Focus - 06.09.2019

(singke) #1
KLIMA

Fotos: imago images, dpa (8)

FOCUS 37/2019 43

Gerald Haug, 51
Klimatologe und Mitglied
der Leopoldina

Charlotte Streck, 51
Klimaexpertin
und Professorin an der Uni Potsdam

Christoph Schmidt, 57
Ökonom, Vorsitzender des
Sachverständigenrats

An sich ist das eine gute Idee. Dann
sollten aber auch die Ölheizungen durch
moderne Heizungssysteme wie Wärme-
pumpen ersetzt und diese mit grünem
Strom angetrieben werden.

Ein Zuschuss an Privathaushalte, um
alte Ölheizungen zu ersetzen, ist richtig.
Er nützt dem Klima aber nur, wenn die
Prämie mit dem Einbau einer klima-
freundlichen Alternative verbunden wird.

Die Prämie könnte ein Anreiz sein, CO 2 -
intensive Heizungen auszutauschen.
Sie sollte nur zusammen mit einem
CO 2 -Preis eingeführt werden. Allerdings
wird es Mitnahmeeffekte geben.

Der Emissionshandel deckelt den
CO 2 -Ausstoß. Das funktioniert in der
Energiewirtschaft, nicht aber im Ver-
kehrs- oder Gebäudesektor. Dort wären
beispielsweise die Kosten zu hoch.

Ein gutes Instrument, weil es den
CO 2 -Ausstoß genau begrenzt. Für In dus-
trie und Energiewirtschaft gibt es das
in Europa bereits. Auch Verkehr und
Gebäude sollten integriert werden.

Wir müssen CO 2 als Abfall bepreisen. Dafür
ist ein flächendeckender Handel mit
CO 2 -Zertifikaten eine Möglichkeit. China
und die USA müssen einbezogen werden,
damit die CO 2 -Belastung wirklich sinkt.

Die Steuer ist die Alternative zum Emis-
sionshandel. Ihr Vorteil: Sie lässt sich
schneller einführen. Es braucht jedoch
einen sozialen Ausgleich und Investitionen
in moderne Technologien und Innovationen.

Gute Idee, um den CO 2 -Ausstoß zu senken.
Allerdings muss es je nach Branche unter-
schiedlich hohe Sätze geben. Zugleich
müssen klimafreundliche Alternativen
(etwa E-Antriebe) gefördert werden.

Ein CO 2 -Preis ist das Ziel. Das geht auf
direktem Weg über eine Steuer. Ob eine
Steuer oder eine Mengenbeschränkung
durch den Emissionshandel, muss die
Politik entscheiden.

Fahrverbote sind nicht schlecht, allerdings
eher, um Luftverschmutzung in Städten zu
reduzieren. Aus der Klimaperspektive ist
das Problem nicht speziell der Diesel, son-
dern der Verbrennungsmotor allgemein.

Fleisch sollte teurer werden: aus Klima-
gründen, aus Tierschutzgründen, aus
Gesundheitsgründen. Allerdings sollte es
eher eine Fitness-Abgabe sein, die auf
positive Effekte für den Einzelnen hinweist.

Klimazölle sollten möglich sein. Regie-
rungen sollten sie auf Waren aus Ländern
verhängen, die für energieintensive
Industrien keine CO 2 -Steuern einführen.

Richtig! Es sollte gar keine Plastiktüten
mehr geben. Ein Verbot umzusetzen
wäre sehr leicht, denn es gibt genügend
kostengünstige Alternativen, zum Beispiel
Papiertüten.

Klimapolitisch ist das kein ernst zu neh-
mender Vorschlag. Nur weil Fluglinien ver-
staatlicht werden, hören die Leute nicht
auf zu fliegen.

Die Umweltpolitik der DDR, in der alles
staatlich war, war schrecklich. Daran
sieht man, dass Verstaatlichung von
Unternehmen allein keine Probleme löst.

Fahrverbote sind nicht sinnvoll. Man braucht
Anreize, um Elektro- und Hybrid-Fahrzeuge
auf die Straßen zu bekommen. Entscheidend
sind auch viel ambitioniertere EU-Regeln für
die Flottenemissionen.

Bringt nichts! Zwar würde Fleisch dann
teurer – aber die Hersteller könnten weiter-
hin billig produzieren. Eine nachhaltige
Lösung wäre, die Massentierhaltung
generell zu unterbinden.

Ein Plastiktüten-Verbot ist absolut sinnvoll
und notwendig. Die Entsorgung der Tüten
funktioniert einfach nicht und führt zu einer
Übermüllung des Planeten.

Die Einführung von Klimazöllen auf CO 2 -in-
tensive Waren halte ich für wenig sinnvoll.
Denn wenn nicht alle Länder mitmachen,
können die Zölle zum Wettbewerbsnachteil
für viele Firmen werden.

Das hat wenig mit Klimaschutz zu tun.
Menschen fliegen nicht weniger, wenn die
Gesellschaften in Staatsbesitz sind. Eine
Besteuerung von Flugbenzin wäre sinnvoller.


Besser als ein Verbot wäre ein Preis für
den CO 2 -Ausstoß, beispielsweise über
eine City-Maut. Ein Verbot trifft vor
allem Niedrigverdiener, die sich kein
neues Auto leisten können.

Eine separate Steuer auf Fleisch ist
ineffizient. Es gilt vielmehr, den CO 2 -
Ausstoß ausnahmslos zu bepreisen.

Kein sinnvoller Vorschlag: Das könnte zur
weiteren Eskalation der Handelskonflikte
führen. Deutsche Unternehmen könnten
jedoch über einen Grenzausgleich vor
Benachteiligung geschützt werden.

Eine solche Einzelmaßnahme ist ineffi-
zient. Anstatt einzelner Verbote braucht
es eine systematische Klimapolitik mit
einem Preis für CO 2 im Zentrum.
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