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Brandenburg
· Berliner Zeitung·Nummer 220·21./22. September 2019^15 *························································································································································································································································································
DieZielederKenia-Koalition
SPD,CDUundGrünewollenmitihrerneuenRegierungwiedernäherheranandieSorgenundWünschederBürger–eineÜbersichtihrerPläne
VonJens Blankennagel,Potsdam
D
ie Koalitionsverhand-
lungenzurBildungeiner
rot-schwarz-grünenRe-
gierung beginnen zwar
erstam Montag,aberschonjetztist
ziemlichklar,wasdiesesbundesweit
einmalige Bündnis politisch an-
strebt. DasssovieleZielebereitsbe-
kanntsind,liegtandenGrünen,die
beidenVerhandlungendurchgesetzt
haben,dasses unterschriftsfähige
Ergebnissegibt.Normalerweiselo-
tendiepotenziellenPartnerinSon-
dierungsgesprächeneheraus,obsie
in augenscheinlichen Konfliktfel-
dernzuKompromissenkommen–
undvorallemtestendiemöglichen
Minister,obsienachdenhartenVor-
würfen ausdemWahlkampf nun
auchaufderVertrauensebenezuein-
anderfindenkönnen.
Beiden 60-stündigen Gesprä-
chenderdreiParteienwurdeerst-
malseinzehnSeitenlangesPapier
unterzeichnet, in dem dieGrundli-
niendermöglichenKoalitionfestge-
halten sind, die bei denKoalitions-
verhandlungenvertieftwerden.
MinisterpräsidentDietmar Woi-
dkevonderseitbald30Jahren regie-
renden SPD sagte zu dieser Artder
Vorverhandlungen:„IndieserDetail-
tiefe haben wir noch niemals son-
diert.Eswarrichtig,dievielenStun-
den in dieseGespräche zu investie-
ren.WirkonntengrundsätzlicheDif-
ferenzenüberbrückenmitdemZiel,
eine stabile und tragfähigeRegie-
rungzubilden.“
DieGrünen müssen nun am
Sonnabend bei ihrem KleinenPar-
teitag noch dieParteibasis vonden
ausgehandelten Kompromissen
überzeugen, denn dieGrünen woll-
tenliebermitdenLinkenkoalieren.
Hier eine Übersicht derErgeb-
nissederSondierungsgespräche:
Grundsatz:DasPapierstehtunterder
Überschrift„Zusammenhalt,Nach-
haltigkeit, Sicherheit“. Es heißt
grundsätzlich, die Heimat stehe
durchdenpolitischen,wirtschaftli-
chen und gesellschaftlichenWandel
vorgroßenHerausforderungen–ge-
meint sind: Globalisierung, Erder-
wärmung, Demografie und Digitali-
sierung. „Wir wollen scheinbarun-
vereinbareGegensätzezwischenso-
zialem Fortschritt, ökonomischer
VernunftundökologischerNachhal-
tigkeit versöhnenund zu einer ge-
meinsamenPolitikverbinden.“
Energiepolitik:Dasist ein entschei-
dender Streitpunkt.Es heißt, dass
der Kohleausstieg nicht wie vom
Bund geplant erst 2038, sondern
schon2035erfolgensoll.DieLausitz
soll eine starke Energieregion blei-
ben und zu einer erfolgreichen Mo-
dellregion für den Strukturwandel
werden –mit vielen neuen tarifge-
bundenenJobs.Essoll keine neuen
Tagebaue,keine Erweiterungen ge-
ben, und kein Dorfsoll mehr abge-
baggertwerden. Auch das hochum-
strittene KraftwerkJänschwaldesoll
„geordnet“ fortgeführtwerden –
„unterBeachtungderUmweltanfor-
derungen“.DieGesetzedes Bundes
sollen so geändertwerden, dassre-
gionalerStromnichtnurinszentrale
Netzeingespeistwird,sondernauch
regional vermarktet werden darf.
Kommunen mitWindrädernsollen
finanziell vondiesen profitieren,
und es sollenMindestabstände der
WindräderzuOrtengeprüftwerden.
Klimapolitik und Landwirtschaft:
Wörtlichheißtes:„DiekünftigeKoa-
litionwirdKlimaschutzunddenEr-
haltderbiologischenVielfaltzuei-
nem Schwerpunktihrer Arbeit ma-
chen.“ Geplant sind aktive„Klima-
anpassungsstrategien“:Gemeint ist,
dassderWasserhaushaltdesLandes
verbessertwird,dassMoorerevitali-
siertwerden und derWaldumbau
forcier twird. Auch die Landwirt-
schaft soll an den Klimawandel an-
gepasst werden. Insgesam tsoll der
führendePlatz des Landes bei der
Ökolandwirtschaftweiterausgebaut
werden.DerenAnteilsollvon12a uf
20 Proz ent erhöhtwerden. Es soll
verbotenwerden,landeseigeneWäl-
deroderFelderzuprivatisieren.Um
den Ausverka uf vonAcker land zu
stoppen, soll es „außerlandwirt-
schaftlichenInvestoren “schwerge-
machtwerden,Landzukaufen.
Soziales undWohnen:In diesem Be-
reich ist ein Mindestlohnvon
Euro für öffentliche Aufträge ge-
plant. Ebenso ein „Pakt für Pflege“
mitdemZieleinersolidarischfinan-
zierten Pflegeversicherung.Auch in
Brandenburgsolleine Mietpreis-
bremse wie inBerlin geprüft und
eine Wohnungsbauoffensivegestar-
tet werden. Davo nsollenvor allem
Genossenschaften und kommunale
Gesellschaftenprofitieren.
Verkehr:In demBereich geht esvor
allem um denAusbau desöffen tli-
chenNahverke hrs.StillgelegteBahn-
streckensollenreaktiviertwerden,es
sollneueRegionalbahnstreckenge-
ben,unddieS-Bahnensollenweiter
insLandfahren.UmdenUmstieg
vomAutoattraktivzumachen,wird
ein365-Euro-Ticketgeprüft.
Polizisten:DerenZahl soll von
aufmindestens8500erhöhtwerden,
undessolleineunabhängigePolizei-
beschwerdestellegeben.
Asylrecht:Mehr christlicheFlücht-
linge sollen aufgenommenwerden.
AusländischeBerufsabschlüsse sol-
len schneller anerkannt und abge-
lehnte Asylbewerber zur schnellen
Ausreise bewegtwerden, dabei soll
die freiwillige RückkehrVorrang vor
Abschiebungenhaben.Beschleunigt
werdensolldieAbschiebungvonis-
lamistischen „Gefährdern“, und es
sollerreichtwerden,dassstraffällige
Ausländerdirekt aus derStrafhaft
abgeschobenwerden.
Haushalt:Ganzam Endestehteinin-
teressanterPunkt:DieCDUhatteim
FrühjahreineKlagegegendenDop-
pelhaushaltderbisherigenrot-roten
Regierung eingereicht.Diesoll nun
imFalleeiner Koalitionruhen.
KraftwerkJänschwalde darf auch unter den Grünenweiterlaufen, obwohl Kritiker es als
„gesundheitsschädlichstesKohlekraftwerkDeutschlands“ bezeichnen. IMAGO IMAGES
ALS EINE DER ERSTEN KLINIKEN IN DEUTSCHLAND BIETETDASHELIOS KLINIKUM BERLIN-BUCH DIE VIELVERSPRECHENDE CAR-T-TELL-THERAPIE AN
Mit Expertise gegen maligne Lymphome
In der Behandlung von Blutkrebs, bösartigen
Erkrankungen des Knochenmarks und Stö-
rungen der Blutbildung ist derFachbereich
Hämatologie und Stammzelltransplantation
im Helios Klinikum Berlin-Buch immer auf
dem neuesten Stand der Forschung.Seit
diesem Sommer bietetdas Helios Klinikum
Berlin-Buch, mit als einerder ersten Kliniken
in Deutschland, diezelluläre Immuntherapie –
Car-T-Zell-Therapie an.
Die Fachabteilung von Prof.Dr. med. Bertram
Glaß, Chefarztder Hämatologie und Stammzell-
transplantation im Helios Klinikum Berlin-Buch,
behandelt nicht nur Leukämie,sondern auch
andere Krebsarten, die das blutbildende und
lymphatischeSystem betreffen. Dazu zählen
etwa bösartiges Zellwachstum im Knochen-
mark oder sogenannte multiple Myelome, bei
denen sich Plasmazellen im blutbildendenSys-
tem vermehren. Ein besonderer Fokus liegt auf
malignen Lymphomen, also bösartigen Tumo-
ren im Lymphsystem.
Bei der Diagnose und Therapie dieser Krebs-
arten greifen Prof. Glaß und sein Team auf lang-
jährigePraxiserfahrung und wissenschaftlichen
Studien zurück. „Mit genauesten Verfahren in der
Diagnostik bestimmen wir die Erkrankungbei je-
dem Patienten ganz individuell. So können wir die
Therapie auf jeden Patienten optimal einstellen“,
erklärtProf. Glaß.Dabei wird stets ein interdiszi-
plinärer Ansatzverfolgt: „Auf einer so genannten
Tumorkonferenzwerden Krebserkrankungen der
Patienten von Ärzten aus verschiedenen Fachbe-
reichengemeinsam besprochen und eine optima-
le Handlungsstrategie entwickelt“, so Prof.Glaß.
Je nach Art der Krebserkrankung kommen
verschiedene etablierte Therapien, wie die Che-
motherapie, strahlentherapeutischeBehandlungs-
methoden,medikamentöseTherapien oder die
Stammzelltransplantation zum Einsatz, aber auch
neue Therapien, wie die Immuntherapie mit Anti-
körpern. Diese bilden nicht nur die Grundlagefür
die Möglichkeit von Hochdosis-Chemotherapien,
sondern sind auch als eigenständiger Ansatzfür
viele Patienten die optimale Therapie.
Stammzelltransplantation bewährt
Die Transplantation von Stammzellen ist dabei
fast schonein Klassiker–die Therapieform wur-
de vor über 40 Jahren entwickelt. „Eine Stamm-
zelltransplantation fängt die Folgen einer Che-
motherapie oder einer Bestrahlung auf, wenn
diese das blutbildende System beschädigen. Das
ist vor allem bei Behandlungen mit Hochdosis-
Chemotherapien der Fall. Diese erhöhendie Hei-
lungschancen, beeinträchtigenjedoch auch häu-
fig das Knochenmark und die Blutbildung. Durch
die Transplantation eigener,vorher entnommener,
Stammzellenwird das Knochenmark vollständig
wiederhergestellt. Ohne die Stammzelltransplan-
tation wäre die hochwirksame Chemotherapie
nicht durchführbar,“ erläutert Prof. Dr. med. Glaß.
Stammzelltransplantationen werden auch bei
Patienten mit Leukämie eingesetzt, bei denen
andere Behandlungsmethoden nicht wirksam
waren. Die neueingesetzten Stammzellen über-
nehmen dann eine Kontrollfunktion und wehren
die verbliebenen kranken Zellen ab. Auch bei
malignen Lymphomen ist Stammzelltransplanta-
tion häufig die optimale Therapie. Da bei diesen
Erkrankungen die Stammzellenbereits erkrankt
sind, werden geeignete Spenderstammzellen für
die Transplantationgenutzt.
„Wir übertragen blutbildende Stammzellen
aus Blut und Knochenmark und bieten dabei zwei
Möglichkeiten der Stammzelltransplantation an:
die autologe Stammzelltransplantation,bei der
die Behandlung mit eigenen, zuvor tiefgefrorene
Stammzellen erfolgt und die allogeneStammzell-
transplantation, die Behandlung mit Stammzellen
von einem anderen, gesunden und gewebsglei-
chen Spender“, so Prof. Glaß.
Ziel ist es, die Blutbildung und auch das Ab-
wehrsystem des Empfängers vollständig durch
Spenderzellen zu ersetzen. Sind die transplan-
tierten Immunzellen im Organismus des Empfän-
gers erst einmal angewachsen und ausreichend
entwickelt,vernichten sie kranke Zellen. Dadurch
ist eine Heilungauch in den Fällen möglich,in
denen eine Chemotherapie alleine keine ausrei-
chendeWirkunghat. Die Übertragung eigener
oder fremder Stammzellen ermöglicht die Wie-
derherstellungdes Knochenmarks und der Blut-
bildung. Bereits über 1000 autogene sowie etwa
166 allogene Stammzelltransplantation wurden
im Helios KlinikumBerlin-Buch unter höchsten
Qualitätsstandards durchgeführt.
Car-T-Zell-Therapie als Chance
Neben derartigen bewährten Einsätzen kommt
seit dem Sommer eine neue Gen-, Zell- und Im-
muntherapie im Helios Klinikum Berlin-Buch zum
Einsatz, die sogenannte Car-T-Zelltherapie. Sie
löst ein zentrales Problem der Krebsbehandlung:
Denn für gewöhnlich sind Krebszellen für das Im-
munsystem nicht sichtbar und können sich so
im Körper ausbreiten. Mithilfe der Car-T-Zellen
sollen diese bisher unsichtbaren Krebszellen er-
kannt und bekämpft werden. Dafür werden dem
Körper T-Zellen entnommen, in einem Labor gen-
technisch verändert und schließlich vervielfacht.
T-Zellen oder T-Lymphozyten sind weiße Blutkör-
per, die für die Immunabwehr sorgen.
Zusätzlich werden sie mit dem sogenannten
chimären Antigenrezeptor (CAR) versehen. CAR
sorgt dafür, dass die Krebszellen erkannt und ver-
nichtet werden können. Diese veränderten, pa-
tienteneigenen T-Abwehrzellen werden dann als
Infusion dem Körper zurückgeführt, um Krebszel-
len zu zerstören. Die Car-T-Zell-Therapie ist also
eine genetischeUmprogrammierungvon Immun-
zellen und kein klassisches Medikament.
Die Therapie bieteteine große Chance für
die Patienten mit bestimmten Krebserkran-
kungen diezuvor einen aussichtlosen Verlauf
hatten. Der Schwerpunkt liegt hier auf der Be-
handlung von bösartigen Tumoren der Abwehr-
zellen,den so genannten maligneLymphomen,
die zum Beispiel mit genetisch-veränderten,pa-
tienteneigenen Abwehrzellen, den Car-T-Zellen,
behandelt werden können.
Die Car-T-Zelltherapie ermöglicht eine An-
sprechrate von bis zu 80 Prozentund hat zu-
dem deutlich geringere Nebenwirkungen als die
bisherige autogene oder allogene Stammzell-
transplantation.
„Resistenzengegen Chemotherapien oder
zielgerichtete Substanzensind ein Grund, warum
viele Krebstherapien versagen. CAR-T-Zellen sind
ein neuer, vielversprechender Ansatz, dem entge-
genzuwirken und dauerhafte Behandlungserfolge
zu erzielen“, sagt Prof.Glaß.
Perspektivisch, so vermuten Fachleute, könn-
ten genveränderte Zellen auch bei anderen
Krebsarten zum Heilungserfolg führen. Diese
zukünftigenWeiterentwicklungen werden von der
Fachabteilung Hämatologie und Stammzelltrans-
plantation, geleitet von Prof. Dr. Glaß im Helios
Klinikum Berlin-Buch, mitgestaltet.
KREBS-INFOTAG
Am Samstag, den 9. November sprechen
Spezialisten von9bis 15 Uhr im Helios
Klinikum Berlin-Buch in Seminaren mit
Interessierten über moderne Krebsme-
dizin. Arzt und TV-Moderator Dr. Carsten
Lekutat moderiert eine Expertenrunde
zur fachübergreifenden Krebsbehandlung.
Interessierte könnensich über die Website
anmelden, aber auch spontane Teilnehmer
sindherzlich willkommen:
http://www.helios-gesundheit.de/
krebs-weiter-leben
DerFachbereich von Prof. Dr.med. BertramGlaß,ChefarztfürHämatologie und Stammzellentransplantation. THOMAS OBERLÄNDER/HELIOS KLINIKEN