Süddeutsche Zeitung - 05.10.2019

(Ron) #1
Claudia Zanini, 54, ist Schneidermeiste-
rin undSchnitttechnikerin. Seit vielen
Jahren unterrichtet sie nebenberuflich
Yoga in Regensburg:

„Ich bin vor 14 Jahren durch eine Verlet-
zung zum Yoga gekommen. Mein Sprung-
gelenk war steif, und ich stand kurz vor ei-
ner Knorpelknochentransplantation, die
ich aber absagte, weil ich kleine Kinder
hatte und es unmöglich gewesen wäre,
ein halbes Jahr auf Krücken zu gehen. In
meiner Verzweiflung, keinen Sport mehr
machen zu können, bin ich ins Yoga ge-
gangen. Das war mir viel zu langweilig,
aber die Beweglichkeit meines Fußes ver-
besserte sich. Durch das Yoga hat sich
mein Leben komplett gewandelt.
Weil ich immer eher powermäßig un-
terwegs war, machte ich eine Power-Yoga-
Ausbildung und begann recht zügig, zu
unterrichten. Durch meine Ausbildung
zum Group-Fitnesstrainer hatte ich da-
vor schon andere Kursformate gegeben,
deshalb war das Unterrichten für mich
nichts Neues. Ich unterrichte zwölf bis
15 Stunden pro Woche an der VHS und in
Fitnessstudios – davon acht Yogastun-
den, sonst Zumba, Bodyfit oder Step-
Aerobic. Leben kann ich nicht davon, ich
habe noch einen anderen Job und unter-
richte mehr oder weniger nebenbei. Die
Ausbildung ist auch recht kosteninten-
siv, da ist es schwierig, die Ausgaben wie-
der reinzuverdienen.
Mein Traum ist es, zu Hause Yoga zu
unterrichten. Mein ehemaliges Wohnzim-
mer habe ich zu einem kleinen Yogastu-
dio umgebaut, wo ich bis zu zehn Leute
unterbringe und in kleinem Kreis unter-
richten kann. Im Fitnessstudio stehen
sonntags im Winter bis zu 70 Personen
im Raum, das ist ein Stück weit unbefrie-
digend. Zwar entsteht eine schöne Ener-
gie beim Unterrichten, wenn man Man-
tras singt und alle mitsingen, aber so
etwas Kleines, Feines, Persönliches, wo
man mehr auf den Menschen zugehen
kann, finde ich sehr bereichernd.
Der Unterrichtsstil verändert sich
über die Jahre, ich bin achtsamer gewor-
den, einfühlsamer, weicher. Ich gehe

jetzt mehr in diesen femininen Bereich
rein, in dieses Hinspüren, und habe dann
auch eine Yin-Yoga-Ausbildung bei Biff
Mithoefer gemacht. Seitdem unterrichte
ich auch Stunden, in denen man nur rum-
liegt und keine Musik hat. Die Leute lie-
ben das. Es ist eine Reise nach innen und
genau das, was die Menschheit braucht
in dieser hektischen und aktiven Zeit.
Außerdem habe ich eine Ausbildung in
Kundalini-Yoga gemacht. Damit konnte
ich vor zehn Jahren überhaupt nichts
anfangen. Aber es ist wunderbar berüh-
rend, sehr spirituell, mit viel Energie-
arbeit und einem tieferen Zugang zu dem
Körper-Seele-Geist-Aspekt als das ande-
re Yoga, das viele nur um der Fitness oder
Dehnbarkeit willen machen.
Während dieser Ausbildung hatten
wir ein Modul, in dem wir viel über Tod
und Geburt gelernt haben. Das hat mich
so fasziniert, dass ich noch eine Schwan-
geren- und Rückbildungsyoga-Ausbil-
dung angeschlossen habe.
Meine Vision ist es, Teilnehmerinnen
darin zu bestärken, ihre Rolle als Mutter
und Frau wahrzunehmen und sich zu
trauen, aus diesem momentanen Trend
der Berufstätigkeit und des Alles-Mana-
gen-Wollens auszubrechen und wirklich
für ihre Kinder da zu sein. Ich glaube,
dass sich die Menschheit nur verändern
kann, wenn die Babys, die Kinder anders
großgezogen werden. Wenn sie eine si-
chere, stabile Basis haben, trauen sie sich
später eher, ihren eigenen Weg zu gehen
und zu sich zu stehen.“

Janin Müller-Sehm, 43, war internatio-
nale Vertriebsmanagerin für Mode und
Marketing. Sie bietet in Hamburg Busi-
ness-Yoga und Personal Training an:

„Ich komme aus der stressigen, oberfläch-
lichen Modewelt, wo ich jahrelang im Mar-
keting und Vertrieb gearbeitet habe.
Gleichzeitig war Yoga schon lange mein
Anker, um zu mir zu finden. Als ich 1999 in
Amerika studierte, bin ich dort zum ersten
Mal mit Yoga in Kontakt gekommen. In der
westlichen Welt war Yoga damals noch gar
nicht so richtig aufgetaucht, und ich habe
es aus den Augen verloren, bis mich eine
Freundin auf eine Yogareise mitgenom-
men hat. Dort habe ich kraftvolles, dynami-
sches Yoga kennengelernt und mich sofort
verliebt.
Mein Lehrer Young-Ho Kim hat mich
überredet, bei ihm eine Ausbildung zu ma-
chen. Erst mal nebenbei, weil ich ihm sag-
te: „Ich mache doch schon das, was meine
Leidenschaft ist: Mode.“ Er prophezeite
mir, dass ich den Mode-Job nach einem hal-
ben Jahr Yoga-Ausbildung an den Nagel
hängen würde – und so war es dann auch.
Die 200-Stunden-Ausbildung bei
Young-Ho Kim ging über anderthalb Jah-
re. In der Zeit habe ich mich von innen
nach außen gekrempelt und habe zu mir
selbst gefunden, wie auch von dem Zeit-
punkt an, wo ich Mutter geworden bin. Bei-
des hat mir gezeigt, wer ich wirklich bin.
Mittlerweile kann man überall eine Yo-
ga-Ausbildung in drei bis fünf Wochen ma-
chen, aber das finde ich fahrlässig. Man
muss ein anatomisches Verständnis auf-
bauen und hat eine große Verantwortung
für den Menschen, den man unterrichtet.
Ich habe eine Ausbildung nach der ande-
ren gemacht, um mich für diesen Job zu
wappnen. Durch einen Gründerzuschuss
hatte ich vor zwölf Jahren die Zeit, mich ein
Jahr lang voll auf Yoga zu konzentrieren.
Heute biete ich Business-Yoga an, gehe in
Unternehmen und bringe die Leute in der
Mittagspause, vor oder nach der Arbeit auf
andere Gedanken, ich inspiriere und moti-
viere sie. Außerdem mache ich Schwange-
ren-Yoga und Personal Training. Meine
Kunden reichen vom dynamischen HSV-

Fußballprofi bis zum 85-jährigen Opi,
den ich mit ins Hospiz begleitet habe.
Meine Aufgabe ist es, jeden da abzuho-
len, wo er gerade ist, ihm ein gutes Kör-
pergefühl zu geben und ihn gesund zu
machen. Ich sehe mich nicht nur als Yoga-
lehrerin, sondern als Wegbegleiterin. Die
Leute kommen meistens zu mir, wenn sie
beruflich Stress haben oder körperliche
Defizite. Mein Herz geht auf, wenn ich es
schaffe, andere in ihrer Lebenskrise zu
unterstützen und sie mit Energie zu ver-
sorgen. Das ist meine Berufung. Man
wird damit nicht reich – aber glücklich.
Wenn ich meinen Mann nicht hätte,
müssten wir in einer Garage wohnen.
Es ist verrückt: Früher wurde man Ta-
xifahrer, wenn man nicht wusste, was
man machen soll – heute wird man Yoga-
lehrer. Du machst nur Gewinne, wenn du
Workshops oder Ausbildungen anbie-
test, aber ich möchte nicht am Wochen-
ende Workshops unterrichten, weil das
meine Familienzeit ist. Ich bin von Her-
zen Yogalehrerin, aber noch mehr von
Herzen bin ich Mama und ich selbst.
Im Frühjahr habe ich mir den Fuß ge-
brochen und konnte nicht einmal mehr
im Schneidersitz sitzen. Der gebrochene
Fuß hat mir gezeigt, dass es an der Zeit
ist, neue Wege zu gehen. Deshalb baue
ich mir gerade ein zweites Standbein als
Markenbotschafterin eines Naturkosme-
tikherstellers auf. Wie beim Yoga fühlt es
sich nicht nach Arbeit an, sondern ist
Leidenschaft pur.“
protokolle: nicole grün

Patrick Broome, 50, ist promovierter
Psychologe, betreibt zwei Yogastudios
in München und ist Yogalehrer der deut-
schen Fußball-Nationalmannschaft:


„Vor etwa 25 Jahren besuchte ich im Studi-
um ein Selbsterfahrungsseminar, in dem
morgens jemand Yogastretching machte.
Das fand ich irgendwie schön, dachte
aber, ich bin dafür viel zu steif, und habe
es gelassen. Später trainierte ich Kampf-
kunst. Ein Vertretungslehrer machte zum
Aufwärmen den Sonnengruß – da hat es
mich gepackt. Ich begann eine Ausbil-
dung zum Yogalehrer und erfuhr von zwei
Lehrern aus Amerika: Sharon Gannon
und David Life, Musiker und Künstler, die
eine Methode namens Jivamukti entwi-
ckelt hatten. Die beiden besuchte ich wäh-
rend einer Urlaubsreise.
In München begann ich zu habilitie-
ren, stellte dann aber fest, dass ich nicht
an der Uni bleiben wollte. Also ging ich für
ein Jahr nach Amerika, machte die Jiva-
mukti-Ausbildung und brachte die Me-
thode nach Deutschland. Vor sechs Jah-
ren beschloss ich, mein eigenes Ding zu
machen, weil ich ein paar Sachen anders
unterrichten wollte. Jetzt habe ich zwei
Studios in München, die mittlerweile kon-
stant Gewinn abwerfen – das war 15 Jahre
lang nicht so. Dort unterrichte ich regel-
mäßig und biete mehrmals im Jahr Re-
treats, Workshops und Yogalehrer-Ausbil-
dungen an. Die Ausbildungen sind das,
woran man eigentlich verdient – und
auch das, was ich am liebsten mache, weil
ich da mit einer Gruppe über eine lange
Zeit sehr tief arbeiten kann.
Wir empfehlen angehenden Yogaleh-
rern, ein zweites Standbein zu haben. Wo
man vor zehn Jahren als durchschnittli-
cher Lehrer gut durchgekommen wäre,
wird es heute eng, vor allem in Großstäd-
ten. Die Bezahlung ist nicht so gut, zwi-
schen 40 und 80 Euro pro Klasse sind rea-
listisch. Davon muss man noch Steuern
und Krankenversicherung bezahlen. Au-
ßerdem kannst du schwer vier bis fünf
Stunden am Tag unterrichten. Ich kenne
zwar Yogalehrer, die 30 Stunden die Wo-
che geben und das verkraften, aber den


meisten sind fünf bis zehn Stunden von
der Anstrengung her genug. Man muss ei-
ne Nische besetzen, zum Beispiel als be-
gabte Sängerin mit den Leuten im Unter-
richt singen, oder als naturverbundener
Mensch Yoga mit Wanderungen verbin-
den. Dann kann man noch davon leben.
Ich bin zu einer Zeit gestartet, als es noch
nicht so viele Yogalehrer gab. Deshalb
kann ich zwar kein Geld anhäufen, aber
ein schönes Leben führen.
Ein guter Lehrer zeichnet sich für mich
durch ein Gespür dafür aus, was der
Mensch oder die Gruppe braucht. Er soll-
te ein ehrliches Interesse am Gegenüber
und eine Tradition haben, wo er gelernt
hat, und nur das vermitteln, was er selber
erfahren hat. Außerdem ist die eigene sta-
bile Praxis wichtiger als ein Instagram-Ac-
count. Das Schönste ist für mich der Mo-
ment, wenn die Leute nach der Klasse mit
leuchtenden Augen ihre Matten aufrollen
und viel weicher aussehen. Es ist unheim-
lich befriedigend, jemandem zu ermögli-
chen, sich selbst wieder zu spüren, ein
bisschen offener zu sein.
Wir geben eine Menge als Yogalehrer
und müssen dabei aufpassen, dass wir
uns auch um uns selbst kümmern und die
eigenen Batterien aufladen. Aber wir be-
kommen auch viel zurück. Als ich anfing,
mich tiefer mit Yoga zu beschäftigen, ha-
be ich mich immer gefragt: Wo führt das
alles hin, wie passt das zusammen? Ir-
gendwann hat es sich so klar in diesen Be-
ruf hineinentwickelt, und auf einmal hat
alles gepasst. Es ist wirklich ein Traum.“

Claudia Zanini
FOTO: PRIVAT

Janin Müller-Sehm
FOTO: PRIVAT

Patrick Broome
FOTO: ELIAS HASSOS

von nicole grün

V


on der Vorwärtsbeuge über die
Planke in den Stock, einatmen,
heraufschauender Hund, aus-
atmen, herabschauender Hund


  • diese kryptischen Anweisun-
    gen verstehen immer mehr Menschen. Sie
    erkennen sie als Teil des Sonnengrußes, ei-
    ne der Standardübungen im Yoga. Mehr
    als elf Millionen Deutsche haben mittler-
    weile Erfahrung mit Yoga gemacht. Nach
    Angaben des Berufsverbands der Yogaleh-
    renden in Deutschland (BDY) praktizieren
    hierzulande aktuell fast dreieinhalb Millio-
    nen die Atem- und Körperübungen mit
    den bildhaften Namen wie Krieger, Hund,
    Baum oder Krähe. Früher häufig als Esote-
    rik verschrien, ist die praktische Lebens-
    philosophie aus Indien zur Massenbewe-
    gung geworden – und ein wichtiger Wirt-
    schaftsfaktor.


80 Milliarden Dollar Umsatz wird welt-
weit mit Yoga gemacht, schätzen Exper-
ten. Besonders in Großstädten eröffnet
fast jede Woche ein neues Yogastudio, Ver-
anstalter werben mit Yogareisen, auch Re-
treats genannt, und sogar mit Yogakreuz-
fahrten. Auch Bekleidungsfirmen verdie-
nen kräftig am Yogaboom, denn der Schul-
terstand im Schlabberlook ist out – figur-
betonte Leggins in möglichst auffallenden
Prints müssen her.
Kritiker bemängeln, dass die ursprüng-
lich tiefgründige und spirituelle Yogaphilo-
sophie oft auf den körperlichen Aspekt re-
duziert werde und zu einer Art Leistungs-
turnen verkommen sei, wobei es vielen
nur noch darum gehe, sich im teuren Yoga-
kostüm in ungesund anmutenden Verren-
kungen auf Instagram zu inszenieren.


Tatsächlich gibt es immer wieder Yogis,
die mit übertriebenem Ehrgeiz ans Werk
gehen und sich vor lauter Dehn- und Dreh-
freudigkeit selbst verletzen. Bänderrisse
und Zerrungen, sogar Brüche kommen vor


  • selten zwar, aber je nach Yogarichtung
    kann das Verletzungsrisiko höher ausfal-
    len. Nicht nur deshalb ist eine gute Ausbil-
    dung der Yogalehrenden so wichtig. „Ein
    Yogalehrer mit guter Qualifikation kann
    die Übungen an das Level oder die mögli-
    chen körperlichen Einschränkungen der
    Teilnehmenden anpassen“, sagt Jessica
    Fink vom BDY.
    Doch wo qualifiziert man sich am bes-
    ten, wenn man Yoga unterrichten will?
    Nicht nur Yogazentren, auch Sportvereine
    oder Fernschulen bieten Ausbildungen an,
    und das auch noch in unterschiedlichen
    Stilrichtungen. Bei dieser Angebots-
    schwemme den passenden Lehrgang zu
    finden, ist nicht einfach, denn der Beruf ist
    nicht geschützt. „Das bedeutet zum einen,
    dass sich jeder Yogalehrer nennen darf, ob
    er eine Ausbildung hat oder nicht“, sagt
    Fink. „Zum anderen, dass auch jeder eine
    Yogalehrer-Ausbildung anbieten darf.“
    Neben Yoga selbst sollte eine gute Aus-
    bildung auch medizinische Grundlagen,
    Methodik und Didaktik vermitteln und da-
    bei Raum geben, um eigene Übungs- und
    Unterrichtserfahrung zu sammeln. Wer ei-
    nen bestimmten Yogastil bevorzugt, sollte
    darauf schauen, dass diese Tradition auch
    im Lehrplan vorkommt.
    Außerdem empfiehlt der BDY, dass die
    Ausbildung mindestens zwei Jahre dauert
    und nicht weniger als 500 Unterrichtsein-
    heiten umfasst – das ist auch eine der Vor-
    aussetzungen, die gefordert werden, wenn
    man als Yogalehrender später eine Kran-
    kenkassenzulassung erhalten möchte. „Es
    gibt auch sehr kurze Ausbildungen, aber
    wenn man Yoga wirklich zu seinem Beruf
    machen möchte, sind zwei Wochenenden
    oder vier Wochen im Ashram sicherlich
    nicht genug“, sagt Fink.


Dennoch erfreuen sich vierwöchige
Intensivausbildungen in exotischen Län-
dern einiger Beliebtheit. So haben sich eini-
ge Reiseveranstalter auf Yoga-Ausbildun-
gen in Indien oder anderen Ländern spezia-
lisiert. Doch nicht immer ist es eine gute
Idee, sich für einen Lehrgang zu entschei-
den, wenn man weder den Ort, noch den
Lehrenden oder seinen Stil vorher kennen-
gelernt hat.
Im vergangenen Jahr erschütterte etwa
ein Skandal in Thailand die Yogaszene: In
einem der weltweit größten Yoga-Trai-
ningszentren namens Agama auf der Insel
Kho Pha-ngan soll ein Guru zusammen
mit anderen Lehrern über Jahre hinweg

Schülerinnen sexuell missbraucht haben.
Wo viel Licht ist, ist eben auch viel Schat-
ten – das gilt auch für Yoga. Doch wie kann
man seriöse Lehrer und Ausbildungen von
unseriösen unterscheiden?

„Eigentlich nur, indem man sich die Per-
sonen genau anschaut“, meint Fink vom
BDY. Wer eine Ausbildung machen will,
sollte bereits vorher einen Kurs oder Info-
abend bei den Ausbildungsleitern besucht

haben. Nur so könne man feststellen, ob es
auch persönlich passe und man ähnliche
Vorstellungen habe. Allgemeingültige Zer-
tifizierungen gibt es nicht, jedoch kooperie-
ren Verbände wie der BDY mit Ausbil-
dungsschulen, die bestimmte Qualitätskri-
terien erfüllen müssen.
Doch auch mit der bestmöglichen Aus-
bildung sind die Chancen, als Yogalehren-
der reich zu werden, gering. Die meisten
Lehrer und Lehrerinnen sind selbständig
tätig, ihr Verdienst schwankt mit der An-
zahl der Kursstunden, die sie geben. „Allge-
mein werden Yogalehrer eher gering ent-
lohnt“, sagt Fink. Festanstellungen gebe es
nur in Einzelfällen, etwa in Studios oder

Krankenhäusern. Das seien allerdings
eher Teilzeittätigkeiten und nicht unbe-
dingt existenzsichernd.
Je nach Dauer kostet die Ausbildung zwi-
schen 2000 und 10000 Euro. Für viele ist
es bereits eine Anstrengung, diese Investi-
tion durch Yoga-Unterricht zu refinanzie-
ren. Doch es gibt Ausnahmen – Lehrer, die
sehr gut von Yoga leben können: Wenn die
wenigen Stars der Szene Workshops ge-
ben, zahlen Yogabegeisterte gerne 400 Eu-
ro dafür, um einen Tag lang mit 100 Gleich-
gesinnten dicht an dicht den Sonnengruß
zu üben – alles nur, um der perfekten Pose
oder der Erleuchtung ein Stückchen näher
zu kommen.

Krieger


und Krähen


Yoga boomt. Viele Begeisterte


wollen nicht nur praktizieren, sondern


auch unterrichten. Ausbildungen


gibt es in jeder Preisklasse.


Doch für den Lebensunterhalt


reicht es fast nie


Der Psychologe Die Powerfrau Die Trainerin


Jeder darf sich Yogalehrer


nennen – und jeder darf zum


Yogalehrer ausbilden


Ausbildungsgänge im Ausland sind oft besonders preiswert – hier eine Yoga-Schülerin eines indischen Meisters in Dharamsala. FOTO: JONAS GRATZER / LIGHTROCKET

DEFGH Nr. 230, Samstag/Sonntag, 5./6. Oktober 2019 67


BERUF & KARRIERE


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