MF-MT

(Darren Dugan) #1
Kapitel 12 | Event-Fotografie 227

sieren. Ein 70-200 mm f/2.8er Tele-Zoomobjektiv ist meine Empfehlung.
Wenn möglich, verwenden Sie auch hier ein Einbeinstativ, um das Ver-
wackeln zu vermeiden. Ein Objektiv mit Bildstabilisator gibt Ihnen noch
zusätzlichen Spielraum.


Aufnahmetechnik und Post-Production


Bei der Fotografie der schönen Künste rate ich Ihnen, wie eigentlich
immer, unbedingt zur Aufnahme im RAW-Format. Denn hier gilt es ganz
besonders, Widrigkeiten beim Foto selbst in der anschließenden Bildent-
wicklung zu kompensieren. Zunächst einmal werden Sie es trotz licht-
starkem Objektiv und Bildstabilisator mit stärkerem Bildrauschen zu tun
haben. ISO-Werte von 3200 sind hier keine Seltenheit. Damit das Foto
dennoch akzeptabel wird, können Sie schon bei der Entwicklung im RAW-
Konverter das Bildrauschen mildern.


Bei Bühnenlicht kommen als zusätzliche Herausforderung noch starke
Kontraste dazu. Natürlich können Sie an Ihrer Kamera im Vorfeld eine
niedrige Kontrasteinstellung wählen, aber die RAW-Entwicklung bietet
Ihnen deutlich mehr Spielraum. Auch der Weißabgleich wird sich am
Monitor deutlich einfacher gestalten. Bühnen werden oft mit den ver-
schiedensten Lichtquellen in mehreren Farben und mit unterschiedlichster
Farbtemperatur beleuchtet. Mit bloßem Auge werden Sie keinen Unter-
schied erkennen, Sie müssten sich aber im JPG-Format für einen Kunst-,
Tageslicht- oder automatischen Weißabgleich entscheiden. Am Bildschirm
können Sie individuell entscheiden, welche Lichtstimmung das Foto am
besten unterstützt.


Bei der Belichtungsmessung bietet die Spotmessung das beste Ergebnis,
insbesondere um bei Nahaufnahmen störende Lichteinflüsse anderer
Lichtquellen auf der Bühne zu eliminieren. Verlassen Sie sich nicht auf eine
automatische Einstellung der Kamera. Wählen Sie ISO-Wert und Blende
vor und lassen Sie die Kamera wenn nötig bei schnellen Abläufen auf der
Bühne die Belichtungszeit ermitteln. Das geht nicht immer gut, denn trotz
ISO-Werten jenseits von Gut und Böse sowie offener Blende werden Sie
häufig in Bereiche unter 1/30 Sekunde kommen, die regulär insbesondere
bei den langen Brennweiten aus der Hand nicht mehr zu halten sind.


Nach meiner Erfahrung sollten Sie sich aber nicht davon abschrecken las-
sen, trotzdem auszulösen. Wenn das Foto nicht verwackelt, sondern nur
die bei der langen Belichtungszeit übliche Bewegungsunschärfe aufweist,
entstehen durchaus sehenswerte atmosphärisch dichte Bilder, die dem
Betrachter das Geschehen auf der Bühne auf das Beste vermitteln.


Beim Presscall zum Musical "Tanz der Vampi-
re" in Hamburg entstanden diese beiden schö-
nen Impressionen des Auftritts von Graf von
Krolock (oben) und eine der Schlüsselszenen
des zweiten Akts, indem Sarah ihm freimütig
ihren Hals zum Biss anbietet (unten). Kamera:
Nikon D100 mit 70-200 mm f/2.8er Objektiv –
Belichtungszeit 1/30 Sek. bei f/2.8 – Brennwei-
te 300 mm – ISO 1600. Fotos: Jörg Böh
(www.joerg-boeh.de)
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