Der Stern - 29.08.2019

(Tina Meador) #1
FOTOS: REX/SHUTTERSTOCK; MAX MUMBY/GETTY IMAGES; GOTHAM/GC IMAGES; JAE DONNELLY/DDP

gehen: König oder Königin zu wer-
den nämlich. Bei Andrew müssten
gleich sieben Verwandte sterben,
damit er zum Zuge käme. Für alle
anderen gilt: nett sein, unauffällig
bleiben.
Es sollte nicht klappen. Auf der
Suche nach einer sinnvollen Auf-
gabe begnügte Andrew sich nicht
mit repräsentativen Pflichten im
Dienste der Monarchie, sondern
reiste zehn Jahre lang im Auftrag der
britischen Regierung als Handels-
botschafter um die Welt – und ver-
lor dabei offenbar aus den Augen,
dass er das Ansehen Großbritan-
niens vermehren sollte und nicht
das eigene Vermögen. 2011 musste
er den Posten schließlich aufgeben.
Was der Herzog von York leider
nicht zur inneren Einkehr nutzte.

O


ffenbar hat sich da über die Jah-
re eine Menge Frust angesam-
melt – oder auch das Gefühl,
keine Grenzen mehr berücksichti-
gen zu müssen. Davon erzählt eine
Begebenheit aus dem März 2016, da
Andrew in einem schwarzen Range
Rover durch die gewundenen Stra-
ßen der britischen Grafschaft Berk-
shire sauste. Er war auf dem Weg
nach Hause, in eine feudale Villa
nahe Schloss Windsor. Wie immer
nahm er die Abkürzung, die durch
einen Wildfangzaun gesperrt ist, der
sich aber per Sensor öffnen lässt.
Doch der war diesmal kaputt. Also
trat der SUV-Fahrer fest aufs Gaspe-
dal, um den robusten Range Rover
sein Geschäft verrichten zu lassen.
Zurück blieben ein zerschmetterter
Metallzaun, ein beschädigter Jeep –
und eine weitere Delle im öffentli-
chen Ansehen.
Auch deshalb plant Bruder
Charles für die Zukunft ein umge-
staltetes Königshaus, das sich nur
noch auf die wenigen handelnden
Persönlichkeiten beschränkt; der
Rest möge seiner Wege gehen und
in bürgerlichen Berufen glücklich
werden.
Skandale und Tragödien in der Fa-
milie, politisch schwierige Zeiten
und eine Monarchie, die einem
unter dem Allerwertesten zu zerfal-
len droht – so blickte Kaiser Franz
Joseph 1916 auf sein Reich und sein
Leben. Kurz darauf verstarb er. Ver-
mutlich hätte er nicht im Traum an-
genommen, dass alles, was ihm
wichtig war, in Kürze in Trümmer
fallen könnte. Manchmal geht es
schneller, als man denkt. 2

„RANDY ANDY“


MEIST FESCH AUF


WILDE EHE
Sarah Ferguson
und Prinz Andrew
waren von 1986
bis 96 verheiratet.
Sie erscheinen
weiter zusammen
in der Öffent-
lichkeit, wie hier
im Juni in Ascot

UNTER MÄNNERN
Waren Andrew und Epstein,
hier auf einem Foto von 2010,
gute Freunde? Oder, wie der
Prinz heute verlauten lässt,
eher gute Bekannte, die sich
wenige Male im Jahr trafen?

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