schmetterling

(Martin Jones) #1

erfordern würde, war angesichts des Kommunalbudgets, das nicht mal
reichte, um einen zusätzlichen Deputy in Lohn und Brot zu nehmen,
illusorisch. Also handelte Carl mit dem Sheriff von Nevada County aus,
Sierras Inhaftierte bis zur Gerichtsverhandlung gegen ein geringes Salär dort
in Verwahrung zu geben, ins Gefängnis von Grass Valley. Doch Pete beließ
es beim Stirnrunzeln, und sie fuhren im strömenden Regen nach Downieville.
Auf der Passhöhe dachte Luther, dass Pilar wohl gerade an der Einmündung
jenes Forstwegs vorbeigebrettert sein dürfte, der in ihr potenzielles Verderben
führte, im Besitz des Sticks, und musste sich zwingen, nicht laut aufzulachen.
Unfähig, die Absurdität zu begreifen, arbeitete sein Ermittlergeist schon nach
deren Regeln. Sollte er tatsächlich um eine Nacht zurückversetzt worden sein,
dann hatten vor anderthalb Stunden zwei Tieflader die Farm verlassen,
beladen mit Kästen, deren Inhalt ihm Schauer über den Rücken jagte.
Irgendwo brausten sie nun durch die sturmzerzauste Dunkelheit. Alles
vollzog sich, wie es sich schon einmal vollzogen hatte, und doch schienen die
Karten neu gemischt, denn heute Abend hatte er den Lauf der Geschichte
verändert.
Welche Karte bin ich, dachte er. Wer hat mich ausgespielt?
Zu welchem Zweck?
Nein, das war abwegig! Ein Missverständnis. Candid Camera. Eine ganze
Nation amüsierte sich auf seine Kosten. Blieb die Frage, wie Candid Camera
aus dreißig Minuten fünf Stunden gemacht hatte. Er nagte an seiner
Unterlippe und schwieg. Was hätte er auch sagen können, ohne dass sein
Deputy ihn zum nächsten Nervenarzt fuhr? In Petes Wirklichkeit hatte Luther
Urlaub. Es schadete nicht, das so stehen zu lassen.
Nach einer Weile entschied er, dass Schweigen keine Lösung war, wenn er
in den Besitz von Informationen gelangen wollte.
»Was hast du denn geglaubt, bis wann ich in Urlaub bin?«
»Hab gar nichts geglaubt. Du wolltest morgen früh wieder da sein.«
»Jetzt weißt du, dass der Plan ein anderer war.«

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