Neue Zürcher Zeitung - 07.09.2019

(Ron) #1

26 PANORAMA Samstag, 7. September 2019


ZAHLENRÄTSEL NR. 207

SPIELREGELN «KRINGEL»:Die Ziffern 1
bis 7 sind so einzutragen, dass sie in jeder
Reihe einmal vorkommen. Zwischen zwei
Feldern gilt: Ausgefüllte r Kreis: Eine Zahl
ist das Doppelte der anderen. Leerer Kreis:
Eine Zahl ist um1 grösser alsdie andere.
Kein Kreis: Keine der beiden Eigensc haften
trifft zu.

Auflösung:
Zahlenräts el Nr. 206

Tausende Vermisste nach «Dorian»


Der Hurrikan hinterlässt auf den Bahamas ein Bild der Zerstörung


GIAN ANDREA MARTI

Einen Sturm wie «Dorian» haben die
Bahamas in ihrer jüngeren Geschichte
noch nicht erlebt. Bereits am Sonntag
war er als Hurrikan der höchsten Ge-
fahrenstufe 5 mitWindgeschwindigkei-
ten von fast 300 Kilometern pro Stunde
auf den Inselstaat in der Karibik getrof-
fen.Fast dreiTage lang wütete «Dorian»
auf der im Norden derBahamas gelege-
nen InselgruppeAbaco und auf Grand
Bahama,bevor er weiterRichtungame-
rikanischerKüste zog.Auf denBaha-
mas war «Dorian»der stärksteWirbel-
sturm seit Beginn derAufzeichnungen
und einer der stärksten je gemessenen
Stürmeim Atlantik.

Zahl derToten dürftesteigen


Auf den Abaco-Inseln und auf Grand
Bahama kam es zu meterhohen Sturm-
fluten und grossflächigen Überschwem-
mungen. Mindestens dreissigPersonen
kamen nach neusten Erkenntnissen
ums Leben. Die vorläufige Opferbilanz
wurde von Premierminister Hubert Min-
nis am Donnerstag (Ortszeit) im ameri-

kanischenFernsehen bestätigt.Die Zahl
derToten dürfte sich in den nächstenTa-
gen aber noch erhöhen.Davon gehen
auch die Behördenaus.Die Zeitung
«The Nassau Guardian» berichtete von
zusätzlichen Leichensäcken,Kühlkam-
mern und Bestattern, welche dieRegie-
rung des Karibikstaates angefordert
habe.Allein auf den Abaco-Inseln sol-
len mindestens 200 zusätzliche Leichen-
säcke eingetroffen sein. Gesundheits-
ministerDuane Sands sagte dem Sender
GuardianRadio 96,9 auf dieFrage nach
der endgültigen Opferzahl: «Ich glaube,
die Zahl wird überwältigend sein.»
Mit dem Abzug des Hurrikans wird
die Zerstörung nämlich erst nach und
nach sichtbar. Die Such- undRettungs-
einsätze auf den vomWirbelsturm ge-
troff enen Abaco-Inseln und auf Grand
Bahama haben gerade erst begonnen.
Bis zu tausend Menschen gelten als ver-
misst, unter ihnen offenbar auch viele
Kinder. Der NachrichtenagenturReu-
ters berichtete ein Überlebender etwa,
wie sein sechsjähriger Bruder durch eine
Sturmböe von einemDach in die Fluten
gerissen worden sei. Seither fehle vom
kleinen Knaben jede Spur.

Durch den Sturm verloren zudem
Tausende ihr Zuhause. Das Rote Kreuz
geht von etwa 13000Wohnhäusern aus,
die schwer beschädigt oder zerstört wur-
den. Rund 70000 Menschen–also fast
jeder fünfte Einwohner derBahamas –
benötigen lautUno-Angaben auf den
Abaco-Inseln und auf GrandBahama
sofortige Hilfe.
Der Sturm hat Flughäfen über-
schwemmt oder beschädigt undVerbin-
dungsstrassen unpassierbar gemacht.
Viele betroffene Gebiete sind von der
Aussenwelt abgeschnitten.Auch die
Stromversorgung funktioniert vieler-
orts nicht mehr, was dieKommunika-
tion in den Krisenregionen erheblich er-
schwert.Auf der nördlichen Insel Great
Abaco waren auf Luftaufnahmen weit-
läufig verwüstete und überschwemmte
Landstriche zusehen. Dem Nachrich-
tensender CNN beschrieb einAugen-
zeuge, der dieVerwüstungaus der Luft
gesehen hatte, das Ausmass der Zerstö-
rung : «Man kann nicht erkennen, dass
dort einmal Häuser standen. Es sieht so
aus, als wärenBaumaterialien in eine
grosse Mühle gegeben und dann auf den
Bodengeworfen worden.»

Die Regierung hat auf die prekären
Zuständereagiert und dieWeltgesund-
heitsorganisation(WHO) um Hilfe ge-
beten. «Eine Versorgungskrise die-
ses Ausmasseskönnen wir nicht allein
bewältigen», sagte Gesundheitsminis-
ter Sands. Unterstützungkommt unter
anderem vom Welternährungspro-
gramm (WFP), das eine Lieferung von
mehr als siebenTonnen fertiger Mahl-
zeiten für die vielen Obdachlosen auf
den Bahamas ankündigte.
Auch das Vereinigte Königreich
schickte Lebensmittellieferungen an
seine ehemalige Kronkolonie, dessen
Staatsoberhaupt nach wie vorKönigin
Elisabeth II.ist.Die Europäische Union
kündigte amFreitagan, den Bahamas
500000 Euro Soforthilfe zurVerfügung
zu stellen.Damit soll derAufbau drin-
gend benötigter Notunterkünfte finan-
ziert und dieVersorgung mitWasser,
Hygieneartikeln und Lebensmitteln er-
möglicht werden.

Auch dieSchweizhilft


Die Schweiz unterstützt die notleidende
ärmere Bevölkerung ebenfalls. Eine
halbe MillionFranken geht an die Not-
hilfeaktionen desRoten Kreuzes und
200000 Franken an dasWelternäh-
rungsprogramm.Von den Geldern wer-
den300000FrankenvonderHumanitä-
ren Hilfe der Direktion für Entwicklung
undZusammenarbeit(Deza)gespendet,
wie dasAussendepartement amFreitag
mitteilte. 200000 Franken steuert das
SchweizerischeRote Kreuz bei.
Dank der angelaufenen Hilfekom-
men aus den zerstörten Gebieten auch
Nachrichten, die hoffen lassen. Nebst
demRoten Kreuz undanderen Hilfs-
organisationen ist seit mehrere nTagen
mit Helikoptern undRettungsflugzeu-
ge nauch dieKüstenwache der USAim
Katastrophengebiet im Einsatz. Nach
ihren Angaben wurden so in den letz-
ten Tagen über200 Menschen gerettet.

Aufder Suche nachVerwandten ruhen sichFrauen auf der Insel GrandBahama auf einem entwurzelten Baum aus. RAMON ESPINOSA / AP

250 Kilometer NZZ Visuals/cke.

GREATABACO

NASSAU

BAHAMAS

USA

KUBA

ATLANTISCHEROZEAN

Adoptiertes Baby


in der Tasche verste ckt


Amerikanerin an Flughafen auf Philippinen festgenommen


(dpa)· Si e versteckte einen erst wenige
Tage altenJungen in ihrerTasche und
wollte wohl von den Philippinen in ihre
Heimat USA fliegen – nun muss sich
eine 43-jährigeFrau dafür verantworten.
Die philippinische Bundespoli-
zei wirft der Amerikanerin Menschen-
handel, Kindesmissbrauch und Entfüh-
rung vor, wie die Behörde amFreitag
mitteilte. Eine Anklage ist noch nicht
formell erhoben worden.
Die Frau war am Mittwoch am Flug-
hafen der philippinischen Hauptstadt
Manila festgenommen worden, als sie
am Abflug-Gate auf eine Maschine in
die USA wartete. Sie hatte das Kind
nach Angaben der Ermittler weder bei
den Kontrollen am Flughafen vorge-
zeigt,noch hatte sie gültigePapierefür
das Baby bei sich.
«Die Situation des Kindes muss wäh-
rend der Zeit, als es in dieserTasche
steckte, sehr schwierig gewesen sein»,
sagteeine Polizeisprecherin amFreitag.
Bei derFrau aus dem US-Gliedstaat

Ohio handle es sich nicht um die Mut-
ter des Kindes. Diese habe aber einer
Adoption zugestimmt,nachdem die bei-
den Frauen sich über das Internetken-
nengelernt hätten, sagte die Amerika-
nerin laut Ermittlern aus. Sie sei bereits
MitteAugust auf die Philippinen gereist
und habe dieTage rund um die Geburt
mit der Mutter verbracht.Kontakt zur
anderenFrau bestehe derzeit nicht, teil-
ten die Ermittler mit. DieAmerikanerin
habe einen nicht unterschriebenen Brief
der Mutter vorgelegt.
Nach philippinischemRecht müssen
Kinder eine offizielle Erlaubnis bei sich
haben, wenn sie ohne Begleitung ihrer
Eltern dasLand verlassen.Aus Südost-
asien werden öfter Kinder zurAdoption
in die USA oder nach Europa vermit-
telt, was teilweise illegal geschieht.Auf
den Philippinen ist Menschenhandel ein
Problem.Meist sind die Opfer Mädchen
und jungeFrauen,die als billigeArbeits-
kräfte für Privathaushalte oder als Pros-
tituierte insAusland gebracht werden.

Kann das Öl


in E-Zigaretten


tödlich sein?


Nach zwei Todesfällen gibt es


Hinweise auf die möglicheUrsache


(dpa)·Nach zweiTodesfällen und mehr
als 200 Lungenerkrankungen in mög-
lichem Zusammenhang mit dem Ge-
brauch von E-Zigaretten in den USA
gibt es anscheinend eine heisse Spur.
Untersuchungen der gerauchten Pro-
dukte hätten einen Stoffinden Fokus
gerückt, der möglicherweise für die Be-
schwerden verantwortlich sei,berichtete
die «WashingtonPost» am Donnerstag.
Die Zeitung berief sich dabei auf eine
interneKommunikation der Gesund-
heitsbehörde FDA mit den betroffe-
nen Gliedstaaten.


WeitereUntersuchungen


Bei dem Stoff, der beiverschiedenen
Marken in mehreren der sogenannten
Liquids – Flüssigkeiten, die verdampft
werden – vorkommt, handelt es sich
demnach um ein Öl, das ausVitamin
E gewonnen wird. Die Ermittler hätten
das Vitamin-E-Acetat in Proben von
Cannabisprodukten gefunden, welche
die Erkrankten zuvor geraucht hatten.
In einigen amerikanischen Gliedstaa-
ten ist derVerkauf von entsprechenden
THC-Produkten erlaubt.
Vitamin Ekommt natürlicherwei-
se in verschiedenen Nahrungsmitteln
wie Ölen oder Nüssen vor.Wie die
«WashingtonPost» berichtete, kann der
Stoff wegen seiner molekularen Struktur
beim Einatmen gefä hrlich werden.
In einer Stellungnahme gegenüber
der Deutschen Presse-Agenturkom-
mentierte die FDA den Bericht nicht
direkt. Sie erklärte, dass mehr Infor-
mationen benötigt würden, um dieVer-
bindung zwischen speziellen Produkten
oderSubstanzen und den gemeldeten
Krankheitsfällen besser zu verstehen.
«Es gibtkeine Substanz, einschliesslich
Vitamin-E-Acetat, die in allen Proben
identifiziert wurde», hiess es. Die Zu-
sammensetzung der Stoffe in den Pro-
ben, von denen die FDA nun schon
mehr als 100 erhalten habe, sei nur ein
Stück des Puzzles. Die Untersuchungen
gingen weiter.


Über 200Erkrankungen


In denVereinigten Staaten hatten sich
die Meldungen ungeklärter Lungen-
erkrankungen, die nach demKonsum
von E-Zigaretten auftraten, in den ver-
gangenenWochen gehäuft. Mehr als
200 Erkrankungen und zweiTodesfälle
waren in einerReihe von Gliedstaaten
aufgetreten. Die Symptomereichten
von Atembeschwerden, Atemnot und
Brustschmerzen bis hin zuFällen von
Magen-Darm-Erkrankungen mit Er-
brechen undDurchfall.Viele der Be-
troffenen hatten Liquids mit dem psy-
choaktiven Cannabiswirkstoff THC
konsumiert. Supermärkte in den USA


verbannen Waffen


Mehrere Kettenfolgen dem Beispiel vonWalmart


(dpa)· Nach dem Detailhandelsriesen
Walmart haben sich in den USA weitere
Supermarktketten gegen das offeneTra-
gen vonWaffen in ihrenFilialen ausge-
sprochen. Die D rogerie-undApothe-
kenketteWalgreens erklärte am Don-
nerstag, alle Kunden ausser derPolizei
seien gebeten, beim Besuch der lan-
desweitrund 9500Läden künftigkeine
offen getragenenWaffen mehr mitzu-
führen.Das ha tte am Dienstag auch
Walmart für seine mehrals 40 00 Läden
angekündigt, am Mittwoch auch die
Supermarktkette Kroger für ihre rund
3000 Filialen.
Das offeneTragen vonWaffen ist in
den USA in zahlreichen Gliedstaaten er-
laubt.Walmart hatte erklärt, es habe in
letzter Zeit vermehrtVorfälle gegeben,
bei denen Mitarbeiter oderKunden ver-
ängstigt gewesen seien. In manchenFäl-
len hättenFilialen vorsorglich evakuiert
und diePolizei verständigt werden müs-
sen. «DieseVorfälle sind besorgniserre-
gend, und wir würden sie gerne vermei-

den», erklärteWalmart. Missverständ-
nissekönnten leicht zu «tragischen Er-
gebnissen» führen, hiess es weiter.Das
verdeckteTragen vonWaffen in den Ge-
schäf ten bleibt indes weiter erlaubt.
Kroger schloss sich auchWalmarts
an diePolitik gerichteteForderung nach
strengerenWaffengesetzenan. Es brau-
che vorWaffenkäufen strengere Über-
prüfungen derKunden, erklärte eine
Vizepräsidentin des Unternehmens,
JessicaAdelman, gegenüber demSen-
der CNBC.
Walmart will zudem den Muni-
tionsverkauf einschränken. DieWaf-
fenlobby hatte die Ankündigung kri-
tisiert. «Es ist beschämend zu sehen,
dass sichWalmart dem Druck der Anti-
waffenelite beugt», erklärte die Natio-
nal RifleAssociation (NRA).Kunden
würden sich anderen Händlern zuwen-
den, «die die amerikanischen Grund-
rechte mehr unterstützen». Die NRA
ist eine der mächtigsten Lobbygruppen
in den USA.
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