Viola war in Gedanken bei ihrem Goldring, der zu den anderen in den
Tiegel gefallen war. Sie stellte sich vor, wie er zerfloss, verschmolz und ein
in der Sonne glitzerndes Gewehr wurde. Das Gewehr ihres Sohnes Attilio,
das er umgehängt hatte, während er beim Einsteigen in den Zug eine Träne
wegwischte und zu ihr sagte: »Weine nicht, Mamma, ich komme zurück. Ich
komme immer zurück.«
Attilio Profeti lehnte in diesem Moment an der Reling der Vulcania und
lauschte einer Frauenstimme, die vom Rande der Wüste über den Kanal
hallte. Von den Ufern in Porto Said sang Maria Uva für ihn. Nur für ihn. Die
Tropensonne brannte ihm ins Gesicht, die Meeresbrise zerzauste sein Haar,
die Melodie streichelte ihn. Attilio war auf dem Weg, das Imperium zu
errichten. Zusammen mit dem besten Blut Italiens war er auf dem Weg,
Geschichte zu schreiben. Der Duce hatte zu ihm gesprochen – »Siegen! Und
wir werden siegen!« –, und nun sprach Maria Uva mit der Stimme aller
Frauen Italiens, der Mütter mit ihrer gefürchteten Liebe, der Bräute, die ihre
Trauringe gaben, der unnahbaren Jungmädchen in ihren weißen Blusen, der
Zimmerwirtin mit ihren warmen Armen und auch der Huren an der Straße
nach Bagnacavallo, und sie wiederholte das, was Er gesagt hatte. Sein Ziel ist
der Traum vom Ruhm, sang die Stimme für Attilio. Der Traum von einem
Feuer, das brennt und verzehrt. Und wenn ein Feuer dich verbrennt, hast du
keine Wahl. Auch wenn zwischen dir und dem Traum der Krieg steht, musst
du ihm folgen. Du kannst nur weitergehen, denn was hinter dir liegt, gibt es
nicht mehr.
Der Gesang verstummte, und auf dem Dampfer antwortete ein fröhlicher
Chor. Die Gesichter der Kameraden waren erhitzt von der Sonne und den
Versprechungen, ihre Nasen gerötet von den Pülverchen, die sie von den
Booten gekauft hatten, die wie ein Bienenschwarm um den Kiel schipperten.
Attilio Profeti wedelte mit den Lotteriescheinen aus Tripolis, die er gerade
erstanden hatte, und stimmte in ihre lauten Gesänge ein.
Nell’Africa quaggiù,
se bianche non ce n’è,
noi bacerem le more,
noi bacerem le more ...
Wenn’s nunmal in Afrika