verpasste. Weitere waren gefolgt, eine nach der anderen wie die Perlen am
Rosenkranz: Sidi Barrani, Beda Fomm, Bardia, El Alamein, Tobruk ...
Aber nein, Marschall Badoglio war leider in Rom geblieben. Er hatte
versucht, Mussolini zurückzuhalten, als dieser sich nach der Kriegserklärung
an die Spitze der Streitkräfte gestellt hatte, obwohl er von militärischen
Dingen so viel verstand wie Otello von chinesischer Literatur. Niemand
konnte ihn aufhalten, den Sohn eines Schmieds – mittlerweile nannte nicht
mehr nur Otello den Duce so, sondern auch die anderen Reserveoffiziere,
wenn sie schlaflos vor ihren Zelten flüsterten, über ihnen ein riesiger Mond
wie der Scheinwerfer eines Folterknechts. Und wirklich, nach nicht einmal
sechs Monaten Krieg wurde Marschall Badoglio klar, mit wem er es zu tun
hatte, nämlich mit einem ...
Hier brach Otello ab. Das Wort »verrückt« wagte er in Bezug auf
Mussolini nicht einmal zu denken, um keine Anklage wegen Hochverrats zu
riskieren. Jedenfalls hatte Badoglio seine Entlassung beantragt, und der Duce
hatte bewiesen, dass er nicht ganz bei Trost war, indem er ihr stattgegeben
hatte.
Doch nicht einmal Badoglio hätte etwas am erbärmlichen
Ausrüstungszustand des italienischen Heeres ändern können. Es fehlte an
Lastwagen, Raupenschleppern, Ersatzteilen und Werkstätten. Die Jagdflieger
konnten nur wenige Minuten in der Luft sein, weil die Flugmarine vergessen
hatte, sandgeschützte Lüftungsgitter mitzubestellen – vielleicht waren sie
davon ausgegangen, dass die Sahara eine alpine Wiesenfläche sei. Die M13
wurden von schlecht ausgebildeten Lastwagenfahrern gelenkt, die nicht
wussten, wie man in der Gruppe agiert, und sich ohnehin nicht miteinander
verständigen konnten, weil die Fabriken in der Eile keine Funkgeräte
eingebaut hatten. Ganz zu schweigen von den sogenannten CV – die Carri
Veloci, Schnellpanzer, die ein französischer General als les plus insignifiants
d’Europe bezeichnete. Anders als die englischen Mathildas, langsame,
unaufhaltsame Metallmonster, die über die Infanterie hinwegrollten wie
Traktoren über ein Weizenfeld. Auch die schwerste Artillerie prallte an ihnen
ab wie Gummigeschosse, erst recht die italischen Panzerabwehrgeschosse
EP, deren Spitzname ihre mörderische Zerstörungswut treffend wiedergab:
»Effetto Pernacchia«, Furzeffekt.
Die Engländer und nach ihnen die Amerikaner hatten so viele italienische
Gefangene gemacht, dass sie sie nicht mehr zählen konnten. Ihre Depeschen
jeff_l
(Jeff_L)
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