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Sie war das 17. der 24 Kinder ihres Vaters, doch wuchs sie auf mit
dem Bewusstsein, etwas Besonderes zu sein. Für ein junges Mäd-
chen erhielt sie eine recht gründliche Schulbildung. Schon vorher
sprach sie wie selbstverständlich mehrere Sprachen, ihre Familie
war international weit vernetzt. Sie war perfektes »Heiratsmaterial«,
doch ihre Ehe mit einem hochherrschaftlichen Spross war eine Lie-
besheirat. Jahr für Jahr gebar sie ein Kind. Da brach jäh ein welt-
erschütterndes Ereignis in das friedliche Familienleben ein, und ihr
Gatte wurde an die Spitze eines Großreichs katapultiert. Das junge
Glamourpaar galt als Hoffnungsträger eines kriegsmüden, Not lei-
denden Volkes. Tiefreligiös und im Bewusstsein ihrer patriarchalen
Verantwortung, aber politisch unerfahren, bemühten sie sich im
Geheimen um Friedensverhandlungen mit dem Feind und stützten
sich dabei auf ihre familiären Verbindungen zu der gegnerischen
Seite. Vergeblich – und als die Sache bekannt wurde, war der Skan-
dal perfekt. Mit Schimpf und Schande musste das Paar das Land
verlassen, einen Tag bevor eine neue Zeit anbrach. Ein endloses Exil
begann. Mit dreißig Jahren wurde sie Witwe, wurde aber mehr als
dreimal so alt. Unbeugsam hielt die stets schwarz gekleidete Matri-
archin am Anspruch des Blutes fest. Als sie fast hundertjährig starb,
wurde ihr Begräbnis zu einem nostalgischen Spektakel in dem Land,
das mit ihrem einstigen Status kaum noch etwas anfangen konnte,
außer ihn mit Pomp zu verklären. Wer war’s?
Lösung Nr. 34: Bibiana Steinhaus, geb. 1979 in Bad Lauterberg, im ersten Beruf Polizei-
Hauptkommissarin, pfeift als Schiedsrichterin seit der Saison 2017/18 auch Spiele in der
- Männer-Bundesliga – als erste Frau. Davor war sie zehn Jahre in der 2. Männer-Liga sowie
im Frauenfußball aktiv, pfiff u. a. 2011 das Finale der Fußball-WM und 2017 das Champions-
League-Finale der Frauen. Ihr Lebenspartner ist Howard Webb, ehemals Kultschiedsrichter
LEBENSGESCHICHTE
Viswanathan Anand aus Indien wird in diesem Jahr 50. Wohl ver-
lor er seinen WM-Titel an den aktuellen norwegischen Weltmeister
Magnus Carlsen, doch nach wie vor zählt er, inmitten all der weit
Jüngeren, zur absoluten Weltspitze. Hochgeachtet in der Schachwelt,
hochverehrt in seiner Heimat. Immer blickt »Vishy« weit über den
Brettrand der 64 Felder hinaus, interessiert an Astronomie ebenso
wie an den letzten Computerdingen, worüber er sich neben »seinen«
Sprachen Englisch, Tamil und Hindi auf Deutsch ebenso mühelos
wie auf Spanisch mitteilen kann. Ohne irgendeinen Dünkel.
Doch zuallererst ist und bleibt er natürlich Schachspieler, eigenem
Bekunden nach mit der gleichen Leidenschaft wie eh und je. Dazu
(aus New in Chess) eine kleine Episode von der letzten Schnell-
schach-WM in St. Petersburg.
Der Russe Sergei Karjakin spricht ihn an: »Vishy, warum hast du
nicht ... gespielt?« Anand schaut ihn perplex an: »Von welcher Partie
redest du?« Karjakin: »Die Italienische in der 8. Runde, du hattest
Schwarz.« Anand: »Meine einzige Italienische war in der 6. Runde.«
Karjakin: »Nein, es muss später gewesen sein!« Anand: »Glaube mir,
ich saß direkt bei mir. Und ich gewann ohnehin. Was soll ich überse-
hen haben?!« Karjakin: »Es war, als du ...Dg6 spieltest.« Vishy schaut
einen Moment auf das Brett in seinem Kopf und reagiert unmittel-
bar: »Richtig!« (rattert den sofortigen Gewinn herunter) »Sehr schön!«
Wie hätte Anand als Schwarzer sofort gewinnen können?
Lösung aus Nr. 34: Mit welchen listigen Königs-
zügen gewann Schwarz am Zug? Nach 1...Kf1!
(nicht 1...Kxf2 mit Patt) 2.f3 Ke2 3.Kg1 Ke3!
(3...Kxf3 ergäbe nur remis!) gab Weiß auf, weil er
nach 4.Kf1 Kxf3 die Opposition aufgeben muss:
sowohl nach 5.Kg1 Ke2 als auch nach 5.Ke1 Kg2
verwandelt sich der f-Bauer
SCHACH
8 7 6 5 4 3 2 1
a b c d e f g h
Spiele
Tom, der Bankräuber, hat gelesen, dass man die Polizei am besten
austricksen kann, indem man alles zufällig plant. Deswegen hat
er die Buchstaben von A bis P in vier Säckchen gepackt, in jedes
Säckchen genau vier Stück. Und jetzt zieht er immer aus jedem
Säckchen genau einen Buchstaben, legt daraus ein Wort und packt
jeden Buchstaben dann wieder zurück in das Säckchen, aus dem er
ihn geholt hat. Am Ende bastelt er aus den neun Wörtern, die er so
gezogen hat, den Plan für den Banküberfall:
»PHIL ist ein HELD und besorgt ein JOCH. Der CHEF läuft
AMOK und verteilt BLEI. Und ich folge mit meinem HELM dem
PFAD und klaue den FOND.« – »Alles klar«, nickt der Chef, und
so wagt keiner zu widersprechen.
Ob dieser verwegene Plan aufgeht, ist ungewiss, aber können Sie
herausfinden, welche Buchstaben in welchen Säckchen waren?
Lösung aus Nr. 33: 1. 5291 x 8300 = 43.915.300; 2. 3671 x 5099 = 18.718.429
Nächste Woche an dieser Stelle: Sudoku und die Auflösung aus Nr. 34.
Online Sudoku spielen unter http://www.zeit.de/sudoku
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Nina Bengtson, Mirko Merkel, Gianna Pfeifer; Mitarbeit: Hy-Ran Kilian Autoren Jean-
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