schmetterling

(Martin Jones) #1

Die Beanspruchung der Wirklichkeit alleine durch den Verkehr raubt Luther
den Atem. Was da auf der Interstate summt und brummt, forsch motorisiert
vorbeizieht, die rechte Spur entlangnäselt, dröhnt und rumpelt, in Ausfahrten
verschwindet und sich aus ihnen ergießt, dieser zu Fahrzeugen und Menschen
kombinierte Teilchenstrom in vertrauter Zielstrebigkeit – was kann das
anderes sein als die echte Welt? Was ist dann sein Herkunftsort als eine
unzureichende Kopie, weil ohne Jodie?
Die Schleier heben sich. In aller Klarheit liegt die Zukunft vor ihm.
Er wird hierblieben.
Ab jetzt ist dieses Universum seine Welt.
Er ruft Ruth an. Packt alles, Elmar, Pilar, Eleanors Erklärungen über
Paralleluniversen und dass er demzufolge ein Außerirdischer ist, in eine
Viertelstunde und lässt sie wissen, hierbleiben zu wollen.
»Willkommen, Fremder«, sagt sie nur.
Am Dockgestade des riesigen Frachthafens von Oakland hocken die
Containerbrücken wie eine Kolonie prähistorischer Riesenvögel, weiße,
vierzig Meter hohe Kolosse in Reih und Glied. Ihre beiden südlichsten
Vertreter blicken auf die USS Potomac, ein makellos erstrahlendes
historisches Dampfschiff, das Roosevelt als schwimmender Amtssitz gedient
hat. Eine Promenade schließt sich an, herausgeputzte Segelyachten
präsentieren sich wie Models vor der Industriekulisse. Die Gegend hat über
die Jahre enorm an Beliebtheit gewonnen. Viertelstündlich rattert eine
gespenstisch heulende Diesellok an Yoshi’s angesagtem Restaurant und
Jazzclub vorbei, in direkter Nachbarschaft eines Umspannwerks und der
Hafenverwaltung lockt Mike’s Bistro mit Käseplatten und beachtlichen
Weinen.
Hinter dem Verwaltungsgebäude treffen sie zusammen.
Mittlerweile ist die Sonne unter den Horizont gesunken. Tief im Westen
schmilzt ein Streifen Abendrot dahin. Die Kräne sind beleuchtet, Container
stapeln sich, so weit das Auge reicht. Das Bild der Riesenvögel vor Augen,

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