sind Abbildungen großer Kunstwerke ver-
sammelt, von Beckmann bis Warhol, alle-
samt Meisterstücke des 20. Jahrhunderts.
Albrecht ist begeistert. Achenbach be-
kommt den Auftrag, eine Sammlung auf-
zubauen. Bloß beim Honorar für Achenbach
gibt es Unstimmigkeiten. Normalerweise
berechne er 25 bis 30 Prozent Provision, sagt
Achenbach. „Die zahle ich nicht“, sagt
Albrecht. „Du kriegst fünf Prozent.“ Achen-
bach willigt per Handschlag ein. Das ist ein
mieser Deal, Achenbach weiß es. Er ist
wütend: auf Albrecht, der seine Expertise
offenbar nicht wertschätzt, und auf sich,
weil er eingeknickt ist, ohne auch nur zu
handeln. Diese Wut will nicht vergehen,
auch nach Wochen und Monaten nicht.
Achenbach macht Albrecht einen Vor-
schlag für den Ankauf eines ersten Gemäl-
des. „London Tower Bridge II“ von Oskar
Kokoschka. Das würde doch gut passen,
jetzt, da Albrechts Töchter in England zur
Schule gingen. „Da habt ihr wenigstens
etwas England fürs Wohnzimmer“, sagt er.
Achenbach reist nach London zur Galerie
Marlborough International Fine Art, um
zu verhandeln. Die Engländer verlangen
1,3 Millionen Euro. Achenbach kann den
Preis auf 800 000 Euro reduzieren.
Er fliegt zurück nach Düsseldorf und
berichtet Albrecht von seinem Verhand-
lungserfolg. Dann stellt er die Rechnung.
40 000 Euro Provision stehen ihm zu. Das
findet Achenbach doch sehr wenig für ein
Bild, das ursprünglich 1,3 Millionen Euro
kosten sollte. Er nimmt die Rechnung der
Galerie und macht mit Schere und Pritt-
Stift aus 800 000 Euro einfach 900 000 Euro.
Er schlägt fünf Prozent Provision auf, also
45 000 Euro. Dann legt er die Collage auf den
Kopierer. Fertig ist die Rechnung für Al-
brecht. Jetzt fühlt Achenbach sich besser.
So macht er monatelang weiter: Er
frisiert Rechnungen und räumt sich Pro-
visionen ein, die er seiner Meinung nach
verdient hat. Insgesamt neun Mal, sagt
Achenbach. Und nicht 32 Mal, wie ihm vor-
geworfen worden sei. Nach dem neunten
Betrug, so erzählt es Achenbach, habe er zu
Albrecht gesagt: „Berthold, deine fünf Pro-
zent machen mich kirre. Ich komme damit
nicht hin.“ Albrecht habe geantwortet:
„Gut, dann sag, was du haben musst.“
Achenbach fährt von der Autobahn ab.
Der Transporter ruckelt über einen Feld-
weg auf ein Gehöft aus rotem Klinkerstein
zu. Achenbach stellt den Motor ab, aber die
Geschichte ist noch nicht zu Ende.
„Ich hätte damals zu Berthold sagen sol-
len: Hör zu, ich hab dich ein paarmal be-
trogen. Lass uns reinen Tisch machen. Ver-
zeih mir. Wir sind doch Freunde.“
Achenbach hat sich nach vorn gebeugt,
seine Stirn liegt auf dem Lenkrad. „Und ich
Endstation Köln-Ehrenfeld: Achenbach auf dem Weg
zum Einkaufen in seinem neuen Viertel
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