Focus - 06.09.2019

Fotos:

REUTERS/Fabrizio Bensch, dpa

Quelle: Insa, 2017 Befragte, Zeitraum 30. August bis 2. September 2019, Bewertungsskala von 0 bis 300 Punkte

FOCUS 37/2019 9

I

m Fall des vor zwei

Wochen in Berlin erschos-

senen Georgiers Zelim-

khan Khangoshvili, 40,

kommen immer neue Details

ans Licht. Deutschen Behör-

den war demnach seit Län-

gerem bekannt, dass die

Sicherheit des früheren Rebel-

lenführers gefährdet war.

Bei dem verhafteten Atten-

täter Vadim S. soll es sich um

das Mitglied eines russischen

Verbrechersyndikats handeln,

das für Moskaus Geheim-

dienste FSB und GRU tödliche

Bestrafungsaktionen in aller

Welt ausführt.

Khangoshvili, Kommandeur

einer Freischärlergruppe im

russisch-georgischen Krieg,

galt in Moskau als Staats-

feind. Im Mai 2015 feuerte ein

Unbekannter in Tiflis mehr-

mals auf Khangoshvili – vier

Kugeln blieben in seinem

Unterarm stecken. 2016 bean-

tragte der Ex-Rebellenchef in

Deutschland Asyl. Aus Angst

vor Russlands Geheimdiens-

ten, die mit Genehmigung

der Volkskammer (Duma)

„Verräter und Terroristen“

im Ausland aufspüren und

töten dürfen, lebte er in Berlin

zunächst unter einer Schein-

identität. Im Pass stand der

Familienname seiner Mutter.

Moralische Unterstüt-

zung fand Khangoshvili bei

der Deutsch-Kaukasischen

Gesellschaft (DKG). Sie küm-

mert sich um Flüchtlinge aus

Georgien und Tschetschenien.

Der Vorsitzende Ekkehard

Maaß schrieb am 13. Januar

2017 einen Brandbrief an

Ursula Gräfin Praschma,

Abteilungspräsidentin im

Bundesamt für Migra-

tion und Flüchtlinge

(BAMF). Darin heißt es:

„Ich halte die Bedrohung von

Khangoshvili für so relevant,

dass ich dringlich darum bitte,

ihn besonders zu schützen und

ihn nicht dorthin zu schicken,

wo er für den langen Arm

Putins erreichbar ist.“

Doch Hilfe kam nicht. Statt-

dessen reiste der mutmaßli-

che Killer Vadim S. über Paris

an. Mit einem Mountainbike

verfolgte er den Georgier auf

dem Weg zur Moschee und

ermordete ihn mit drei Schüs-

sen in Kopf und Schulter.

Wenig später wurde S. gefasst.

Seine auffälligen Tätowie-

rungen fielen Ermittlern im

Landeskriminalamt Berlin

sofort auf: Auf dem linken

Oberarm von S. prangten eine

Krone und ein Panther. Auf

dem rechten Unterarm trug er

ein Schlangen-Tattoo.

Die mächtigsten russischen

Gangster, genannt „Diebe

im Gesetz“, lassen sich diese

Symbole in die Haut stechen:

Die Krone bedeutet absolute

Loyalität, der Panther steht

für Kraft und Ausdauer, die

Schlange deutet eine

Haft wegen Drogen-

handels an. huf

Schickte Moskau den Killer eines

Verbrechersyndikats nach Berlin?

Die Aufs und

Abs der Woche

Der ermordete Georgier galt als erklärter Gegner von

Präsident Putin. Seine Sicherheit war stark gefährdet

Fakten, Fakten, Fakten – und die Menschen der Woche

Das Institut Insa ermittelt

für FOCUS, welche Politiker

in der Wählergunst („Wer

vertritt Ihre Interessen am

ehesten?“) am stärksten

gestiegen oder gefallen sind.

RAUF

RUNTER

Der Fraktionschef verliert

5 auf 63 Punkte. Im Ranking

hält er weiterhin Platz 19

Größtes Plus: Der Juso-Chef

gewinnt 6 auf 88 Punkte. Im

Ranking von Platz 14 auf 12

Die gesamte Rangliste finden

Sie auf focus.de/ranking

7 Punkte runter auf 75 für

den Generalsekretär. Er fällt

vom 13. auf den 15. Platz

2 Punkte rauf auf 101 für den

Ex-Chef. Er klettert vom sieb-

ten auf den vierten Platz

Größtes Minus: Der FDP-Vize

büßt 7 auf 88 Punkte ein. Das

bedeutet Platz 13 statt 12

Der Generalsekretär legt

einen auf 71 Punkte zu, belegt

aber unverändert Platz 17

Rolf

Mützenich

(SPD)

Kevin

Kühnert

(SPD)

Lars

Klingbeil

(SPD)

Sigmar

Gabriel

(SPD)

Wolfgang

Kubicki

(FDP)

Paul

Ziemiak

(CDU)

Russlands Präsident Wladimir Putin, 66

Opfer Zelimkhan

Khangoshvili

Verhaftet Vadim S.

NACHRICHTEN

Tatort Berlin

Polizeibeamte sichern

Spuren nach dem

Attentat am 23. August

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