inflixi-
mab Pionierarbeit geleistet“, sagt
Bretthauer. Bei Adalimumab wür-
den im großen Stil Patienten um-
gestellt, die bislang das Original-
präparat bekommen haben.
„Sonst könnte man sich die Zu-
wachsraten der Nachfolgepro-
dukte nicht erklären“, sagt Brett-
hauer.
Der Patentablauf von Humira
macht sich in den Zahlen des
Pharmaunternehmens Abbvie be-
reits deutlich bemerkbar. Und der
geplante Zusammenschluss mit
Allergan wird in der Branche als
Reaktion auf diese Entwicklung
gewertet, denn Humira steht für
rund 60 Prozent des Abbvie-Um-
satzes. Im ersten Halbjahr 2019
war der Umsatz des Mittels außer-
halb der USA um mehr als 35 Pro-
zent auf 1,08 Milliarden Dollar
eingebrochen. In den USA endet
der Patentschutz erst 2023.
Trotz der Konkurrenz der güns-
tigen Nachahmer hat Abbvie den
Preis für Humira in Deutschland
nicht gesenkt. Da Deutschland für
die Preisbildung in vielen ande-
ren Ländern ein Referenzland ist,
hätte eine Preissenkung direkte
Auswirkungen auf das Preisniveau
in anderen Märkten.
Allerdings hat Abbvie – ebenso
wie die Biosimilars-Anbieter – Ra-
battverträge mit den allermeisten
Krankenkassen geschlossen. Die-
se sogenannten Open-House-Ver-
träge stellen sicher, dass das Me-
dikament weiter verordnet wer-
den kann – allerdings mit einem
Preisabschlag. Der liegt nach In-
formationen aus der Branche bei
fast 20 Prozent vom Listenpreis,
was allerdings auch für die Bio -
similars gilt.
2020 werden die Karten
wieder neu gemischt
Nach Berechnungen von Biogen
sind durch die Einführung der
Humira-Kopien im ersten Jahr
Wirtschaftlichkeitsreserven von
rund 350 Millionen Euro in
Deutschland entstanden. Tatsäch-
lich eingespart wird diese Summe
bei den Krankenkassen aber
nicht: Denn wie die Marktzahlen
zeigen, werden nun auch Rheu-
mapatienten, die bisher kein Bio-
logikum bekommen haben, frü-
her als bisher auf Biosimilars um-
gestellt.
Gab es im September 2018
noch rund 52 000 Patienten, die
Humira verordnet bekommen ha-
ben, waren es diesen Juli bereits
mehr als 58 500, die das Original
oder den Nachahmer erhielten.
Für die fünf Biosimilars-Anbie-
ter im Markt geht der Kampf um
die Marktanteile weiter. Biosimi-
lars-Marktführer Sandoz hat nach
den Worten von Deutschlandchef
Eder das Ziel, sich bei Adalimu-
mab vom dritten Platz an die Spit-
ze vorzuarbeiten: „Ich bin mir si-
cher, dass wir im nächsten Jahr
noch deutlich zulegen werden,
wenn wir die Zusammenarbeit
mit den Ärzten konsequent aus-
bauen. Unser Anspruch ist es, auf
den ersten Platz zu kommen. Da-
für haben wir einen langen
Atem.“
Ob einer der Spieler noch ein-
mal mit einer Preissenkung den
Wettbewerb ankurbeln wird, ist
fraglich. Denn im Zweifel würden
die Wettbewerber schnell nach-
ziehen. So versuchen sich die Fir-
men mit einfach zu handhaben-
den Injektionen, Beratungshot -
lines und Patientenprogrammen
voneinander zu differenzieren.
Im nächsten Jahr werden die
Karten ohnehin wieder neu ge-
mischt. Dann soll es eine große
Festbetragsgruppe mit vier Wirk-
stoffgruppen geben, die pharma-
kologisch-therapeutisch ver-
gleichbar sind. Der Festbetrag
wird dann vom Spitzenverband
der Krankenkassen festsetzt.
Konkurrenz für Humira
Marktanteile des Rheumamittels
Humira und seiner Nachahmer*
Humira
(Hersteller: Abbvie)
Hulid
(Mylan)
Idacio
(Fresenius Kabi)
Imraldi
(Biogen)
Amgevita
(Amgen)
Hyrimoz
52,8 %
7,2 %
0,2 %
15,6 %
13,4 %
10,8 %
(Hexal, Sandoz)
HB Quelle: Branche
*Aug. 2019, Tagesdosen, GKV-Apothekenm.
Sportsponsoring
Doping-Skandal trifft Nike
Der Chef von Nikes „Oregon
Project“ ist wegen Dopings
gesperrt worden. Auch CEO
Parker soll von den
Praktiken gewusst haben.
Katharina Kort New York
E
s war ein Projekt der Super-
lative: die besten Athleten,
die besten Trainer, die bes-
te Technik. Im Camp des Nike-ei-
genen „Oregon Project“ trainier-
ten die Sportler in Wasserbecken,
ließen ihre Körperfunktionen von
der neuesten Software analysieren
und schliefen in sauerstoffredu-
zierten Häusern, um ein Höhenkli-
ma vorzutäuschen und so die Pro-
duktion der roten Blutkörperchen
anzukurbeln.
Doch mit den jüngsten Doping-
vorwürfen droht der Erfolg des
Trainingscamps in einen Skandal
umzuschlagen, der Nike und des-
sen Vorstandsvorsitzenden Mark
Parker schaden könnte. Schließ-
lich soll auch Parker von den Do-
pingversuchen gewusst haben.
Erst am Montag hat die US-
Dopingaufsicht Usada den Chef-
coach des „Oregon Project“, Alber-
to Salazar, für vier Jahre gesperrt.
Salazar soll „verbotenes Doping-
verhalten orchestriert und geför-
dert“ haben. Dazu gehören neben
Carnitin-Infusionen auch Experi-
mente mit Testosteron-Gel. Dabei
rieb Salazar seine eigenen Söhne
mit dem Gel ein, um zu prüfen, ab
welcher Menge eine Dopingkon-
trolle das nachweisen könnte. Nun
kam heraus, dass auch der seit 13
Jahren amtierende Nike-CEO Par-
ker von diesen Testosteron-Experi-
menten gewusst hat, wie E-Mails
aus den Jahren 2009 bis 2011 be-
weisen. „Wir müssen die Mindest-
menge des Gels feststellen, die ein
Problem wäre“, schrieb Salazar an
Parker. Der wiederum antwortete:
„Es wäre interessant, die Mindest-
menge von topischen männlichen
Hormonen festzustellen, die nötig
ist, um einen positiven Test zu er-
reichen.“
Die offizielle Darstellung von
Nike dazu lautet, dass Salazar be-
sorgt war, andere könnten seine
Sportler mit Testosteron-Tüchern
berühren, um sie so des Dopings
zu überführen. In einer E-Mail an
seine Mitarbeiter schrieb Parker
am Dienstag: „Nike hat sich nie da-
ran beteiligt, Läufer systematisch
zu dopen. Allein der Gedanke da-
ran macht mich krank.“
Parker ist selbst passionierter
Läufer und großer Fan des „Ore-
gon Project“, das schon vor seiner
Zeit ins Leben gerufen wurde.
Nach den enttäuschenden 90er-
Jahren wollte der Sportartikelher-
steller mit seinem eigenen Trai-
ningscamp dafür sorgen, dass die
USA auch bei den Läufern wieder
zur Weltspitze gehören.
Später nahm das Camp gleich
neben der Nike-Zentrale in Beaver-
ton in der Nähe von Portland, Ore-
gon, auch ausländische Sportler
und Sportlerinnen wie die deut-
sche Konstanze Klosterhalfen auf.
Salazar steht unter anderem hin-
ter den vier Olympiasiegen und
sechs Weltmeistertiteln des briti-
schen Läufers Mo Farah. Deutsche
Hersteller wie Puma und Adidas
haben keine vergleichbaren Trai-
ningsprogramme. Sie treten ledig-
lich als Sponsoren auf und haben
daher keine so engen Beziehungen
zu Sportlern, Trainern und Ärzten
wie Nike. Für Nike ist es ein weite-
rer Skandal, der das Unternehmen
innerhalb weniger Jahre trifft:
Mehrere Topmanager mussten ge-
hen, nachdem sich Mitarbeiterin-
nen über sexuelle Belästigung be-
schwert hatten. Dann wurde be-
kannt, dass Nike Strafen in seine
Verträge schrieb, sollten Athletin-
nen schwanger werden. Nun soll
das Doping vor der eigenen Haus-
tür geschehen sein.
Mark Parker:
Der Nike-Chef war
großer Fan des
„Oregon Project“.
AFP/Getty Images
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WOCHENENDE 4./5./6. OKTOBER 2019, NR. 191
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