Der Tagesspiegel - 07.09.2019

(John Hannent) #1

und Perspekti ve erwischen. Ihr Ziel ist, unzensiert


zu malen. EinFahrradaus demKopf,ohne ein


Foto anzusehen. Spontan.Wieein Kind. Es ist das


Schwierigsteind er Malerei,Picasso hatein halbes
Lebe ngebraucht, um die Dingenicht mehr richtig


zu machen.


Ichwill Spaß haben,wenn ich male, sagt Dumet.


Mit einem Gedankenfängtesa n, dann kommen


die Farben, dann derRest. Malen ist Freiheit
für sie.Aufder Leinwand kann si emachen,


wassie will .Würde sie nu rabbil den, wasexistiert,


sie würde sichlangweilen.


Undwer ist der Mann aufden Bildern?„Das ist


Manu ,meinFreund“, sagt Dumet.Sie sprichtden
Namen französisch aus, hinten mitü.E igentlich


malt siekeine Menschen.Siewill niemandemsa-


gen, wie ersichhinzusetzen hat.BeiManu macht


sie eineAusnahme. Manu amTisch mit einem


blauen Overall.Manu, wie er in dieBadewanne
steigt und Manu mit vielen,weißen Pferdchen um


ihn herum,erselbs tauf einemgroßen. Eigentlich


wollteJohanna Dumetihn mi tseinem LandRover


malen,der ha t113 PS .Jetztsind es 94 Pferde. Für


mehr warkein Platz.Johanna alsVogelund Manu


auf dem Pferd,wie sie zurVilla Heikereiten, den


Schlüssel im Schnabel. EinZukunftsbild.Sie
hatesnur deshalb nochnicht verkauft, weil sie
nicht ganz sicherist, ob es schonfertigist.
ZurBerlin Art Week öffnenJohanna und ihr
Freund dasStudio wieder .Jeder kann kommen,
sich die Bilder ansehenoder dierenovierte
Villa be wundern.Beim letzten Malwarenauch
etlicheNachbarn aus den umliegenden Platten-
baut en da. „Esgefällt ihnen,waswir hier
machen“,sagt Dumet.Keine Kritik, nichts?
Auch nicht an den Bildernmit Penis und Dildo?
„Sie sindfroh, das swir keine reichen Leute sind,
die nur eineschick eWohnun ghaben wollen“,
sagt sie.„Wirhaben großes Glück, hier zu sein.“
Ein paar Jahrzehnte zuvorhättendie Häf tlinge
nebenan wohl bit terüber so einen Spruchgelacht.
Aber jetzt ist Gegenwart. Farbe,Kaffeeund
Kippen.
Ob sieschon mal drübenwar, im Gefängnis,wo
ehemaligeHäftling eden Besucher nerzählen,was
sie damals erlebt haben?Ja, sagt Dumet.Sechs
Monate ist sie jetzt imAtelier,letzte Woche hat
sie es zumersten Malgeschafft. Und, wie wares?
Sieüberlegt. „Es mussein sonnigerTagsein.
Undesm ussdir gutgehen.“

Sie will spontan
malen, wie ein
Kind. Das istdas
Schwierigste.
Picasso hat ein
halbes Leben
gebraucht, die
Dingenicht
mehr richtig zu
machen

OpenStudi obei JohannaDumet,11. bi s15. September,14–18Uhr,FreienwalderStraße17,Alt-Hohenschönhausen
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