Die Welt - 09.09.2019

(C. Jardin) #1

B


oris Johnson will den Kon-
flikt mit dem Parlament of-
fenbar weiter eskalieren.
Der britische Premiermi-
nister wolle das am Freitag
erlassene Gesetz gegen einen ungere-
gelten Brexit ignorieren und lege es da-
rauf an, von Abgeordneten verklagt zu
werden, berichtete die konservative
Zeitung „Sunday Times“. Johnson
steuere das Land damit in die
schlimmste Verfassungskrise seit 1688,
als die Grundlagen für das heutige par-
lamentarische System Großbritanniens
geschaffen wurden.

VON STEFANIE BOLZEN
AUS LONDON

Das am Freitag verabschiedete Ge-
setz gegen den ungeregelten EU-Aus-
tritt sieht vor, dass die Regierung eine
Verlängerung der Brexit-Frist beantra-
gen muss, wenn bis zum 19. Oktober
kein Abkommen ratifiziert ist.
Die „Sunday Times“ berichtet unter
Berufung auf Regierungskreise, John-
sons Team wolle den EU-Gipfel am

17.Oktober abwarten – wenn es dann
keine Lösung gebe, wolle die Regierung
eine Verlängerung des Brexit-Termins
mit allen Mitteln sabotieren: Sein Team
sei bereit, „mit der Kettensäge gegen al-
les vorzugehen“, was ihm im Weg sei,
verlautet aus No. 10 Downing Street.
Am Montag will Johnson erneut über
Neuwahlen zum 15. Oktober abstimmen
lassen. Er hofft auf eine Mehrheit für
seine Tories, mit der er seine Brexit-Po-
litik doch noch umsetzen könnte. Aller-
dings dürfte sein Plan wieder scheitern:
Nach Angaben der Co-Vorsitzenden der
Grünen, Sian Berry, sind sich die Oppo-
sitionsparteien „völlig einig“ in ihrem
Widerstand gegen Neuwahlen – bis die
Gefahr eines harten Brexits gebannt sei.
Gleichzeitig schwindet der Rückhalt
für Johnsons radikalen Kurs auch inner-
halb der Regierung: Am Samstagabend
hat die britische Arbeitsministerin Am-
ber Rudd ihren Rücktritt aus dem Kabi-
nett und aus der Fraktion der Konserva-
tiven mitgeteilt. Ihre Entscheidung be-
gründete die einflussreiche Ministerin
durch scharfe Kritik an ihrer Regierung,
die „nur den ‚No Deal‘ vorbereitet“,

aber kein Interesse zeige an „Arbeit und
Vorbereitung für ein Abkommen“ mit
der Europäischen Union. Zu Rudds
Nachfolgerin wurde am Sonntag die
Umweltstaatssekretärin Thérèse Coffey
bestimmt.
Rudd attackierte Premierminister
Boris Johnsondirekt, weil er am Diens-
tag 21 Tory-Fraktionsmitglieder ge-
schasst hatte, nachdem diese den Weg
für eine Blockade des „No Deal“ mit frei
gemacht hatten. Johnsons Vorgehen sei
ein „Angriff auf Anstand und Demokra-
tie“. Sein „kurzsichtiges Abschlachten“
habe die Partei „weitsichtiger und enga-
gierter Abgeordneter beraubt“. Sie kön-
ne nicht tatenlos zuschauen, „während
gute und loyale moderate Konservative
ausgeschlossen werden“, schrieb Rudd
in ihrer am Samstagabend veröffent-
lichten Erklärung.
Rudd galt einst als aussichtsreiche
Kandidatin für das Amt der Regierungs-
chefin. Sie hatte im Kabinett von There-
sa May bereits den Posten der Arbeits-
ministerin inne. Auch das Innenminis-
terium leitete sie zeitweise. Die proeu-
ropäische Politikerin galt zusammen

mit anderen lange Zeit als Gegenge-
wicht zu den Brexit-Hardlinern im Ka-
binett. Doch die meisten ihrer Mitstrei-
ter waren nach der Wahl Johnsons zum
Premierminister ausgeschieden. Die 56-
Jährige erwägt nun, als unabhängige
Kandidatin in die allseits erwartete
Neuwahl zu gehen.
Rudds offene Konfrontation mit dem
Premier und Parteivorsitzenden macht
den Aufstand aus der Mitte der Partei
gegen Johnson perfekt. Seit dem Raus-
wurf ihrer Kollegen war der Druck auf
sie gewachsen, dem Kabinett den Rü-
cken zu kehren. Rudd könnten, so wird
in London spekuliert, weitere Minister
folgen. Etwa die einstigen Brexit-Geg-
ner Nicky Morgan (Kultur) und Matt
Hancock (Gesundheit). Rudds Ent-
scheidung kommt nur zwei Tage nach-
dem Johnsons jüngerer Bruder Jo als
Minister und Abgeordneter das Hand-
tuch geworfen hatte. Wie Jo Johnson
gehört Rudd dem moderaten, EU-
freundlichen Flügel an, der einen Brexit
trotzdem mittragen wollte.
Premier Johnson verband bekannter-
maßen ein Vertrauensverhältnis mit
Rudd, die trotz aller inhaltlichen Diffe-
renzen und geballter Kritik der Brexit-
Gegner den Schritt in dessen Kabinett
gemacht hatte. Offensichtlich glaubte
sie daran, dass Johnson mit intensiven
Verhandlungen, gepaart mit seiner
ernst gemeinten „No Deal“-Drohung,
doch noch ein neues Abkommen mit der
EU würde schließen können. Darin aber
hat sich Rudd, wie sie nun offen einge-
steht, getäuscht.
„Johnsons Regierung fällt auseinan-
der“, schrieb der Sprecher der opposi-
tionellen Labour-Partei, Keir Starmer,
auf Twitter. Auch aus den eigenen Rei-
hen erntete Johnson Kritik. „Wie viel
mehr von der Partei, die er geerbt hat,
wird Johnson zerstören, bevor er sich
besinnt oder von seinen Kabinettskolle-
gen aufgehalten wird?“, twitterte der
proeuropäische Tory-Abgeordnete Nick
Boles.
Die Verschärfung der Brexit-Debatte
innerhalb der politischen Institutionen
geht mit einer Radikalisierung in der
Gesellschaft einher. Bei Protesten für
und gegen den EU-Austritt kam es am
Samstag in London teilweise zu bedroh-
lichen Szenen. Wie die britische Nach-
richtenagentur PA berichtete, musste
die Polizei die jeweils mehrere Hundert
Menschen starken Gruppen am Parlia-
ment Square auseinanderhalten. Ver-
einzelt soll es zu gewaltsamen Übergrif-
fen der als rechtsextremistisch gelten-
den Fußballfan-Vereinigung Football
Lads Alliance (FLA) auf Brexit-Gegner
und Polizeibeamte gekommen sein. Die
FLA hatte ihre Anhänger zur Demo für
den Brexit aufgerufen.
Die ehemalige konservative Parla-
mentsabgeordnete und Brexit-Gegnerin
Anna Soubry sagte aus Angst vor Atta-
cken der Fußballfans ihre geplante Rede
am Parliament Square ab. „Ich bin eine
Parlamentarierin und ich habe das
Recht zu sprechen, und ich sollte keine
Angst haben, aber es ist sehr, sehr, sehr
verstörend, und ich habe eigentlich sehr
große Angst“, sagte Soubry laut PA. Vor
dem Regierungssitz Downing Street
forderten Hunderte Demonstranten
den Rücktritt von Premier Johnson.

Johnson droht mit der Kettensäge


Der britische


Premier will nach


Medienberichten das


Parlament ignorieren


und legt es auf


eine Klage an.


Arbeitsministerin


Rudd tritt aus


Protest gegen


den radikalen


Brexit-Kurs zurück


In London
demonstrieren
Brexit-Gegner (Foto)
und -Befürworter

DPA

//DAVID MIRZOEFF

8



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8 POLITIK *DIE WELT MONTAG,9.SEPTEMBER


D


er Amazonashäuptling Raoni
Metuktire fällt in Sachen Klei-
derordnung eindeutig aus dem
Rahmen beim ersten großen Mitglieder-
treffen von Emmanuel Macrons Partei
La République en Marche (LREM). Auf
der Einladung nach Bordeaux zur soge-
nannten Sommeruniversität von LREM
stand in Sachen Dresscode: lässig. Aber
das politische Happening, zu dem an
diesem Wochenende mehrere Tausend
Aktivisten und fast das komplette Re-
gierungskabinett kamen, wirkte zuwei-
len wie eine Mischung aus Aktionärs-
versammlung und Wochenendausflug
des Lions-Club.

VON MARTINA MEISTER
AUS BORDEAUX

Es ist eindeutig die gehobene Mittel-
schicht, die sich in der jungen Partei
von Frankreichs Präsidenten engagiert
und in Bordeaux versammelt hat, der-
weil sich die Gelbwesten in mehreren
Städten mit einem eher müden 42. Pro-
testtag zurückgemeldet haben. Macron
selbst ist in Bordeaux nicht anwesend,
er hat keine Funktion in der Partei.
Raoni, der Indianerhäuptling, trägt
jedenfalls wie immer seine gelbe Feder-
krone und großen Perlenschmuck über
dem Hemd, als er am Samstagabend
auf das Podium in der Messehalle tritt.
Er sagt nur ein paar Worte in einer

Sprache, die im Saal vermutlich nur die
ihn begleitende Dolmetscherin ver-
steht. Aber wenn er redet, wackelt sein
Lippenteller so stark, dass es aussieht,
als würde ein seltenes Vogelwesen
ängstlich mit dem Schnabel klappern,
bevor es stirbt. Der Umweltaktivist
und Gegner des brasilianischen Präsi-
denten Jair Bolsonaro ist der Überra-
schungsgast und Mediencoup eines
Events, mit dem Macron beweisen will,
dass seine Bewegung aus begeisterten
Anhängern mit grünen Überzeugungen
besteht und nicht etwa aus Karteilei-
chen.
Aber was mag Raoni von diesen Men-
schen gedacht haben? Spürte er, dass sie
alle Optimisten sind? Diese Erkenntnis
gehört jedenfalls zu den hübschen
Weisheiten, die auf dem zweitätigen
Treffen von Intellektuellen, Politolo-
gen, Parteienforschern und selbst ei-
nem ehemaligen CIA-Mann vor den An-
hängern Macrons feilgeboten wurden:
Macronisten sind Optimisten. Wähler
von populistischen Parteien neigen da-
gegen zum Pessimismus. Sie haben Zu-
kunftsangst. Viele der rund 40 Arbeits-
gruppen, ausnahmslos prominent be-
setzt, wirkten wahlweise wie Welterklä-
rung oder Politik-Coaching. Im Mittel-
punkt stand, wie man die Krise der De-
mokratie überwindet, aber es ging auch
um Rezepte dafür, die nächsten Wahlen
zu gewinnen.

In exakt einem halben Jahr sind Kom-
munalwahlen – eine Herausforderung
für eine Partei, die nicht in den Regio-
nen verwurzelt ist. Es gibt kein alteinge-
sessenes Netzwerk, und die wenigen
Bürgermeister von LREM, die es derzeit
gibt, sind ohne politische Etikette ge-
wählt worden oder später übergelaufen.
„Kühnheit ist das Rezept, das schon ein-
mal funktioniert hat“, sagt François De-
coster, Bürgermeister von Saint-Omer,
einem kleinen Städtchen im Norden
Frankreichs. „Diejenigen, die keine
Angst haben, werden siegen.“
Angst haben sie nicht, die Anhänger
Macrons, auch wenn ihre Abgeordne-
tenbüros regelmäßig von wütenden
Bürgern zugemauert werden. Aber
durch die Hallen des Messegeländes
von Bordeaux fegt ein heftiger Wind des
Dissidententums. Zu autoritär, zu unde-
mokratisch finden viele Mitglieder ihre
Bewegung, weit entfernt von der ur-
sprünglichen Hoffnung einer politi-
schen Erneuerung von den Graswur-
zeln her. Ablesen lässt sich die Krise der
jungen Partei in vielen Städten, wo die
Auswahl der Kandidaten für das Bürger-
meisteramt für Streit sorgt. In Paris hat
gerade der Abgeordnete Cédric Villani
seine Gegenkandidatur zu Macrons of-
fiziellem Kandidaten verkündet. Der
Mathematiker Villani,ein schräger, ge-
nialer Typ mit Spinnenbrosche am Re-
vers, tritt an gegen Benjamin Griveaux,

bis vor Kurzem Regierungssprecher, ein
technokratischer Langweiler, wie der
Wähler sie eigentlich nicht mehr sehen
will. Noch ist Villani nicht aus der Partei
ausgeschlossen worden, aber das kann
sich ändern, wenn er Nachahmer findet.
In Städten wie Bordeaux und Lyon ist
die Lage noch vertrackter, und die Bot-
schaft, die Macron aussendet, eindeu-
tig: Er allein entscheidet darüber, wer in
der Partei etwas wird. Weder sein Koali-
tionspartner, der liberale Modem-Chef
François Bayrou, noch sein Premiermi-
nister Édouard Philippe

François Bayrou, noch sein Premiermi-
nister Édouard Philippe

François Bayrou, noch sein Premiermi-
haben viel zu
melden. Umso symbolischer wirkten ih-
re Auftritte in Bordeaux. „Die Rolle des
Bürgermeisters lässt sich nicht auf Par-
tisanenkämpfe beschränken“, sagte
Bayrou. Seine Legitimität käme nicht
„von oben“.

„Was bedeutet En Marchefür dich
heute?“, fragt Agathe Izard-Simion am
Stand des südfranzösischen Departe-
ments Var. Sie lässt Minister, Partei-
funktionäre und jeden in die Kamera
sprechen, der bei ihr vorbeikommt. Die
Befragten machen Herzzeichen, stim-
men Lieder an, reden von Veränderung,
Erneuerung, Respekt. Was ist die Kern-
botschaft? „Wohlwollen und Enthusias-
mus“, sagt die 52-Jährige. Sie war vor ih-
rem Engagement für LREM nie in einer
Partei, aber empfindet sich auch heute
nicht als Parteimitglied: „Ich mache kei-
ne Politik, ich sammle Aussagen und Er-
fahrungen, die ich weiterleite.“
WWWas ist aus dem politischen Start-upas ist aus dem politischen Start-up
Macrons geworden? Viele mögen sich
vor diesem Sommercamp gefragt haben,
ob LREM in Wahrheit nicht ein virtuel-
les Wesen ist, das vor allem aus einem
Mitglied besteht: Emmanuel Macron.
VVVor zweieinhalb Jahren hatte er seineor zweieinhalb Jahren hatte er seine
Marscheure mit Fragebögen im ganzen
Land von Tür zu Tür zu geschickt, um
herauszukriegen, wie die Franzosen ti-
cken. Mitglied wurde man per Maus-
klick. Ein Parteibuch gibt es bis heute
nicht. Inzwischen zählt LREM 420.
Mitglieder, die keinen Beitrag zahlen.
Reich ist die Partei trotzdem: Dank der
sechs Millionen Macron-Wähler und der
mehr als 300 Sitze im Parlament erhielt
LREM vergangenes Jahr 22,5 Millionen
Euro staatliche Parteifinanzierung.

ÜÜÜberraschungsgast bei erstem Treffen von Macrons Parteiberraschungsgast bei erstem Treffen von Macrons Partei


Die „Sommeruniversität“ in Bordeaux soll zeigen, dass LREM kein leeres Konstrukt ist. Ein Amazonashäuptling aus Brasilien hilft dabei


Raoni Metuktire, Häuptling der im
Amazonasgebiet lebenden Kayapo

AFP

/NICOLAS TUCAT

EXTREMISMUSVERDACHT

Polizeianwärter in


Hessen entlassen


Weil sie rassistische Botschaften in
einem Chat ausgetauscht haben sollen,
ermittelt die Frankfurter Staatsanwalt-
schaft gegen sechs mittlerweile ent-
lassene hessische Polizeianwärter. Das
bestätigte ein Sprecher des Innen-
ministeriums in Wiesbaden. Zuvor
hatte die „FAZ“ über den Fall berichtet.
Demnach hatten die Anwärter während
ihrer Ausbildung über eine WhatsApp-
Gruppe Bilder herumgeschickt, „die
mindestens menschenverachtend sind,
zu großen Teilen aber vor allem ras-
sistisch und antisemitisch“. Details zu
den Inhalten wollte das Innenministe-
rium nicht nennen. Nachdem die Poli-
zeiakademie auf die brisanten Inhalte
der ausgetauschten Nachrichten auf-
merksam geworden war, habe man die
Anwärter sofort entlassen, sagte der
Ministeriumssprecher.

AFGHANISTAN

Trump spricht nicht
mit den Taliban

Afghanistan steht nach dem Scheitern
eines Friedensabkommens zwischen
den aufständischen Taliban und den
USA vor einer ungewissen Zukunft.
US-Präsident Donald Trump erklärte
am Sonntag per Twitter, er habe ein
geplantes Geheimtreffen zwischen der
Taliban-Führung, dem afghanischen
Präsidenten und ihm im amerikani-
schen Camp David abgesagt. Dies sei
die Reaktion auf einen Anschlag in
Kabul, bei dem ein US-Soldat und wei-
tere elf Menschen getötet worden sei-
en. „Ich habe das Treffen sofort abge-
sagt und die Friedensgespräche auf-
gekündigt.“ Die afghanische Regierung
machte die Taliban für das Scheitern
der Gespräche verantwortlich. Prä-
sident Aschraf Ghani und weitere Re-
gierungsvertreter waren getrennt von
den Taliban in die USA eingeladen
gewesen, hatten die Reise jedoch nicht
angetreten. Die Taliban haben es stets
abgelehnt, mit Regierungsvertretern zu
verhandeln. Unterdessen hat die deut-
sche Bundespolizei das Ausbildungs-
projekt für die afghanische Polizei
vorerst ausgesetzt. Die schwer gesi-
cherte Unterkunft im sogenannten
Green Village in Kabul sei nicht mehr
bewohnbar, teilte ein Sprecher des
Bundesinnenministeriums in Berlin
mit. Elf Polizisten und der Leiter des
Projekts hätten Platz in der deutschen
Botschaft gefunden.

SAUDI-ARABIEN

König entlässt
Energieminister

Saudi-Arabiens Energieminister Chalid
al-Falih, eine der einflussreichsten
Figuren im weltweiten Ölhandel, ist
von seinem Amt entbunden worden.
Eine entsprechende Anordnung von
König Salman sei am Samstagabend
ergangen, hieß es. Gründe wurden
nicht mitgeteilt. Nachfolger wird dem-
nach Prinz Abdulasis bin Salman bin
Abdulasis al-Saud. Al-Falih hatte erst
vor wenigen Tagen den Posten als Vor-
sitzender des staatlichen Ölkonzerns
Saudi Aramco aufgeben müssen. Es ist
das erste Mal, dass ein Mitglied des
Königshauses die Verantwortung für
die wichtige Ölpolitik des Landes be-
kommt. Prinz Abdulasis ist ein älterer
Halbbruder von Kronprinz Mohammed
bin Salman, dem eigentlich starken
Mann des Königreiches. Enge Bezie-
hungen werden den beiden aber nicht
nachgesagt.

BOSNIEN-HERZEGOWINA

Erste Pride-Parade
findet in Sarajevo statt

Mehr als 1000 Menschen haben an der
ersten Pride-Parade in der Geschichte
Bosnien-Herzegowinas teilgenommen.
Mitglieder der LGBT-Community – die
Abkürzung steht für Schwule, Lesben,
Bisexuelle und Transgender-Personen


  • zogen von der Ewigen Flamme in
    Stadtzentrum zum knapp zwei Kilo-
    meter entfernten Parlamentsgebäude.
    Sie skandierten Parolen wie „Die Stadt
    ist unser!“ und „Das ist Stolz!“, wie es
    hieß. Unter den Marschierenden war
    auch der US-Botschafter in Sarajevo,
    Eric Nelson, der sich zu seiner Homo-
    sexualität bekennt und mit seinem
    Partner zusammenlebt, sowie weitere
    westliche Diplomaten.


KOMPAKT


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