Mit 16 erbt Ottilie von ihrem Großvater,
dem Bleistiftfabrikanten Lothar von Fa-
ber, das Familienunternehmen und soll es
leiten – Ende des 19. Jahrhunderts für eine
Frau alles andere als selbstverständlich.
Mit Hauptdarstellerin Kristin Suckow
sprach rtv über die Herausforderung,
eine historische Figur zu spielen, und
über mutige Frauen – damals wie heute.
Frau Suckow, dem Film wurde der
Titel „eine mutige Frau“ hinzu-
gefügt. Warum ist Ottilie denn
eine mu-
tige
Frau?
„Konventionen
gesprengt“
In „Ottilie von Faber-Castell“ brilliert Kristin Suckow
als kämpferische Erbin des Bleisti imperiums
Interview
Ich glaube, Ottilie hat nach dem
gehandelt, was sie für richtig emp-
funden hat. Sie hat die gesellschaft-
lichen Konventionen gesprengt und
sich für die Liebe entschieden. Da-
mit hat sie Grundbausteine für die
Gleichberechtigung gelegt. Ich habe
das Gefühl, dass uns das heutzutage
ein bisschen fehlt und wir alles gerne
als gegeben hinnehmen. An Frauen
wie ihr können wir uns ein Beispiel
nehmen.
Fotos: ARD Degeto/Martin Spelda | Interview: K. Montada / A. Herden
Gibt es einen Unterschied
zwischen mutigen Frauen
heute und damals?
Damals waren die Einschränkungen
für Frauen noch viel stärker. Wir
können uns heute frei ausdrücken,
wir dürfen ziemlich frei entschei-
den, gerade hier in unserem Land.
Das sind alles große Privilegien, die
Frauen wie Ottilie mit erkämpft ha-
ben. Allein das Korsett zu tragen, hat
mir gezeigt, dass
die Einschränkung
für Frauen selbst
physisch spürbar
war. Es ist so eine
Erleichterung, das
wieder auszuzie-
hen. Mit Ablegen
des Korsetts legten
Frauen gleichzeitig
auch eine gewisse
Haltung ab.
Ein Film mit historischem
Setting – welche besonderen
Herausforderungen birgt das
für Sie als Schauspielerin?
Die größte Herausforderung ist für
mich, dass ich dieser Person gerecht
werden möchte, weil sie ja wirklich
gelebt hat. Es gibt Menschen, die
Ottilie noch kennen, ihre Enkel zum
Beispiel.
Ist es eigentlich leichter,
eine Rolle zu spielen, bei der
man ein Kostüm anzieht?
Die Kostüme haben wahnsinnig ge-
holfen, sich da hineinzufinden. Man
muss gar nicht mehr viel spielen,
wenn man ein Korsett trägt (lacht).
Die Zeit an sich nachzuempfinden,
ist schwieriger. Man kann sich ja so
schlecht vorstellen, was es bedeute-
te, damals zu leben. Wie sprachen die
Menschen? Man muss sich da heran-
tasten und voll eintauchen, um diese
Zeit zum Leben zu erwecken.
Der Film ist ein großes TV-Ereig-
nis. Wie geht es für Sie danach
weiter, auf welche Projekte dürfen
wir uns freuen?
Ich werde im
Kinofilm „Stille
Post“ zu sehen
sein. Das ist nach
„Ottilie“ mein
nächstes Her-
zensprojekt. Es
geht darin um
den Umgang mit
Kriegsbildern in
den Medien. Ich
spiele eine Jour-
nalistin, die persönlich in einen Fall
involviert wird und dadurch ihre
journalistische Ethik infrage stellen
muss. Auch wieder eine starke Frau.
Sa
.
ARD
Ottilie von Faber-Castell
- Eine mutige Frau
Ganzes Interview: rtv.de
Alexander
(Johannes Zirner)
und Philipp (Han-
nes Wegener, r.)
buhlen um Ottilie
von Faber
Katharina Montada (r.) und Andreas
Herden (beide rtv) trafen Hauptdar-
stellerin Kristin Suckow in Berlin
Titel
Ich habe das Gefühl,
dass wir heutzutage
alles gerne als gegeben
hinnehmen.
Ottilie (Kristin
Suckow) behaup-
tet sich in einer
von Männern
dominierten Welt