Beobachter - 13.09.2019

(nextflipdebug5) #1
Sinusknoten

rechterVorhof

rechteHerzkammer

linkerVorhof

linkeHerzkammer

AV-Knoten
Atrioventrikularknoten
(Vorhof-Kammer-Knoten)

RATGEBER


TEXT: ANDREAS GROTE | INFOGRAFIK: ANNE SEEGER UND ANDREA KLAIBER

GESUNDHEIT. Nicht jedes Rasen, Stolpern oder Flimmern ist lebensgefährlich.
Was die häufigsten Herzrhythmusstörungen zu bedeuten haben.

Wenn das Herz


aus dem Takt gerät


F


ast 100 000-mal schlägt das Herz
jeden Tag. Ein Arbeitstier. Doch
wenn es einmal streikt, leben wir
nur noch ein paar Minuten.
Klar, dass wir unruhig werden, wenn
sich plötzlich Poltern, Rasen oder ein
chaotischer Puls bemerkbar machen.
«Doch bitte keine Panik», sagt Thomas
Lüscher, Leiter des Zentrums für Mole-
kulare Kardiologie an der Uni Zürich.
«Rhythmusstörungen sind in der Regel
nicht akut lebensgefährlich.» Man sollte
sie aber ärztlich abklären lassen.

Elektrischer Impuls. Taktgeber für den
Herzschlag ist der Sinusknoten. Er be-
findet sich im rechten Vorhof und sendet
den elektrischen Impuls aus, der sich in
der gesamten Herzmuskulatur ausbrei-
tet. Er sorgt für ein rhythmisches An-
spannen und Entspannen – das erhält
den Blutkreislauf aufrecht und versorgt
die Organe gleichmässig mit Sauerstoff.
Bei Bedarf kann das vegetative Ner-
vensystem die Herzfrequenz erhöhen.

Es signalisiert dem Sinusknoten, dass
mehr Sauerstoff ins Blut muss. Der
Herzrhythmus steigt von üblichen 60
bis 80 auf bis zu 180 Schläge pro Minu-
te, bleibt aber regelmässig.
Unregelmässig wird der Takt bei
Zusatzschlägen, sogenannten Herzstol-
perern. Auslöser können Belastungen
sein, etwa Stress (siehe «Herzstolpern»,
Seite 60).
Herzstolpern ist die häufigste Rhyth-
musstörung, aber harmlos, auch wenn
es Betroffene meist als unangenehm
empfinden. «Wer einmal weiss, dass
diese Rhythmusstörungen ungefähr-
lich sind, kommt damit meist gut zu-
recht», sagt Lüscher. Falls sie zu häufig
werden und stark stören, können sie
behandelt werden.
Mehr Aufmerksamkeit braucht das
spontane und grundlose Herzrasen.
«Das ist gar nicht so selten», sagt
Lüscher. «Es kann Angst, Brustschmerz
und Schwindel auslösen.» Wenn es
häufiger zu solchen Anfällen kommt –

möglicherweise verbunden mit Ohn-
macht oder verminderter Leistungs-
fähigkeit –, sollte man sie bei einer Kar-
diologin abklären lassen.

Hirnschlag-Gefahr. «Wichtig ist, festzu-
stellen, ob das Herzrasen Ausdruck ei-
nes Vorhofflimmerns ist», sagt Lüscher.
Dabei verliert der Sinusknoten wegen
Herz-Kreislauf-Beschwerden oder an-
derer Erkrankungen die Kontrolle über
die Reizleitung. Es kommt zu einem
schnellen, stark unregelmässigen Puls.
Anfangs findet das Herz spontan
wieder zum normalen Rhythmus zu-
rück. Wenn zu viel Zeit verstreicht, kann
die Störung aber anhalten. Meist sind
dann Medikamente, ein Katheterein-
griff oder ein Elektroschock notwendig.
«Ausserdem braucht es eine Blutver-
dünnung», sagt Lüscher. Sonst könne
sich im Vorhof ein Gerinnsel bilden, das
womöglich zum Hirnschlag führt.

Lesen Sie mehr zum Thema auf Seite 60.

58 Beobachter 19/2019
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