Die Zeit - 22.08.2019

(Nora) #1

Jetzt bestellen:^ http://www.zeit.de/zw-aktion 040/42 23 70 70*


Sie sparen


30 %


+ Geschenk
zur Wahl

Sich selbst erkennen


Asia-Messer-Set, 3-teilig
Mit den praktischen Sushi-, Koch- und
Gemüsemessern haben Sie alles im Griff.

Auch digital
erhältlich

Was würden Sie antworten auf: Warum ist mir Nähe so wichtig? Wer fällt mir
als Erstes beim Wort »liebevoll« ein (und warum)? Wo oder wann bin oder war ich
glücklich? Warum? Und mit wem? Jede dieser Antworten kann die Tür öffnen
zu einer neuen Erkenntnis – oder zu einer noch tiefer gehenden Frage. Die neue
3-teilige Serie »Das macht mich aus!« hilft Ihnen, die richtigen Fragen zu stellen –
um sich selbst näherzukommen und bislang Verborgenes ans Licht zu holen.

Finden Sie heraus, was Sie im Kern ausmacht, und sichern Sie sich die
komplette ZEIT WISSEN-Serie für nur 14,50 €! Als Dankeschön erhalten Sie
ein hochwertiges Geschenk Ihrer Wahl.


  1. Teil: WIE SIEHT IHRE DUNKLE SEITE AUS?
    (in dieser Ausgabe)

  2. Teil: WELCHE MASKEN TRAGEN SIE?
    (erscheint am 15. Oktober)

  3. Teil: WAS IST IHNEN WIRKLICH WICHTIG?
    (erscheint am 10. Dezember)


*Bitte Bestellnummer angeben: 1882205 H

Geschenkset »The Ritual of Happy Buddha«
Vitalisierender Duft von Süßorange und Zedernholz.
Duschschaum, Körperpeeling, Körpercreme und Parfum
d’Intérieur in einer umweltfreundlichen Geschenkbox.

Quizbox »Allgemeinwissen«
Staunen, Trainieren und Rätseln: 300 Fragen
& Antworten in einer schicken Geschenkbox mit
Klappdeckel. Aus dem moses.-Verlag.

107295_ANZ_10729500019217_23737577_X4_ONP26 1 20.08.19 14:

ANZEIGE



  1. August 2019 DIE ZEIT No 35


Italien: Scheitert Innenminister Salvinis Griff nach der Macht?


Sy rien: Helfen die UN dem Assad-Regime bei Luftangriffen?


D


ie italienische Regierung ist geschei-
tert. Die Krise hat Matteo salvini,
Chef der Lega und amtierender
Innenminister, ausgelöst. Anfang
August hat er die Zusammenarbeit
mit seinem Koalitionspartner, MoVimento 5 stel-
le, beendet. salvini will schnelle Neuwahlen
erzwingen. Es ist klar, warum: seine Lega liegt in
umfragen bei bis zu 40 Prozent. Wird gewählt, hat
salvini beste Aussichten, Ministerpräsident des
Landes zu werden. Mit wem er in dem Falle koa-
lieren würde, hat er auch bereits angekündigt: mit
der rechtsradikalen Partei Fratelli d’Italia. Die
anderen Parteien, allen voran M5s, wollen schnel-
le Neuwahlen aus gutem grund vermeiden. Laut
umfragen würde die Partei die Hälfte aller Wähler
verlieren. Die Frage also ist, ob salvinis griff nach
der ganzen Macht verhindert werden kann.
Viel hängt jetzt am staatspräsidenten sergio
Mattarella. Er ist laut Verfassung dazu befugt, das


Parlament aufzulösen und Neuwahlen auszurufen.
Bisher hat Mattarella zur Krise geschwiegen. Doch
jetzt, da die Regierung gescheitert ist, wird er sich
äußern müssen.
Es ist unwahrscheinlich, dass er die Italiener
jetzt unmittelbar zu den urnen ruft. Denn es
gehört zu seinen Aufgaben, für stabilität im Land
zu sorgen und Italiens Ruf im Ausland als bere-
chenbarer Akteur zu wahren. Ein Ministerpräsi-
dent salvini würde aber auf europäischer Ebene
für erhebliche unruhe sorgen. Denn salvini ist
ein entschiedener gegner der Europäischen uni-
on in ihrer jetzigen Form. seit Jahren fährt er
scharfe Attacken gegen Brüssel, aber auch gegen
Berlin und Paris. Außerdem pflegt er engste Bezie-
hungen zu Putins Russland. Wird salvini Regie-
rungschef, dann wird es im europäischen gebälk
heftig krachen.
Mattarella wird jetzt zunächst einen aussichts-
reichen Kandidaten beauftragen, eine neue Regie-

rung zu bilden. Er kann mit seiner institutionellen
Macht allerdings nur auf Zeit spielen, mehr nicht.
salvini kann nur politisch, von den anderen Par-
teien, eingehegt und besiegt werden. sie müssen
sich fragen, wie man die 40 Prozent Zustimmung
für die Lega wieder reduzieren kann.
Im Parlament sind erste Konturen einer Anti-
salvini-Koalition schon zu erkennen. Nachdem
der Lega-Chef die Krise Anfang August ausgelöst
hatte, fügten M5s und die sozialdemokraten vom
Partito Democratico ihm eine Abstimmungsnie-
derlage im Parlament zu. Eine Mehrheit lehnte
einen von der Lega initiierten Misstrauensantrag
gegen die Regierung ab. schon war die Rede
davon, dass sich salvini verzockt habe.
Der ehemalige italienische Ministerpräsident
und Eu-Kommissionspräsident Romano Prodi
spricht von einer »ursula-Mehrheit«. Damit meint
er eine proeuropäische Koalition im italienischen
Parlament. M5s und die sozialdemokraten haben

zwar beide für ursula von der Leyen als Eu-Kom-
missionspräsidentin gestimmt, allerdings verbin-
det sie sonst herzlich wenig. Es gibt kaum inhalt-
liche Überschneidungen zwischen den beiden Par-
teien, und sie haben sich über Jahre hinweg auch
gnadenlos beschimpft. Es ist daher unwahrschein-
lich, dass eine ursula-Mehrheit tragfähig und von
Dauer sein könnte. selbst wenn sie gegen salvini
zusammenfände, bliebe sie fragil.
Früher oder später wird es zu Wahlen kommen
müssen. salvini wird die Zeit bis dahin nutzen und
die Regierung von außen attackieren. schon macht
er stimmung gegen seinen ehemaligen Koalitions-
partner und die sozialdemokraten. Nur der Hun-
ger nach Macht verbinde sie. sie klebten an ihren
sesseln und fürchteten sich vor dem italienischen
Volk. Deshalb wollten sie keine Neuwahlen. Das
ist eine sehr eingängige Botschaft. salvini also ist
vorerst gebremst, auf seinem Marsch zur Macht
aufgehalten ist er nicht. ULRICH LADURNER

Z


ivile Krankenhäuser genießen im Krieg
besonderen schutz, »sie dürfen unter
keinen umständen das Ziel von
Angriffen sein«. so steht es in den gen-
fer Abkommen, der grundlage des
humanitären Völkerrechts im Fall von bewaffneten
Konflikten. Keine Kriegspartei hat dieses gebot in
den letzten Jahrzehnten so systematisch missachtet
wie das Assad-Regime im Krieg in syrien.
Mindestens 500 Angriffe auf medizinische Ein-
richtungen in oppositionellen gebieten – meist aus
der Luft – gehen nach Angaben der amerikanischen
Menschenrechtsgruppe Physicians for Human Rights
auf das Konto des Regimes und seines Verbündeten
Russland. Amnesty International spricht von »vor-
sätzlichem und systematischem« Beschuss medizi-
nischer Einrichtungen, um die Bevölkerung in
oppositionellen gebieten in die Flucht zu treiben.
Zuletzt offenbar auch mit der unwillentlichen Hilfe
der Vereinten Nationen.


Nach acht Jahren Krieg halten die Rebellen, über-
wiegend radikale Islamisten, nur noch die Provinz
Idlib im Nordwesten des Landes. Ein Waffenstill-
standsabkommen, ausgehandelt von Russland und
der türkei, war im April zusammengebrochen.
seither fliegen syrische und russische Kampfbomber
wieder Luftangriffe – auch auf Krankenhäuser. Die
genauen Koordinaten haben sie in mehreren Fällen
offensichtlich von den uN. Die allerdings glaubten
zunächst, die Kliniken damit zu schützen.
Ärzte und lokale NgOs in oppositionellen
gebieten haben in den vergangenen Jahren, oft mit
dem geld westlicher Regierungen, OP-säle und
ganze Krankenstationen in unterirdische tunnel oder
unscheinbare gebäude verlegt und alle typischen
Kennzeichnungen wie das rote Kreuz oder den roten
Halbmond entfernt. Das half nicht immer, oft gaben
spitzel die Ortsangaben an das Regime weiter.
In syrien betreiben die uN einen sogenannten
deconfliction-Mechanismus: Humanitäre Helfer in

einem Kriegsgebiet, also auch sanitäter, Ärzte und
zivil betriebene Krankenhäuser, geben ihre Aufent-
haltsorte, geplante Hilfskonvois oder Evakuierungs-
routen an die uN, die sie wiederum als no- strike list
(Nichtangriffsliste) an die Kriegsparteien weiterleiten.
Dieses system funktionierte einigermaßen, als die
us-geführte Koa li tion in syrien ihren Luftkrieg gegen
den »Islamischen staat« begann.
Es funktioniert offensichtlich nicht im Fall der
syrischen Luftwaffe. trotzdem hatten in den ver-
gangenen Monaten NgOs, die im oppositionellen
Nordwesten syriens Dutzende medizinische Ein-
richtungen betreiben, ihre gPs-Daten auf die
no-strike-Liste der uN setzen lassen. Diese wurde
von den uN an Russland weitergegeben, in der
Hoffnung, das russische Militär werde keinen so
offensichtlichen Bruch des Völkerrechts wagen
und auch seine syrischen Verbündeten von
Angriffen gegen no-strike-Ziele abhalten. Eine
Fehleinschätzung. In den ersten drei Monaten der

Offensive in Idlib wurden mindestens neun gelis-
tete Krankenhäuser und Kliniken durch Luftan-
griffe völlig oder teilweise zerstört.
Manche der überlebenden Ärzte und Kranken-
schwestern haben ihre Kliniken zwischen den
Ruinen anderswo aufgebaut und hüten sich, noch
einmal ihre Koordinaten weiterzugeben. Andere
hoffen, der tod von Patienten und Mitarbeitern
werde irgendwann als juristischer Beweis für die
Kriegsverbrechen herangezogen. Russland und
syrien weisen sämtliche Vorwürfe zurück. Alle
gesundheitseinrichtungen in Idlib, so der syrische
uN-Vertreter Baschar al-Dschafari, seien »außer
Betrieb« und von »terroristen« kontrolliert – nach
Lesart des Regimes also zum Abschuss freigegeben.
Die Offensive geht unvermindert weiter. Die uN
sprechen inzwischen von einem drohenden »Blut-
bad«, die no-strike-Liste ist Makulatur. Hundert-
tausende von syrern fliehen derzeit vor den Kämp-
fen Richtung türkische grenze. ANDREA BÖHM

POLITIK 7


Nach einem Luftangriff in Idlib am 20. August

Matteo Salvini (links) am Dienstag im Parlament

WAS HINTER DEN NACHRICHTEN STECKT


Fotos: Ettore Ferrari/Shutterstock (o.); Omar Haj Kadour/AFP/Getty Images (u.)
Free download pdf