Süddeutsche Zeitung - 21.09.2019

(Greg DeLong) #1
interview: thomas gröbner

O


pi, kommst du jetzt mal?“ Oli-
ver Zeidler, 23, wird langsam
ungeduldig, aber Hans-Jo-
hann Färber muss an der Re-
gatta-Strecke in Unterschleiß-
heim noch ein wenig herumkramen. Fär-
ber, 72, wischt den Tisch vor der Halle fünf
mit einem Trikot ab, das sein Enkel später
als sein Trainingsleibchen erkennen wird.
Die Regattastrecke ist ein Ort, an dem sich
deutsche Ruderhistorie und die Familien-
geschichte der Zeidlers begegnen. Hier fei-
erte Färber seinen größten Triumph:
Olympia-Gold 1972. Und hier quält sich
sein Enkel Zeidler nun dafür, die Geschich-
te seiner Verwandlung zu Ende zu bringen,
die sich ungefähr so erzählen lässt: Wie ein
Profi-Schwimmer seine Karriere beendet
und innerhalb von drei Jahren zum Ruder-
Weltmeister im Einer wird – und nun in To-
kio 2020 Favorit auf olympisches Gold ist.
Aber diese Geschichte könnte auch bald
wieder vorüber sein.


SZ: Herr Zeidler, am Tag nach dem WM-
Sieg hatten Sie angekündigt, dass Sie
nach Olympia Ihre Karriere wohl wieder
beenden werden. Wie denken sie jetzt,
mit drei Wochen Abstand, darüber?
Oliver Zeidler:Ich habe mich ins Rudern
verliebt. Deshalb möchte ich bis zu den
Spielen 2024 weitermachen. Aber man
muss realistisch bleiben und schauen, was
bringt mir das für später? Man kann halt
nicht sein ganzes Leben lang rudern.
Hans-Johann Färber:Reich wird ein Rude-
rer nie. Das ist ganz klar.
Zeidler: Ich muss mich entscheiden:
Wenn ich es mir die nächsten vier Jahre
nicht leisten kann zu rudern, dann werde
ich eher auf die berufliche Karriere setzen.
Davon muss ich 60 Jahre lang leben kön-
nen. Ich möchte meinen Master machen,
am liebsten im Ausland. Aber das muss
auch finanziert sein, damit ich Rudern und
Studium auf einem entsprechenden Level
machen kann.


Dazu brauchen Sie Sponsoren. Sie klag-
ten, dass wenig Unterstützung vom Ver-
band kam, was die Vermarktung angeht.
Zeidler:Die wollten sich melden, aber ha-
ben sie noch nicht (lacht).
Hat der Weltmeistertitel da nicht einen
Schub gegeben?
Zeidler:Wir sind noch auf der Suche. Ich
habe meinen Arbeitgeber Deloitte als
Sponsor. Und ich bekomme die Förderung
der Sporthilfe durch den WM-Titel.
Wie groß ist diese Unterstützung?
Färber:Wir reden nicht über Beträge. Er
kriegt eine Spitzensportförderung von der
Sporthilfe, und das ist in Ordnung. Das
reicht momentan zum Leben.
Aber nicht zu mehr?
Färber:Das ganze Stützpunktsystem ist
mit hauptamtlichem Personal aufgebaut.
Aber der Wichtigste, der Sportler, der
steht...
Zeidler:...auf keinem Gehaltszettel.
Färber:Der steht von der Förderung teil-
weise schlechter da als vor 50 Jahren. Aber
vielleicht gelingt uns der große Wurf. Und
dann kann Oliver bis 2024 problemlos wei-
termachen.
Herr Färber, hätten Sie sich vorstellen
können, dass Ihr Enkel es so schnell an
die Weltspitze schafft? Wo er doch sonst
höchstens am Ergometer saß?
Färber:Dass es ganz so schnell geht, konn-
te ich mir nicht vorstellen. Wir sind jedes
Jahr mit der Familie hier auf die Regatta-
strecke rausgefahren, das war schön. Nur
Oliver hat da immer wenig Freude gehabt.


Zeidler:Das hat mir gar keinen Spaß ge-
macht, da bin ich lieber Schwimmen ge-
gangen...
Färber:Wenn er im Einer saß, ist er nach
kurzer Zeit im Wasser gelegen. „Das ist
kein Sport für mich“, das hast du gesagt.
Eine erstaunliche Fehleinschätzung...
Färber:Und dann habe ich dir das Ange-
bot gemacht: „Wenn du mal trocken an
den Steg zurückkommen willst, dann kön-
nen wir ja mal einen Zweier fahren.“ Ich
weiß gar nicht, wann das war.
Zeidler:2016. Da wollte ich es ja ordentlich
lernen. Und ich bin damals wirklich jedes
Mal reingefallen. Das war ziemlich demoti-
vierend.
Färber:Dann sind wir zusammen eine
Runde gefahren – ohne nass zu werden.

Und er hat das relativ schnell hingekriegt.
Er wurde immer sicherer.
Und danach hat Ihr Vater dann das Trai-
ning übernommen?
Zeidler:Ja, ich habe eine super Einzelbe-
treuung. Das ist besser als am Bundes-
stützpunkt in Hamburg, wo ein Trainer
sich um fünf Einer kümmern muss. Und
der Erfolg hat uns ja Recht gegeben. Ich
war der einzige Skuller, der eine Medaille
geholt hat. Ich glaube, mit dem Training,
das die in Hamburg machen, wäre ich
nicht so weit gekommen.
Wie unterscheidet sich das Training?
Zeidler:Die anderen machen quantitativ
mehr. Aber wir machen qualitativ bessere
Arbeit.
Es ist für einen jungen Menschen nicht im-

mer einfach, sich von seinem Vater antrei-
ben zu lassen.
Zeidler:Da rauscht man schon mal ordent-
lich zusammen im Training. Aber sobald
wir von der Strecke wegfahren, ist wieder
Familie angesagt. Momentan finde ich es
einfach schön, mit meinen Vater so viel
Zeit zu verbringen. Deshalb kann ich mir
gar nicht vorstellen, einen anderen Trai-
ner ranzulassen.
Olivers Vater Heino war WM-Vierter, sein
Onkel Matthias Ungemach zweimal Welt-
meister, seine Tante Judith Zeidler Olym-
piasiegerin im DDR-Achter, dazu kom-
men die Titel des Großvaters. Und die jün-
gere Schwester Marie-Sophie gewann
schon bei den Junioren Medaillen. Kann
das Ruder-Talent vererbt werden?

Färber:Ich nehme an, so ein paar Gene be-
kommt man doch mit. Entscheidend ist:
Man muss es wollen. Und man muss sich
selbst disziplinieren.
Einer-Ruderer gelten als besondere Ty-
pen, als schwierige Charaktere.
Zeidler:Ja, wir sind schon Eigenbrötler.
Aber untereinander haben wir ein tolles
Verhältnis, mit den meisten in der Welt-
spitze bin ich sehr gut befreundet. Das ist
anders als im Achter, wo man eher mit den
Teamkollegen abhängt.
Sie haben einmal gesagt, dass im deut-
schen Team oft ein „Hauen und Stechen“
herrsche, und dass Sie als Quereinsteiger
regelrecht „beäugt“ worden sind.
Zeidler:Die Skuller müssen am Anfang
des Jahres gegeneinander fahren in den na-
tionalen Ausscheidungen. Das ist Konkur-
renzkampf pur, das kann man dann später
nicht mehr beiseite legen. International ist
das anders. Sobald es „Attention, Go“
heißt, sind wir Todfeinde. Und danach wie-
der Freunde.

Sie haben also mehr mit den Konkurren-
ten zu tun als mit den deutschen Rude-
rern?
Zeidler: Ja, weil die Atmosphäre angeneh-
mer ist.
Färber:Das ist für mich auch eine neue Er-
kenntnis. Das hat es früher nicht gegeben.
Gerade bei den Einerfahrern hatte man
das Gefühl, dass es eine verschworene Ge-
meinschaft ist. Wir waren früher ein zu-
sammengeschweißtes Team, da hatte der
Trainer nie eine Chance.
Herr Färber, Sie haben damals die Kon-
kurrenz dominiert, Ihr Boot nannte man
„Bullenvierer“, weil alle Ruderer über ei-
ne beachtlichen Körperbau verfügten.
Färber:Wir sind vier Jahre durchmar-
schiert, die entscheidenden Rennen haben
wir alle gewonnen: EM, WM, Olympiasieg.
Wir waren die einzige Mannschaft aus
dem Westen, die der DDR damals Paroli
bieten konnte. Ich bin damals gegen elf ver-
schiedene DDR-Vierer gestartet. Die Rude-
rer, die gegen uns verloren haben, die ka-
men nie wieder, die wurden in andere Boo-
te versetzt.
Seitdem hat sich viel verändert. Das Mate-
rial, das Training, der Aufwand. Oder?
Färber:Wir haben ja gesagt, wir reden
nicht über Geld. Aber wenn man sieht, wel-
che Investitionen bis jetzt von unserer Fa-
milie gestemmt wurden: Rund 15 000 Eu-
ro kostet ein Boot. Und jedes Jahr braucht
man mindestens ein neues. Weil die Boote
weich werden, wenn so ein 100-Kilo-Bur-
sche da an den Rudern zieht. Die meisten
würden sagen: Das mach ich nicht. Aber
wir haben es aus Überzeugung getan.
Auch da würden Sie sich mehr Unterstüt-
zung wünschen?
Zeidler:Wenn du in ein Flugzeug steigst,
dann sitzen vorne die Leute vom Verband.
Und in der Holzklasse sitzen die mit den
Medaillen. So läuft das. So ist die Vertei-
lung von den Geldern im Verband.
Färber:Das einzige Boot, das gut vermark-
tet ist, ist der Achter. Das war schon immer
so, solange er erfolgreich war. In allen an-
deren Bootsgattungen ist Ebbe. Aber
wenn der Einer ähnlich erfolgreich ist,
dann ist er für die Vermarktung sogar in-
teressanter. Denn die Einerfahrer, die
kennt man noch. Der Kolbe. Der Lange.
Der erste Olympiasieger 1936, Gustav
Schäfer, Spitzname „Gummi-Schäfer“.
Die Namen haben sich eingeprägt.
Und irgendwann wird man sich auch an ei-
nen Ruderer Zeidler erinnern?
Färber:Wenn Oliver seine Leistung zwei,
drei Jahre stabilisiert, dann ist der Name
Zeidler in aller Munde.

Drei Ligaspiele in Serie zu gewinnen, das
gelang dem TSV 1860 München zuletzt in
der Regionalliga. Trotz zwei Siegen in Se-
rie stehen die Chancen nicht so gut, dass
es wieder klappt: Laut Trainer Daniel
Bierofka handelt es sich bei der Partie am
Samstag beim MSV Duisburg (14 Uhr) um
ein „sehr schweres Auswärtsspiel“, bei
dem man „leiden“ müsse. Beim MSV han-
dele es sich definitiv um einen Aufstiegs-
kandidaten. Für die ganze Mannschaft
gilt wohl, was Bierofka über seinen ehe-
maligen Mitspieler Moritz Stoppelkamp
sagt: spielerisch stark, schwer auszurech-
nen. Zweitens fehlt Bierofka nun jener
Spieler, der vergangenen Samstag an sei-
nem 24. Geburtstag mit einem Tor in der


  1. Minute den Sieg gegen Carl Zeiss Jena
    sicherstellte. „Effe können wir nicht eins
    zu eins ersetzen“, sagt der Trainer über Ef-
    kan Bekiroglu. Es ist geplant, dass der
    Mittelfeldspieler zu den Derbys im Okto-
    ber gegen Würzburg und Unterhaching
    wieder auf dem Platz steht. Seinen Aus-
    fall, sagt Bierofka, müsse man im Kollek-
    tiv auffangen. Nachdem sich Bierofka mo-
    natelang dafür eingesetzt hatte, dass
    trotz der finanziell angespannten Lage
    der Kader vergrößert wird, hat er in die-
    sem Kollektiv jetzt zumindest verschiede-
    ne Optionen. Eine davon ist, den Zugang
    Tim Rieder auf Bekiroglus Position spie-
    len zu lassen. Außerdem hoffe Sascha
    Mölders darauf, gegen seinen ehemali-
    gen Klub zu treffen, der heutige Löwe war
    von 2006 bis 2008 ein Zebra. cal


Nur ein Drittel des bisherigen Etats ist
noch übrig. Das ist so wenig, dass sogar
ein Rekordmeister sein Konzept umkrem-
peln muss: „Manchmal bedeutet ein
Schritt zurück, einen nach vorne“, sagt
Hans Friedl, seit Mai neuer Abteilungslei-
ter beim TSV 1880 Wasserburg. Er musste
mit dem stark geschrumpften Finanzhaus-
halt ein Team aufstellen, das durch die
neue Bundesligasaison kommt. „Dieses
Jahr ist ein reines Konsolidierungsjahr“,
sagt Friedl. Primäres Ziel sei es, den Ju-
gendbereich auszubauen, um in Zukunft
mit dem eigenen Nachwuchs ein Bundesli-
gateam aufzustellen, statt auf ausländi-
sche Spielerinnen angewiesen zu sein.
Auch wenn sich Friedl vorstellen kann,
„mal zwei, drei Jahre in der zweiten Bun-
des- oder in der Regionalliga zu spielen“,
um den Rekordmeister langfristig wieder
auf sein hohes Niveau zu bringen.
„Wir müssen das Schiff, das ein biss-
chen in einen Sturm geraten ist, wieder in
einen sicheren Hafen bringen“, sagt Friedl
und spielt damit auf die vergangenen zwei
Saisons an, in denen der Gewinn der Meis-
terschaft verpasst wurde. Nachdem der
Hauptsponsor am Ende der vergangenen
Saison abgesprungen war, musste Friedl
umdenken. Wenn für Wasserburg am
Samstag um 15 Uhr bei TK Hannover die
Saison beginnt, werden die US-Amerika-
nerinnen Kelly Moten und Brittany Hod-
ges sowie die Australierin Megan McKay


die einzigen ausländischen Zugänge im
Kader sein. Hinzu kommt die slowenische
Nationalspielerin Tina Jakovina, die be-
reits vergangene Saison in Wasserburg
spielte. „Wir wollen den jungen Spielerin-
nen auch Spielzeit geben und sie wachsen
lassen“, sagt der Abteilungsleiter.

Auf das große Nachwuchstalent Leonie
Fiebich wird das Team jedoch noch ver-
zichten müssen. Die 19-Jährige aus Lands-
berg riss sich bei der U19 Weltmeister-
schaft in Bangkok das Kreuzband und
wird lange ausfallen. Für die Play-offs
plant der TSV jedoch wieder mit ihr. So-
phie Perner, 18, hilft auf der Aufbaupositi-
on aus. „Sophie konnte bei der U20-EM un-

glaublich viel lernen“, findet Sidney Par-
sons, Trainerin des Bundesligateams und
Assistenzcoach bei dem Turnier. Der Start
in die Saison werde nicht einfach in die-
sem Jahr, vermutet Parsons. Neben Fie-
bich ist auch die 26-jährige Laura Hebe-
cker nach einer Knie-OP noch nicht ganz
fit, Zugang Svenja Greunke habe außer-
dem Rückenprobleme. Doch der kleine Ka-
der sei „von hoher Qualität“ und könne je-
den Gegner schlagen, glaubt die Traine-
rin. Auf eine Wunschplatzierung wolle sie
sich nicht festlegen, Ziel sei es, „das Poten-
zial auszuschöpfen“.
Dass einige von Wasserburgs Spielerin-
nen in Zukunft wie Parsons am Spielfeld-
rand stehen, ist ebenfalls Teil des neuen
Konzepts. „Wir haben sie dazu verdon-
nert, Trainer zu sein“, sagt Friedl. So solle
der Nachwuchs durch „hochqualitatives
Training und eine gute Ausbildung“ nach
Wasserburg gelockt werden. Schon jetzt
gebe es Sichtungen, Trainings und kleine
Turniere, um in einem Jahr in Kooperati-
on mit Rosenheim und Rott eine Mann-
schaft in der weiblichen Nachwuchsbun-
desliga (WNBL) anzumelden. Für diese Sai-
son sei die Qualifikation aufgrund des Per-
sonalmangels noch nicht möglich gewe-
sen. Aber Hans Friedl will unbedingt in
den Nachwuchs investieren, damit auch in
den kommenden Jahren Talente aus Was-
serburg das Grundgerüst für die Profis bil-
den können. marie schneider

Das College – für fast jeden Nachwuchs-
basketballer ist es der ganz große Traum,
nach seiner Schulzeit einige Jahre ins ame-
rikanische Bildungssystem zu wechseln
und über den Hochschulsport schließlich
den Sprung in die nordamerikanischen
Profiligen NBA oder WNBA zu schaffen.
Für Luisa Geiselsöder aber gilt das nicht.
„Das College war mit 14 Jahren für mich
mal eine Option“, sagt die 19 Jahre alte ge-
bürtige Ansbacherin. „Dann habe ich mir
den Basketball dort mal genauer ange-
schaut und war gar nicht so begeistert. Ich
finde den europäischen Basketball viel
schöner und dynamischer.“ Genau des-
halb hat sie sich nicht für den Sprung in
die USA entschieden, sondern bei den XCY-
DE Angels Nördlingen verlängert.
Bereits im vergangenen Jahr war Geisel-
söder auf der Centerposition eine der
Hauptstützen im Kader des Basketball-
Bundesligisten. Mit mehr als elf Punkten
und fünf Rebounds in 27 Minuten Einsatz-
zeit war sie statistisch gesehen sogar die
zweitbeste deutsche Spielerin der gesam-
ten Liga – und das alles, während sie für
das Abitur gelernt hat. „Würde ich nicht
mit meiner Schwester zusammenwoh-
nen, wäre das Ganze auch anders ausge-
gangen“, erzählt sie heute. Laura Geiselsö-
der ist fünf Jahre älter und spielt ebenfalls
Basketball bei den Angels in Nördlingen.
Auch das war ein Grund, weshalb Luisa
Geiselsöder sich relativ früh dazu entschie-

den hat, ihren ersten Profivertrag zu unter-
schreiben und ein weiteres Jahr in Nördlin-
gen zu spielen, bevor sie ins Ausland wech-
selt. Vor drei Jahren sind die Schwestern
aus dem mittelfränkischen Burgoberbach
nach Ries gewechselt, seitdem gelten sie
als Aushängeschilder des Vereins. „Für vie-

le junge Mädchen bist du der Star“, erzählt
Geiselsöder. „Das realisiert und versteht
man erst gar nicht – für mich ist jemand
wie Dirk Nowitzki ein Star, aber nicht ich.“
Ähnlich wie Nowitzki zu seinen besten
Zeiten war auch sie zuletzt Dreh- und An-
gelpunkt im Nationalteam: Im vergange-
nen Sommer feierte sie mit der U18 den
ersten Europameistertitel in der deut-

schen Basketballgeschichte. Damit ver-
bunden war die Qualifikation zur
U19-WM in Thailand diesen Sommer, wo
die amtierenden Europameisterinnen am
Ende jedoch nur auf den 13. Platz kamen.
„Wir haben unser Bestes gegeben, aber ir-
gendwie war in diesem Sommer der
Wurm drin“, sagt Geiselsöder. Neben der
U19-WM stand für sie noch die U20-EM
auf dem Programm – die Priorität hatte:
„Mein Trainer und Mentor Imre Szittya
sagt immer: Die WM ist die Belohnung, die
EM die tägliche Arbeit.“ Allerdings hatte
das deutsche Team auch bei der Europa-
meisterschaft in Tschechien kein Glück,
schlussendlich konnte die U20 kein Spiel
gewinnen und landete auf Rang 16.
An Geiselsöder lag das nicht, bei beiden
Turnieren gehörte sie zu den zwölf besten
Punktesammlerinnen. In der diesen Sams-
tag mit einem Heimspiel gegen Marburg
(16 Uhr) beginnenden Saison hat sie sich
die Playoffs als Ziel gesetzt – der Nördlin-
ger Kader wurde hochkarätig verstärkt.
Nach dem Jahr Bundesliga möchte sie
dann aber den nächsten Schritt wagen
und ins Ausland gehen. „Mein Traum wä-
re es, in Frankreich oder Spanien EuroLea-
gue zu spielen“, sagt Geiselsöder. Neben-
bei möchte sie ein Fernstudium beginnen,
das College ist aber ausgeschlossen:
„Wenn ich demnächst in die USA reise,
dann als Urlaubsziel – und nicht, um dort
Basketball zu spielen.“ raphael späth

„Im Flugzeug sitzen vorne die
Leute vom Verband. Und in der
Holzklasse die mit Medaillen.“

„Der Sportler steht von der
Förderungteilweise schlechter
da als vor 50 Jahren.“

„Ich habe mich ins Rudern verliebt“


Oliver Zeidler war vor drei Jahren noch Schwimmer, nun ist er Einer-Weltmeister und könnte bei Olympia wie sein Großvater Hans-Johann Färber
1972 Gold gewinnen. Ein Generationen-Gespräch über vererbtes Talent, das ständige Kentern und Versäumnisse in der Vermarktung

Kelly Moten
FOTO: PATRICK SEEGER / OH

Der 26. April dieses Jahres war kein guter
Tag für den EHC Red Bull München. Da
verlor er in Mannheim den deutschen
Meistertitel an die Adler, nachdem er zu-
vor drei Jahre in Folge den Silberpokal in
Empfang genommen hatte. In der Haupt-
runde der Deutschen Eishockey Liga
(DEL) fühlen sich die Münchner in der
Kurpfalz allerdings äußerst wohl. Am
Freitag siegten sie am dritten DEL-Spiel-
tag mit 7:2 (1:1, 3:0, 3:1) und feierten so
den zehnten Hauptrunden-Erfolg in Se-
rie in Mannheim. Durch den dritten Sieg
im dritten Spiel hat der EHC bereits fünf
Punkte mehr gesammelt als der Meister.

Die Münchner gerieten beim Saisonde-
büt des zuvor verletzten Yannic Seiden-
berg früh in Rückstand (Ben Smith, 7.).
Danach übernahmen sie die Kontrolle.
Den verdienten Ausgleich markierte Ka-
pitän Patrick Hager mit einem nicht allzu
scharfen, aber platzierten Flachschuss
(19.). „Da war auch ein bisschen Glück da-
bei“, sagte Hager, „meistens wirst du be-
lohnt, wenn du schießt.“ Diese Weisheit
bewahrheitete sich auch im Mitteldrittel.
Bourque schoss zwar deutlich am Mann-
heimer Tor vorbei, doch Trevor Parkes
fälschte die Scheibe kunstvoll zum 2:1 ab
(23.). Nur 75 Sekunden später zog Keith
Aulie nach einem gewonnen Anspiel ein-
fach ab – und es stand 3:1 für den EHC.
Die Münchner waren spritziger, ließen
den Meister kein Tempo aufnehmen und
erhöhten mit Maximilian Daubner auf
4:1 (31.). „Sie spielen ein bisschen geduldi-
ger und konstanter als wir“, sagte Mann-
heims Kapitän Marcel Goc nach dem Mit-
teldrittel. „Sie schalten unglaublich
schnell von Defensive auf Offensive und
umgekehrt um.“ Tommi Huhtala (43.) ver-
kürzte auf 2:4, doch Konrad Abeltshau-
ser (59., Schuss ins leere Tor), John Jason
Peterka (59.) und Bourque (60.) trafen
noch für den EHC, der am Sonntag gegen
die Eisbären Berlin (17 Uhr) den vierten
Saisonsieg einfahren kann. cbe

Luisa Geiselsöder
FOTO: MARTIN FÜRLEGER / OH

Mehrere Optionen


1860 ohne Bekiroglu gegen Duisburg

Ein Schritt zurück


Rekordmeister TSV Wasserburg setzt auf die Jugend. Der Etat ist deutlich geschrumpft


Sprungbrett Bundesliga


Trotz vieler Angebote bleibt Basketballerin Luisa Geiselsöder in Nördlingen


Fünf Tore besser


EHC Red Bull München schlägt
Meister Adler Mannheim mit 7:2

„Sie spielen ein bisschen
geduldiger und konstanter als
wir“, sagt Adler-Kapitän Goc

DEFGH Nr. 219, Samstag/Sonntag, 21./22. September 2019 HMG SPORT IN BAYERN 41


Der berühmte„Bullenvierer“: Steuermann Uwe Benter (Nummer 11), Peter Berger, Hans-Johann Färber,
Gerhard Auer und Alois Bierl (v.l.n.r) bei den Olympischen Spielen 1972 in München (oben).
Oliver Zeidler nach seinem Sieg bei der WM in Linz Anfang September – und mit seinem Großvater.
FOTO: IMAGO, MATTHIAS SCHRADER / DPA, THOMAS GRÖBNER / OH
Free download pdf