schmetterling

(Martin Jones) #1

Die Zusammenkunft findet in einem Konferenzraum des Nordvisk-
Hauptgebäudes statt, der den Moonshot-Meetings vorbehalten ist. Einmal in
der Woche treffen sich hier CEOs und Abteilungsleiter, um sich auf den
aktuellen Stand der Großprojekte zu bringen oder Neues zu präsentieren.
Jayden steuert über sein Tablet die leere Wand an. Flächendeckend erscheint
das Bild einer Libelle. Riesig und in 3D beginnt sie sich zu drehen.
»Die Königsklasse«, sagt Jayden. »Libellen beherrschen sämtliche
Flugformen in Perfektion. Schweben, segeln, blitzartige Richtungswechsel,
rückwärts fliegen. Sie erreichen fünfzig Stundenkilometer in der Spitze,
verfügen über hocheffektive Steuerungssysteme und stehen selbst bei
starkem Wind fast regungslos in der Luft. Ihre stabile Lage erklärt sich aus
dem Verhältnis extrem großer Flügelflächen zu minimalem Flügelgewicht,
etwas, das menschliche Konstrukteure bis heute nicht annähernd nachbauen
konnten. Beide Flügelpaare können unabhängig voneinander bewegt werden.
Was ihr hier seht, ist ein Exemplar der Gattung Pantala. Eine Wanderlibelle.
Man kann ihr das Zweieinhalbfache ihres Eigengewichts aufladen, und sie
startet und manövriert ohne Mühe. Der ideale Träger für miniaturisierte
Kameras, Mikrofone, Strahlenmessgeräte, Funkchips und natürlich
Batterien.«
Verschiedene Implantate und Aufsätze erscheinen auf der Libelle.
»Die haben wir seit drei Jahren im Sortiment«, ergänzt Eleanor. »Polizei
und Streitkräfte setzen sie als Aufklärer ein.«
»Arbeitet das Pentagon nicht mit Eigenentwicklungen?«, fragt Elmar.
»Gute Frage.« Hugo reibt sein Kinn. »Sie forschen seit dem Zweiten
Weltkrieg an ferngesteuerten Insekten.«
»Das ist die DARPA«, sagt Eleanor. »2008 haben sie es geschafft, Motten


im Larvenstadium Chips zu implantieren. Sie steuern Kakerlaken und
fummeln Kameras in Hummeln. Jayden?«
»Keine echte Konkurrenz.«

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