Süddeutsche Zeitung - 21.09.2019

(Greg DeLong) #1
„Wow, die Aufmachung in Schwarz-Gold
macht richtigwas her. Dazu eine hochwer-
tige Verarbeitung. Das ist definitiv das
High-Class-Modell. Da ist auch der hohe
Preis okay. Alles ist hier Hightech: Smart-
Control-Prozessoren steuern die Tempera-
tur für alle Stoffe automatisch. Man kann
das Eisen sogar waagerecht auf dem Bü-
gelbrett abstellen, ohne dass der Stoff
überhitzt. Auch der Dampfausstoß kann
auf Automatikbetrieb gestellt werden.
Das Eisen selbst ist das leichteste von
allen, sehr schlank in der Form, sodass
man in kleinste Ecken kommt. Egal, ob
Bettwäsche, Hemd oder Seidenrock – die
Bügelleistung ist einfach exzellent, selbst
im energiesparenden Eco-Modus. Jegli-
ches Material wird in Profiqualität geglät-
tet, auch tiefere Falten. Noch ein Plus:
Hier ist der Schlauch endlich mal lang
genug. Worüber man meckern könnte:
Dampf und Eisen werden extrem heiß, da
muss man aufpassen.“

Philips PerfectCare Elite Plus GC9682
Produktinfos:2700 Watt, 8 bar, 1,8 l Wassertank,
automatische Temperatureinstellung, Abschalt-
automatik
Preis:449,99 Euro*
Bewertung:9 von 10 Punkten

„Die Bedienungsanleitung ist eine Heraus-
forderung. Bis man kapiert, wie das Gerät
funktioniert, dauert es eine Weile. Es gibt
fünf Bügelprogramme, für jede Textilart
lässt sich die richtige Kombination aus
Temperatur und Dampfintensität einstel-
len. Zu umständlich, wenn es schnell ge-
hen muss. Leichte Gewebe und dünne
Baumwolle werden auch ohne Dampf
schön glatt. Betätigt man aber die Turbo-
Taste, geht die Post ab: Der Dampfaus-
stoß entfernt selbst hartnäckigste Falten,
das hat Profiqualität. Durch den kräftigen
Druck kann Kleidung auch vertikal be-
dampft werden, um hängende Hemden
oder Sakkos aufzufrischen. Leider kommt
man oft versehentlich an die Turbotaste,
das ist nicht ungefährlich für die Finger.
Obwohl das Modell sehr teuer ist, sieht es
etwas billig aus, Nähte und Knöpfe sind
nicht solide verarbeitet oder wacklig.
Insgesamt: Hochleistungsbügelstation
mit Schwächen und zu hohem Preis.“


Tefal Pro Express Ultimate GV 9581
Produktinfos:2600 Watt, 8 bar, 1,9 l Wassertank,
manuelle Temperatureinstellungen, Abschaltauto-
matik
Preis:449,99 Euro*
Bewertung:7 von 10 Punkten


„Das Gerät passt mit aufs Bügelbrett, aber
es hat den kleinsten Wassertank von al-
len. Nachfüllen lässt sich der abnehmbare
Tank nicht gut, die Öffnung ist etwas
versteckt. Doch der Wasserverbrauch ist
überraschend gering. Die Handhabung ist
einfach, die Einstellungen werden digital
auf dem Griff des Bügeleisens angezeigt.
Großes Plus: Das Gerät heizt in einer Mi-
nute auf. Praktisch, wenn man schnell
etwas aufbügeln will. In der Eco-Funktion
wird vor allem Baumwolle gut glatt, beson-
ders mit dem Extra-Dampfausstoß. In der
Normalfunktion merkt man dagegen
kaum, dass Dampf austritt. Auf anderen
Stoffen gleitet das schwere Eisen nicht
optimal, zuweilen bremst es. Was uns
missfiel: Obwohl mit ‚No Shine‘ geworben
wird, bekamen dunkle Gewebe glänzende
Stellen. Und man braucht Anti-Kalk-Kar-
tuschen, die schon nach etwa 30 Litern
ausgetauscht werden müssen.“

GRUNDIG SIS 8670
Produktinfos:2600 Watt, 6 bar, 1,0 l Wassertank,
Temperaturautomatik, Abschaltautomatik
Preis:249 Euro*
Bewertung:6 von 10 Punkten

„Von der Bügelqualität hat uns dieses
Modell am meisten überzeugt. Andere
waren auch sehr gut, Bosch war einen
Tick besser. Empfindliche Stoffe, Baum-
woll-T-Shirts, Seidenblusen – jedes Gewe-
be wurde ausnahmslos glatt. Der Dampf
kommt gleichmäßig, und beim Turbo-
Dampf mit sehr hohem Druck, da hatten
nicht mal hartnäckigste Falten eine Chan-
ce. Damit können sogar Laien ihre Hem-
den so bügeln wie Profis. Die Bügelstation
ist in Weiß und Blau freundlich gestaltet,
selbsterklärend in der Bedienung und
solide verarbeitet. Außerdem gibt es nütz-
liche Extrafeatures: Die Temperatur kann
auf sechs Gewebearten eingestellt wer-
den, sogar auf Dessous. Hinzu kommt
eine Anti-Shine-Funktion, die Glanzstel-
len auf dunklem Gewebe vermeidet und
wirklich funktioniert. Und es gibt eine
automatische Kabelaufrollung. Mit dem
wendigen Eisen, das spielend über die
Stoffe gleitet, bügelt man Wäscheberge
ruckzuck weg und hat noch Spaß dabei.“

Bosch Serie 8 Vario Comfort
Produktinfos:2400 Watt, 7,2 bar, 1,8 l Wasser-
tank, Abschaltautomatik, Temperaturautomatik
Preis:429 Euro*
Bewertung:10 von 10 Punkten

„Das Gerät hat eine sehr elegante Optik,
ist aber recht schwer und braucht viel
Platz. Laut Hersteller soll es besonders
geräuscharm sein. Doch beim Aufheizen
blubbert es, und der Dampf stößt mindes-
tens so laut aus wie bei den anderen Mo-
dellen. Stört aber nicht. Die Handhabung
ist einfach, für unseren Geschmack gibt
es aber zu viele Funktionen. Die meisten
nutzt man doch nicht. Jetzt aber die Vortei-
le: Die Station heizt schnell auf, die Bügel-
leistung ist hervorragend. Mit der Extra-
portion Dampf, dem ‚Precision Shot‘, wird
Bettwäsche so glatt, als käme sie aus der
Heißmangel. Das leichte Bügeleisen meis-
tert mit seiner Präzisionsspitze auch
schwierigere Teile wie Kragen oder Man-
schetten und eignet sich gut zur vertika-
len Bedampfung. Leider gibt es keine
Abschaltautomatik. Größte Gefahrenquel-
len: die Dampftaste am Griff, die man
leicht auslöst, und der Kalk-Kollektor, an
dem wir uns beim Aufdrehen die Finger
verbrühten.“

Rowenta Silence Steam Extreme DG8962
Produktinfos:2400 Watt, 7,3 bar, 1,4 l Wasser-
tank, manuelle Temperatureinstellung
Preis:329,99 Euro *
Bewertung:8 von 10 Punkten

„Dieses schlichte und äußerst bedienungs-
freundliche Gerät ist schön klein, man
kann es mit aufs Bügelbrett stellen. Aller-
dings fasst der Wassertank nur 1,3 Liter,
das reicht nur für überschaubare Wäsche-
berge, und er ist nicht abnehmbar, da-
durch ist das Nachfüllen umständlich. Der
Dampf hat weniger Power als bei anderen
Modellen. Trotzdem wird die Bügelwä-
sche einwandfrei glatt, nur bei hartnäcki-
geren Falten muss man mehrmals drüber
gehen. Das leichte Bügeleisen gleitet fast
wie von selbst über den Stoff und alle
Hindernisse, wie Knopfleisten, Manschet-
ten oder Abnäher. Damit Hemden zu bü-
geln, ist eine Freude. Das Vorsortieren der
Wäsche entfällt, die Temperatur stellt sich
automatisch auf das Gewebe ein. Minus-
punkt: Das günstige Gerät funktioniert
nur mit einer Anti-Kalk-Kartusche, die
beim Nachkauf recht teuer ist. Fazit: Für
Profibügler zu wenig Leistung, aber eine
tolle Alternative zum Dampfbügeleisen,
wenn man nicht Unmengen Wäsche hat.“

Braun Care Style Compact IS2043
Produktinfos:2200 Watt, 5 bar, 1,3 l Wassertank,
Abschaltautomatik
Preis:169,99 Euro*
Bewertung:8 von 10 Punkten

S


ie wiegen einige Kilo, brauchen viel Platz, passen
meist nicht mit aufs Bügelbrett und kosten oft so-
viel wie sechs bis acht normale Bügeleisen. Trotz-
dem werden Dampfbügelstationen immer beliebter,
nicht nur bei Profis, sondern auch beim Durchschnitts-
bügler. Aber warum ist das so? Und was können die
mehrere Hundert Euro teuren Geräte überhaupt? Tat-
sächlich haben Dampfbügelstationen den klassischen
Dampfbügeleisen einiges voraus: Um Falten aus den
Textilien zu bekommen, muss ein Bügeleisen Druck
und Dampf erzeugen. Durch den Druck wird der
Dampf aus den Düsen gepresst und sorgt so dafür,
dass die Gewebefasern aufquellen und sich dadurch
leichter glätten lassen. Eine Bügelstation hat wesent-
lich mehr Power und gibt im Vergleich zum normalen
Dampfbügeleisen etwa die dreifache Menge an Dampf
ab. Dadurch wird mehr Wäsche in kürzerer Zeit glatt.
Ein weiterer Vorteil: Man muss nicht alle Viertelstun-
de Wasser nachfüllen, denn der Wassertank befindet
sich in einem Behälter an der Basisstation und fasst
mit ein bis zwei Litern etwa vier- bis achtmal so viel
Flüssigkeit wie in einem normalen Bügeleisen. Und
weil der Boiler nicht direkt auf dem Bügeleisen sitzt,
wiegt dieses oft nur die Hälfte. Auch das erleichtert das
Bügeln. Anders als bei den normalen Bügeleisen lässt
sich bei den Bügelstationen die Dampfzufuhr per
Knopfdruck regeln, der Dampf setzt dann sofort ein
und nicht erst nach einer gewissen Zeit. Und, auch das
hat der Test ergeben: Die Textilien wurden bei der Ar-
beit mit allen Dampfbügelstationen so glatt, wie man
es mit klassischen Dampfbügeleisen kaum oder gar
nicht hinbekommen würde. christine mortag


Mit den Folgen ihrer Sturköpfigkeit muss
Stephanie Thatenhorst vor allem am Wo-
chenende leben. Zum Beispiel, wenn sie in
ihrem Ferienhaus den Kamin anmacht
und danach der Rauchgeruch in der Luft
hängt. Oder sie den Besuch, der an der
Haustüre klopft, mal wieder nicht hört.
Oder sie in der Badewanne liegt, und das
Wasser kalt wird. Denn eine Scheibe vor
dem Kamin? Eine Türklingel? Eine Wanne,
von der aus sie heißes Wasser nachlassen
kann, ohne Mann oder Söhne zu rufen?
Gibt es hier nicht. Grobe Planungsfehler
könnte man meinen, aber Thatenhorst
schüttelt den Kopf. „Ich wollte das alles ge-
nau so“, sagt sie und lacht, wenn sie von lan-
gen Diskussionen mit den Handwerkern
oder ihrem Vater erzählt, der sich wieder-
holt vergewisserte: „Und mit der Klingel,
da bist du dir ganz sicher?“
Ja, ganz sicher. Eine echte Scheune hat
nun mal keine Klingel, eine echte Feuerstel-
le keine Scheibe davor. Und eine Mischbat-
terie an der freistehenden Badewanne von
Aquamass hätte das Auge gestört. Zumin-
dest das von Stephanie Thatenhorst.
Anders als die meisten ihrer Kunden hat
sie in ihrem Ferienhaus alles der Ästhetik
untergeordnet. Vielleicht ist es deshalb
auch kein Zufall, dass – wie bereits im ver-
gangenen Jahr – auch der diesjährige


„Best of Interior“-Award des Callwey-Ver-
lags an eine Innenarchitektin geht, die ihre
eigenen vier Wände gestaltet hat.
Lange hatten Thatenhorst und ihr
Mann Markus, ein bekannter Münchner
Gastronom, nach der Geburt der beiden
Söhne nach einem Wochenendhaus im

Chiemgau gesucht. In der Gegend also, in
der die 41-Jährige auf einem Bauernhof
aufgewachsen ist. Heute führt ihre Schwes-
ter den Hof. Doch die Suche gestaltete sich
schwierig, alte Bauernhäuser mit kleinen
Fenstern kamen für die Architektin nie in

Frage. „Wir hatten eigentlich schon aufge-
geben“, erzählt sie in ihrem Büro in Mün-
chen. Da kam plötzlich ihr Vater mit dem
Angebot auf sie zu, einen Teil des Heu-
lagers auf dem Hof auszubauen. Ein „Sech-
ser im Lotto“, Thatenhorst schlug sofort
zu. Behutsam säuberte sie die eingestaub-
ten Dachbalken, von denen sie als Kind ins
Heu gesprungen war. Aus den Dielen ließ
sie eine Treppe ins Obergeschoss bauen, al-
le Wände mit Lehm verputzen, auch die im
Bad. Für den Boden wählte sie einen „bes-
seren Garagenboden“, einen rudimentä-
ren Estrich. „Bis zuletzt wurde ich gefragt,
wann denn der richtige Boden kommt.“
Aber sie liebe nun mal das Unperfekte.
Ihr Ziel: auf keinen Fall Jodelhütte oder
Chalet-Schick. Von der Hülle wollte sie
zwar so viel wie möglich erhalten, aber die-
se mit einer „ordentlichen Portion Zeit-
geist“ kombinieren. Einige Möbelstücke
waren deshalb von vornherein gesetzt, et-
wa der Waschtisch von Altamarea oder die
riesige Lampe über dem Esstisch des Mai-
länder Designerpaares Dimore. Ihr Mann,
leidenschaftlicher Koch, wünschte sich zu-
dem eine große Küche. Für Thatenhorst au-
ßerdem immer ganz wichtig: Farbe, am
besten sehr bunt. Oft kombiniert sie diese
mit Erd- und Naturtönen. Das seien, sagt
Thatenhorst, die zwei Seiten in ihr, die da

zum Ausdruck kämen. Sie gestaltet Häu-
ser, Restaurants und Hotels in Michigan,
Wien oder der Toscana, „aber wenn ich mit
dem Auto auf den Hof fahre, bin ich das
Bauernmädel von früher“.
An ihrem Werdegang nicht ganz un-
schuldig ist ihr australischer Gastvater.

Nach dem Abitur zog es Thatenhorst hin-
aus in die Welt, unter anderem lebte sie als
Au Pair in Sydney. Ihr Gastvater, Architekt
von Beruf, nahm sie hin und wieder mit
auf seine Baustellen. Als sie zwei Jahren
später zurück in die Heimat kehrte, wollte
sie Innenarchitektur in Rosenheim studie-

ren. Doch sie bestand die Aufnahmeprü-
fung nicht, stattdessen studierte sie Archi-
tektur in München. „Heute bin ich dafür
sehr dankbar, denn ich kann Räume von
außen nach innen denken.“
Während des Studiums lernte sie ihren
Mann kennen, der damals in München be-
reits ein Restaurant betrieb. Als er mit sei-
nem Bruder eine Bar in Schwabing eröffne-
te, übernahm sie die Gestaltung. Schnell
zeigte sich, dass das Duo Gastronom/Archi-
tektin perfekt war, es folgten eine Tratto-
ria, Bars und Cafés. Vor fünf Jahren mach-
te sich Stephanie Thatenhorst selbständig.
Inzwischen hat sie gegenüber ihrer Woh-
nung ein Büro, zehn Mitarbeiter und ein
riesiges Materiallager. Überall stapeln sich
Stoffe, Fliesen, Griffe und Tapetenmuster.
Je mutiger der Mix, desto besser.
Gibt es auch etwas, das ihr nicht in die
Wohnung kommt? „Ein Fernseher. Da
kannst du den schönsten Raum gestalten,
und am Ende haut der Bauherr einen riesi-
gen Bildschirm rein, schrecklich.“ Lieber
arbeitet sie mit Beamern. Überhaupt ver-
sucht sie, alles Technische so gut wie mög-
lich zu verstecken, zum Beispiel mit Unter-
putzlautsprechern. Oder zumindest sehr
sparsam zu verwenden. Lichtschalter und
Steckdosen sind in der Scheune daher ein
rares Gut. ann-kathrin eckardt

Geht glatt


Wer mehr als zwei Hemden im Schrank hat,


benutzt heutzutage eine Dampfbügelstation.


Aber welche ist die beste? Sechs Modelle im Test


*= Unverbindliche Preisempfehlung des Herstellers

Inszeniert modernes Landleben:
Stephanie Thatenhorst

Die Expertin:Christiane Kolar ist die Haus-
dame im Hotel Gut Ising am Chiemsee. Drei
Wochen lang hat sie die Bügelstationen zu-
sammen mit dem Housekeeping-Team aus
18 Mitarbeitern getestet. Bett- und Tischwä-
sche werden von einem externen Wäsche-
dienst geliefert, aber Allergikerbettwäsche
wird im Haus von Hand gebügelt. In dem tradi-
tionsreichen Hotel finden außerdem viele Veranstaltungen statt,
zum Beispiel Hochzeiten und Galas, für die Gäste ihre Abend-
roben und Smokings aufbügeln lassen. Es gibt sogar Stammgäs-
te, die ihre Schmutzwäsche von zu Hause mitbringen, um sie im
Hotel zum Waschen und Bügeln zu geben.

Hinweis der Redaktion:Alle Geräte wurden der Redaktion von
den Herstellern zur Verfügung gestellt und nach dem Test zu-
rückgeschickt.

ILLUSTRATION: DIRK SCHMIDT, FOTOS: HERSTELLER, OH

Um das Auge nicht zu stören, wurde die Mischbatterie an der Wand befestigt. Errei-
chen kann sie der Badende leider nicht. FOTOS: KERSTIN WEIDEMEYER

Schicke Scheune


WoStephanie Thatenhorst früher im Heu spielte, befindet sich heute ihr Ferienhaus. Jetzt wurde die Innenarchitektin für den Umbau ausgezeichnet


Der Hansdampf Das Luxuriöse Das Flotte


DEFGH Nr. 219, Samstag/Sonntag, 21./22. September 2019 STIL 59


Das Leichtgewicht Das Blubbernde

Das Wendige
Free download pdf