schmetterling

(Martin Jones) #1

»Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass es hier dazu kommt?«
»Ares beziffert sie mit siebenundsechzig Prozent.«
»Klasse.« Fu Shenmi verzieht ihr Gesicht. »Da können wir gleich schon
mal anfangen, Löcher zu graben und hineinzukriechen.«
»Es ist ja nicht so, als hätte das nicht alles längst in der Zeitung
gestanden«, sagt Jo. »Aber Nordvisk Prognostics genießt einen seriösen Ruf.
Wir erzielen hohe Trefferquoten. Nun kommen wir mit dem Weltuntergang.
Entweder werden viele Leute sehr nervös, oder sie wenden sich ab, weil sie
denken, wir hätten den Bogen überspannt. Ich bin nicht sicher, wie wir damit
verfahren sollen.«
»Öffentlich machen«, sagt Elmar. »Als Szenario.«
»In Washington würden sie es gern als Erste lesen«, gibt Hugo zu
bedenken.
»Um es dann wegzuschließen. Aber klar, gib’s der Regierung. Es darf nur
nicht nach Prognose klingen. Ein Szenario.«
Jo steht auf. »Konsens?«
»Konsens«, sagt Hugo.
Das Moonshot-Meeting hat sich über den kompletten Vormittag gezogen.
Etappe eins haben sie im Audimax abgehalten, Brot und Spiele, zu denen
traditionell die gesamte zweitausendköpfige Nordvisk-Belegschaft
eingeladen ist. Vom Trainee bis zum Geschäftsführer kann jeder dort seinen
persönlichen Mondflug antreten, fünf Minuten freien Falls, beschienen von
der ungeteilten Aufmerksamkeit Elmars, Hugos und der CEOs. Alte Hasen
versuchen, dem Schwerefeld vormaliger Erfolge zu entkommen, und reißen
von ihnen selbst erstellte Postulate ein, da Disruption alles ist, die Opferung
des Systems auf dem Altar völliger Erneuerung. Junge Programmierer treten
mit Ehrfurcht vor die Gründer, auf die Bühne getrieben von der Aussicht auf
Warhol’sche fünf Minuten und lebenslangen Ruhm. Ihr Akzent, wenn sie aus
Asien, Afrika oder dem EU-Raum kommen, versprüht völkerverbindenden


Charme, scheue Blicke und leise Stimmen lassen Genialisches erwarten,

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