DER SPIEGEL Nr. 37 / 7. 9. 2019 3
Als London-Korrespondent Jörg Schindler am Mittwoch im britischen Parlament
Margot James traf, erwartete er eine niedergeschlagene Frau. Gut zwölf Stunden
zuvor war die Konservative von ihrem Parteichef Boris Johnson aus der Tory-Frak-
tion geschmissen worden. Aber das Gegenteil war der Fall: James, borisblondes
Haar, versierte Rednerin, schien fast beschwingt von der Aussicht, es bei Neuwahlen
mit Johnson aufnehmen zu können, dessen Wahl zum Premier sie für eine vorüber-
gehende Verirrung ihrer Partei hält. Tories gegen Tories an der Urne – es ist nur
eine von vielen neuen Volten im Brexit-Epos, dem größten politischen Drama in
der jüngeren Geschichte Englands. »Bislang war es ein Scharmützel zwischen Poli-
tikern, unter Johnson ist es nun eine Schlacht, die an den Fundamenten der Demo-
kratie rüttelt«, sagt Schindler. Seite 10
Erst vor wenigen Tagen hat AfD-Chef Alexander Gau-
land seine Partei noch als »bürgerlich« bezeichnet, doch
das stimmt nicht. Der brandenburgische Spitzenkandidat
Andreas Kalbitz kommt aus dem rechtsextremen Milieu,
der völkische »Flügel« rund um den thüringischen Lan-
deschef Björn Höcke gibt inzwischen den Ton an. Auf
einer Wahlparty in Brandenburg zeigte sich Höcke
ungewohnt locker, ohne Krawatte – und vor allem sehr
zuversichtlich vor den Thüringer Wahlen im Oktober.
Ein Team um SPIEGEL-Redakteurin Ann-Katrin Müller
beschreibt, was die Radikalisierung und die Erfolge der
AfD für die deutsche Politik bedeuten: »Die Partei ist weiter rechts denn je«, sagt
Müller, »deshalb braucht es einen neuen, härteren Umgang mit ihr.« Einschätzungen
wie diese missfallen der AfD. Als Müller auf der Party in Brandenburg auftauchte,
wurde sie mit den Worten begrüßt: »Dass Sie sich hier hintrauen.« Seite 20
Vor gut drei Jahren interviewte SPIEGEL-Mit-
arbeiter Juan Moreno den Ex-Guerillakämpfer
Danilo Alviuz, der zur Farc gehört, den mar-
xistisch-leninistischen »Revolutionären Streit-
kräften Kolumbiens«. Die Terrorgruppe hatte
damals gerade die Waffen abgegeben. Der
längste Guerillakrieg der neueren Geschichte
schien damit beendet. Fotograf Federico Ríos
blieb mit Alviuz lose in Kontakt. Ende vergan-
gener Woche gab die Gruppierung bekannt,
den Krieg gegen den kolumbianischen Staat
wieder aufzunehmen. Und Alviuz ist einer der führenden Köpfe. Moreno und Ríos
durften als bisher einzige Journalisten ein Farc-Camp besuchen. »Wir konnten sehen,
wie sie die Kokainproduktion koordinieren, Kindersoldaten trainieren. Das Ziel ist,
den revolutionären Kampf in die Städte zu bringen. Der Traum eines befriedeten
Kolumbiens ist definitiv vorbei«, sagt Moreno. Seite 78
Der US-Autor Jonathan Safran Foer und New-York-Korrespondent Philipp Oehmke
würden sich beide als aufgeklärte, verantwortungsbewusste Männer bezeichnen.
Beide sind Väter. Und doch gelingt es ihnen nicht, ihr Leben so zu führen, dass ihre
Kinder in 50 Jahren auch noch gut auf diesem Planeten leben können. Beide wissen,
was sie dafür tun müssten, schaffen es nur nicht. Und genau darüber haben sie sich aus -
getauscht. Foer hat ein Buch über das »Ringen mit unserer Seele« geschrieben, wenn
man sich angesichts des Klimawandels einschränken will. Am Ende sagte er zu Oehmke:
»Wenn Sie nachher zum Mittag kein Fleisch essen, hat dieses Interview schon etwas
gebracht.« Nach dem Termin bestellte Oehmke Salat. Ohne Hühnchen. Seite 114
HERMANN BREDEHORST / DER SPIEGEL
Höcke, Müller in Werder
Hausmitteilung
Betr.: Titel, AfD, Kolumbien, Foer
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FEDERICO RIOS
Moreno, Farc-Kämpfer in Kolumbien