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terherwir dsieangesprochen,bekommtVi-
sitenkartenzugesteckt,schauteinbisschen
ratlosaufdasPapier,alshandeleessichum
ein Relikt aus längstvergangene nZeiten:
„Sorry,ichhab keine.“
Para llel zurKonferenz imFestsaal ha-
ben SelamXihreInstallation „Mask Off“
aufgebaut :zweiReihenMonitor e, mit
denen man einige der angesagtestenFil-
tergroßformatig ausprobierenkann. Ein
Jaskowska-Filteristdabei,außerdem„Es-
may“ vonClaudi aRafael,dersichwieein
Stück rosa Frischhaltefolie über das Ge-
sicht legt. „Diamond Mask“ und „Ripple“
der Berliner As safReebund Ma te Stein-
forth, dazu derrotierende „One“-Filter
des Düsseldorfers Aaron Jablonski, die
Silberhände des Kanadiers@fvckrender,
die schwimmflossenartigen Gebilde der
Französin@inesalpha.
„Ein guter Filter wirkt befreien d.
Er be freit, wasman fü hlt,
wasman si ch unterSchönheit
vorstellt. MitAugmented Reality
kann maneineVerlänger ung
sein er Selbstnach außenschaf-
fen.“Und eine Optik, diein
derRealität ka um möglich wäre,
diesichinnerha lb vonSekunden
ändern kann.Science-Fiction
am eigenenKörper: Make-up,das
dieFarbe wechselt, drei Paar
Augen, gallertartigeStachelauf
Stirnund Wangen,Gesichtsteile,
diehochklappen, wenn man
dieBrauenhebt. Wieein Super-
modelausse hen–langweilig.
Zu einemRoboter mutieren ,einer
transhumanen Kreatur,einem
außerirdischenWesen –besser.
Es sindAccess oires für das alternative
Selbst, denAvatar, denman sich in sozi-
alen Netzwer kenerschaffenkann. Spielt
Authentizität auf Instagramgar keine Rol-
le mehr?Claudi aRafael verste ht die Frage
nicht.„DeindigitalesSelbsthatdengleichen
Wertwiedeinphysisches.“
Die Gewichtung könntesich weiter ver-
schieben in einerRealität, die zunehmend
onlinestattfindet:DasOnline-Ichalsprimär
sichtbareIdentität,dasNetzals zentralerso-
zialerRaum,als einzigerelevanteÖffent-
lichkeit.AlswäredasRealLif enurnoc hdas
Schlafzimmer,ind em man ungeschminkt
herumlungert. „Der LookvonBeauty3000
bleibtnatürlichnichtimmercool“sagtJas-
kowska.„Aber AugmentedRealitykommt,
dasistsicher.“
ImFrühjahristihrwiederetwasgelungen,
das es sovorher noch nichtgab. Gemein-
sammit dem Amsterdamer Digital-Fa-
shion-LabelTheFabricant hatJaskowska
auf einer Blockchain-Konferenz inNew
YorkeinKleidungsstückverkauft,dasnur
digital existiert.EineArtKörperfilter:Um
einenseidigschimmerndenOverallfließt
undflirrteintransparenterUmhang.9500
Dollar hatjemand dafür bezahlt.Kein
großer Betrag in derModewelt, abe rdie
Aufmerksamkeit, die es dafürgab, wiegt
ohnehinmehr.
Das Outfitwurde de rFraudes Käu fers
auf den Leibprogrammier t, als digitale
Couture. EinaufwendigerProzess. Mit
der Bodytracking -Technologie, die in al-
lenmodernenSmartphonessteckt,könnte
das vi el leichtergehen.Aber so weit ist
„Spar kARStudi o“,die So ftware vonFa-
cebook undInstag ram, noch nicht.
Igend wann, glaubtJohannaJaskowska,
werd en dieMenschen einen digitalen
Kleiderschrank haben:Mode,die et wa
auf einen neutralen Anzug projiziert
wird. Zunächst vielleicht nur in Insta-
gram-Posts, inZukunf tvielleicht auch
direktüberAugmented-Reality-Kontakt-
linsen .Mode,dienichtinpakistanischen
Sweatshops entsteht unddannnur auf
riesigenSchiffenüberdieWeltmeerege-
schippert wird, um nach kurzer Zeit im
Müll zu landen.Mode,die all daskann,
wasphysisch existierendeTextiliennicht
können:T-Shirts ausBeton, brennende
Hosen, surreal fluoreszierendeStruktu-
ren. „DurchFilter verste hen dieMen-
schen, wasmöglich ist“,sagt Jaskowska.
„Sie fangen an nachzudenken.“
Auchfür Jaskowskaistde rSchri ttvomirri-
tierendenSpielzeug,vomdigitalenAcces-
soirehin zur Kunst nicht mehrweit. Einen
ihrer Filter ha tsie „Narcisse“genannt, es
ist der einzigeFilter ,bei dem sie mit ihrer
selbst verordneten Regelbricht,dassdasGe-
sichtnichtverd ecktwerd endarf:DerEffekt
legtsichwieeinesilbrigeMetallmaskeüber
Stirn,Nase,Wangen,Mundundreflektiert:
dieUmge bung.
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