Der Spiegel - 31.08.2019

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Schleswig-Holstein


Kein Geld für E-Sport


 Schleswig-Holstein kommt in seinem
Bemühen nicht voran, »bundesweit Vor-
reiter« bei der Förderung des E-Sports zu
werden. Die schwarz-grün-gelbe Regie-
rung hat noch keine einzige Maßnahme
bezuschusst. Dabei sollte eigentlich in
einer Woche in Kiel das erste Landes -
zentrum für E-Sport eröffnet werden. Bis-
lang wurde aber keine geeignete Immobi-
lie in der Innenstadt gefunden. Vereine
und Kommunen, die E-Sport-Häuser und
Vereinsheime einrichten wollen, haben
noch kein Geld erhalten. Selbst das Ver-
sprechen von Ministerpräsident Daniel
Günther (CDU), an der Fachhochschule
Westküste in Heide eine »E-Sport-Akade-


mie« zu schaffen, liegt offenbar auf Eis.
Es ist nicht klar, woher die notwendigen
300 000 Euro pro Jahr kommen sollen.
Günther hatte sich noch im vergangenen
Jahr auf dem Heavy-Metal-Festival in
Wacken in einem E-Sport-Fan-Shirt als
Unterstützer der Szene präsentiert.
Kürzlich hingegen beteuerte er gegen-
über dem Landessportverband, dass sich
sein Blick geändert habe: E-Sport könne
nicht generell als Sport gefördert werden.
Vielmehr teile er die Ansicht des Deut-
schen Olympischen Sportbundes, dass
zwischen Sportsimulationen und
eGaming unterschieden werden müsse.
In den Förderrichtlinien des Landes
wird nicht danach gefragt, für welche
Spiele die Antragsteller Unterstützung
benötigen. MIF

DER SPIEGEL Nr. 36 / 31. 8. 2019

Innere Sicherheit

Liberale fordern mehr


Polizisten


 Nach dem Tod eines achtjährigen
Jungen, der Ende Juli am Frankfurter
Hauptbahnhof vor einen Zug gestoßen
wurde, fordert die FDP Bundesinnen-
minister Horst Seehofer (CSU) auf, die
Polizeipräsenz auf Bahnhöfen zu er -
höhen. »Die von Horst Seehofer bisher
ergriffenen oder angekündigten Maß-
nahmen gehen über bloße Sicherheits-
kosmetik nicht hinaus«, schreibt der
innenpolitische Sprecher der FDP-Bun-
destagsfraktion Konstantin Kuhle in
einem Positionspapier. Der von See -
hofer angekündigte Stellenzuwachs füh-
re angesichts von derzeit 3000 offenen
Stellen bei der Bundespolizei nicht
automatisch zu mehr Polizeipräsenz.
Kuhle verlangt zudem, dass die Re -
gierung ihr Versprechen aus dem Koali-
tionsvertrag umsetzt, einen »neuen
periodischen Sicherheitsbericht« zu
ver öffentlichen. Die Bürger sollten darü-
ber informiert werden, welche Ge -
fahren von bestimmten Kriminalitäts -
formen ausgehen und wie erfolgreich
Straftaten aufgeklärt werden. »Dabei
müssen auch das Dunkelfeld und die
Opferperspektive besser berücksichtigt
werden«, so Kuhle. CSC, VME

Lübcke-Mord

Schießtraining im


Schützenverein


 Ein der Beihilfe zum Mord an dem
Kasseler Regierungspräsidenten Walter
Lübcke beschuldigter Neonazi hat
offenbar im großen Stil Schusswaffen
gehortet. Ermittler der Soko »Liemecke«
sollen bei Markus H. mehr als drei
Dutzend Schusswaffen sichergestellt
haben – der überwiegende Teil der
46 Waffen, die bei drei beschuldigten
Männern gefunden wurden. Ein paar
hatte auch Lübckes mutmaßlicher
Mörder Stephan Ernst aufbewahrt, kei-
ne jedoch Elmar J., der Ernst die Tat-
waffe verkauft haben soll. H. hatte eine
gültige Waffenbesitzkarte. Er soll
darüber hinaus Dekowaffen gesammelt
haben, das sind unbrauchbar gemachte,
echte Schusswaffen. H. soll sich mit
Möglichkeiten beschäftigt haben, sol-
che Waffen wieder scharf zu machen.
Ob dies mit den bei ihm sichergestellten
Waffen geschah, wird derzeit noch
geklärt. H. soll Ernst regelmäßig zu
gemeinsamen Schießtrainings in Schüt-
zenvereine mitgenommen haben. FIS

Bundesregierung


Gutachterstreit um


Klimaschutz


 Die Vorbereitung der Kabinetts -
sitzung zum Klimaschutz am 20. Sep-
tember sorgt für Streit in der Bundes -
regierung. Im Mittelpunkt: Bundesver-
kehrsminister Andreas Scheuer (CSU),
in dessen Verantwortung bis 2030 rund
55 Millionen Tonnen CO
²
eingespart
werden müssen. Scheuers Vorschläge rei-
chen aber nur für gut die Hälfte dieses
Werts. Das besagt ein von Bundesum-
weltministerin Svenja Schulze (SPD) in
Auftrag gegebenes Gutachten, dessen
Sichtweise sich auch das Bundeskanzler-
amt angeschlossen hat. In mehreren Tref-
fen der Staats sekretäre konnte kein Ein-
vernehmen erzielt werden. Jetzt lässt das
Bundesforschungsministerium ein Kreuz-
gutachten als Schiedsurteil zwischen den
rivalisierenden Häusern erstellen.


Umstritten sind unter anderem die Beprei-
sung von CO
²
-Emissionen sowie die Vor-
gaben für Lkw. Einen Strafzuschlag für
den Kauf eines spritfressenden Autos, den
eine Wissenschaftlergruppe im Auftrag
seines Ministeriums erarbeitet hat, lehnt
Scheuer ab. Eine Sprecherin des Ministeri-
ums erklärte, die Berechnungen stützten
sich auf das »Datenmaterial der Experten-
der Arbeitsgruppe«. Man arbeite zudem
»mit anerkannten Forschungsinstituten an
der Bewertung« der Maßnahmen. GT

CHRIS EMIL JANSSEN / IMAGO IMAGES

E-Sport-Veranstaltung in Köln

FELIX ZAHN / PHOTOTHEK.NET
Scheuer, Schulze
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