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DieHautglänzt
bronzefarbenwie
untereiner Plastik-
folie.DieAugen
glitzernpechschwarz
odermilchig-weiß.
Lichtpunktetanzen
überdenKopf.
So siehtderGesichts-
filteraus,den
JohannaJaskowska
für BillieEilishpro-
grammierthat–die
wahrscheinlicherfolg-
reichsteMusikerin
unsererZeit.
Siehatsichwiedervergessen.
Warversunkenin ihrerArbeit,
warimFlow,konntenichtweg
vonihremSchreibtisch,ineiner
kleinenWohnunginMoabit
nahe demHauptbahnhof,sie
kann dieZügehören.Eindunkles
Zimmer,keinInstagram-taug-
licherCoworking-Space–„damit
ichgut sehenkann,wasauf
demBildschirmpassiert“,sagt
Jaskowska.In schlechterHaltung
kaueresiedavor,manchmalbis
zumfrühenMorgen.Verdammt,
denkt siedann,woist dieZeit
hin!Ichsolltewirklichins Bett
gehen. AberderAufwand,
dieumdie Ohrengeschlagenen
Nächte,sie lohnensich.
Beauty3 000 entstandauchin
soeinemArbeitsrausch.
Beauty3000lässtNutzerwi esehrmensch-
lich gera teneCyborgsaussehen,überzieht
die Zügemit einer spiegelglatten, glaskla-
renSchichtVaseline .And en richtigen,
schmeichelhaf tenStellen –Nasenflüg el,
Lippen,Lider –schimmert es neonrosa
und mint.Man kann das als Spielerei der
Gener ation Selfieabtun. Aber manwird
fasziniert sein, mindestens für einenMo-
ment, vondem, wasman da sieht: sich
selbst. Oder auch wiedernicht.
Esgibtviele,dieda vonträumen,dassihnen
soein Coupwie JohannaJaskowskagelingt.
Crea tors ,Kreative, Web- und Gamedesig-
nerinnen,Gestalter,eineArmeevonNerds,
die mithilfedes Facebook-eigenenPro-
gramms „SparkARS tudio“ ständigneue
Filter erfinden,ohnedasssie dafür Geld
bekommen. Seit2017 gibt es dieseAug-
mented-Reality-Software,seit Herbst 2018
konntensichDesigner*innenwieJaskows-
kabewerben,ihreFilter veröffentlichenzu
dürfen. Die Währung, für die sie arbeiten,
sindFollower. Wenn man so vieldavon
hatwie Jaskowska,erregt das wiederum
die AufmerksamkeitvonUnternehmen –
ausdemModebereichvorallem,aberauch
ausDesignundKultur.Allewollensievon
diesem Geist ,diesem Stil,der gera de so
angesagt ist, etwasabhaben.
Das Pop-Wunderkind Billie Eilish,Jahr-
gang2001,diewahrscheinlicherfolgreichs-
te Musikerin unserer Zeit,der das Musik-
magazin „RollingStone“ vorKurzem eine
Covergeschichtemit dem hingebungsvol-
lenTitel„Triumph oftheWeird“widmet e,
inszeniertsich gern als Mischwesenaus
Mensch und dämonenhafter Puppe,sie
siehtoftauswieeineMischungausRobert
Smith undDaftPunk.
UndJohannaJaskowska,Jahrgang 19 92,
macht es möglich, dassBillie Eilishs 34
MillionenInstagram-Fansnunsoaussehen
können wie derStar,sich so inszenieren
können wie ihrIdol, zumindest auf Ins-
tagram. Die Schönheitsköniginnen haben
ausged ient. Das Seltsame,Verfremdete
fasziniert.
Facefilter sind nichtganz neu:AufIn-
stag ram, in derNachrichten-App von
Facebookund bei Snapchatkann man
sich selbstschon langevirtuelle Son-
nenbrillen, Hasenohren und Hasenna-
sen,Hundezungen und Blumenkränze
verpassen.Neuist, das sauf Instagram,
dem wichtigsten sozialenNetzwerk
der Unter-40-Jährigen, jetz talle User
Filter programmieren undveröffentli-
chen können.UnddassKünstlerinnen
wie Johanna Jaskowska dieser Welt der
Niedlichkeiten ihren eigenenVorschlag
entgege ngestellt haben.
Um Jaskowskashypnoti sierende, irritie-
rendeundmitunterverstörendeVorschlä-
ge für das eigeneIchzus ehen, mussman
ihrzunäc hstauf Ins tagram folgen –oder
vielmehrjohwska,ihrem Account. Dann
erscheineninnerhalbderKamerafunktion
der App neben denHasen- und Hunde-
ohren, die Instagramselbst anbietet, auch
JohannaJaskowskasFilter. Sieheißen
„Narcisse“, „1312“, „Badland“, „Techgno-
sis“ ,„Gasolina“, „Turfu“. Undnatürlich
„Beau ty3000“,ihr bislanggrößterHit –
über400 MillionenMal wurdeerb isher
angewendet.
An einem stickigen Sommertagkommt
Johanna Jaskowskamit eineinhalbStun-
denVerspätung zumTreffpunkt in Mit-
te.Die Queenof Filters, wie manche im
Netz sie nennen, lässt sichatemlosauf
die Bankvordem Café fallen, ein Base-
cap über dem strengenBob, ein Piercing
in derKerbe über der Oberlippe. Seit
kurzemist „3000“ über ihr elinke Brust
tätowiert.
Wegenihrer
Filterwird
Johanna
Jaskowska
aufderStraße
angesprochen.
Hiersindes,
vonlinksoben:
„Turfu“, „Bad-
land“, „Meta“