schmetterling

(Martin Jones) #1

Natürlich muss sie ihn für verrückt halten, bestenfalls für psychotisch, was
denn sonst?
Wie flüchtig sind doch die Jahre in Gedanken.
Endlich spricht er, jedes Wort ein Kraftakt, mit dem er sich gegen all das
hier stemmt, den Strom, der ihn in den Abgrund reißen wird, wenn er aufgibt.
Akzeptieren hieße zu resignieren. In einer der Versionen lauert der
Wahnsinn, doch noch ist er nicht so weit, die alte aufzugeben. Also beginnt
er mit der in die Kiefer gespießten Pilar, schildert die Ermittlungen am
Unfallort und die Spurensuche, erzählt von dem zertrümmerten
Geländewagen und Mariannes Obduktionsbericht. Nach und nach fasst er
Tritt. Sein Puls kommt zur Ruhe, nichts lässt er aus. Noch der kleinsten
Nebensächlichkeit räumt er Platz ein und sieht seine Wirklichkeit wieder
leuchten. Zeichnet den Morgen nach, projiziert einen Film in Ruths Kopf, der
zeigt, wie sie in Tamys Zimmer über Darlenes Valley Café sitzen und
beunruhigende Videos schauen. Mit jeder Minute gewinnt seine Erzählung an
Dichte: das Treffen mit Hugo van Dyke, Jaron Rodriguez, die Momente in
der Sphäre. Seine Hände kneten die Luft, er sieht Ruths Faszination, was
nicht heißen muss, dass sie ihm auch nur das Geringste glaubt.
Schweigt endlich, leer erzählt.
Eine ganze Weile sitzen sie so. In der Küche springt der Kühlschrank an.
Zu laut. Muss den Kundendienst anrufen, denkt Luther, beinahe beglückt,
weil der Kühlschrank sich als loyal erweist. Das Dröhnen produziert er schon
seit geraumer Weile.
»Gut.« Ruth legt die Fingerspitzen aufeinander. »Wenn wir jetzt da hoch
führen. Zu dieser Farm. Wir würden diesen kugelförmigen Raum vorfinden?«
»Den hab ich eindeutig nicht geträumt.«
»Sofern sie ihn uns zeigen.«
»Van Dyke hat mich gewissermaßen durchs Ei geführt und am Dotter
vorbei. Vielleicht dachte er, es reicht, mit seinem Quantencomputer
anzugeben, aber wenn du mich fragst, machen sie ein Geheimnis draus, da

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