FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG Sport SAMSTAG, 7. SEPTEMBER 2019·NR. 208·SEITE 35
EM-Qualifikation5. Spieltag
A
Kosovo – Tschechien Sa., 15.00 Uhr
England – Bulgarien Sa., 18.00 Uhr
Sp.g.u.v. Tore Pkt.
England (^2200) 10:1 6
Tschechien (^3201) 5:6 6
Kosovo (^3120) 5:4 5
Bulgarien (^4022) 5:7 2
Montenegro (^4022) 3:10 2
Nächste Spiele:Di., 10. 9., 20.45 Uhr: England – Koso-
vo, Montenegro – Tschechien
B
Litauen – Ukraine Sa., 18.00 Uhr
Serbien – Portugal Sa., 20.45 Uhr
Sp.g.u.v.Tore Pkt.
Ukraine 4 3 1 0 8:1 10
Luxemburg 4 1 1 2 4:5 4
Serbien (^3111) 5:7 4
Portugal (^2020) 1:1 2
Litauen (^3012) 3:7 1
Nächste Spiele:Di.,10. 9., 20.45 Uhr: Litauen – Portugal,
Luxemburg – Serbien
C
Estland – Weißrussland 1:2
Deutschland – Niederlande 2:4
Sp.g.u.v. Tore Pkt.
Nordirland (^4400) 7:2 12
Deutschland (^4301) 15:6 9
Niederlande (^3201) 10:5 6
Weißrussland (^5104) 3:10 3
Estland (^4004) 2:14 0
Nächste Spiele:Mo.,9. 9., 20.45 Uhr: Nordirland – Deutsch-
land,Estland – Niederlande
D
Irland –Schweiz 1:1
Gibraltar – Dänemark 0:6
Sp.g.u.v. Tore Pkt.
Irland 5 3 2 0 6:2 11
Dänemark 4 2 1. 0 15:5 8
Schweiz 3 1 2 0 6:4 5
Georgien 4 1 0 3 4:8 3
Gibraltar (^4004) 0:12 0
Nächste Spiele:So., 8. 9., 18.00 Uhr: Schweiz – Gibraltar,
Georgien – Dänemark
E
Wales – Aserbaidschan 2:1
Slowakei – Kroatien 0:4
Sp.g.u.v. Tore Pkt.
Ungarn 4 3 0 1 6:4 9
Kroatien 4 3 0 1 9:4 9
Wales 4 2 0 2 4:4 6
Slowakei 4 2 0 2 7:6 6
Aserbaidschan 4 0 0 4 4:12 0
Nächste Spiele:Mo., 9. 9., Aserbaidschan – Kroatien
(18.00Uhr), Ungarn – Slowakei (20.45 Uhr)
F
Norwegen – Malta 2:0
Rumänien – Spanien 1:2
Faröer – Schweden 0:4
Sp.g.u.v. Tore Pkt.
Spanien (^5500) 13:3 15
Schweden (^5311) 12:7 10
Norwegen (^5221) 10:7 8
Rumänien (^5212) 12:7 7
Malta (^5104) 2:12 3
Färöer 5 0 0 5 3:16 0
Nächste Spiele:So.,8. 9.: Rumänien – Malta (18.00 Uhr), Spa-
nien – Faröer (20.45 Uhr), Schweden – Norwegen (20.45 Uhr)
G
Israel – Nordmazedonien 1:1
Österreich – Lettland 6:0
Slowenien – Polen 2:0
Sp.g.u.v. Tore Pkt
Polen (^5401) 8:2 12
Österreich (^5302) 13:6 9
Slowenien (^5221) 9:3 8
Israel (^5221) 9:8 8
Nordmazedonien 5 1 2 2 6:8 5
Lettland 5 0 0 5 1:19 0
Nächste Spiele:Mo.,9. 9. 20.45 Uhr: Polen – Österreich, Slo-
wenien – Israel, Lettland – Nordmazedonien
H
Island –Moldau Sa., 18.00 Uhr
Frankreich – Albanien Sa., 20.45 Uhr
Türkei - Andorra Sa., 20.45 Uhr
Sp.g.u.v. Tore Pkt
Frankreich (^4301) 12:3 9
Türkei (^4301) 9:2 9
Island (^4301) 5:5 9
Albanien 4 2 0 2 5:3 6
Moldau 4 1 0 3 2:10 3
Andorra 4 0 0 4 0:10 0
Nächste Spiele:Di., 10. 9., 20.45 Uhr: Frankreich – An-
dorra, Albanien – Island, Moldau – Türkei
I
Zypern – Kasachstan 1:1
Schottland – Russland 1:2
San Marino – Belgien 0:4
Sp.g. u. v. Tore Pkt
Belgien (^5500) 15:1 15
Russland 5 4 0 1 17:4 12
Kasachstan (^5212) 8:8 7
Schottland (^5203) 5:9 6
Zypern 5 1 1 3 7:6 4
San Marino 5 0 0 5 0:24 0
Nächste Spiele:Mo., 9. 9., 20.45 Uhr: Russland – Ka-
sachstan, Schottland – Belgien, San Marino – Zypern
J
Armenien – Italien 1:3
Finnland – Griechenland 1:0
Bosnien-Hercegovina – Liechtenstein 5:0
Sp. g. u. v. Tore Pkt
- Italien 5 5 0 0 16:2 15
- Finnland 5 4 0 1 7:2 12
- Bosnien-Hercegovina 5 2 1 2 10:7 7
- Armenien 5 2 0 3 8:9 6
- Griechenland 5 1 1 3 6:9 4
- Liechtenstein 5 0 0 5 0:18 0
Nächste Spiele:So.,8. 9.: Armenien - Bosnien-Hercegovina
(15.00 Uhr), Finnland – Italien (20.45 Uhr), Griechenland –
Liechtenstein (20.45 Uhr)
Der Modus:Für die erste paneuropäische EM in zwölf Städten
Europas qualifizieren sich jeweils die beiden Gruppenersten so-
wie die vier Gewinner der Play-offs der Nations League.
MADRID.Auchwenn er nicht Berufsfuß-
baller geworden wäre, hätte er sicher
schon längst eine erfolgreiche Karriere ge-
startet. Nein, für eine Geschichte über den
sozialen Aufstieg vom Straßenfußballer,
der sich in die internationale Elite hinein-
schießt, eignet sich Gerard Piqué nicht.
Im Schoß einer betuchten Familie in der
katalanischen Hauptstadt als Sohn eines
Rechtsanwalts und einer erfolgreichen
Ärztin und als Enkel eines Vorstandsmit-
glieds des FC Barcelona aufgewachsen,
hat er seine beiden Berufsziele Fußball-
profi und Geschäftsmann zielstrebig ver-
folgt. Mit 32 Jahren hat er vieles davon
längst erreicht: Sportlich gibt es kaum ei-
nen Titel, den er noch nicht gewonnen
hat. Für den FC Barcelona hat er im Alter
von 32 Jahren kürzlich sein 500. Spiel be-
stritten. Doch längst hat er dafür gesorgt,
auch neben den Sportplätzen erfolgreich
zu sein.
Es findet sich kein einziger Bruch in der
Biographie des Gerard Piqué. Sein Groß-
vater Amador war nicht nur erfolgreicher
Firmenchef, sondern mehrmals Vor-
standsmitglied beim FC Barcelona. Louis
Van Gaal, von 1997 bis 2000 drei Jahre
lang Trainer der Katalanen, schaute auch
mal bei den Piqués zu Hause vorbei. Der
Holländer habe den damals 14-Jährigen
für zu schwach für eine Fußballkarriere be-
funden, erinnert sich Piqué in seiner Bio-
graphie „Hin- und Rückreise“. Ein echter
Karriererückschlag war das nicht. Schon
kurz nach Van Gaals Besuch kam Piqué in
der berühmten Fußballschule des FC Bar-
celona, La Masia, unter. Zwei Jahre später
nahm ihn Sir Alex Ferguson bei Manches-
ter United unter die Fittiche. Vier Jahre
später kehrte Piqué nach einer Zwischen-
station bei Real Saragossa nach Barcelona
zurück.
Der 1,92 Meter große Innenverteidiger
mit dem guten Stellungsspiel und den bis
über die Knie gezogenen Strümpfen hat al-
les gewonnen. 2008 wurde er mit Man-
chester United englischer Meister und ge-
wann die Champions League. Mit Barcelo-
na gewann er achtmal die Meisterschaft,
dreimal die Champions League, er wurde
mit Spanien Europa- und Weltmeister. Pi-
qué, inzwischen mit der kolumbianischen
Sängerin Shakira verheiratet, betont im-
mer, wie er mit der Zeit gereift sei. Bei Bar-
ça erzählt man von Stinkbomben im Pres-
seraum. Aus seiner Zeit bei der National-
elf ist eine Szene bekannt, in der er sicht-
lich angetrunken bei der Feier nach dem
WM-Gewinn 2010 einem Mitglied der spa-
nischen Delegation in den Rücken spuckt.
„Ein Lausbubenstreich“, tat die Delegati-
on den Fehltritt ab. Weniger lustig finden
die spanischen Fußballfans sein energi-
sches Eintreten für ein katalanisches
Selbstbestimmungsrecht. So wurde Piqué
auch bei Spielen der spanischen National-
elf regelmäßig ausgepfiffen – bis der Kata-
lane vor einem Jahr von der Auswahl ent-
nervt zurücktrat. Dabei hatte er stets be-
tont, er sei zwar dafür, dass die Katalanen
über die Zugehörigkeit zu Spanien abstim-
men dürfen. Doch das bedeute nicht, dass
er für die Unabhängigkeit sei.
Piqué tut wenig gegen die Darstellung
der spanischen Medien vom mit goldenen
Löffeln aufgewachsenen Sonnyboy. In ei-
ner Unterhaltungssendung fragte ihn vor
einigen Monaten der Showmaster ganz di-
rekt nach seinem Vermögen. Der Profi ent-
gegnete mit einem Seitenhieb auf den
Stadtrivalen, er habe mehr Geld als Espa-
nyol Barcelona in dieser Saison. „Das sind
57 Millionen Euro“, sagte der Moderator.
„Nein, viel mehr, viel mehr“, korrigierte
Piqué. Ein katalanisches Sprichwort sagt
nun mal: „Barcelona es bona si la bolsa
sona“, was in etwa bedeutet, dass Barcelo-
na eine tolle Stadt ist, solange die Geldbör-
se gut gefüllt ist.
Sein großes Geschäft neben dem Platz
ist inzwischen der Sport als Unterhaltungs-
industrie, worauf er sich an mehreren
Business-Schulen spezialisiert hat. Alles
fing mit dem einst beliebten spanischen
Videospiel „PC-Fútbol“ an, in dem es um
das Management eines Vereins geht, er-
zählt er in seiner Autobiographie. Aus
den virtuellen Geschäften wurden schnell
echte. Piqué investiert in den „E-Sport“,
gilt als Markenbotschafter einer Plattform
für virtuelles Glücksspiel. Ein echtes Aus-
rufezeichen setzte er aber mit der neuen
Modalität des Davis Cup, dessen Endrun-
de im November in Madrid ausgespielt
wird. Piqué hatte den Internationalen Ten-
nisverband davon überzeugt, die Trophäe
nicht mehr an unterschiedlichen Spielstät-
ten, sondern an einem einzigen Ort inner-
halb von einer Woche auszutragen. „Die
Generation der Millennials verlangt nach
einem aufregenderen Tennis“, findet er.
Über seine Kosmos-Gruppe wird er an
der Ausrichtung beteiligt sein.
Den letzten Coup landete der geschäfts-
tüchtige Fußballer mit dem Kauf des über-
schuldeten FC Andorra. Aus dem Verein
war erst Ende vergangenen Jahres eine Ak-
tiengesellschaft geworden. Piqué gewähr-
te Presseberichten zufolge eine Kapital-
spritze in Höhe von 600 000 Euro und kün-
digte an, jährlich weitere 300 000 Euro zu
geben. Zudem konnte sich der Verein mit
einer Kaution in Höhe von 450 000 Euro
einen Startplatz in der dritten spanischen
Liga sichern – obwohl er sich sportlich ei-
gentlich nur für die viertklassige „Tercera
División“ qualifiziert hatte. Doch nicht
nur die Sportfans dürften die Investitio-
nen in den Fußball Andorras interessie-
ren. Der spanische Fiskus durchleuchtet
die Geschäfte von Berufssportlern genau.
Und das unabhängige Fürstentum in den
Pyrenäen gilt als Steueroase. Piqué ist erst
im Juli zu einer Geldstrafe und Steuer-
nachzahlung in Höhe von 2,1 Millionen
Euro verurteilt worden. Aber vielleicht
versteht der Geschäftsmann und Innenver-
teidiger den FC Andorra auch nur als eine
Art Lehrwerkstatt. In Wirklichkeit näm-
lich, heißt es bei Barça, will Gerard Piqué
einmal Präsident des FC Barcelona wer-
den. HANS-GÜNTER KELLNER
D
er Aufschwung der deutschen
Mannschaft hat zu Beginn
der EM-Saison einen ersten
Dämpfer erhalten. In einem
in der zweiten Halbzeit lei-
denschaftlichen und packenden Duell ge-
gen die Niederlande verloren die Deut-
schen 2:4. Die Niederlage in einer hin-
und herwogenden Partie war nach einem
Einbruch in der zweiten Halbzeit ver-
dient. Gnabry hatte das Team von Bun-
destrainer Löw in der ersten Halbzeit in
Führung gebracht (9.), doch nach dem
Wechsel drehten die Niederländer das
Spiel durch Tore von de Jong (59.), Tah
(65. Eigentor), Malen (79.) und Wijnal-
dum (90.+1). Der deutschen Mannschaft
war nur noch der zwischenzeitliche Aus-
gleich durch Kroos (72., Handelfmeter)
gelungen. Die Deutschen hatten der domi-
nanten und kombinationsstärkeren Spiel-
weise der Niederlande nach der Pause
nicht mehr viel entgegenzusetzen, nach-
dem sie in der ersten Halbzeit noch die
besseren Chancen gehabt haben. Die Nie-
derländer glichen damit das direkte Duell
gegen die Deutschen nach dem 2:3 in
Amsterdam aus und sorgten mit ihrem
Sieg nun für große Spannung in der EM-
Qualifikationsgruppe C, die nun alleine
von Nordirland angeführt wird.
Die Führung der deutschen Mann-
schaft nach neun Minuten war wie aus
dem Nichts entstanden. Oder besser:
Nach einer Anfangsphase, in der die Nie-
derländer die deutsche Mannschaft mit
ständigem Ballbesitz von zeitweise rund
80 Prozent beherrscht hatten und ihr kei-
nen Raum zur Entfaltung gelassen hatte.
Auch die bis dahin erste und einzige Chan-
ce des Spiels hatte sich die Mannschaft
von Trainer Koeman erspielt, als sich Ba-
bel in der achten Minute mit kräftigem
Körpereinsatz im Lauf- und Zweikampf-
duell gegen Tah auf Höhe der Mittellinie
durchsetzte. Sein Zuspiel erreichte De-
pay, doch Torwart Neuer konnten dessen
Schuss mit Fäusten abwehren. Der erste
und auch gleich erfolgreiche deutsche An-
griff nach der Umklammerung bestach je-
doch durch Tempo und Präzision. Kim-
mich hatte mit einem einzigen weiten
Pass aus der eigenen Hälfte den durchge-
starteten Klostermann präzise freie Bahn
verschafft. Der Leipziger Defensivspezia-
list lief alleine auf Torwart Cillessen zu,
aber er schoss direkt auf den Torwart.
Den abprallenden Ball angelte sich Gna-
bry und traf aus kurzer Entfernung, aber
durchaus schwieriger Position überlegt in
die linke Ecke zum 1:0.
Nach der überraschenden Führung än-
dert sich nicht viel am Spielverlauf, wohl
aber an dessen Einseitigkeit. Die Nieder-
länder hatten bis zur Halbzeit eine Ballbe-
sitzquote von 61 Prozent, aber gefährli-
che Torszenen entstanden daraus kaum –
und wenn, dann vornehmlich aus Stan-
dardsituationen. Die Mannschaft von
Bundestrainer Löw, der angekündigt hat-
te, dem Gegner nicht den Raum zu über-
lassen, tat aber genau dies. Der Tabellen-
führer stand mit seiner Fünferkette oft
überraschend tief in der eigenen Hälfte,
aber bei den Umschaltmomenten ging es
dann immer wieder mit enormem Tempo
nach vorne. In der 27. Minute hätte Gna-
bry bei einem Konter besser das Zuspiel
auf den mitstürmenden Werner suchen
sollen, als sich an einem Heber aus gro-
ßer Distanz zu versuchen. Kurz darauf
fehlte einem Pass von Reus auf Werner
die letzte Präzision. Aber diese beiden
Szenen waren dennoch vielversprechen-
der als die niederländischen Angriffsver-
suche, die das deutsche Bollwerk aus dem
Spiel heraus nicht ins Wackeln bringen
konnten. Kurz vor der Pause hatte schließ-
lich Reus die nach der Führung beste
Chance des Spiels, nachdem ihn Kroos im
Strafraum frei gespielt hatte, doch den
Schuss des Dortmunders aus rund zehn
Metern Entfernung konnte Cillessen mit
einer Hand abwehren.
Die Führung zur Pause war angesichts
der besseren Chancen der Deutschen
nicht unverdient, auch wenn von Spiel-
freude und Dominanz weniger zu sehen
war, als der Trainer und das Team nach
den Eindrücken der jüngsten Vergangen-
heit wohl selbst von sich erwartet hatten.
Die Niederländer standen nach der Pause
angesichts des Rückstands in diesem
Spiel und der Tabelle unter Druck. Nach
drei Spielen hatten sie es auf gerade drei
Punkte gebracht, Deutschland hatte zu
diesem Zeitpunkt bei drei Spielen das Op-
timum von neun Punkten erreicht – drei
weniger als die spielfreien und vier Mal
siegreichen Nordiren, dem kommenden
Gegner am Montag in Belfast.
Die Niederlande wankten zu Beginn
der zweiten Halbzeit bedenklich. Zu-
nächst war es de Ligt, der in höchster Not
wenige Meter vor dem Tor zu einem Eck-
ball klären konnte (50.), drei Minuten spä-
ter van Djik. Aber von diesen Schreckmo-
menten ließen sich die Niederländer nicht
beirren. Mit einem Doppelwechsel (58.)
setzten sie ein offensives Zeichen – und
der Erfolg sollte schnell folgen, nachdem
Kimmich zunächst im eigenen Strafraum
ein brandgefährliches Zuspiel gerade noch
verhindert hatte (55.) und Wijnaldum mit
der bis dahin besten Chance an Neuer ge-
scheitert war (56.). Aber in der 59. Minute
geschah, was sich angedeutet hatte: der
erste Treffer für die Niederlande. Der star-
ke Babel hatte eine Flanke scharf in den
Strafraum gezogen, Tah verpasste, und
Schulz kam einen Schritt im Duell mit de
Jong zu spät, der zum 1:1 traf. Sechs Minu-
ten später hatten die Niederländer das
Spiel gedreht, obwohl Löw mit einem Dop-
pelwechsel von Gündogan und Havertz
für Werner und Reus die Defensive stär-
ken wollte. Nach einer Ecke wehrte Neuer
einen Kopfball von van Djik noch bravou-
rös ab, doch das sofortige Zuspiel von De-
pay in die Gefahrenzone stolperte der be-
drängte Tah ins eigene Tor (65.).
Die große Frage war nun, ob die deut-
sche Mannschaft dieser Wende ebenfalls
etwas entgegenzusetzen hatte. Aber bevor
sich dies am Spielverlauf eindeutig hätte
belegen lassen können, stand es 2:2. Die
Deutschen konnte da aber nur von Glück
sprechen, denn der Schiedsrichter hatte
in der 71. Minute auf Elfmeter entschie-
den, nachdem de Ligt der Ball auf die
Hand gefallen war. Die heftigen Proteste
der Niederländer waren verständlich.
Kroos ließ sich nicht beirren und traf zum
2:2 (73.). Aber das Team von Koeman setz-
te den Deutschen trotz des Rückschlags so-
fort weiter zu, spielte ein extrem druckvol-
les Pressing. Auch die Kombinationen wa-
ren nun schneller und präziser als in der
ersten Hälfte. Unter Druck unterlief Gin-
ter im Aufbau ein Fehlpass, nun schalte-
ten die Niederländer schnell um, und
nach einer schönen Kombinationen hat-
ten sie die deutsche Defensive komplett
ausgespielt und erzielten durch den einge-
wechselten Malen die abermalige Füh-
rung zum 3:2 (79.). Vier Tore in zwanzig
Minuten waren Zeichen eines packenden
Spiels, das sich seiner taktischen Fesseln
der ersten Halbzeit entledigt hatte. Die
Deutschen konnten sich bis zum Ende der
regulären Spielzeit nicht mehr entschei-
dend durchsetzen, gefährliche Aktionen
blieben rar – anders die Niederländer. Ei-
ner ihren letzten Konter über Wijnaldum
sorgte sogar noch für das 4:2 (90.+1).
Deutschland – Niederlande 2:4
Deutschland:Neuer (Bayern München/33/89) –
Ginter (Bor. Mönchengladbach/25/27), 84.
Brandt (Borussia Dortmund/23/26), Süle (Bayern
München/24/21), Tah (Bayer Leverkusen/23/7) –
Klostermann (RB Leipzig/23/3), Kimmich (Bay-
ern München/24/43), Kroos (Real Ma-
drid/29/93), Schulz (Borussia Dortmund/26/9) –
Werner (RB Leipzig/23/26), 61. Havertz (Bayer Le-
verkusen/20/4), Gnabry (Bayern Mün-
chen/24/9), Reus (Borussia Dortmund/30/42),
- Gündogan (Manchester City/28/34).
Niederlande:Cillessen (FC Valencia/30/51) –
Dumfries (PSV Eindhoven/23/8), 58. Pröpper
(Brighton & Hove Albion/28/16), De Ligt (Juven-
tus Turin/20/18), Van Dijk (FC Liverpool/28/29),
Blind (Ajax Amsterdam/29/65) – de Roon (Ata-
lanta Bergamo/28/13), 58. Malen (PSV Eindho-
ven/20/1), de Jong (FC Barcelona/22/10), Wijnal-
dum (FC Liverpool/28/58) – Depay (Olympique
Lyon/25/49), Babel (Galatasaray Istanbul/32/59),
- Aké (AFC Bournemouth/24/11), Promes
(Ajax Amsterdam/27/39).
Tore:1:0 Gnabry (9.), 1:1 de Jong (59.), 1:2 Tah
(66., Eigentor), 2:2 Kroos (73., Handelfmeter), 2:3
Malen (79.), 2:4 Wijnaldum (90.+1).
Schiedsrichter:Dias (Portugal).
Zuschauer:51 299 (ausverkauft).
Gut im Geschäft
Gerard Piqué mischt im Tennis mit, verdient Geld mit virtuellem Glücksspiel
und kaufte den FC Andorra. Vielleicht wird er mal Präsident des FC Barcelona.
Er steckt hinter dem neuen Davis Cup:Geschäftsmann Piqué Foto dpa
Spiel gedreht, Deutschland besiegt
Kampf um den Ball:Torschütze Serge Gnabry (links) und Verteidiger Matthijs De Ligt suchen nach Orientierung. Foto AFP
In der Qualifikation zur
Fußball-EM 2020 muss
sich die Mannschaft
von Bundestrainer
Joachim Löw der
Niederlande, die vor
allem nach der Pause
dominanter ist, 2:4
geschlagen geben.
Von Michael Horeni,
Hamburg
Spiel in Kürze