WELT AM SONNTAG NR.40 6.OKTOBER2019 AUS ALLER WELT^3
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Trotz Verbotes Die Regierung hatte ein
Vermummungsverbot erlassen, ein Rückgriff
auf Gesetze aus der Kolonialzeit. Dennoch
trafen sich am Samstag hunderte Demons-
tranten – mit Masken und teilweise gewalt-
tätig. So wurden im Stadtteil Sheung Shui die
Scheiben chinesischer Geschäfte eingewor-
fen. Seit Monaten protestieren sie gegen den
Einfluss Chinas auf die Regierung des Stadt-
staates. Viele Einkaufszentren und Banken
schlossen früh, die U-Bahn setzte den Be-
trieb aus. Bis zu fünf Millionen Menschen
nutzen täglich die Metro. Regierungschefin
Carrie Lam verurteilte am Samstag die „ex-
trem entsetzliche Gewalt“ der Aktivisten. Am
Freitagabend allerdings war ein 14-Jähriger
von einem Polizisten angeschossen worden.
WeiterProtest
in Hongkong
BILDER DER WOCHE
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TÜRKEI-DEAL
2 3 Prozent mehr Flüchtlinge
Die Zahl der Flüchtlinge, die über die Türkei in die EU ge-
kommen sind, hat sich in den ersten neun Monaten deutlich
erhöht. Sie liege derzeit bei 46.546 – 23 Prozent mehr als im
Vorjahreszeitraum. Das geht aus einem vertraulichen Bericht
der Europäischen Kommission hervor, der WELT AM SONN-
TAG vorliegt. 45.020 seien nach Griechenland geflohen, 1336
nach Italien und 190 nach Bulgarien. Die Mehrzahl seien Af-
ghanen, gefolgt von Syrern und Irakern. Seite 10
4 000 VERLETZTE
Fast 100 Tote bei Protesten im Irak
Nach tagelangen blutigen Protesten im Irak gerät die Re-
gierung unter Druck. Seit Beginn der Demonstrationen am
Dienstag ist die Zahl der Toten auf 93 gestiegen, wie die staat-
liche Menschenrechtskommission in Bagdad mitteilte. Fast
4000 Menschen wurden verletzt. Die Proteste richten sich
gegen Korruption und Misswirtschaft, vor allem die häufigen
Stromausfälle und die hohe Arbeitslosigkeit. Sicherheitskräfte
waren in den vergangenen Tagen mit Tränengas und Schüs-
sen gegen die Demonstranten vorgegangen.
UKRAINE-AFFÄRE
Strafandrohung gegen Weißes Haus
Für die Vorbereitung eines Amtsenthebungsverfahrens gegen
US-Präsident Donald Trump haben die Demokraten unter
Strafandrohung die Herausgabe von Dokumenten mit Bezug
zur Ukraine-Affäre gefordert. Das Weiße Haus habe ihnen mit
seinen wochenlangen Blockaden „keine andere Wahl“ gelas-
sen, als die „Subpoena“ auszustellen, erklärten die Vorsitzen-
den dreier Ausschüsse des Repräsentantenhauses. Sollten die
Informationen nicht bis 18. Oktober vorliegen, werde dies als
Behinderung der Ermittlungen gegen Trump betrachtet.
NIEDERLANDE
Tote durch Listerien in Wurstwaren
Wegen des möglichen Befalls mit Listerien hat der nieder-
ländische Wursthersteller Offerman die Produktion der be-
troffenen Fabrik in Aalsmeer aus dem Handel genommen. Es
gehe um alle dort seit September verpackten Waren, teilte die
Firma mit. Die Gesundheitsbehörden hatten festgestellt, dass
in zwei Jahren drei Menschen durch Listerien in Offerman-
Wurst gestorben waren. Bislang gibt es keine Hinweise auf
einen Zusammenhang zu dem Listerien-Fall in Deutschland.
NACHRICHTEN
Kinderschutz Das schottische Parlament hat mit 84 Ja-Stim-
men zu 29 Gegenstimmen ein Gesetz erlassen, das Eltern die
körperliche Züchtigung ihrer Kinder verbietet. Es soll in zwölf
Monaten in Kraft treten. In Deutschland ist Eltern und Leh-
rern die körperliche Züchtigung seit dem Jahr 2000 straf-
rechtlich untersagt. Schweden hat das Gesetz seit 1979.
„JA“
Kino In den 56 umsatzstärksten
Filmen aus dem Jahr 2018 haben
Männer doppelt so viele Rollen wie
Frauen, Frauen sind dafür viermal
so oft nackt zu sehen. Kein Wunder:
Keine einzige Frau hat in diesen
Filmen Regie geführt, und nur bei
jedem zehnten Film war eine Frau
am Drehbuch beteiligt.
FRAUEN
Schöner reisen
MeutereiBis zu 1500 Euro
haben 900 Passagiere für
eine Kreuzfahrt namens
„Mystery-Tour“ bezahlt –
für das Versprechen, die
Route führe sie zu „unent-
deckten Juwelen“. Diese
waren: Great Yarmouth, ein
ehemaliger Fischereihafen,
dessen Bewohner heute von
der Ölindustrie leben. Dün-
kirchen, bekannt für die
Schlacht im 2. Weltkrieg
und Probleme mit Einwan-
derer-Camps. Antwerpen.
Und die trostlose Hafen-
stadt Ijmuiden.Die Empö-
rung war groß. Dabei haben
die Reisenden doch wirklich
selten besuchte Orte gese-
hen. Wie versprochen.