LEBEN
122 FOCUS 37/2019
D
ie kleine Narbe unter dem
linken Auge stammt von
einem Stein. Mario Basler
war schon als Junge in Neu-
stadt an der Weinstraße ein
umtriebiger Wortführer. Er
war der Chef einer Jugend-
bande, und irgendwann
schlug dieser Stein dann an seinem Kopf
ein. Blut und Tränen flossen, und Mario
wurde noch etwas härter. Die Narbe ist
dem Deutschen Meister, Pokalsieger und
Europameister von 1996 ebenso geblieben
wie seine mit Wodka Lemon und Marl-
boro zelebrierte Freigeist-Attitüde. Nun
ist die Biografie des 50-Jährigen mit dem
Titel „Eigentlich bin ich ein super Typ“
(Edel Books) erschienen. Trainer Bernd
Stange hat 1991 über den damaligen Her-
tha-Spieler gekalauert, Mario sei bis zum
Hals Weltklasse – darüber Kreisklasse.
Ganz sicher ist Mario Basler eines der
letzten Fußball-Originale.
Herr Basler, wann haben Sie
Ihr letztes Buch gelesen?
Uff, vielleicht in der Schule. Ich habe
später mal eines angefangen. Aber ich
kann mich nicht erinnern, überhaupt ein
Buch bis zum Ende gelesen zu haben.
Jetzt also gleich mal die eigene Biografie.
Ihr Buch liest sich etwas von oben herab.
Die Hauptperson ist frei von Zweifeln.
(Grinst) Stimmt, Selbstzweifel habe ich
eigentlich keine. Ich schaue aber nicht
von oben herab, sondern habe eine klare
Meinung. Ich habe mich immer bemüht,
Wodka vorm Spiel, Marlboro
statt Training und Tore von der
Eckfahne. Als Fußballer war
Mario Basler einzigartig in
der Bundesliga. Jetzt ist er 50
und legt seine Biografie vor
Supermario
Ballabasler!
die Dinge im Griff zu haben. Wir waren
fünf Kinder daheim, und ich bewunderte
meinen Vater dafür, wie klar und souverän
er die Familie geführt hat.
Finden Sie die heutige Fußball-
generation zu brav und angepasst?
Die Clubs lassen kaum noch andere
Meinungen zu. In den vergangenen
20 Jahren haben sich die Vereine ihr arti-
ges Personal selbst gezüchtet. Junge Spie-
ler werden in den Nachwuchszentren ein-
kaserniert. Die Spieler übernachten dort,
gehen dort zur Schule, machen dort die
Hausaufgaben. Wenn sie ein Kind bestra-
fen wollen, schicken sie es raus auf den
Baum. Die wissen doch heute nicht mehr,
was eine Schürfwunde ist. Alles ist unter
Kontrolle. Für Individualität ist kein Platz.
Gute alte Zeit
Der Europa-
meister von 1996
absolvierte
262 Erstliga-
spiele (Werder
Bremen, Bayern
München,
Kaiserslautern)
und erzielte
dabei 62 Tore