32 WIRTSCHAFT & FINANZEN WELT AM SONNTAG NR. 40 6. OKTOBER 2019
Geld sachen
GESAMMELT VON PETER SCHELLING
Thomas Cook mag pleite sein,
Condor, die Flugtochter des
insolventen Reiseveranstalters,
ist es längst noch nicht.
Im Gegenteil. „Die
anderen Veranstalter
haben zusätzliche
Plätze gebucht“,
sagte Condor-Ver-
triebschef Paul Schwai-
ger. Auch habe die Mutter nur
für 20 Prozent der verkauften
Plätze gestanden. Die Wahr-
scheinlichkeit sei hoch, dass
Condor die Krise überstehe.
Condor fliegt
Laut der Nachrichtenagentur
Bloomberg will die Bundes-
regierung die Ticketabgabe
auf Inlands- und innereuropäi-
sche Flüge zum April von 7,50
Euro auf 10,43 Euro erhöhen.
Für Flüge mittlerer Distanz (bis
6000 km) will sie sie um 9,14
Euro auf 32,57 Euro anziehen,
bei Langstreckenflügen um
16,45 Euro auf 58,63 Euro. Prog-
nose: Deswegen fliegt kein
Schwein weniger. Steuerungs-
wirkung hätte, kurze Strecken
mehr zu verteuern als lange.
Flug(s)teuer
Ronaldo, 43,
zum Überge-
wicht neigendes
Fußballgenie
und Besitzer des
Erstligaklubs Real Valladolid,
macht jetzt in Immobilien:
Zusammen mit den Spielern
Juan Mata und Fernando Llo-
rente sowie weiteren Geld-
gebern bekam er die Börsen-
zulassung für die neu gegrün-
dete „Socimi Mistral“, die vom
neuen Immobilienboom in
Spanien profitieren möchte.
Immobilien. Spanien. War da
nicht mal was?
Steine statt Beine
In Sachen Arbeitslosigkeit ist
die deutsche Einheit weit-
gehend vollzogen. Lagen zu
Beginn des Jahrtausends die
Quoten imOsten noch um
rund zehn Prozentpunkte über
denen in den alten Bundes-
ländern, so sind es heute gera-
de mal 1,9 Prozentpunkte. Die
Durchschnittslöhne liegen
allerdings noch unter denen im
Westen. Gleichwohl: Ein gro-
ßer Teil der Bevölkerung im
Osten beurteilt seine wirt-
schaftliche Lage gleich wie die
Befragten im Westen. Insofern:
nicht mehr viel zu jammern.
Arbeit im Osten
... Arbeitslosenquote haben die USA im September verzeichnet, der
niedrigste Wert seit 50 Jahrenund 0,2 Prozentpunkte unter dem
August-Wert. Nur für den Fall, jemand wundert sich über den Erfolg
von Donald Trump. Allerdings: Es wurden weniger Jobs geschaffen als
erwartet und die Dynamik lässt nach. Wird ein spannendes Wahljahr.
Die Weinerntein
Deutschland wird in
diesem Jahr geringer
ausfallen als im Re-
kordjahr 2018. Die Win-
zer erwarten einen Rück-
gang um 13 Prozent, wie
das Statistische Bundesamt
mitteilte. Die Ernte liegt aber
immer noch um 1,4 Prozent
über dem Durchschnitt der
Jahre 2013 bis 2018.
,,
Fortschritt ist die
,
Fortschritt ist die
,,
Fortschritt ist die
,,Fähigkeit desFähigkeit desFähigkeit des,,,
Menschen, einfache
,
Menschen, einfache
,,
Menschen, einfache
,
Dinge kompliziert
,
Dinge kompliziert
,,
Dinge kompliziert
,
zu machen
THOR HEYERDAHL, 1 914 bis
2 002, norwegischer Ethnologe
und Forschungsreisender, er
wäre heute 105 Jahre alt
geworden
CONDOR; GETTY IMAGES (2)
an nennt es das Wind-
hundprinzip. Wer zuerst
dran ist, wird zuerst be-
dient. Das Windhund-
prinzip gilt bei jedem
Konzertkartenverkauf. Oder beim führ-
morgendlichen Reservieren eines Lie-
gestuhls am Swimmingpool. Und es gilt
auch bei den Anträgen auf das Baukin-
dergeld, das die Bundesregierung vor
gut einem Jahr eingeführt hat.
VON MICHAEL FABRICIUS
Es ist ein milliardenschwerer staatli-
cher Zuschuss für Familien mit Kin-
dern, die eine Immobilie bauen oder
kaufen. Der Staat will Familien dabei
unterstützen. Also gibt er Geld dazu,
wenn die Familien rechtzeitig einen An-
trag stellen. So weit die Idee.
Nach Lage der Dinge ist Eile ange-
sagt, sonst wird es vielleicht nichts mit
der Förderung. Denn der Bund will bis
Ende kommenden Jahres rund zehn
Milliarden Euro an zuschussberechtigte
Bürger zahlen. Seit März hat er davon
schon mehr als ein Viertel vergeben: 2,8
Milliarden Euro. Die Windhunde laufen
zurzeit offenbar besonders schnell.
Wenn es in diesem Tempo weitergeht,
wird der Fördertopf deutlich früher leer
sein als geplant.
Ein paar Zahlen und Fakten, die bei der
Überlegung helfen können, wer wann
und wie einen Antrag stellt: Berechtigt
sind Eltern oder Alleinerziehende mit
Kindern unter 18 Jahren, für die sie Kin-
dergeld beziehen. Und zwar zum Zeit-
punkt des Antrags. Auch für die Immobi-
lie gibt es Vorgaben: Das Haus oder die
Wohnung müssen das erste Wohneigen-
tum der Familie sein – und von ihr selbst
bewohnt werden. Zudem, dritte Bedin-
gung: Das zu versteuernde Haushaltsein-
kommen einer Familie mit einem Kind
darf nicht höher sein als 90.000 Euro pro
Jahr. Für jedes weitere Kind kommen
15.000 Euro hinzu. Wer diese Bedingun-
gen erfüllt, bekommt pro Kind 12.000 Eu-
ro Zuschuss fürs Wohneigentum, verteilt
auf zehn Jahre, also 1200 Euro pro Jahr.
Wer zwei Kinder hat, kann sich also über
24.000 Euro vom Staat freuen.
Bisher haben etwa 135.000 Familien
bei der zuständigen KfW-Bankengruppe
das Baukindergeld beantragt. Nach An-
gaben von KfW-Vorstand Ingrid Hengs-
ter sind es vor allem junge Familien mit
kleinen Kindern. Zwei von drei Antrag-
stellern haben Kinder im Vorschulalter.
Mehr als einer von dreien sogar Kinder,
die noch keine drei Jahre alt sind.
UMSTRITTENE SUBVENTION Das
Baukindergeld ist in der Politik, unter
Experten und Ökonomen nicht unum-
stritten. Anfangs bestand beispielswei-
se der Verdacht, dass vor allem Gutver-
diener das Baukindergeld nutzen könn-
ten. Das haben die ersten Erhebungen
der KfW allerdings nicht bestätigt. Die
meisten Eltern, die den Zuschuss bean-
tragen, sind zwischen 25 und 40 Jahre
alt, und 60 Prozent von ihnen haben ein
zu versteuerndes Haushaltseinkommen
von höchstens 40.000 Euro.
„Wir haben damit schon Tausenden
Familien den Erwerb der eigenen vier
Wände erleichtert“, sagte Innenminis-
ter Horst Seehofer (CSU) vor wenigen
Tagen. Das Baukindergeld entlaste zu-
gleich den Mietwohnungsmarkt und
schaffe für Familien langfristig eine so-
Run auf den
Bauzuschuss
für Familien
Von zehn Milliarden Euro, die der Bund als
Baukindergeld vergibt, sind schon gut drei
vergeben. Interessenten sollten sich beeilen
M
Jeden Sonntag drucken wir hier
ein Kinderbild zum Thema Geld.
Wenn Ihr Nachwuchs ein Bild
veröffentlichen möchte, schicken
Sie uns dieses bitte – gern mit
einem Passfoto – per Mail an
[email protected] oder WELT
AM SONNTAG, Wirtschafts-
redaktion, Axel-Springer-Straße
6 5, 10888 Berlin.
Junge Künstler
FFFriederike Menkens,riederike Menkens,
1 0 Jahre
3 ,5 PROZENT
Immer noch genug