Neue Zürcher Zeitung - 20.09.2019

(Ron) #1

40 REFLEXE Freitag, 20. September 2019


Chinesische Kunden halten ihreDaten künftig in der Cloud von Huawei


ABB wählt einen


zweifelhaften Partner


GiorgioV. Müller· Für denSchweizer Elektro-
technikkonzern ABB ist China ein Schlüsselmarkt.
Volumenmässig, aber auch gemessen an derKun-
denzahl ist es der zweitgrösste Markt des Unterneh-
mens.Seit 1992 sind mehr als 2,4 Mrd.$in China
investiert worden, jüngst150Mio.$ in eine mo-
derneRoboterfabrik. Derzeit arbeiten in 131 chi-
nesischen Städten rund19 500 Personen für ABB.
In der Industrieautomation betreibt ABB seit
gut zweiJahren eine eigene IT-Plattform (ABB
Ability). Mit den mehr als 220 verschiedenen
Lösungen werden industrielle Arbeitsschritte ver-
schlankt; versprochen werden geringereKosten
und schnellere Umrüstzeiten.Solche digitalen
Industrielösungen bedingen meist den Zugriff auf
eine Cloud. In diesem Geschäft ist seit einigenJah-
ren Microsoft (Azure) der bevorzugtePartner von
ABB. Mit solchen «Bündelangeboten» ist derKon-
zern erfolgreich, auch in China, wo sich dieses Ge-
schäft 2018 verdoppelt haben soll.Dazu braucht es
aber zwingend einen lokalenPartner. Im Fall von
Microsoft ist dies 21Vianet, ein chinesischer Infra-
strukturdienstleister, der in China dieAzure-Cloud

für Microsoft betreibt. In Zukunftkönnen die chi-
nesischenABB-Kunden auch eine Cloud von Hua-
wei nehmen. Dies haben diebeiden Unternehmen
anlässlich derJahreskonferenz des chinesischen
Technologiekonzerns verkündet. Die Zusammen-
arbeit zwischen ABB und Huawei erstreckt sich
auch auf Bereiche wie künstliche Intelligenz (AI)
und Internet ofThings.An der Messe in Schanghai
hantierte der ABB-IndustrieroboterYumi mit der
AI-Software von Huawei.
Eine Huawei-Cloud sei ein lokalesKunden-
bedürfnis, heisstes offiziell .Dahinter dürfte jedoch
der Handelskonflikt zwischen China und den USA
stecken, der zunehmend auch einenKeil zwischen
geschäftlicheVereinbarungen treibt.ABB dürfte es
schwerfallen, einer vom Staatkontrollierten chine-
sischenFirma eine Ability-Lösung zusammen mit
einer Microsoft-Cloud zu verkaufen.Doch ABB
setzt mit diesem Entscheid seinenRuf aufs Spiel.
Wegen Spionagevorwürfen steht Huawei imWesten
unter besonderer Beobachtung. Diese unangenehme
Erfahrung mussten schon die zweigrösstenSchwei-
zer TelekomfirmenSwisscom und Sunrise machen.

Rudolf Hermann· No rwegen gefällt sich manchmal
in derRolle, die Dinge etwas anders zu machen als
alle anderen. Am Donnerstaghat das die Zentral-
bank vorexerziert:Während in den USA und der
EU die Leitzinsen wieder auf demWeg nach unten
sind, beschloss die Nationalbank in Oslo, den ent-
gegengesetztenWeg zu gehen und den Zinssatz um
25 Basispunkte auf 1,5% zu erhöhen. In der ent-
sp rechenden Medienmitteilung schrieb National-
bankgouverneur Öystein Olsen,mit einer Inflation
nahe am Zielwert und solidenAussichten für die
Wirtschaftsentwicklung sei, isoliert betrachtet, ein
solcher Schritt naheliegend.Gleichzeitig wisseman,
dass im internationalen Massstab die Leitzinsen
niedrig und die globalenWachstumsaussichten mit
Risiken behaftet seien. Deshalb sei die Zinserhö-
hung schwächer ausgefallen, als man das noch im
Frühsommer geplant habe.
Ungeachtet derWolken über der globalenWirt-
schaftsentwicklung, namentlichmit Blick auf die
Möglichkeit eines eskalierenden amerikanisch-chi-
nesischen Handelskriegs, Brexit-Erschütterungen
und auch angesichts desAngriffs auf saudische Erd-

ölanlagen,sieht dieWelt au s norwegischer Sicht gut
aus.Analytiker stellen ein Zukunftsvertrauen vieler
Wirtschaftsakteure, eine guteAuslastung der Kapa-
zitäten undeinen starkenArbeitsmarkt fest.Zudem
profitiert diePetroleumnation Norwegen parado-
xerweise von der neuen Unsicherheit um die Erd-
ölversorgung.Aufgrund des Erdölpreises lasse sich
solide Aktivität auf dem norwegischenKontinen-
talsockel prognostizieren, orakelte ein Analytiker.
Der Entscheidder Notenbank zur Erhöhung des
Leitzinses stiess imFachpublikum dennoch auf ge-
mischteReaktionen.Vor allem aus akademischen
Kreisen hiess es, die Zinsen wären besser dort ge-
blieben, wo sie bisher gewesen seien; vereinzelt war
sogar zu hören, sie hättenreduziert werden sollen.
Denn auch in Norwegen werde dieParty baldvor-
über sein. Doch GouverneurOlsen zeigte sich un-
beeindruckt. Er habe tun müssen, was im norwe-
gischen Umfeld hier und jetzt die richtige Lösung
sei. Man habe einen starkenPetroleumsektor samt
nachgelagerten Industrien,die man in dieRechnung
habe einbeziehen müssen, sagte er.Andere Länder
hätten diesen starken Hebel nicht.

Norwegens geldpoli tischer Sonder weg


Viele senken die Leitzins en,


Oslo erhöht sie


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