Das Schöne am Ausland ist ja, dass
man es nicht so gut kennt. Also fährt
man mal hin, meist im Sommer, und
guckt es sich an. Das Blöde am Aus-
land ist aber auch: dass man es nicht
so gut kennt. Wer zum Beispiel, ganz
ehrlich, versteht, was auf diesen Zusatz-
schildern unter französischen Parkver-
botsschildern in Strandnähe steht? Man
überlegt eine Weile rum, bemüht eine
Übersetzungs-App, wägt ab, ob man
sich einfach dumm stellen sollte und
ob das Knöllchen den Weg bis in die
Heimat überhaupt findet. Der Fahrer,
das ist das Unschöne, votiert meist für
das Gegenteil von dem, wofür der Bei-
fahrer votiert, was nicht unbedingt zur
Stimmungshebung beiträgt unter süd-
europäischen Parkverbotsschildern.
Und natürlich ist neuerdings alles noch
schlimmer. Weil alle so penetrant viel
reisen, darf man im Ausland praktisch
gar nichts mehr. Italien ist anscheinend
inzwischen eine einzige Verbotszone
für Touristen. Kürzlich wurde es für
ein Berliner Rucksacktouristenpärchen
teuer, in Venedig an der Rialto-Brücke
friedlich Kaffee aufzubrühen – 950
Euro Strafe (vermutlich berechnet aus
dem Gegenwert der eingesparten Cap-
puccini in einem Café auf dem Markus-
platz). Ein Österreicher soll 300 Euro
zahlen, weil er in Triest in einer Hänge-
matte schlief. Von der Spanischen Trep-
pe in Rom erfuhr man wenig später,
dass auf ihren Stufen ein absolutes Sitz-
verbot herrsche (für alle Autoreisenden:
Hinsetzen ist das Parken der Rucksack-
touristen). Und Heidi Klum, die soeben
einen Mann im besten Rucksacktou-
ristenalter geheiratet hat, darf mit ihm
nicht mal mehr in der Blauen Grotte
von Capri romantisch baden. Weil sie es
dennoch gemacht haben soll, muss sie
nun angeblich 6000 Euro zahlen. Das
tut natürlich weh, denn sie wollten eine
Hochzeit feiern wie Königin und König,
werden aber bestraft wie studentische
Rucksacktouristen. Plötzlich befinden
sie sich inmitten der Großgruppe der
Lonely Planet-Tölpel.
Ob das Bad so richtig romantisch war,
bevor die Polizei eintraf, darf bezweifelt
werden. Wahrscheinlicher ist doch, dass
es zwischen den beiden zu einem an das
französische Parkdilemma erinnernden
Dialog gekommen ist. Er zu ihr, leise,
wegen der angeblich anwesenden knapp
20 Gäste: »Ich meine, wenn das jeder
machen würde ...« Sie: »Ach, komm, sei
nicht immer so ein Spaßverderber!« Er:
»Was meinst du mit: immer?«
Wir empfehlen dem Paar für die hoffent-
lich lange Ehe als Reiseziel Schweden,
wo Zelten im Wald erstaunlicherweise
noch immer erlaubt ist. Vor dem Kaffee-
kochen aber bitte die aktuelle Wald-
brandstufe (brandrisk) checken, ja?
Von Matthias Stolz
Foto
Sanjin Strukic
/^ picture alliance
/^ dpa
ÜBER SCHMACH
Heidi Klum und Tom Kaulitz wollten ihre Hochzeit
offenbar auf besondere, aber verbotene Art und Weise krönen
Gesellschaftskritik
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