Spektrum der Wissenschaft - 05.2019

(Sean Pound) #1

ZEITREISE


AUS SCHROTT WIRD GOLD


»Bereits heute geht ein erheblicher Anteil des Verbrauchs an
Gold, Silber, Palladium und Platin in die elektronische Indust­
rie. Ähnlich wie die Erze zunächst aufbereitet und verhüttet,
die Edelmetalle schließlich geschieden werden müssen, ist
es mit den Abfällen. Ein Unterschied besteht allerdings, da
grundlegend neue Rückgewinnungsverfahren entwickelt
werden müssen. Der Metallhüttenmann sieht sich vor der
Aufgabe, die Aufbereitungskosten im Verhältnis zum Metall­
wert gering zu halten. In diesem Zusammenhang darf nicht
unerwähnt bleiben, daß mitunter wertvolle Nichtedelmetalle
mitanfallen, z. B. Molybdän und Wolfram.« Elektronik 5, S. 155

BLINDGÄNGER AUF DER SPUR


»Die zahlreichen in Frankreich auf den Schlachtfeldern
liegenden und nicht explodierten Geschosse werden durch
eine von Prof. Gutton aus Nancy zum erstenmal in Anwen­
dung gebrachte wissenschaftliche Methode unschädlich
gemacht. Gutton ging von der Induktionswage von Hughes
aus. Wenn man dem Apparat ein Stück Metall nähert, wird
das Gleichgewicht des elektromagnetischen Feldes unter­
brochen und im Telephon ist ein charakteristisches Ge­
räusch zu hören. Dieses Instrument diente im Kriege zur
Ermittlung der Geschoßsplitter im menschlichen Körper. Die
Form, die Prof. Gutton dieser Wage gab, ermöglicht nun ihre
Verwendung zur Entdeckung vergrabener Geschosse. Damit
das Telephon den erwünschten Zweck erfülle, wurde es
derart konstruiert, daß es nur auf Metalle bestimmter Größe
und die nicht zu tief im Erdboden sich befinden, reagiert.«
Die Umschau 19, S. 299

1919


1969


PER AUTOBAHN IN DIE STEINZEIT


»Der Nationalpark Mesa Verde in der gebirgigen Südost­
ecke des Staates Colorado bietet besonders geschichtli­
ches Interesse, da er die Überreste einer heute verschwun­
denen Kultur umschließt, von der man sich noch nicht
ganz klar darüber zu sein scheint, ob sie ein paar hundert
oder vielleicht auch 2000 Jahre zurückliegt. Leider ist der
Schutz der Regierung reichlich spät gekommen, und so
konnte es denn nicht ausbleiben, daß aus Unkenntnis und
Habsucht vieles zerstört und fortgeschleppt wurde. An der
Erschließung der noch verbliebenen Schätze arbeitet
besonders die Smithonian Institution, die manches noch
ausgräbt und durchsucht. Man vermutet, daß die früheren
Bewohner die Stammväter der jetzt noch in der Nähe
lebenden Pueblo und Moqui­Indianerstämme waren, und
sucht nun die verschiedenen Funde zu deuten. Unter die­
sen sind besonders gut erhaltene Mumien bemerkenswert,
ferner Maiskolben und Maiskörner, die noch keimfähig sich
erwiesen haben. Durch eine direkt nach dem Nationalpark
führende neue Kraftwagenstraße sind die Ruinen so zu­
gänglich gemacht, daß man ›direkt aus dem Automobil ins
Steinzeitalter hineinsteigen kann‹.« Prometheus 1542, S. 263–264

GENSCHÄDIGENDES
BREITBAND-
ANTIBIOTIKUM
»In hohen Dosen kann Chloramphenicol Brüche an Chro­
mosomen von Zellkernen des Knochenmarks hervorrufen.
Im Mai 1968 hat die Food and Drug Administration eine
Warnung an alle Ärzte der USA gesandt, da das Auftreten
schwerer bis tödlicher ›Blutdyskrasien‹ unter Anwendung
von Chloramphenicol zugenommen habe. Tödliche Kno­
chenmarkschäden [sind] im Bundesgebiet sehr viel seltener
beobachtet worden als in den USA. Die Entstehung einer
Schädigung wird heute zumeist auf eine individuelle Über­
empfindlichkeit zurückgeführt. Chloramphenicol ist ein
kaum entbehrliches Antibiotikum. Damit es weiterhin voll
zur Verfügung steht, sollten strenge Indikationsstellung
sowie Beschränkung der Dosierung und Anwendungsdauer
beachtet werden.«
Naturwissenschaftliche Rundschau 5, S. 214–215
[Anm. der Red.: Wegen seiner möglichen schweren Nebenwirkungen wird
Chloramphenicol in Deutschland heute nur noch als Reserveantibiotikum
eingesetzt, in Entwicklungsländern hingegen wegen seiner geringen Kosten
aber noch weitaus häufiger.]

SCHÖPFUNGSFUNKEN AUS DEM ALL


»Atmosphärenbestandteile und Wasser sind beim Aufschlag
von Asteroiden entgast. Ebenso kann man annehmen, daß
kohlenstoffhaltiges Material sowie Stickstoff vorhanden
waren. Unstabile Verbindungen, wie Ammoniak und Kohlen­
monoxid können nach heutiger Kenntnis in der natürlichen
Umgebung nicht entstehen. Vielmehr dürfte die Aktivierung
verschiedenster Moleküle durch ultraviolettes Licht in der
hohen Atmosphäre für spätere Spontansynthesen verant­
wortlich sein; gleichwertig sind auch elektrische Entladun­
gen. Etwa vor 2 Milliarden Jahren scheint auch freier Sauer­
stoff aufgetreten zu sein.« Naturwissenschaftliche Rundschau 5, S. 215

Chromosomenbrüche
nach Chloramphenicol­
behandlung.

Felsbehausungen von
Mesa Verde.
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