Gier vorletzte Nacht, um ihn dann wegzustoßen, was sollte das? Doch er
würde sie seine Enttäuschung spüren lassen, also folgte er jenem Notruf aus
Calpine, wo es einen Ehestreit zu schlichten galt, wie sinnig. Carl beorderte
ihn über Funk zurück: Jodie stehe mit Tamy vor seinem Haus, er solle zum
Henker noch mal seinen Arsch in die Pearl Street verfügen, notfalls werde er
selber Calpine übernehmen –
Luther blieb stur.
Später zwang ihn vor allem ein Gedanke in immer neue Runden der
Selbstabscheu: dass sie gar nicht so entschlossen gewesen war, wie sie sich
am Tag ihres Telefonats angehört hatte. Dass es hätte funktionieren können:
Sie in LA, er in Downieville. Warum nicht? Nichts muss enden, aber alles
bedarf eines Anfangs. Wie fadenscheinig sich dagegen im Rückblick seine
Empörung ausnahm, wie glotzäugig sein Stolz. Sie hatte in der Pearl Street
auf ihn gewartet. Gehofft, er sei aufgehalten worden, bis ihr klar wurde, dass
er nicht nach Hause zu kommen beabsichtigte, bevor sie nicht daraus
verschwunden wäre. Also verstaute sie den Koffer, in den sie nichts
Nennenswertes gepackt hatte, in ihrem Cherokee, erklärte Tamy, Daddy sei
verhindert, schicke ihr aber Grüße und Küsse und all seine Liebe, fuhr die
Pearl Street runter bis zum Highway, doch statt über die Jersey Bridge zu
fahren, bog sie aus Gründen, die auf ewig ihr Geheimnis bleiben würden,
links ab, als wolle sie hoch ins Sierra Valley.
Dort kam ihr ein Peterbilt 389 entgegen.
Eine Zugmaschine, überhöhte Geschwindigkeit, auf die falsche Spur
geraten. Ein schlingerndes Monster, neun Meter lang, acht Tonnen schwer,
600 PS, das ungebändigt aus der Kurve am Ortsausgang schoss und frontal in
Jodies Wagen krachte. So heftig war der Aufprall, so ohrenbetäubend der
Knall, dass noch am anderen Ende der Stadt Kunden und Personal aus dem
Lebensmittelladen auf die Straße liefen, weil sie eine Gasexplosion
befürchteten. Der Cherokee flog durch die Luft, überschlug sich und wurde
gegen die Front der Methodistenkirche geschleudert, wo er Geländer und