schmetterling

(Martin Jones) #1

»Weil deren zuständige Anwältin es unterm Sheriff nicht macht. Offenbar
dachte sie, Kleinstadt-Gesetzeshüter liegen bei Sonnenaufgang noch in der
Kiste. Wollte wissen, ob ich über deinen Alleingang informiert bin. Ich hab
ihr gesagt, du genießt mein Vertrauen.«
Luther überlegt. Er muss Zeit schinden. Zeit, um seine Geschichte auf die
Reihe zu kriegen. »Sag mal, kennst du eigentlich die Farm?«
Carl kneift die Lider zusammen. »Farm?«
»Die Forschungsanlage.«
»Ach so! – Hm, ja, so nennen sie die wohl. Bin zwei-, dreimal dort
gewesen, Ewigkeiten her, da war’s noch ’ne Baustelle. Sah aus, als wollten
sie ganz Sierra entkernen.«
»Und hatten wir je mit denen zu tun?«
»Nicht dass ich wüsste. Ist Privatgelände. Nordvisk gehört ein ordentlicher
Batzen Land im nördlichen Valley.«
»Aber du wusstest, was sie da bauten?«
»Nein. War mir aber auch egal. Meinetwegen können sie da oben
Hühnerknochen werfen und Calamity Jane wiederbeleben. Jetzt klär mich
auf, bevor die Frau Justiziarin antanzt.«
»Okay, also – ich hab jemanden kennengelernt.«
»Wie schön.«
»Vor wenigen Wochen, vor – meinem Urlaub.« Beschwingt redet er
weiter. Wie leicht das geht. Die Geschichte hat er sich vergangene Nacht
zurechtgelegt, da kam sie ihm noch entsetzlich holprig vor – nun springt er
leichtfüßig von einem Stein zum nächsten wie jemand, der vorgibt, übers
Wasser gehen zu können, erschafft die Furt im Sprung und in der Hoffnung,
seine Phantasie möge sich als trittfest genug erweisen, um ihn ans andere
Ufer zu tragen. »In Sierraville, im Smithneck, du weißt schon –«
»Großartiger Blaubeerstreusel«, nickt Carl.
»Da haben wir uns getroffen. Zweimal, einfach so zum Quatschen –«
»Zum Quatschen. Klar.«

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