Eritrea gelebt hatte. Er kannte sich also am besten aus.
»Die Tigray-Frauen spüren nichts, weil sie beschnitten sind«, berichtete
er, »die Bilene sind schlicht, die Kunama erfinderisch und trickreich, die
Galla einfach und kräftig, die Sudanesinnen haben keine Kurven und machen
daher nicht so viel Spaß, die Amharinnen sind am schönsten, haben aber fast
alle den Tripper.«
In den Briefen nach Hause – natürlich nicht an Mütter oder Verlobte,
sondern an gleichaltrige Freunde – erzählten sie von Frauen, die zu allem
bereit waren und keine Scham kannten. Dabei hüteten sie sich wohlweislich,
die weinenden Mädchen zu schildern, die von einer ganzen Kompanie
entkleidet wurden, oder die leeren Blicke derer, die auf der Straße unter dem
Gelächter der Kameraden ihr Gewand aufknöpfen mussten. Auch die Fotos
von nackten Frauen, die mit angstverzerrtem Gesicht ihre Scham mit den
Händen bedecken, wurden nicht nach Hause geschickt. Man bewahrte sie im
Rucksack auf wie Trophäen, für die man Stolz und Beschämung zugleich
empfand. In ihren Briefen beschrieben die Italiener die afrikanischen Frauen
mit einer Mischung aus Ekel und Bewunderung. Sie schrieben auf
Postkarten, die im Feldlager verteilt wurden, auf deren Vorderseite man
Frauen mit gerunzelter Stirn sah, deren Gewänder für den Fotografen bis auf
die Hüfte heruntergezogen waren, darunter die Bildunterschrift
»Abessinisches Mädchen«, »Primitive Schönheit«, »Afrikanische Blume«.
Für ihre Beschreibung gab es drei Kategorien. Am geläufigsten war die
Tiermetapher: »Panther« und »Gazelle« waren die weitaus häufigsten, auch
»Löwin«, »Stute«, »Fohlen« für die Jüngeren, »Affenweibchen« für die nicht
so attraktiven. Exotisch: »dunkel«, »urtümlich«, »geheimnisvoll«, »würzig«,
»undurchschaubar«. Dann die Verachtung: »primitiv«, »stumpf«, »tierisch«,
»stinkend«, »bestialisch«, um nicht zu sagen »widerlich«. Und oft wurden
alle drei Kategorien gemischt.
Zehntausende von jungen Männern der Streitkräfte hatten in Italien
Mütter, Schwestern und Bräute zurückgelassen, die unantastbaren Hüterinnen
von Tugend, Seele und Herd. Hier trafen sie nun auf eine Menge nackter
Körper, denen gegenüber sie zu keinerlei Anstand verpflichtet waren. Wie ein
Soldat seinem Landsmann schrieb: »Hier gibt es genug Frauen, um unseren
männlichen Überschwang zu befriedigen, der von dem Novum der Rasse
noch angestachelt wird.« Es ist also nicht verwunderlich, dass ihr dauerhafter,
jeff_l
(Jeff_L)
#1