Süddeutsche Zeitung - 20.09.2019

(Barré) #1

Leverkusen –Lukas Hradecky hatte sich
angeblich wie kein Zweiter in seiner Mann-
schaft auf diesen Abend gefreut. Im stol-
zen Profialter von demnächst 30 Jahren er-
wartete er seinen ersten Einsatz in der
Champions League. Aber als der vermeint-
lich glanzvolle Fußballabend vorüber war,
stand der finnische Nationaltorwart in sei-
nem grellgrünen Trikot und Badeschlap-
pen ratlos vor ratlosen Menschen und gab
sich geschlagen, als es darum ging, das Rät-
sel zu lösen, das alle beschäftigte. Warum
Bayer Leverkusen die Partie gegen Loko-
motive Moskau 1:2 verloren hatte, das hat-
te zwar jeder gesehen: Die Niederlage be-
ruhte auf einer in allen Belangen ungenü-
genden Leistung und war so wohlverdient,
dass sich weder Sportchef Rudi Völler („Un-
terirdisch!“) noch Sportdirektor Simon Rol-
fes die Mühe machten, dies zu bestreiten.
Aber warum die Elf in dieser Europacup-
Partie aufgetreten war wie in einem lästi-
gen Testspiel, darauf konnten sich auch er-
fahrene Zeugen von mysteriösen Bayer-Le-
verkusen-Pleiten keinen Reim machen.
Auch Hradecky vermochte nur zu speku-
lieren. Vielleicht sei es „zu viel Euphorie“
gewesen, vielleicht auch „zu viel Nervosi-
tät“, mutmaßte er. Zumindest das Sym-
ptom Nervosität erschloss sich auf den ers-


ten Blick. Als Karim Bellarabi nach weni-
gen Minuten eine obendrein unmotivierte
Flanke kilometerweit hinters Tor setzte,
dachte sich noch keiner Böses. Bellarabi
hatte diese Streuungen schon immer in sei-
nem Repertoire: artistische Ballannah-
men, unwiderstehliche Soli und Präzisions-
schüsse unter die Latte auf der einen Seite;
Flanken ins Nichts, sinnlose Einzelaktio-
nen und schlampige Chancenvernichtung
auf der anderen Seite.

Doch diese scheinbar nebensächliche
Szene war der Start in eine Serie von teil-
weise grotesken Pannen. Reihum waren
sie davon betroffen, eben waren es die An-
greifer Leon Bailey und Kevin Volland, im
nächsten Moment die Verteidiger Wendell
und Jonathan Tah. Sogar Kai Havertz be-
ging ordinäre Abspielfehler. Das 1:0 für
Moskau durch Krychowiak (16.) legte Bai-
ley nach einem Einwurf für Bayer vor,
beim 1:2 (37.) war es Hradecky, der den Ball
geradewegs zum Schützen schob, in einem
Anflug von Umnachtung, wie es schien – ei-
ne bessere Erklärung für seine Untat hatte
der Torwart jedenfalls nicht zu bieten.

Zur Pause konnten die Zuschauer glau-
ben, sie hätten drei Eigentore gesehen.
Denn mangels eigener Torchancen benötig-
te Bayer zum zwischenzeitlichen Ausgleich
die Hilfe von Benedikt Höwedes, der im-
merhin eine bessere Ausrede hatte als Hra-
decky: Das notdürftig angebrachte Pflaster
auf der Stirn habe seine Sicht einge-
schränkt. Zur zweiten Hälfte nahm er das
Schutzpflaster ab: Wie erwartet riss dann
zwar die Wunde auf und es stellte sich ein
Schädelbrummen ein – „aber das war mir
lieber, als noch ein Eigentor zu machen“.
Die Leverkusener nahmen Rücksicht, aus
viel Ballbesitz für die Hausherren entstand
wenig Torgefahr. Für Moskau hielt Höwe-
des, 31, mit Nebenmann Vedran Corluka,
33, routiniert den Strafraum sauber.
Bayer-Trainer Peter Bosz musste sich
hinterher Fragen nach dem Plan B anhö-
ren, den seine Mannschaft nicht zur Hand
gehabt habe. Man merkte dem 55 Jahre al-
ten Holländer an, dass ihm solche Deutun-
gen nicht recht waren, sie berühren einen
wunden Punkt. Seit den Tagen des Schei-
terns bei Borussia Dortmund verfolgt ihn
das Urteil – oder Vorurteil –, er kenne bei
seiner Idee von Fußball nur einen einzigen
Weg zum Ziel. Bisher ist er in Leverkusen
mit seiner Lehre gut angekommen, an die-

sem Abend schien ihn die Vergangenheit
einzuholen: Seine Mannschaft fand nie zu
einem geordneten, zielstrebigen Spiel.
Die Niederlage sei nicht die Folge einer
falschen Strategie gewesen, betonte Bosz
energisch und verwies auf seine Umbau-
ten in der Halbzeit („Wenn man will, kann

man das Plan B nennen“): Man habe bisher
„auf alle Gegner, die kompakt hinten drin
standen, eine Antwort gehabt“, der miss-
lungene Auftritt habe daher „nichts mit
Plan A, B, C zu tun“. Der These, dass sein
Team den ersatzgeschwächten Vertreter
der russischen Premjer-Liga unterschätzt
habe, wollte er sich allerdings auch nicht
anschließen. Einzelkritik erübrige sich
ebenso: „Wir könnten alle Einzelspieler
durchgehen und müssten sagen: Das ma-
chen sie normalerweise besser.“ Auch Bosz
blieb nur Rätselraten. Gewissermaßen be-
gegneten sich hier also zwei Vorurteile auf
einmal: Jenes vom sturen Trainer und je-
nes von der typischen Bayer-Mannschaft,
die hart darum gerungen hatte, den Wett-
bewerb zu erreichen – und gleich bei der
ersten Gelegenheit den Dienst versagt. Zu-
dem fällt Bailey wegen eines Muskelfaser-
risses voraussichtlich vier Wochen aus.
So endete der erste Champions-League-
Abend nach zweieinhalb Jahren mit einer
Niederlage, die für Bayer 04 nicht nur aus-
gesprochen peinlich war, sondern auch we-
nig Hoffnung lässt, in dieser extra schwe-
ren Gruppe den Sprung ins Achtelfinale zu
schaffen. „Wir müssen jetzt Punkte holen,
wo keiner das von uns erwartet“, sagte
Bosz. philipp selldorf

Eishockey

DEL – 3. Spieltag
Nürnberg –Wolfsburg 2:4 (0:0, 1:2, 1:2)
Tore: 0:1 Rech (20:32), 1:1 Alanov (22:03), 1:2
Aubin (39:13), 2:2 Fischbuch (48:12), 2:3 Au-
bin (49:41), 2:4 Fauser (53:38).


Fußball

Bundesliga – 5. Spieltag
FC Schalke04 – FSV Mainz 05 Fr. 20.30
Bayern München – 1. FC Köln Sa. 15.30
SC Freiburg – FC Augsburg Sa. 15.30
Bayer Leverkusen – Union Berlin Sa. 15.30
Hertha BSC – SC Paderborn Sa. 15.30
Werder Bremen – RB Leipzig Sa. 18.30
Mönchengladbach – Düsseldorf So. 15.30
Eint. Frankfurt – Bor. Dortmund So. 18.00
VfL Wolfsburg – Hoffenheim Mo. 20.30


1 RB Leipzig 4 3 1 0 10:3 10
2 Bor. Dortmund 4 3 0 1 13:5 9
3 SC Freiburg 4 3 0 1 10:3 9
4 Bayern München 4 2 2 0 12:4 8
5 VfL Wolfsburg 4 2 2 0 7:3 8
6 FC Schalke 04 4 2 1 1 8:4 7
7 Bor. M'gladbach 4 2 1 1 5:4 7
8 Bay. Leverkusen 4 2 1 1 6:7 7

9 Eint. Frankfurt 4 2 0 2 5:5 6
10 Werder Bremen 4 2 0 2 8:9 6
11 Fort. Düsseldorf 4 1 1 2 6:7 4
12 Union Berlin 4 1 1 2 5:8 4
13 TSG Hoffenheim 4 1 1 2 3:6 4
14 FC Augsburg 4 1 1 2 6:10 4
15 1. FC Köln 4 1 0 3 4:7 3
16 FSV Mainz 05 4 1 0 3 4:13 3
17 SC Paderborn 4 0 1 3 5:12 1
18 Hertha BSC 4 0 1 3 3:10 1


  1. Spieltag:Fr., 27.9., 20.30 Uhr: Union Berlin



  • Frankfurt; Sa., 28.9., 15.30 Uhr: Leipzig –
    Schalke, Hoffenheim – Mönchengladbach,
    Mainz – Wolfsburg, Augsburg – Leverkusen,
    Paderborn – FC Bayern; 18.30 Uhr: Dortmund

  • Bremen; So., 29.9., 15.30 Uhr: Düsseldorf –
    Freiburg; 18.00 Uhr: Köln – Hertha BSC.



  1. Bundesliga – 7. Spieltag
    1.FC Heidenheim – Darmstadt Fr. 18.30
    Holstein Kiel– Hannover 96 Fr. 18.30
    VfB Stuttgart – Greuther Fürth Sa. 13.00

  2. FC Nürnberg – Karlsruher SC Sa. 13.00
    SV Sandhausen – VfL Bochum Sa. 13.00
    SV Wehen – Arminia Bielefeld Sa. 13.00
    Hamburger SV – Erzgebirge Aue So. 13.30
    Dynamo Dresden – Regensburg So. 13.30
    VfL Osnabrück – FC St. Pauli So. 13.30
    1 VfB Stuttgart 6 4 2 0 11:7 14


2 Hamburger SV 6 4 1 1 13:5 13
3 Arm. Bielefeld 6 3 3 0 14:8 12
4 Greuther Fürth 6 3 2 1 9:7 11
5 Erzgebirge Aue 6 3 2 1 8:6 11
6 SV Sandhausen 6 3 1 2 7:5 10
7 VfL Osnabrück 6 3 0 3 9:5 9
8 Karlsruher SC 6 3 0 3 10:12 9
9 1.FC Heidenheim 6 2 2 2 11:9 8
10 FC St. Pauli 6 2 2 2 10:10 8
11 1. FC Nürnberg 6 2 2 2 9:12 8
12 Regensburg 6 2 1 3 12:9 7
13 Dyn. Dresden 6 1 3 2 9:11 6
14 Darmstadt 98 6 1 3 2 6:9 6
15 Hannover 96 6 1 2 3 6:9 5
16 Holstein Kiel 6 1 2 3 5:10 5
17 VfL Bochum 6 0 3 3 10:14 3
18 SV Wehen 6 0 1 5 7:18 1


  1. Liga – 9. Spieltag
    Würzburger Kickers – SV Meppen Fr. 19.00
    Regionalliga Bayern– Nachholspiel
    SV Heimstetten – VfB Eichstätt 2:0 (1:0)

  2. Schweinfurt11/25, 2. Türkgücü München
    11/22, 3. Gr. Fürth II 11/20, 4. Nürnberg II
    11/19, 5. Bayreuth 11/19, 6. Aubstadt 11/18,

  3. Buchbach 11/18, 8. Burghausen 11/16,

  4. Eichstätt 11/15; 16. Heimstetten 11/10.
    Europa League – 1. Spieltag
    Gruppe A


ApoelNikosia– F91 Düdelingen 3:4 (0:1)
Qarabag Agdam – FC Sevilla 0:3 (0:0)
Gruppe B
FC Kopenhagen – FC Lugano 1:0 (0:0)
Dynamo Kiew – Malmö FF 1:0 (0:0)
Gruppe C
FC Basel – FK Krasnodar 5:0 (2:0)
FC Getafe – Trabzonspor 1:0 (1:0)
Gruppe D
Linzer ASK – Ros. Trondheim 1:0 (1:0)
PSV Eindhoven – Sport. Lissabon 3:2 (2:1)
Gruppe E
CFR Cluj – Lazio Rom 2:1 (1:1)
Stade Rennes – Celtic Glasgow 1:1 (1:0)
Gruppe F
Eintracht Frankfurt – FC Arsenal 0:3 (0:1)
Tore: 0:1 Willock (38.), 0:2 Saka (85.), 0:3 Auba-
meyang (87.). – Zuschauer: 47 000 (ausver-
kauft)
Stand. Lüttich – Vit. Guimaraes 2:0 (0:0)
Gruppe G
Glasgow Rangers – F. Rotterdam
FC Porto – Young Boys Bern
Gruppe H
Esp. Barcelona – Fer. Budapest
FK Lud. Rasgrad – ZSKA Moskau

Gruppe I
VfL Wolfsburg – Olexandrija
KAA Gent – AS St. Etienne
Gruppe J
Mönchengladbach – Wolfsberg
AS Rom – Istanbul Basaksehir
Gruppe K
Wolverhampton – SC Braga
Sl. Bratislava – Besiktas Istanbul
Gruppe L
Manchester United – FC Astana
Partizan Belgrad – AZ Alkmaar

Handball

Bundesliga, Männer – 6. Spieltag
Göppingen –TSV Minden 26:23 (13:12)
Bergischer HC – THW Kiel 29:34 (17:17)
Stuttgart – Hannover-Burg. 23:28 (9:15)
Balingen – HSG Wetzlar 33:34 (16:19)

1 Hannover-Burg. 6 188:150 12:0
2 SC Magdeburg 5 170:139 8:2
3 Rhein-N. Löwen 5 147:120 8:2
4 THW Kiel 5 154:136 8:2
5 DHfK Leipzig 5 133:131 8:2
6 Flensburg-Hand. 5 129:122 7:3
7 HSG Wetzlar 6 184:177 7:5
8 Füchse Berlin 5 142:128 6:4
9 MT Melsungen 5 123:136 5:5

10 TSV Minden 6 156:159 5:7
11 Bergischer HC 6 160:169 5:7
12 Balingen-Weilst. 6 169:186 4:8
13 HC Erlangen 4 99:104 3:5
14 TBV Lemgo 5 131:148 3:7
15 Ludwigshafen 5 132:143 2:8
16 F.a. Göppingen 5 124:135 2:8
17 TVB Stuttgart 5 126:148 1:9
18 Nordhorn-Lingen 5 115:151 0:10

Ringen

WM Freistil in Nur Sultan/Kasachstan
Frauen
Bis 57kg: 1. Kawai (Japan), 2. Ningning (Chi-
na), 3. Kuratschkina (Weißrussland) und Ade-
kuoroye (Nigeria). 24. Brugger (Rheinfelden).
Bis 59 kg: 1. Morais (Kanada); 2. Owtscharo-
wa (Russland); 3. Pei Xingru (China) und Baa-
tarjav (Mongolei). – Viertelfinale: 9. Parus-
zewski (Schramberg).
Bis 72 kg: 1. Worobewa (Russland), 2. Stadnik
Machinia (Ukraine), 3. Furuichi (Japan) und Pa-
liha (China).
Tennis

Männer, Metz (586 140 Euro)
Achtelfinale:Carreno-Busta(Spanien) – Gof-

fin (Belgien/1) 6:3, 6:2, Tsonga – Herbert 6:3,
6:4, Paire (3) – Gasquet (alle Frankreich) 3:6,
6:3, 6:4, Krajinovic (Serbien) – Verdasco (Spa-
nien/5) 3:6, 6:4, 6:3, Bedene (Slowenien) – Si-
mon (Frankreich/7) 7:6 (9), 6:2.
Männer, St. Petersburg (1,25 Mio. Dollar)
Achtelfinale: Berrettini (Italien/3) – Carballes
Baena (Spanien)6:1, 6:2, Coric (Kroatien/4) –
Fucsovics (Ungarn) 6:7 (5), 7:5, 3:0 Aufgabe,
Kukuschkin (Kasachstan/6) – Dzumhur (Bos-
nien) 7:6 (6), 6:2, Gerassimow (Weißrussland)


  • Mannarino (Frankreich/7) 6:3, 6:1, Ruud
    (Norwegen/8) – Caruso (Italien) 6:3, 6:4.
    Frauen, Osaka (823 000 Dollar)
    Achtelfinale: Pawljutschenkowa (Russland) –
    Bertens (Niederlande/2)6:1, 7:5, Giorgi (Itali-
    en) – Stephens (USA/3) 6:0, 6:3, Doi (Japan) –
    Vekic (Kroatien/7) 7:6 (5), 6:3, Putinzewa (Ka-
    sachstan) – Flink (Russland) 6:1, 6:1.
    Frauen, Guangzhou/China (226 750 Dollar)
    Viertelfinale: Golubic (Schweiz) – Zh. Shuai
    (China/4) 6:3,3:6, 6:4, Stosur (Australien) –
    Stojanovic (Serbien) 6:2, 7:6 (1), Blinkowa
    (Russland) – Bouzkova (Tschechien) 6:3, 6:1.
    Frauen, Seoul (226 750 Dollar)
    Achtelfinale: Muchova (Tschechien/3) – Ba-
    bos(Ungarn)6:2, 6:3, Hon (Australien) – Tom-
    ljanovic (Australien/5) 6:3, 5:7, 6:1, Badosa Gi-


bert (Spanien) – Tig (Rumänien) 6:4, 6:2.

Volleyball

Männer-EM
Gruppe Bin Antwerpen/Belgien
Spanien – Deutschland 3:1
(25:22, 25:20, 18:25, 25:19)
Belgien – Serbien 0:3 (19, 21, 19)


  1. Serbien 4 4 0 12:1 12

  2. Belgien 5 4 1 12:5 11

  3. Deutschland 5 2 3 9:9 7

  4. Spanien 5 2 3 9:12 6

  5. Slowakei 5 1 3 6:12 5

  6. Österreich 4 0 4 3:12 1
    Modus: Gruppen-1.-4. im Achtelfinale.


Live im Fernsehen

Freitag, 20. September
10.25 –12.05 Uhr, RTL Nitro und 14.25 –
16.15 Uhr, RTL Nitro & n-tv: Formel 1, Großer
Preis von Singapur, Freies Training.
11.20 – 15 Uhr, Pro7 Maxx: Rugby-WM, Japan


  • Russland.
    12.55 – 17 Uhr, Eurosport: Tennis, Laver-Cup
    in Genf.
    19.15 – 21 Uhr, Eurosport: Fußball, Bundesli-
    ga Frauen, TSG Hoffenheim – SGS Essen.


München –Der Fußball-Weltverband Fifa
hat den Druck auf Iran im Hinblick auf das
Stadionverbot für Frauen deutlich erhöht.
„Unsere Position ist klar und eindeutig.
Frauen muss der Zugang zu den Stadien
im Iran gewährt werden“, sagte Fifa-Präsi-
dent Gianni Infantino. Laut Infantino hält
sich eine Fifa-Delegation in Iran auf. Den
Frauen in Iran ist es seit der islamischen Re-
volution vor vierzig Jahren verboten, Fuß-
ballspiele im Stadion zu sehen. Die Diskri-
minierung von Frauen ist auch laut Statut
der Fifa verboten, ein Sanktionsmittel wä-
re der Ausschluss der Nationalmannschaft
Irans von allen Wettbewerben. Mitunter
haben sich Frauen verkleidet in die Stadi-
en gewagt, wurden sie entdeckt, mussten
sie mit Anklage rechnen. Erst kürzlich hat-
te sich eine 29-jährige Frau, Sahar Kho-
dayari, aus Protest gegen die Verbote
selbst angezündet und war kurz darauf an
ihren Verletzungen gestorben.
Das Sportministerium hat nun angekün-
digt, dass Frauen künftig zumindest die
Länderspiele besuchen dürfen. Das Sport-
ministerium erklärte am Donnerstag, die
Vorbereitungen seien getroffen. Im Asadi-
Stadion in Teheran, wo Irans Nationalelf ih-
re WM-Qualifikationsspiele austrägt, wur-
den demnach separate Eingänge, Toilette
n und Tribünen eingerichtet. sid, dpa

von javier cáceres

Paris/München –Werwill schon mit Be-
stimmtheit sagen, was Real Madrid am
meisten wehtat nach diesem monumenta-
len 0:3? Der Umstand, dass Paris Saint-Ger-
main quasi freihändig gewonnen hatte,
also ohne seinen ersten Dreier-Sturm, weil
Neymar (gesperrt), Kylian Mbappé und
Edinson Cavani (beide verletzt) nur zu-
schauen durften? Oder tat noch mehr weh,
dass zwei der drei PSG-Tore Angel Di Maria
erzielte, der einst das Trikot von Real getra-
gen hatte? Oder war der größte Schmerz,
dass Real zwei Tore annulliert wurden, wie
Trainer Zinédine Zidane in seine Erklärun-
gen einfließen ließ (wobei er die Rechtmä-
ßigkeit der Entscheidungen derart unter-
schlug, dass man glauben musste, er sehne
die alten Zeiten zurück, als es noch keinen
Videoschiedsrichter gab und er mit Real
von 2016 bis 2018 drei Champions-League-
Siege in Serie feiern durfte)? Oder war es
vielleicht doch diese Nachricht, die am
meisten wehtat: dass Real Madrid erstmals
seit einem Jahrzehnt und 578 Partien ein
Pflichtspiel ohne einen einzigen regulären
Schuss auf das gegnerische Tor absolviert
hatte? „Totaler Kollaps“, konstatierte dazu
der Chefchronist der ZeitungAs.

All diese negativen Dinge hätte Real, sa-
lopp gesagt, auch billiger haben können.
Kein Verein der Welt hat in diesem Som-
mer mehr Geld in die Hand genommen,
um den Kader aufzurüsten. Mit Ausgaben
von 307,5 Millionen Euro lag Spaniens Re-
kordmeister vor dem FC Barcelona (255),
Atlético Madrid (243), Juventus Turin
(188,5) oder auch Manchester City (168). Pa-
ris Saint-Germain, der Big Spender der Vor-
jahre, schaffte es mit 100 Millionen Euro
gerade mal unter die Top 20. Und siehe da:
Trotz (oder wegen?) der spektakulären Aus-
fälle lieferte PSG „eine Mannschaftsleis-
tung, eine sehr komplette Performance“,
wie der deutsche Trainer Thomas Tuchel
betonte. Die ZeitungL’Équipefrohlockte,
PSG habe „mit den Engeln getanzt“.
Dies gelang unter anderem, weil ein Se-
negalese namens Idrissa Gueye, immerhin
30 Millionen Euro schwer, sich zum Gou-
verneur des Spiels aufschwang, sich als
„Tintenfisch mit Fußballstiefeln“ erwies
und viel dazu beitrug, dass „ein PSG ohne
Generäle Real im Tanga dastehen ließ“, wie
die spanischeEl Paísschrieb.
„Uns hat Intensität gefehlt“, das war die
Schlussfolgerung, die übereinstimmend
Trainer Zidane, der zurückgekehrte kolum-
bianische Mittelfeldspieler James Rodrígu-
ez (vormals FC Bayern) und Torwart Thi-
baut Courtois zogen. Der Belgier im Tor

war einer der großen Verlierer des Abends.
Ihm wurde tags darauf vorgerechnet, dass
er in 40 Spielen 58 Mal hinter sich greifen
musste (1,4 Gegentreffer pro Partie), wäh-
rend jener Mann, der seinetwegen just
nach Paris vertrieben wurde, der dreimali-
ge Champions-League-Sieger Keylor Na-
vas, in 162 Spielen nur 159 Mal überwun-
den wurde. Courtois sah beim 1:0 von
Di Maria (14. Minute) schlecht aus, weil der
Argentinier aus spitzem Winkel auf das
vordere Toreck zielte, das der Torwart be-
wachte. Bei Di Marias zweitem Tor, einem
Schuss von der Strafraumgrenze, machte
Courtois auch keine gute Figur.
Nur beim 3:0 in der Nachspielzeit, das
Reals erste Champions-League-Start-
niederlage seit 2006 zertifizierte, war der
Torhüter frei von Schuld. Dabei bediente
der von FC Bayern-Boss Uli Hoeneß gering
geschätzte linke PSG-Außenverteidiger Ju-
an Bernat seinen Kollegen von der anderen
Flanke, Thomas Meunier, indem er sich als
perfekter Doppelpasspartner erwies. Das

alles geschah unter den glänzenden Augen
von Neymar und Mbappé, die auf der Eh-
rentribüne feixten, ganz in der Nähe des
ebenfalls anwesenden Emirs von Katar,
der die üppigen Rechnungen bei PSG be-
zahlt und mit solch einem Abend nicht
rechnen durfte. Nach dem langen Transfer-
Theater um Neymar hatte der neue Sportdi-
rektor Leonardo ja vorsorglich gelautmalt,
dass dies für Paris „nicht das Jahr des Bling-
Bling“ werde. Doch wer weiß: Der Kader
wirkt besser sortiert als das Vorgängermo-
dell, die Mannschaft hat Tuchels Ideen ab-
sorbiert, und an der Neymar-Front scheint
es zumindest Entspannung zu geben. Nach
den ehrabschneidenden Anfeindungen
der Vorwochen teilten die PSG-Ultras mit,
dass man den Brasilianer jetzt nur noch
mit Gleichgültigkeit strafen wolle.
Dafür riecht es nun in Madrid mal wie-
der nach Schwarzpulver. Schon vor der Par-
tie in Paris hatte Coach Zidane lesen müs-
sen, dass sein Kredit aufgebraucht sei. Da-
bei ist er erst im Frühjahr zurückgekehrt,

um dem Präsidenten Florentino Pérez aus
der Patsche zu helfen. Es ist wohl nur eine
Frage der Zeit, bis Listen möglicher Nach-
folger erstellt werden – über solche wird in
den einschlägigen Kreisen rund ums Ber-
nabéu-Stadion längst geraunt: Der frühere
Trainer José Mourinho gilt immer noch als
Favorit von Pérez, dem Italiener Massimi-
liano Allegri (zuletzt Juventus) werden ähn-
lich gute Chancen eingeräumt. Und die
Klublegende Raúl sammelt in der zweiten
Real-Mannschaft Trainererfahrung, er hät-
te mindestens Außenseiterchancen, wenn
der negative Trend sich fortsetzen sollte.
In der Liga hat Real aus vier Spielen nur
acht Punkte geholt und selbst bei Siegen
unsicher gewirkt. Am Sonntag geht es
nach Sevilla, was nicht nur deshalb eine
Feuerprobe wird, weil die Andalusier Tabel-
lenführer sind. Coach von Sevilla ist der
vor Jahresfrist bei Real geschasste Julen
Lopetegui. Und was abgelegte Lieblinge an-
richten können, wurde Real auch in Paris
vorgeführt: durch Navas und Di Maria.

Frankfurt– Nach dem Spiel war alles wie
so oft in der vergangenen Saison. Die Spie-
ler von Eintracht Frankfurt versammelten
sich vor der Fankurve, minutenlang stan-
den sie nebeneinander dort und durften
sich lautstarke Gesänge anhören, und nur
widerwillig schienen die Anhänger sie ir-
gendwann gehen lassen. Es wirkte wie eine
neuerliche europäische Feierstunde. Da-
bei hatten die Frankfurter das erste Euro-
pa-League-Gruppenspiel der neuen Sai-
son gegen den FC Arsenal nicht gewonnen,
sondern mit 0:3 (0:1) verloren. „Unsere
Fans haben ein feines Gespür dafür, was
die Mannschaft geleistet hat“, sagte Sport-
vorstand Fredi Bobic: „Wir sind ja nicht
vom Platz geschossen worden. Wir haben
unsere Möglichkeiten gehabt, deswegen
ist dieses Ergebnis so komisch. Zum
Schluss kriegst du zwei so Eier rein.“

In der Tat war die Niederlage gegen den
Premier-League-Klub, bei dem diverse eta-
blierte Kräfte nur auf der Bank saßen oder
gar nicht im Kader standen, unterm Strich
zwar verdient. Aber das deutliche Ergebnis
spiegelte die dargebotenen Kräfteverhält-
nisse nicht angemessen wieder. Die Ein-
tracht agierte zunächst stark und kam
auch zu einigen guten Torszenen – nicht
zuletzt durch den mal wieder auffälligen Fi-
lip Kostic auf der linken Seite und den nie-
derländischen Sturmzugang Bas Dost.
Aber defensiv wirkte Frankfurt mitunter
zu instabil, vor allem Mittelfeldspieler Dji-
bril Slow leistete sich einige Aussetzer, und
so kamen auch die Londoner zu drei sehr
guten Möglichkeiten. Und in der 38. Minu-
te gingen sie auch in Führung: Joe Willock
schlug am Ende eines Konters einen Ha-
ken nach rechts und hatte bei seinem Ab-
schluss gleich doppelt Glück, weil der Ball
erst abgefälscht wurde und dann die Unter-
kante der Latte touchierte.
Nach der Pause ging es zunächst ähn-
lich schwungvoll weiter, mit Chancen für
die Frankfurter Kostic und André Silva,
aber auch mit einem Latten-Freistoß von
Londons Granit Xhaka. Aber mit der Zeit
ließen die Frankfurter etwas nach, und
zwölf Minuten vor Spielschluss erschwerte
sich die Lage noch einmal, als Mittelfeld-
spieler Dominik Kohr die gelb-rote Karte
sah. Diese Überzahl wussten die Londoner
auszunutzen. Erst markierte Bukayo Saka
mit einem Linksschuss das 2:0 (85.), drei
Minuten später erzielte Pierre-Emerick Au-
bameyang dann den Endstand.
„Am Ende waren wir tot“, erklärte Stür-
mer Dost. Doch allzu negativ waren die Ein-
trachtler nach dem Spiel nicht gestimmt.
„Wir müssen positiv bleiben“, befand Dost


  • und sagte zu den trotzig feiernden Fans:
    „Das ist Gänsehaut, wir werden das zurück-
    geben.“ johannes aumüller


Rätselraten in Badeschlappen


Dem verpatzten, von grotesken Fehlern geprägten Champions-League-Auftritt von Bayer Leverkusen folgt eine fruchtlose Strategiedebatte


Der Kredit von Trainer Zidane
gilt bereits als aufgebraucht. Über
Nachfolger wird längst geraunt

Bayer-Trainer Peter Bosz musste
sich nach Plan B fragen lassen

Champions League
Gruppenphase –1. Spieltag

Herzensangelegenheit: Angel Di Maria feiert eins seiner Tore für Paris – und gegen Real. FOTO:THOMAS SAMSON / AFP

Druck auf Iran
Konzessionen bei Frauen-Stadionverbot

Taumeln im Tanga


RealMadrid geht in Paris 0:3 unter, obwohl beim Gegner der komplette Champagner-Sturm fehlt. Stattdessen
quälen zwei ehemalige Spieler des Klubs die Spanier: Torschütze Di Maria und der soeben verkaufte Torwart Navas

AKTUELLES IN ZAHLEN


Defensiv wirkte Frankfurt
mitunter zuinstabil

28 HMG (^) SPORT Freitag,20. September 2019, Nr. 218 DEFGH
Gruppe A
FC Brügge – Galatasaray Istanbul 0:0
Zuschauer: 26 616.
Paris St.-Germain – Real Madrid 3:0 (2:0)
1:0 Di Maria (14.), 2:0 Di Maria (33.), 3:0 Meunier
(90.+ 1). – Zuschauer: 51 000.
1.10.: Madrid – Brügge, Istanbul – Paris.
Gruppe B
FC Bayern – Roter Stern Belgrad 3:0 (1:0)
München: Neuer– Kimmich, Pavard, Süle, L. Hernán-
dez – (65. J. Martínez), Thiago – Coman, Coutinho
(83. T. Müller), Perisic (66. Gnabry) – Lewandowski. –
Trainer: N. Kovac.
Roter Stern Belgrad: Borjan – Gobeljic, Milunovic, Dege-
nek, Jander – Canas, Jovancic (62. Vulic) – Garcia (83. Vu-
kanovic), Marin, van La Parra – Pavkov (70. Boakye). –
Trainer: Milojevic.
Tore: 1:0 Coman (34.), 2:0 Lewandowski (80.), 3:0 Mül-
ler (90.+1). – Schiedsrichter: Madden (Schottland). –
Gelbe Karten: Degenek, Vulic. – Zuschauer: 70 000 8aus-
verkauft).
Olymp. Piräus – Tottenham Hotspur 2:2 (1:2)
0:1 Kane (26./Foulelfmeter), 0:2 Moura (30.), 1:2 Poden-
ce (44.), 2:2 Valbuena (54./Foulelfmeter). – Zuschauer:
31 001.
1.10.: Tottenham – FC Bayern, Belgrad – Piräus.
Gruppe C
Dinamo Zagreb – Atalanta Bergamo 4:0 (3:0)
1:0 Leovac(10.), 2:0 Orsic (31.), 3:0 Orsic (42.), 4:0 Orsic
(68.). – Zuschauer: 29 000.
Schachtjor Donezk – Manchester City 0:3 (0:2)
0:1 Mahrez (24.), 0:2 Gündogan (38.), 0:3 Gabriel Jesus
(76.). – Zuschauer: 36 675.
1.10.: Bergamo – Donezk, Manchester – Zagreb.
Gruppe D
Bayer 04 Leverkusen – Lok Moskau 1:2 (1:2)
Leverkusen: Hradecky– L. Bender, Tah, S. Bender, Wen-
dell – Baumgartlinger (71. Amiri) – Havertz, Aránguiz –
Bellarabi, Volland, Bailey (46. Alario). – Tr.: Bosz.
Moskau: Guilherme – Corluka, Höwedes, Murilo – Ignat-
jew, Barinow, Krychowiak, Rybus – Schemaletdinow,
João Mario (90.+3 Idowu) – Smolov. – Tr.: Semin.
Tore: 0:1 Krychowiak (16.), 1:1 Höwedes (25./Eigentor),
1:2 Barinow (37.). – Schiedsrichter: Raczkowski (Polen).



  • Gelbe Karten: Aranguiz / Barinow. – Zuschauer:
    26 592


Atlético Madrid – Juventus Turin 2:2 (0:0)
0:1 Cuadrado (48.), 0:2 Matuidi (65.), 1:2 Savic (70.),
2:2 Herrera (90.). – Zuschauer: 55 000.
1.10.: Moskau – Madrid, Turin – Leverkusen.

Gruppe E
SSC Neapel – FC Liverpool 2:0 (0:0)
RB Salzburg – KRC Genk 6:2 (5:1)
2.10.: Genk – Neapel, Liverpool – Salzburg.

Gruppe F
Bor. Dortmund – FC Barcelona 0:0
Inter Mailand– Slavia Prag 1:1 (0:0)
2.10.: Prag – Dortmund, Barcelona – Mailand.

Gruppe G
Benfica Lissabon – RB Leipzig 1:2 (0:0)
Olymp. Lyon – Zenit St. Petersburg 1:1 (0:1)
2.10.: St. Petersburg – Lissabon, Leipzig – Lyon.

Gruppe H
FC Chelsea – FC Valencia 0:1 (0:0)
Ajax Amsterdam – OSC Lille 3:0 (1:0)
2.10.: Valencia – Amsterdam, Lille – Chelsea.

Frankfurt


hadert


Eintracht verliert trotz guter
Leistung 0:3 gegen FC Arsenal

Irritiert: Lukas Hradecky. FOTO: GETTY
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