Frankfurter Allgemeine Zeitung - 12.09.2019

(Michael S) #1

SEITE 22·DONNERSTAG, 12. SEPTEMBER 2019·NR. 212 FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG


Unternehmen

I

rgendwie ist es ja nett, wenn sie


sich in Unternehmen und anderen


gesellschaftlich relevanten Organisati-


onsformen damit auseinandersetzen,


welchen moralischen Ansprüchen die


Künstliche Intelligenz genügen soll –


wie jede bahnbrechende Technologie


kann auch diese sinnvoll oder schäd-


lich eingesetzt werden. Und wenn infol-


ge solcher Diskurse konkrete Stan-


dards herauskommen, auf die sich alle


einigen können, umso besser. Dies


kann intern Gemeinschaft stiften und


außerhalb eine Marke stärken. Viel


wichtiger als solche sicher auch anre-


genden Auseinandersetzungen ist gera-


de in Deutschland und Europa aber et-


was anderes: mehr marktfähige Pro-


dukte entwickeln, die Nutzer nicht nur


moralisch überzeugen, sondern für die


sie auch bereit sind, Geld auszugeben.


Mehr neue Geschäftsmodelle erpro-


ben. Den erfolgreichen unternehmeri-


schen KI-Ökosystemen, die es in den


Vereinigten Staaten und China gibt,


mehr entgegensetzen. Und schließlich


auch, akademisch nicht (noch mehr)


den Anschluss verlieren. Wenn es um


die Künstliche Intelligenz geht, haben


Deutschland und Europa in erster Li-


nie nicht ein moralisches Problem, son-


dern ein kommerzielles. „Wir müssen


vor allem technologisch wieder in al-


len Bereichen auf die Höhe der Zeit,


auf das, was Weltmaßstab ist, kom-


men“, sagte die Kanzlerin während ih-


rer Haushaltsrede: „Wir sind das nicht


mehr.“ Eben. Darum geht es.


FRANKFURT,11. September


V


oraussichtlich Ende September


wird dieCommerzbankihre strate-


gischen Ziele für die Jahre von


2020 an bekanntgeben. Um zu versuchen,


die Anleger neu für die erst gerade im Au-


gust auf ein Rekordtief von 4,72 Euro gefal-


lene Commerzbank-Aktie zu begeistern,


wird der Vorstand aller Voraussicht nach


auch einen Stellenabbau und Filialschlie-


ßungen bekanntgeben. „Der Kapitalmarkt


will diese Kostensenkungen sehen“, sagt


ein Mitarbeiter der Bank, der seinen Na-


men nicht in der Zeitung lesen will. Und


es sei ja richtig: Man könne die Überlap-


pungen zwischen den Filialnetzen der


Commerzbank und der 2009 übernomme-


nen Dresdner Bank noch konsequenter be-


reinigen als seinerzeit geschehen. 400 Fi-


lialen waren damals zusammengelegt wor-


den, wenn sie nur wenige Meter auseinan-


derlagen. Seit 2010 hält die Commerz-


bank nun ihre Standorte in Deutschland


mit rund 1000 stabil. Jetzt könnten bald


100 bis 250 Filialen wegfallen, ist zu hö-


ren.


Noch einschneidendere Gedanken


macht man sich in der Deutschen Bank.


Dort ist im August Manfred Knof als Lei-


ter des Privatkundengeschäfts angetreten.


Der frühere Deutschland-Chef des Versi-


cherers Allianz soll die Integration der


schon 2009 gekauften Postbankin die


Deutsche Bankbeschleunigen. Der in die-


sem Sommer aus dem Vorstand der Deut-


schen Bank ausgeschiedene Frank Strauß,


viele Jahre Chef der Postbank, habe sich


„eine Bank in der Bank erhalten“ wollen,


sagen Kenner des Privatkundengeschäfts


der Deutschen Bank. Und wecken jetzt


gleichzeitig die Erwartung, dass der neue


Mann Knof bereit sei zu tiefgreifenden


Maßnahmen. Es gebe jedenfalls keine


Denkverbote.


Was das heißen könnte, zeigt sich viel-


leicht gerade an der Firmenkundensparte:


Die beiden Marken Deutsche Bank und


Postbank bleiben dort erhalten, aber der


konzerninterne Preiswettbewerb wird ab-


gestellt. Firmenkunden, die sich bisher bei


beiden Banken das Beste herauspickten,


müssen sich künftig für eine der beiden


Marken und einen Ansprechpartner im


Deutsche-Bank-Konzern entscheiden. Zu-


dem kam es zu prominenten Abgängen,


etwa als gerade der frühere Postbank-Vor-


stand Ralph Müller gegen Stefan Bender


im Ringen um die Leitung des Firmenkun-


dengeschäfts in Deutschland den Kürze-


ren zog. Nur zwei von sechzehn Leitungs-


funktionen wurden in der aus Deutscher


Bank und Postbank gebildeten neuen Fir-


menkundeneinheit mit Mitarbeitern der


Postbank besetzt.


Das könnte ein Vorgeschmack sein auf


das, was auch im Privatkundengeschäft


der Deutschen Bank ansteht. Dort geht es


auch um schlankere, zusammengefasste


Strukturen, Stellenabbau und weniger Fi-


lialen. Derzeit werden unter der Marke


Deutsche Bank535 und unter der Marke


Postbank 850 Filialen betrieben, das sind


zusammen fast 1400 deutsche Zweigstel-


len. Damit ist dieses Filialnetz deutlich


dichter als etwa das der Commerzbank mit


1000 Filialen. Allerdings betreut die Deut-


sche Bank auch mit 20 Millionen deutlich


mehr Privatkunden als die Commerzbank


mit rund 12 Millionen Privatkunden.


Doch der Druck, das Privatkundenge-


schäft neu auszurichten, wirkt in der Deut-


schen Bank größer. Denn die Commerz-


bank wächst immerhin, sie hat seit 2012


rund 2,5 Millionen Kunden gewonnen. Al-


lein die seit 2016 neugewonnenen Kun-


den lieferten einen hohen dreistelligen


Millionenbetrag zu den Konzernjahreser-


lösen von rund 9 Milliarden Euro, heißt


es. Und in den Filialen werde das höherm-


argige Geschäft gemacht.


Insofern gehe es – abseits der für den Ka-


pitalmarkt relevanten Kostensenkungen


durch Filialschließungen – in der künfti-


gen Strategie eigentlich darum, wie man


mehr Kunden in die Filialen locke. Ein


Teil der Lösung könnten kleinere Filialen


an besseren Standorten sein. Und die vie-


len Kundenkontakte – 450 000 Besuche


in den 1000 Commerzbank-Filialen und


Millionen Aufrufe der digitalen Commerz-


bank-App täglich – müssten zu ertragrei-


cherem Geschäft in der Filiale „veredelt“


werden. „Hier muss das Zusammenspiel


zwischen Digitalem und Filialen besser


werden“, heißt es in der Commerzbank


noch etwas vage.


In der Deutschen Bank kann man hin-


gegen kaum glauben, dass sich die


Wachstumsstrategie der Commerzbank


ausgezahlt hat. Mit deutlich kleinerem


Werbebudget unterwegs, verliert die


Deutsche Bank Jahr um Jahr netto Kun-


den, weil diejenigen, die versterben,


nicht in gleichem Maße durch neue Kun-


den ersetzt werden. Gerade in der jun-


gen Generation der Berufsanfänger hat


die Deutsche Bank auch wegen ihrer vie-


len Skandale ein hartnäckiges Imagepro-


blem. Smartphonebanken wie N 26 oder


demnächst die Openbank von Santander


kommen zudem frischer daher und lo-


cken mit kostenfreien Girokonten, eben-


so Direktbanken wie DKB oder die Com-


merzbank-Tochtergesellschaft Comdi-


rect. Die Deutsche Bank führt mit „Yu-


nar“ auch eine junge Marke im Konzern,


verschweigt den Kunden aber fast jeden


Hinweis auf die Deutsche Bank – offen-


bar aus Angst davor, dass das schaden


könnte. Gleichwohl gibt es nach Informa-


tionen der F.A.Z. Gedankenspiele, ob


man Yunar nicht mit einer anderen Bank


im Konzern, der Norisbank, aufwerten


könnte.


Klar ist jedenfalls, dass die im Juli von


Deutsche-Bank-Chef Christian Sewing


für das Jahr 2022 gesteckten Ziele nicht


einfach zu erreichen sind. Die Kosten sol-


len um 1,4 Milliarden Euro allein im Pri-


vatkundengeschäft sinken, gleichzeitig


sollen auch die Erträge steigen. Deshalb


ist klar, dass Filialschließungen allein


nicht ausreichen werden. Jede Filiale we-


niger bedeutet zunächst einmal weniger


Ertrag. Deshalb rechnen sie gerade in


der Deutschen Bank vieles durch, um ab-


zuschätzen, wie viele Kunden absprin-


gen oder mitwandern dürften, wenn ge-


nau diese oder jene Filiale geschlossen


wird und Kunden auf eine andere Filiale


„übergeleitet“ werden sollen. Gleichzei-


tig soll und muss aus Effizienzgründen in


die IT investiert werden. Eine offene Fra-


ge ist dabei auch: Werden die IT-Kosten,


die bisher den einzelnen Sparten zuge-


rechnet werden, künftig zentral vom neu-


en, von SAP gekommenen IT-Vorstand


Bernd Leukert verantwortet?


Darüber hinaus gelte es, die Kundenbin-


dungs- und Vertriebskraft der Filialen zu


stärken, heißt es in der Deutschen Bank


und der Commerzbank unisono. Sie wol-


len nicht nur schrumpfen, sondern auch


wieder positiv ins Blickfeld der jungen Ge-


neration rücken. Dahinter steht ein weite-


rer Aspekt: Die früher heißbegehrte Lehre


in der Bank hat erkennbar an Anziehungs-


kraft verloren. Einige Banken suchen so-


gar noch Auszubildende. Viele junge Leu-


te haben traditionelle Banken derzeit we-


der als Kunde noch als Arbeitgeber auf


dem Schirm, geben die Großbanken hin-


ter vorgehaltener Hand zu. Dabei benöti-


gen sie neue, junge Mitarbeiter dringend


auch in manchen Filialen, etwa um die


neuesten Apps den hilfesuchenden Kun-


den zu erklären.


S

chon vor zwanzig Jahren schrie-


ben Berater deutschen Banken


Konzepte für eine Multikanal-Strate-


gie, später folgte die Omnikanal-Strate-


gie. Doch Papier ist geduldig. Noch im-


mer wissen gerade Deutsche Bank und


Commerzbank nicht so recht, wie sie


ihre Kunden im Zusammenspiel aus Fi-


liale, Telefon, digitalen und neuer-


dings mobilen Zugangskanälen anspre-


chen und bedienen sollen. Nun arbei-


tet die Commerzbank wieder an einer


Fortentwicklung ihrer Strategie, und


die Deutsche Bank richtet sich seit die-


sem Sommer neu aus. Statt ständiger


strategischer Schwenks wäre es an der


Zeit, die längst existierenden Strategie-


pläne endlich umzusetzen. Dafür wäre


es nötig, das Kundenverhalten genau


zu analysieren: Wann wollen die Kun-


den mit ihrer Bank wie und wo reden?


Und nicht zuletzt: Wann und wo wol-


len die Kunden in Ruhe gelassen wer-


den? Zu einer störungsfreien Kunden-


beziehung gehört selbstverständlich


auch, die sich häufenden IT-Pannen in


den Banken abzustellen. Damit wäre


schon viel erreicht. Doch gerade die


von der Deutschen Bank lange ver-


nachlässigte Postbank wirkt in diesen


Tagen überfordert von einer an diesem


Wochenende anstehenden Änderung


im Online-Banking. Das zeigt auch,


wie dringend nötig es ist, die Struktu-


ren im Deutsche-Bank-Konzern zu


straffen und klare Zuständigkeiten für


jeden Kunden zu schaffen.


FRANKFURT,11. September


W


ennein Manager geht, nimmt er


umfangreiches Knowhow mit –


Wissen, von dem sein bisheriges


Unternehmen gerne weiterhin profitieren


würde. Was liegt da näher, als die Füh-


rungskraft über einen Beratervertrag an


seine einstige Wirkungsstätte zu binden?


Das ist die positive Sichtweise der Befür-


worter solcher Abkommen. Die Kritiker


sehen die Sache negativer: Wenn ein lei-


tender Angestellter geht – vielleicht sogar


wegen mangelnder Leistungen –, wird


ihm der Abgang auch noch mit einem gut


dotierten Beratervertrag versüßt. Mit ei-


nem Vertrag, für den er nicht viel tun


muss und der trotzdem vier- bis sechsstelli-


ge Eurobeträge fließen lässt.


In der deutschen Wirtschaft sind sol-


che Beraterverträge keine Seltenheit.


Auch die Deutsche Bahn hat in der Ver-


gangenheit manchen einstigen Manager


als Berater nachbestellt. Dabei ging nicht


immer alles mit rechten Dingen zu. Im


Juni hatte der Konzern erstmals einge-


räumt, dass man „Auffälligkeiten“ im Zu-


sammenhang mit Beraterverträgen im


Unternehmen bis in das Jahr 2010 zurück


untersuche. Darunter seien auch ehemali-


ge Konzernvorstände, hieß es ohne Na-


mensnennung. Kurz darauf kam der Auf-


sichtsrat zu einer Sitzung zusammen, in


der jedoch noch keine Konsequenzen ge-


zogen wurden. Das dürfte in der Sitzung


des Kontrollgremiums in der kommen-


den Woche anders sein.


Nach Informationen der F.A.Z. könnte


dann vor allem der amtierende Personen-


verkehrsvorstand Berthold Huber unter


Beschuss geraten. Huber hat dem Verneh-


men nach einen Vertrag für seinen Vor-


gänger Ulrich Homburg unterschrieben,


eine Art Headhunter-Vertrag. Homburg


schlug einst einen Kandidaten für den


Vorstand der Güterverkehrstochtergesell-


schaft DB Cargo vor und wurde dafür


wohl nicht unerheblich entlohnt. 30 Pro-


zent des Zielgehaltes seien für solche Ver-


mittlungstätigkeiten üblich, wissen Fach-


leute. In der internen Untersuchung der


Bahn gemeinsam mit der Beratungsgesell-


schaft EY und der Rechtsanwaltskanzlei


Rittershaus ergab sich, dass Huber mit sei-


ner Unterschrift eine Pflichtverletzung be-


gangen haben dürfte. Nach Paragraph


112 des Aktiengesetzes und laufender


Rechtsprechung ergibt sich, dass solche


Beraterverträge vom jeweils zuständigen


Aufsichtsrat gebilligt werden müssen.


Dies jedoch unterblieb.


Was dem 55 Jahre alten Personenver-


kehrsvorstand, der seit 2015 im Amt ist,


nun droht, ist unklar. Zu seinen Gunsten


wertet man im Bahn-Umfeld, dass er täti-


ge Reue gezeigt habe und peinlich berührt


gewesen sei, dass ihm dieser Fehler unter-


laufen ist. Außerdem sei kein finanzieller


Schaden entstanden, zumal Homburg als


„Headhunter“ eine Leistung erbracht und


die Bahn diese marktüblich vergütet habe.


Trotzdem wird die Angelegenheit von den


Aufsichtsräten erörtert. Eine Abmahnung


wäre möglich, ein Rauswurf erscheint un-


wahrscheinlich: mit Blick auf die Schwere


des Delikts ebenso wie mit Blick auf die


Tatsache, dass zum jetzigen Zeitpunkt Per-


sonalwechsel im Vorstand strategisch al-


les andere als opportun wären. Aus eben-


diesem Grund dürfte auch der Stuhl von


Bahnchef Richard Lutz nicht wackeln – ob-


wohl die fraglichen Beraterverträge über-


wiegend in die Amtszeit des früheren


Bahnchefs Grube und seines Finanzvor-


stands Lutz fallen.


Insgesamt hat die Bahn 29 Beratungs-


fälle aus besagtem Zeitraum überprüfen


lassen. In 17 Fällen gab es dem Verneh-


men nach keinerlei Beanstandungen, in


elf Fällen wurde die erforderliche Zustim-


mung von Aufsichtsräten von Tochterge-


sellschaften nicht eingeholt. Kritischer ist


jedoch ein Vertrag, den der einstige Perso-


nalvorstand Weber mit einem scheiden-


den Schenker-Manager geschlossen ha-


ben soll. Der umfasst einen Gesamtum-


fang von mehr als 300 000 Euro, dafür sei


jedoch praktisch keine Gegenleistung er-


folgt. Ein klassischer Fall, wo man überle-


gen müsse, wie man sich dieses Geld zu-


rückhole, heißt es im Kontrollgremium.


Einfach mal umsetzen


Von Hanno Mußler


Künstliche Ethik


Von Alexander Armbruster


F

ürdie Vereinigung Cockpit ist es


ein Erfolg. Während Ryanair in an-


deren Ländern mit Beschäftigten strei-


tet, wurde in Deutschland mühsam,


aber erfolgreich ein Tarifvertrag ausge-


handelt. Und der beendet einiges Kritik-


würdiges und Irrsinniges im System


Ryanair. Die Piloten sollen nach deut-


schem Recht angestellt sein und deut-


sche Einkommensteuer zahlen. Was sie


monatlich gezahlt bekommen, soll


nicht mehr zu einem Großteil von


Dienstplänen abhängen, die sie nur be-


dingt beeinflussen können. Und es soll


Schluss sein mit dem nicht nachvoll-


ziehbaren Gehaltsunterschied, ob sich


ein Pilot morgens in Frankfurt oder


Nürnberg ins Cockpit setzt. Für Ryan-


air ist der Abschluss indes ein Test. Der


Billigflieger muss sich auf eine genaue


Beobachtung einstellen, ob er tatsäch-


lich über die gesamte Laufzeit bis 2023


in Deutschland landende und startende


Piloten nach diesen Regeln vergütet –


oder eine Ausweichroute wählt. Denn


hinter dem Namen Ryanair verbergen


sich mittlerweile vier Gesellschaften –


von der irischen Kernmarke über die


polnische Buzz und Laudamotion in


Österreich bis zur kürzlich übernomme-


nen Malta Air, mit der die deutschen Pi-


loten ihren Vertrag haben werden.


Schon gibt es Stimmen, die Vielfalt sei


geschaffen worden, um die Einheiten


auf dem Rücken der Beschäftigten ge-


geneinander auszuspielen. Nur mit pe-


nibler Treue zum Tarifvertrag kann


Ryanair dem entgegen treten.


Wo kommt die Erleuchtung her?Banken auf Strategiesuche Foto Lucas Bäuml


Die Deutsche Bank prüft, ihr einst


in die Bank 24 ausgegliedertes Pri-


vatkundengeschäft wieder mit der


Konzernmuttergesellschaft Deut-


sche Bank AG zu verschmelzen.


Wie es in einer internen Mittei-


lung heißt, die der F.A.Z. vorliegt,


soll über die Machbarkeit schon in


den nächsten Wochen entschieden


werden. Das deutet darauf hin,


dass schon Vorprüfungen erfolgt


sind, die auf hinreichend Vorteile


wie etwa geringere Finanzierungs-


kosten und geringere Komplexität


hoffen lassen. Zumindest kündigt


die Führung um den neuen Privat-


kundenleiter Manfred Knof an,


den Plan mit den Aufsichtsbehör-


den besprechen und Genehmigun-


gen einholen zu wollen. Die Auf-


sicht müsste einer derartigen Ver-


schmelzung zustimmen und könn-


te dafür Vorgaben machen. Es


geht um die Gesellschaft, die seit


Mai 2018 DB Privat- und Firmen-


kundenbank AG heißt und aus


dem Zusammenschluss der Deut-


schen Postbank AG mit der dama-


ligen DB Privat- und Geschäfts-


kundenbank entstand. Durch die


Tochtergesellschaft und die Kon-


zernmutter Deutsche Bank AG be-


stehen etliche Doppelstrukturen


insbesondere in der Verwaltung,


aber auch im Kundenservice. Mit


der Zusammenführung sollen Ma-


nagementstrukturen gestrichen,


Kunden besser betreut und Prozes-


se kostengünstiger und einfacher


gestaltet werden. ham.


NEW YORK,11. September


K


leine Plastikfläschchen mit Sham-


poo oder Duschgel gehören zum


gewohnten Bild in den Badezim-


mern von Hotels. Für die Gäste sind sie


oft auch beliebte Souvenirs. Aber in vielen


Hotels werden sie bald der Vergangenheit


angehören. Einige der größten Hotelket-


ten der Welt haben angekündigt, die Ein-


wegbehälter aus ihren Zimmern zu entfer-


nen, um den mit ihnen verbundenen Müll


zu reduzieren. Und zumindest auf lokaler


Ebene haben auch amerikanische Gesetz-


geber den Kampf gegen die Minifläsch-


chen aufgenommen. Im traditionell beson-


ders umweltfreundlichen Kalifornien hat


gerade ein Gesetzentwurf, der ein Verbot


dieser Behälter in der Hotellerie vorsieht,


eine weitere Hürde genommen.


Marriott, der, gemessen am Umsatz,


größte Hotelbetreiber der Welt, zu dem ne-


ben den namensgebenden Häusern Ket-


ten wie Sheraton, St. Regis oder W gehö-


ren, hat vor rund zwei Wochen mitgeteilt,


seinen Gästen künftig nirgendwo auf der


Welt mehr kleine Fläschchen mit Sham-


poo, Conditioner und Duschgel zur Verfü-


gung zu stellen. Stattdessen soll es größe-


re Behälter mit einem Pumpmechanismus


geben, in die zehn- bis zwölfmal so viel


passt. Wie Marriott mitteilte, landen die


bisherigen Miniflaschen üblicherweise


nicht im Recycling, sondern im Restmüll.


Die größeren Behälter sollen dagegen re-


cycelt werden. Wenn die Umstellung voll-


zogen ist, wird das nach Marriott-Anga-


ben dafür sorgen, dass künftig 500 Millio-


nen kleine Plastikflaschen oder knapp


800 000 Kilogramm Plastik im Jahr nicht


mehr auf die Müllhalde wandern. Der Ho-


telkonzern ist nach eigener Aussage schon


in 1000 amerikanischen Häusern zu den


Pumpbehältern übergegangen, bis Ende


nächsten Jahres will er es in allen seinen


7000 Hotels in der Welt geschafft haben.


Auch der Marriott-Wettbewerber IHG,


zu dem Ketten wie Intercontinental und


Holiday Inn gehören, hat unlängst mitge-


teilt, die Minibadeartikel in seinen 5600


Häusern bis 2021 abzuschaffen. Bislang


werden dort nach seinen Angaben 200


Millionen solcher Behälter im Jahr ver-


braucht. Der Unterhaltungskonzern Walt


Disney hat schon im vergangenen Jahr ge-


sagt, er wolle in den Hotelzimmern seiner


Freizeitparks und auf seinen Kreuzfahrt-


schiffen zu nachfüllbaren Behältern im


Bad übergehen. Für Disney wie auch für


Marriott und IHG ist der Verzicht auf die


Mini-Shampoos und -Duschgels eine von


mehreren Initiativen, um den Plastikmüll


zu reduzieren. All diese Unternehmen ha-


ben zum Beispiel auch angekündigt,


Strohhalme aus Plastik aus ihren Betrie-


ben zu verbannen. Disney spart nun nach


eigener Aussage jährlich rund 175 Millio-


nen Plastikstrohhalme ein.


In Kalifornien wollen sich Politiker auf


solche Initiativen der Unternehmen nicht


verlassen. Der Landkreis Santa Cruz, der


schon 2016 als erster in Amerika ein Ver-


bot für Plastikstrohhalme beschloss, hat


vor knapp einem Jahr auch die Bereitstel-


lung der kleinen Plastikbehälter in Hotels


per Gesetz untersagt. Inspiriert davon, ha-


ben Politiker einen ähnlichen Gesetzent-


wurf auf Bundesebene entwickelt, der ge-


rade vom dortigen Senat abgesegnet wur-


de und damit der Umsetzung einen Schritt


näher kam. Der Entwurf sieht vor, dass


Hotels mit mehr als 50 Zimmern von An-


fang 2023 an keine kleinen Plastikfla-


schen mit Körperpflegemitteln mehr in


den Zimmern zur Verfügung stellen dür-


fen. Für kleinere Häuser soll das Verbot


ein Jahr später gelten. Wer sich nicht dar-


an hält, soll beim ersten Mal verwarnt und


bei weiteren Zuwiderhandlungen mit ei-


nem Bußgeld von jeweils 500 Dollar be-


straft werden.


Auch wenn der Verzicht auf die Porti-


onsfläschchen der Umwelt zugutekom-


men soll, wird sich womöglich nicht jeder


Hotelgast darüber freuen. Marriott-Vor-


standschef Arne Sorenson sagte zur Nach-


richtenagentur „Associated Press“, er stel-


le sich auf einige Beschwerden ein, zumal


viele Menschen die Minibehälter gerne


sammelten. Seine eigene Mutter habe


eine ganze Schublade davon gehabt. Für


solche Sammler enthält zumindest der ka-


lifornische Gesetzentwurf ein Schlupf-


loch: Denn an Gäste, die explizit darum


bitten, sollen Hotels die kleinen Fläsch-


chen mit Shampoo oder Duschgel auch


künftig aushändigen dürfen.


Test für Ryanair


Von Timo Kotowski


Rolle rückwärts der


Deutschen Bank?


Die Berateraffäre der Bahn trifft auch den aktiven Vorstand


Der Aufsichtsrat diskutiert kommende Woche unter anderem über Personenverkehrschef Berthold Huber / Von Thiemo Heeg


Deutsche Bank kriegt die PS nicht auf die Straße


Schluss mit den Mini-Shampoos


Amerikanische Hotelketten wie Marriott verbannen die kleinen Plastikfläschchen / Von Roland Lindner


Filialschließungen


alleinsind nicht die


Lösung – auch bei der


Commerzbank nicht.


Von Hanno Mußler


Fläschchen im Marriott Hotel Foto AFP

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